Milchdrüse

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Schematischer Querschnitt durch die weibliche Brust: 1. Brustkorb mit Rippen, 2. großer Brustmuskel, 3. Brustdrüse, 4. Brustwarze, 5. Warzenhof, 6. Milchgänge, 7. Fettgewebe, 8. Haut

AlsMilchdrüse (lateinischGlandula mammaria, vonmamma „Zitze, Euter, weibliche Brustdrüse“;griech. μαστός,mastos) bezeichnet man die aus derMilchleiste hervorgehenden Drüsenkörper vonSäugetieren, die während derLaktationMilch zur Ernährung dessäugenden Nachwuchses bilden und abgeben können.

Es handelt sich dabei um spezialisierteHautdrüsen, die sich von einfachen, tubulären Drüsen ableiten lassen. Sie sind bei beiden Geschlechtern angelegt, werden jedoch meist nur beim weiblichen Geschlecht voll ausgebildet. BeimMenschen entwickeln sie sich erst während derPubertät zur Brustdrüse der paarigenweiblichen Brust.

Inhaltsverzeichnis

Phylogenese der Haut- und Milchdrüsen

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Die holokrinenTalgdrüsen (Glandula sebacea) als Anhänge der Haarbälge produzierenLipide und sondern sie ab. Diese schützen alsTalg oderSebum die Haut und das Fell von Säugetieren. Von ihnen werden als weitere Drüsenarten der äußeren Haut sowohl die kleinere (ekkrine)Schweißdrüse (Glandula sudorifera merocrina) wie auch die größere merokrine(apokrine) Schweißdrüse oderDuftdrüse (Glandula sudorifera apocrina) abgeleitet. Letztere bilden verschiedene fettige und proteinhaltige Sekrete, die durch dieHautflora verändert alsWirbeltierpheromone im Dienste der innerartlichen, vor allem sexuellen, aber auch der zwischenartlichen Kommunikation stehen (siehe auchJacobsonsches Organ). Diese Duftdrüsen sind auf bestimmte Körperregionen beschränkt und bilden unterschiedliche Düfte – etwa in den Achselhöhlen, in derAnal- undGenitalregion und entlang derMilchleiste; die im Hof um die Brustwarze gelegenen werden auchGlandulae areolares genannt.

Aus diesem Typ mit traubenförmig gebautem Drüsenkörper entwickelten sich in derEvolution der Säugetiere die auf ähnliche Weise sezernierenden Milchdrüsen. Man nimmt an, dass die ursprüngliche Aufgabe der Milchabsonderung des abgewandelten Drüsentyps darin bestand, das Gelege von Eier legenden basalen Säugetieren – ähnlich denKloakentieren – feucht zu halten undimmunologisch abzusichern. Dafür spricht:[1][2][3]

  • Kloakentiere besitzen keineZitzen, die Milch wird mittels Drüsen an einer behaarten Stelle an ihrem Bauch abgesondert.
  • Während derBrutzeit werden die Eier von einer klebrigen Substanz bedeckt, deren Herkunft unbekannt ist. Vor dem Legen bestehen die Eierschalen aus einer dreilagigen Schicht. Danach tritt eine vierte Lage von unterschiedlicher Zusammensetzung hinzu. Möglicherweise werden die klebrige Substanz und die vierte Eierlage von den Milchdrüsen erzeugt.
  • Sollte dies der Fall sein, dann ließe sich die Behaarung der Milch absondernden Region erklären: es dürfte leichter fallen, feuchte Substanzen über das Ei von einer breiten, behaarten Stelle aus zu verteilen als von einer kleinen, nackten Zitze.

Bau und Lage

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Die ursprünglichste Form der Milchdrüsen findet sich alsMilchfeld bei denKloakentieren. Hier sind alle Milchdrüsen vereinzelt in der Fläche und sezernieren die Milch in dieses Feld. Bei denHöheren Säugetieren sind die Ausgänge der Milchdrüsen alsZitzen zusammengefasst.

Nach der Lokalisation der Milchdrüsen unterscheidet man

Milchdrüsen.

Bei denBeuteltieren bildet sich um die Milchdrüse aus einer Hautfalte ein Beutel zur Aufnahme der Jungen.

Mammarkomplexe

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Korrosionspräparat der beiden Mammarkomplexe eines Schafeuters

Die Milchdrüse der Höheren Säugetiere setzt sich aus äußerlich abgrenzbaren Drüsenkomplexen zusammen. Jeder dieser Mammarkomplexe trägt eine Warze, die als Zitze und beim Menschen auch alsBrustwarze bezeichnet wird.

Die Anzahl der Mammarkomplexe ist je nach Art verschieden und steht in Zusammenhang mit der durchschnittlichen Anzahl der Jungen. BeiMensch,Pferd,Ziege undSchaf gibt es beidseits je einen, beimRind je zwei, bei derKatze vier, beimHund fünf (manchmal vier), beimSchwein sogar sechs bis acht Mammarkomplexe.

Hohlraumsystem

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Jeder Mammarkomplex kann ein (Wiederkäuer) oder mehrere (meiste Säugetiere) vollständig isolierte Drüsensysteme enthalten. Entsprechend gibt es auf einer Zitze einen oder mehrereStrichkanäle (Ductus papillares). BeimMenschen münden auf einer Papille 15–20 Strichkanäle, beim Hund acht bis zwölf, bei der Katze fünf bis sieben, beiPferd und Schwein zwei.

