Michael McFaul

Michael Anthony McFaul (*1. Oktober1963 inGlasgow,Montana) ist einUS-amerikanischer Professor fürPolitikwissenschaften undDiplomat. Er war vom 10. Januar 2012 bis zum Februar 2014 US-Botschafter derVereinigten Staaten inRussland. McFaul ist Absolvent derStanford University.
Leben
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Ausbildung
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Nach dem Schulbesuch inMontana studierte McFaul an der Stanford University inKalifornien. 1986 beendete er dort seine Studien mit den Abschlüssen einesBachelor of Arts (B.A.) in internationalen Beziehungen undslawischen Sprachen sowie einesMaster of Arts (M.A.) in Osteuropastudien. Zuvor hatte er im Rahmen einesAuslandsstudiums noch zwei Semester in derSowjetunion verbracht. Zuerst im Sommer 1983 an derStaatlichen Universität Leningrad und dann im Jahr 1985 ein Semester an derMoskauer Staatlichen Universität. Er ging anschließend nachOxford, wo er von 1986 bis 1988 in den Genuss einesRhodes-Stipendiums kam. In Oxford erwarb McFaul 1991 einenDoctor of Philosophy (Ph.D.) im FachInternationale Beziehungen.[1]
Laufbahn
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Von 1991 bis 1992 war erVisiting Research Fellow derHoover Institution an der Stanford-Universität und von 1992 bis 1994Research Associate am dortigenCenter for International Security and Arms Control.
Seit 1995 ist er als Professor für Politikwissenschaft an der Stanford-Universität tätig. Von 1995 bis 2001 alsAssistant Professor und von 2001 bis 2005 alsAssociate Professor. Anschließend war er von 2005 bis 2009 Direktor desCenter on Democracy, Development, and the Rule of Law amFreeman Spogli Institute for International Studies.

Im Januar 2009 ging McFaul dann nachWashington, D.C. und arbeitete dort bis Anfang 2012 circa drei Jahre in der Obama-Regierung für denNationalen Sicherheitsrat der Vereinigten Staaten alsSpecial Assistant to the President sowie leitender Direktor für russische und eurasische Angelegenheiten. Für Präsident Obama war McFaul, der ebenfalls Mitglied der Demokratischen Partei ist, gleichsam der Architekt seiner Russland-Politik und der Präsident beschloss deshalb im September 2011 ihn als Nachfolger vonJohn Beyrle zumamerikanischen Botschafter in Russland zu ernennen.[2] Am 10. Januar 2012 trat McFaul den Posten als Botschafter in Moskau an, kehrte jedoch schon zwei Jahre später, im Februar 2014, aus familiären Gründen nach Kalifornien in die USA zurück,[3] wo er seitdem wieder als Professor für Politikwissenschaften an die Universität Stanford arbeitet. Nachfolger auf seinem Posten in Moskau wurdeJohn F. Tefft.
Treffen mit der russischen Opposition
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Eine Woche nach seinem Postenantritt am 17. Januar 2012 kam es zu einem Treffen mit Spitzenkräften der russischen Opposition in der amerikanischen Botschaft. Bei diesem Treffen war der frühere Botschafter und damalige stellvertretende US-AußenministerWilliam Burns anwesend. McFaul erwähnte in seinem Blogeintrag vom selben Tag zwar den Besuch von Burns und ein Treffen mit Mitgliedern der russischen Opposition und mit Vertretern von NGOs. Worüber jedoch gesprochen wurde, verlor er kein Wort.[4] Das Treffen wurde landesweit publik, weil ein Kamerateam des zum russischen MedienkonzernGazprom-Media gehörenden privaten SendersNTW sich vor dem Gebäude der US-Botschaft aufgestellt hatte und die nacheinander eintreffenden Oppositionspolitiker nach dem Sinn des Treffens in der Botschaft befragte. Die Reaktionen der Oppositionspolitiker, die anscheinend nicht mit einem Kamerateam gerechnet hatten, fielen recht einsilbig aus.[5]Jewgenija Tschirikowa, Aktivistin beiStrategija-31 und der Bewegung zur Verteidigung des Chimki-Waldes,Boris Nemzow, Ko-Vorsitzender derPartei der Volksfreiheit (PARNAS),Lew Ponomarjow, Vorsitzender der Bewegung „Für Menschenrechte“,Sergei Mitrochin von derJabloko-Partei, Oksana Dmitrijewa, stellvertretende Vorsitzende der ParteiGerechtes Russland sowie Lilja Schibanowa, Vorsitzende der WahlbeobachtungsorganisationGolos, zeigten wenig Interesse den Zuschauern von NTW zu erklären, was der Sinn des Treffens mit den US-Spitzendiplomaten sei.[6] Das Verhalten der Vertreter von Opposition und NGOs hatte im Ergebnis zu einem beträchtlichen Imageschaden der russischen Opposition geführt.[7] Die Videozusammenschnitte der einzelnen Interviews, die ins Internet hochgeladen wurden, erfreuten sich eines großen Interesses. Der damalige russische PräsidentDmitri Medwedew bemühte sich in einer Erklärung zugunsten von McFaul die Angelegenheit zu entschärfen, indem er sagte, dass es zu den Aufgaben eines Botschafters gehöre, auch mit den Kräften der Opposition eines Landes zu sprechen. Dabei sollte lediglich nicht vergessen werden, dass man sich als amerikanischer Botschafter auf russischem Boden befinde.[8]
