Millefleurs

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springenZur Suche springen
Einhorn im Gehege –Tapisserie, zwischen 1495 und 1505

Millefleurs (internationaler Sprachgebrauch; ausfranz.mille fleurs „tausend Blumen“), im Deutschen auchStreublumen, ist die Bezeichnung eines charakteristischenornamentalen Dekors, das fürWandteppiche derSpätgotik, d. h. an der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert, entworfen worden ist. Die Hauptmanufaktur für die Millefleurs-Teppiche wird inTournai vermutet, das zum damals kulturell führendenHerzogtum Burgund gehörte und ein bedeutendes Zentrum des Tuchhandels sowie der Anfertigung von hochwertigen Textilien war. Auch demLoire-Gebiet wird eine wichtige Millefleurs-Produktion zugeschrieben.

Im Millefleurs-Dekor ist eine säkulare oderallegorisch-religiöse Szenerie mit einer Vielzahl an Pflanzen, meist Blumen, ausgefüllt. Als herausragendes Beispiel dafür gilt der sechsteilige WandbehangDie Dame mit dem Einhorn imMusée national du Moyen Âge in Paris. Auch bei anderen bildlichen Darstellungen wie in der Tafelmalerei oder bei Illustrationen von Handschriften (Illuminationen) waren während derGotik Ornamente zur Gliederung des noch nicht perspektivisch entwickelten Hintergrundes üblich. Aufgebracht wurden neben stilisierten Pflanzen und Ranken auch Rosetten oder Sterne, goldfarben auf einer roten oder blauen Fläche und umgekehrt (vgl. etwa das französischeLilienbanner). Oft stellt die Szenerie ein Marienmotiv und einen Garten (Maria im Rosengarten oder imParadiesgärtlein) dar. Die Bemusterung mit Blumen steht dann alsMariensymbolik im Zusammenhang mit dem aus der Interpretation desHohen Liedes, 4.12 („Ein verschlossener Garten ist meine Schwester Braut, ein verschlossener Garten, ein versiegelter Quell“) abgeleiteten Motiv desHortus conclusus.

Millefleurs hat als Musterung mit vielen kleinen, gleichmäßig oder uneinheitlich verteilten Blumen auch für andere Stoffe (Gobelins,Tapeten) und Objekte (Keramik, Millefiori-Glaskunst derFratelli Toso) Anwendung gefunden. Insbesondere in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts war das Dekor wieder weit verbreitet. Noch heute bietet der Handel Reproduktionen historischer Millefleurs-Wandteppiche an.

Literatur

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
  • Florens Deuchler:Der Tausendblumenteppich in Bern (=Werkmonographien zur bildenden Kunst. Band 117). Reclam, Stuttgart 1966.

Weblinks

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
Commons: Mille-fleurs Tapisserien – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Abgerufen von „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Millefleurs&oldid=251013996
Kategorien: