Minirock

DerMinirock ist ein als kurzerRock geschneidertesBekleidungsstück, dessen untererSaum mehr oder weniger weit oberhalb desKnies endet.
Historie
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Überblick
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]In seiner Grundform war er zu unterschiedlichen Zeiten und in verschiedenenKulturen als praktische Bekleidung in Form einer um dieHüfte gebundenen Verhüllung derprimären Geschlechtsmerkmale zur ungehindert beinfreien Bewegung bekannt (siehe beispielsweiseLendenschurz oderSkort in der Sportbekleidung). In derAntike waren Miniröcke auch alsMännerröcke weit verbreitet, zum Beispiel inÄgypten undGriechenland. Heute noch gehören rote Miniröcke zur traditionellen Stammestracht derMassai-Männer.
Der als solcher benannte Minirock wurde Anfang der 1960er Jahre inEngland von derModedesignerinMary Quant für die Damenmode neu kreiert. Zunächst in der Öffentlichkeit aufgrund einererotisch interpretierten Signalwirkungskandalisiert, war er eines von mehreren prägenden Beispielen für diePopkultur und dieKleidermode der weiblichen Jugend der als „Westliche Welt“ bezeichneten Kulturen während der 1960er und 1970er Jahre. In der Gegenwart ist der Minirock – auch erweitert als Mini-Kleid – in unterschiedlichenStil-Variationen in der Alltagsbekleidung vonsäkular ausgerichtetenIndustriegesellschaften weitgehend etabliert und wird hauptsächlich in den warmen Jahreszeiten getragen.
Erster Minirock
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Der Minirock wurde durch den großen Erfolg der deutschen OperetteDer Zarewitsch von Lehár im Jahre 1932 in die Bühnenwelt eingeführt. Getragen wurde der Minirock mit wadenhohen und hochhackigen Lederstiefeln vonNora Weindl. Im 1934 erschienenen BuchBunte Bilder – Deutsche Bühne wurden entsprechende Bühnenfotos veröffentlicht.
In der Folgezeit wurden Miniröcke vor allem von Tänzerinnen in verschiedenen Filmen getragen. So sind inFrauen für Golden Hill (1938) während einer Gesangseinlage vonKirsten Heiberg mehrere Revuetänzerinnen in äußerst kurzen, futuristisch anmutenden Miniröcken zu sehen, die in der Mitte mit einem ebenfalls sehr knappen Oberteil verbunden sind.[1] Auch in den 1940er Jahren waren Miniröcke häufig inRevuefilmen undMusicals zu sehen. InDu warst nie berückender etwa präsentierte manRita Hayworth in der TanznummerShorty George, die sie gemeinsam mitFred Astaire absolvierte, in einem Faltenminirock mit zugehöriger Bluse, die über dem Bauchnabel zusammengeknotet war.[2] In den 1930er und 1940er Jahren gehörte der Minirock vor allem in den USA zum festen Bestandteil des Outfits von sogenanntenCigarette girls, die ihre Waren in Clubs und Bars feilboten. SolcheCigarette girls treten auch inNinotschka (1939) auf, wo sie kurze schwarze Minikleider mit Puffärmeln tragen, deren Saum weit oberhalb des Knies endet.[3] Im Alltag wurden solche Miniröcke oder -kleider damals nicht getragen.
1960er Jahre
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Der Minirock wurde wesentlich später von der britischen Modeschöpferin Mary Quant in die Modewelt wiedereingeführt.[4] Erstmals wurde der aus Deutschland der frühen 1930er-Jahre stammende und durch Mary Quant wiederentdeckte Minirock 1962 in der britischenVogue abgebildet. Schon drei Jahre später war das zunächst als skandalös empfundene Kleidungsstück zum weltweiten Verkaufsschlager avanciert. Der französische ModedesignerAndré Courrèges war für die Wiederentstehung des Minirocks mitverantwortlich, indem er ihn in der Pariser Modewelt etablierte.
Mary Quant wurde für ihren Mut und ihre sinnlichen, jungen Kreationen 1966 mit demOrder of the British Empire ausgezeichnet. Zur Verleihung imBuckingham Palace erschien sie im Minirock. Etwa im Sommer 1968 erreichte der Minirock seine maximale Popularität und 1969 (als „Mini-Mini“ oder „Mikrorock“)[5] die höchstmögliche Saumhöhe, wobei das Höschen zum öffentlich sichtbaren Bestandteil der Mode avancierte.
Wahrnehmung
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Der Minirock wurde teils alsProvokation oder als Ausdruck einer allgemeinenRespektlosigkeit wahrgenommen, teils aber auch als Zeichen eines neuen Selbstverständnisses und-bewusstseins der sich von überkommenen Zwängen befreit fühlenden Frauen verstanden. Die neue Länge konnte sich in allenGesellschaftsschichten durchsetzen. Selbst dasbritische Königshaus gab dem Trend nach und akzeptierte eine Länge von exakt sieben Zentimetern oberhalb des Knies. Miniröcke gab es bald in allen Materialien, von edel bis billig, und sie wurden bei jeder sich bietenden Gelegenheit getragen. Selbst im Winter wurden Miniröcke angezogen. Die Strumpfindustrie zog bald nach und brachte stattNylonstrümpfenStrumpfhosen auf den Markt, die große Aufmerksamkeit auf die Beine lenkten. Und auch steuerlich gab es einen Vorteil, denn der Minirock wurde zunächst aufgrund der eher kleinen Größe als Kinderkleidungsstück eingestuft. AuchKleider wurden gemäß der Minirocklänge zuMinikleidern.
Modische Konsequenz
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Nur kurze Zeit später brachte dieModeindustrie den bodenlangenMaxirock als Kontrastprogramm auf den Markt. Die nächste Steigerung im Jahr 1971 konnten deshalb nur dieHot Pants („Heiße Höschen“) bringen, die aber in den folgenden Jahren ebenso wie der Mini- und Maxirock durch die Zunahme langerFrauenhosen an Bedeutung verloren.
- Der Minirock in der Mode, 1970
- Frau im Minirock, 2006
- Frau im Mikrorock, 2006
Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Bianca Lang, Tina Schraml, Lena Elster:Der Minirock. Die Revolution – Die Macher – Die Ikonen. Edel-Edition, Hamburg 2009,ISBN 978-3-941378-05-6.
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Ariane Hoffmann:29.08.1964 - Der Minirock kommt nach Deutschland.WDRZeitZeichen vom 29. August 2014 (Podcast).
Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑Siehe:https://www.youtube.com/watch?v=XxwTGQFVxME
- ↑ Hier zu sehen:https://www.youtube.com/watch?v=WUhhKELUxB0
- ↑Foto unter:https://iamyouasheisme.files.wordpress.com/2010/08/want-cigarettes.png
- ↑Andrea Reiff, Nadine Soeffing: Minirock – Die Enthüllung des Frauenbeins. In: parapluie. Abgerufen am 16. Januar 2020.
- ↑Ganz entspannt. In:Der Spiegel. 33/1969, abgerufen aufSpiegel Online am 20. Januar 2011.