Das Hohlraumsystem beginnt mit blind endenden Säckchen, denAlveolen. Sie sind der Ort der Milchbildung und -speicherung. Von den Alveolen gehen ableitendeMilchgänge (Ductus lactiferi, EinzahlDuctus lactiferus) aus. Diese ergießen sich in eine Erweiterung, dieZisterne (Sinus lactifer), welche im Zitzenkanal (Strichkanal) nach außen führt.

Feinbau

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Lichtmikroskopisches Schnittbild der menschlichen proliferierenden Milchdrüse; oben im Bild ein kleiner Milchgang von dem Drüsenepithel ins Bindegewebe sprosst

Der Feinbau der menschlichen Milchdrüse ist abhängig vomMenstruationszyklus, von einerSchwangerschaft oder Stillperiode. Nur während letzterer ist die Drüse voll entwickelt. Die Alveolen besitzen ein einschichtigesEpithel. Je nach Füllungszustand ist es zylindrisch, bei gefüllten Alveolen abgeplattet. Bei der Milchbildung werden jeweils die Zellkuppen abgeschnürt und in das Lumen abgegeben (apokrineSekretion).

Zwischen den Epithelzellen und ihrerBasalmembran liegenKorbzellen. Sie besitzen die Fähigkeit zurKontraktion (sogenannteMyoepithelien), die durch dasHormonOxytocin ausgelöst werden.

Kleine Milchgänge haben ebenfalls ein einschichtigesEpithel, das auch nochMilch bildet. Die größeren Milchgänge besitzen ein ein- bis zweischichtiges Epithel. In ihrer Wand besitzen sie glatteMuskulatur, die dem Milchtransport dient. Das Epithel der Zisterne ist zweischichtig und kubisch, in der Wand liegen wiederum glatte Muskelfasern.

Der Strichkanal besitzt eine kutaneSchleimhaut, die stark verhornt ist. Die glatte Muskulatur bildet einenSchließmuskel (M. sphincter papillae), welcher zusammen mit Blutgefäßgeflechten und Schleimhautfalten für den Verschluss der Zitze sorgt und verhindert, dass die Milch einfach abtropft.

Erkrankungen

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Tumoren

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Hauptartikel:Brustkrebs undMammatumor

Tumoren der Milchdrüse gehören zu den am häufigsten beobachtetenNeoplasien der Frau, aber auch in der Kleintiermedizin. Speziell weiblicheHunde sind von diesem Phänomen betroffen. Anders als beim Menschen verhalten sich die gebildeten Tumoren in der Regel wenig aggressiv, obwohl sie häufig Mischformen aus gutartigen (benignen) undhistologisch bösartigen (malignen) Geschwülsten sind. Die Bildung von Milchdrüsentumoren scheint bei der Hündin hormonabhängig zu sein. Vor der erstenLäufigkeit kastrierte Hunde haben ein wesentlich verringertes Risiko der Tumorbildung. DieseFrühkastration ist jedoch vom Standpunkt desTierschutzes her umstritten. BeiKatzen ist die Aggressivität primärer Gesäugetumoren wesentlich höher und mit dem menschlichenBrustkrebs durchaus vergleichbar. Daneben treten Tumoren der Milchleiste auch bei anderen Kleinsäugern wieRatten oderHamstern auf.

Mastitis

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Hauptartikel:Mastitis undMastitis (Haustiere)

Eine Entzündung der Milchdrüse wird alsMastitis bezeichnet.

Eine große wirtschaftliche Bedeutung haben entzündliche Veränderungen desEuters bei milchliefernden Tieren. Die zu ihrer Bekämpfung meist eingesetzten lokalen Euterpräparate sind im Regelfall antibiotika-haltig. Der Verbraucherschutz erfordert somit eine mehr oder weniger langeWartezeit, bis die Milch des erkrankten Organs wieder in den Verkehr gebracht werden kann. Dieser Verdienstausfall kann für landwirtschaftliche Betriebe existenzbedrohend sein.

Incontinentia lactis

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AlsIncontinentia lactis („Milchträufeln“) wird eine Störung im Milchhaltevermögen durch unzureichenden Verschluss des Zitzenkanals bezeichnet. Sie entsteht häufig nach Zitzenverletzungen mit einer Beschädigung des Zitzenkanals.

Zusätzliche Darstellungen

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Literatur

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Weblinks

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Commons: Milchdrüse – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Milchdrüse – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelbelege

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  1. O.T. Oftedal:The mammary gland and its origin during synapsid evolution. In:Journal of Mammary Gland Biology and Neoplasia. 7. Jahrgang,Nr. 3, 2002,S. 225–252,doi:10.1023/A:1022896515287. 
  2. O.T. Oftedal:The origin of lactation as a water source for parchment-shelled eggs. In:Journal of Mammary Gland Biology and Neoplasia. 7. Jahrgang,Nr. 3, 2002,S. 253–266. 
  3. Lactating on Eggs (Memento vom 14. April 2009 imInternet Archive) Abgerufen am 1. Mai 2019.
Normdaten (Sachbegriff):GND:4169911-7(lobid,OGND,AKS)
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