In einem Interview erwähnte McFaul, dass die russische Regierung geholfen habe Drohungen zu untersuchen, die er als Botschafter erhalten hatte.[9]
Gesetzgebung über ausländische Agenten
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Zu Beginn von McFauls Tätigkeit in Moskau wurde im Jahr 2012 das „Gesetz über „ausländische Agenten“ in Russland“ verabschiedet. McFaul betrachtete die damals gemachten Vergleiche zwischen dem immer noch angewendeten US-Gesetz zur Registrierung von „ausländischen Agenten“ FARA (Foreign Agents Registration Act) von 1938 mit dem neuen russischen Gesetz nicht nur als außerordentlich bedauerlich, er sah den Vergleich schlichtweg als falsch an. McFaul fühlte sich durch die Entwicklung sehr beunruhigt.[10] Zum Vergleich führte er eine Liste von Organisationen an, die 2011 nach dem FARA-Gesetz in ein Register eingetragen worden seien.[11] Jedoch unterstützte er grundsätzlich den Gedanken, dass NGOs ihre Finanzquellen offenlegen sollten, damit auf diesem Gebiet eine größere Transparenz einkehre. Das Thema war für McFaul besonders sensibel, weil er damals persönlich mit einer der unter das Gesetz fallenden Organisationen eng verbunden war und heute noch ist.[12]
Tod von Max Shatto
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Während der Amtszeit von McFaul ereignete sich auch im Januar 2013 der mysteriöse Tod eines dreijährigen russischen Adoptivkindes in Texas, Max Shatto/Maksim Kusmin. Der Junge war im November 2012 in die USA gekommen.[13] Dieser Fall, der nicht der erste seiner Art war, sorgte in Russland für viel Unruhe und belastete in der Folge das amerikanisch-russische Verhältnis.
McFaul beklagte in seinem Blog nach dem neuerlichen Fall die negative Darstellung seines Landes in manchen russischen Medien und dass die ganze Angelegenheit von diesen aufgebauscht und instrumentiert würde,[13][14]
Visa-Verweigerung 2016
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Als Michael McFaul im Spätherbst 2016 für die Einreise nach Russland ein Visum beantragte, wurde es ihm verweigert. Ein Mitarbeiter des russischen Außenministerium erklärte Journalisten vonTASS undRIA Novosti inoffiziell, dass nicht McFauls Nähe zu Obama der Grund für die Einreise-Verweigerung sei, sondern dass McFaul kein Visum mehr bekomme „wegen seiner aktiven Teilnahme an der Zerstörung des bilateralen russisch-US-amerikanischen Verhältnisses und seiner unablässigen Lobby-Arbeit zugunsten eines Feldzuges, um Druck auf Russland auszuüben.“[15]
Tätigkeiten in Organisationen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Michael McFaul war bzw. ist in zahlreichen, international wirkenden Organisationen in leitender Funktion tätig. So unter anderem imNational Endowment for Democracy[12], in derCarnegie-Stiftung für internationalen Frieden, beiHuman Rights Watch im Lenkungsausschuss, Europa- und Eurasien-Abteilung,World Economic Forum,Hoover Institution,Eurasia Foundation,Council on Foreign Relations u. v. m.
Er gehört dem Stiftungsrat derBoris Nemzow Stiftung für die Freiheit an.[16]
Wissenschaftlicher Ruf
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Michael McFaul gilt als einer der führenden Experten auf dem Gebiet des postkommunistischen Russlands, weshalb auch schon der vorhergehende PräsidentGeorge W. Bush dessen Beratung hinsichtlich Russland undWladimir Putin in Anspruch genommen hatte. Ebenfalls hatte schon Mitte der 1990er Jahre der damalige russische PräsidentBoris Jelzin McFauls Rat gesucht.[17]
Persönliches
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Michael McFaul ist mit Donna Norton verheiratet und hat mit ihr zwei Söhne.[3][18] Er spricht neben seiner Muttersprache Englisch auch fließend Russisch, sowie Polnisch und Portugiesisch.
Schriften (Auswahl)
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Post-Communist Politics: Democratic Prospects in Russia and Eastern Europe. (1993, international affairs)
- The Troubled Birth of Russian Democracy: Parties, Personalities, and Programs. (1993, international affairs)
- Russia's 1996 Presidential Election: The End of Polarized Politics. (1997, nonfiction)
- Russia's Unfinished Revolution: Political Change from Gorbachev to Putin. (2001, international affairs)
- Popular Choice and Managed Democracy: The Russian Elections of 1999 and 2000. (2003, international affairs)
- Power and Purpose: U.S. Policy Toward Russia After the Cold War. (2003, international affairs)
- Advancing Democracy Abroad: Why We Should and How We Can. (2009, international affairs)
- From Cold War to hot peace: An American Ambassador in Putin’s Russia. Houghton Mifflin Harcourt, Boston 2018,ISBN 978-0-544-71624-7.
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Offizielle Website
- Michael McFaul in derNotable Names Database (englisch)
- MICHAEL ANTHONY MCFAUL, Curriculum Vitae
- Biografie, carnegieendowment.org
- McFauls russischer Microblog (2012–2014)
Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑Michael A. McFaul, PhD, stanford.edu
- ↑Policy Adviser Tapped to Become U.S. Ambassador to Russia, nytimes.com, 29. Mai 2011
- ↑abМайкл Макфол: Пора, мой друг, пора!, livejournal.com, 4. Februar 2014
- ↑Мой первый рабочий день в Москве, livejournal.com, 17. Januar 2012
- ↑«Получение инструкций в посольстве США», vz.ru, 17. Januar 2012
- ↑Получение инструкций в посольстве США, youtube.com, 17. Januar 2012
- ↑Vladimir Frolov im März 2012:Russia Profile Weekly Experts Panel: United States Looms Large in Russian Elections (Memento vom 3. März 2015 imInternet Archive), russiaprofile.org, 2. März 2012
- ↑Vladimir Frolov schreibt dazu im März 2012:„Although President Dmitry Medvedev in his public comments at Moscow State University largely exonerated McFaul by saying that meeting with opposition figures was a routine occurrence, even he warned the new U.S. ambassador to Moscow that he is on Russian soil and should respect Russian political sensibilities.“Russia Profile Weekly Experts Panel: United States Looms Large in Russian Elections (Memento vom 3. März 2015 imInternet Archive), russiaprofile.org, 2. März 2012
- ↑„When I was ambassador, we did investigate threats. We took it very seriously, and so did the Russian government, by the way. They cooperated with us a couple of times.“
- ↑Reflections on My First Six Months as U.S. Ambassador to Russia, livejournal.com, 21. Juli 2012
- ↑Nach dem FARA-Gesetz fielen 2011 auch Unternehmen bzw. Organisationen aus Deutschland, wie beispielsweise die US-Vertretung des bayerischen Wirtschaftsministeriums oder dieDeutsche Telekom unter die Registrierungspflicht als „ausländische Agenten“:U.S. Department of Justice.Washington, D.C. 20530 Report of the Attorney General to the Congress of the United States on the Administration of the Foreign Agents Registration Act of 1938, as amended,for the six months ending June 30, 2011, fara.gov
- ↑abMichael McFaul (Memento vom 30. März 2015 imInternet Archive), ned.org
- ↑abMichael McFaul: Reflections on the Tragic Death of Max Shatto, livejournal.com
- ↑Why is Michael McFaul so sad and upset in Russia?, english.pravda.ru, 25. Februar 2013
- ↑Former US ambassador to Moscow banned from entering Russia, theguardian.com, 12. November 2016
- ↑Stiftungsrat. In:Boris Nemtsov Foundation for Freedom. (nemtsovfund.org [abgerufen am 15. Juni 2018]). Stiftungsrat (Memento desOriginals vom 16. Juni 2018 imInternet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäßAnleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/nemtsovfund.org
- ↑Stanford political scientist Michael McFaul takes a revolutionary new look at Russian politics, stanford.edu, 27. Jan. 2001
- ↑Independence Day RemarksSpaso House, July 4, 2013
Personendaten | |
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NAME | McFaul, Michael |
ALTERNATIVNAMEN | McFaul, Michael Anthony (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | US-amerikanischer Diplomat |
GEBURTSDATUM | 1. Oktober 1963 |
GEBURTSORT | Glasgow,Montana |