Metalcore
Metalcore ist einMusikgenre, das vorwiegend auf Elemente ausExtreme Metal undHardcore Punk zurückgreift.[1] In Anspielung an dieNew Wave of British Heavy Metal wird die seit 2003 boomende Musikrichtung auch aufgrund der Vielzahl amerikanischer Bands in diesem Genre oft mit dem ÜberbegriffNew Wave of American Heavy Metal gleichgesetzt.[2]
Bedeutende Bands des modernen Metalcore sind zum BeispielAtreyu,Architects,Bring Me The Horizon,Darkest Hour,As I Lay Dying,Unearth,August Burns Red,Caliban,Chimaira,Heaven Shall Burn,Parkway Drive,Killswitch Engage undMiss May I.[3]
Musik und Einstellung
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Metalcore ist ein Abkömmling desHardcore Punk, der mit den verschiedenen Genres der KategorieExtreme Metal fusioniert. Obwohl diverseCrossover-Bands – die ihre Form des Hardcore mit Elementen anderer Musikstile vermischten – durchaus zu den musikalischen Wurzeln des Metalcore zählen, finden sich keineHip-Hop-Wurzeln, wie sie beispielsweise imNu Metal vorhanden sind.[4]
Metalcore-Bands sind häufig musikalisch eher dem Metal näher, während sie ideologisch zumeist der Hardcore-Szene entsprechen: Inhaltlich befassen sich die Lieder z. B. mit Politik und persönlichen Problemen, anstelle der oft fiktiven und gewaltbezogenen Themen des Extreme Metal.[5][1] Das Erscheinungsbild der Anhänger hebt sich deutlich von dem derMetalszene ab: Häufig werdenCollege-Jacken, Röhrenjeans und weit geschnittene, an kurze Sporthosen erinnernde, „Mesh-shorts“ sowieBase-Caps getragen. Insgesamt erscheint der Kleidungsstil „jünger“ und modisch-moderner, wodurch die Szene sich modisch weniger stark abhebt als in anderen Metal-Dresscodes. Ein weiteres Merkmal des Stils ist eine starke Neigung zu Tattoos und Piercings unter den Anhängern der Szene (häufiggeweitete Piercings,Septum-Piercing usw.).
Auf Konzerten bestimmen nebenMoshing, Circle Pit und Wall of Death,Capoeira- oderKickbox-Bewegungen, auchViolent Dancing genannt, das Bild des modernen Metalcore.
Ursprung und Entwicklung
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Crossover
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Die Vorarbeit für die Entwicklung des Metalcore wurde bereits Mitte der 1980er Jahre geleistet, als Bands wieDirty Rotten Imbeciles,Corrosion of Conformity,S.O.D. und dieCrumbsuckers erstmals Hardcore und Metal miteinander verknüpften. Damals bezeichnete man diese Mixtur noch als Crossover, in den USA auchCrossover-Thrash[6] und späterMetallic Hardcore.[7] Bei einigen Gruppen war vor allem der Einfluss der Thrash-Metal-BandSlayer bezeichnend,[8] sodass einige Fanzines auch vonSlayercore als einem eigenständigen Stil sprachen. Vor allem New-York-Hardcore-Bands der alten Schule wieCro-Mags,Agnostic Front undMadball verwendeten bis Mitte der 1990er Jahre hinein Metal-Elemente,[8] auf die man danach aber oftmals wieder verzichtete. Während sichBiohazard nicht mit Metal-Elementen zufriedengaben und sogar Hip-Hop-Elemente in ihre Form des Crossover integrierten,[9] spielten andere Bands wiePro-Pain undMerauder eine besonders energiegeladene Version des Hardcore-Metal-Crossovers, welcher seit Mitte der 1990er Jahre alsMetalcore bezeichnet wurde.
Ian Christe beschreibt in seiner Metal-GenrechronikHeavy Metal – Sound of the Beast Bands wie S.O.D., Cro-Mags, D.R.I.,The Accüsed,Cryptic Slaughter und mehr unter dem Begriff Metalcore. Christe beschrieb den Begriff 2003 als eine in den 1980er-Jahren stattfindende Bewegung aus dem Punk-Underground, bei der einige Hardcore-Interpreten das Gitarrenspiel aus dem Metal für sich entdeckten. Die Musik dieser Bands sei im Ergebnis „zu dreckig und lärmend um Heavy Metal zu sein“ und zugleich „zu technisch versiert, um Punk zu sein“ gewesen. Das Bemühen dieser Interpreten nach künstlerischer Freiheit begründeten den Metalcore.[10]
„Old School“ und „New School“
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Der nächste Schritt in der Entwicklung des Hardcore war die „Spaltung“ in „Old School“ (z. B.Agnostic Front,Sick of It All,Slapshot) und „New School“ (z. B.Earth Crisis,Snapcase,Refused).[11][12] Die „alte Schule“ wird verstärkt von einer positiv-kritischen Attitüde, simplenRhythmen mit einer sehr hohen Taktgeschwindigkeit und einfachenGrooves geprägt, während sich die „neue Schule“ in komplexeren Musikgefilden wiederfindet und die Texte meist negativ-kritischen bis düsteren Inhalt haben.[11][12] Aus Abgrenzung zur experimentierfreudigen „New School“ verzichteten viele „Old School“-Bands wieder auf Crossover-Elemente und bevorzugten die Ur-Form des Hardcore Punks, wie er Anfang der 1980er gespielt wurde.[12]
„Beatdown“
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Ein besonderes Subgenre des Metallic Hardcores oder New School Hardcores ist der „Moshcore“, überwiegend auch als „Beatdown“ bezeichnet und von Gruppen wieShattered Realm undNasty vertreten.[13] Moshcore zeichnet sich durch einen langsameren Tempo-Beat, Groove-Orientierung und harteBreakdowns mit Tempowechseln aus, die die Menschenmenge vor der Bühne zum „moshen“ animieren sollen.[14] Einige moderne Beatdown-Gruppen fügen ihrer Musik mittlerweile auchRap-Parts hinzu.[15][13]
Melodic Metalcore
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Parallel dazu hat sich seit Mitte der 1990er Jahre im Untergrund eine Spielart des Hardcores entwickelt, die musikalisch recht nahe am extremen Metal, vor allem mit Einflüssen des skandinavischenMelodic Death Metals (Göteborger Schule) ist.[16] So finden sich hier sehr schnelle, teilweise demThrash Metal entliehene, Gitarrenhooks, gepaart mit doppelläufigen, zweistimmigen Melodielinien ebenso wie der typische Kreisch-Gesang wieder.[17]At the Gates, früheDark Tranquillity und Thrash-Metal-Ikonen wieSlayer, aber auch Black-Metal-Bands wieEmperor werden als große Einflüsse und Inspirationen genannt. Sich stark an Slayer orientierende Bands[18] wieMorning Again erreichten aber lediglich imUnderground bescheidene Bekanntheit, haben im Rahmen des Metalcore-Booms im neuen Jahrtausend aber einen gewissen Kultfaktor erreicht.[19]
All diese Entwicklungen mündeten schließlich in den Stil, der seit ca. 2003 unter dem Banner des „Metalcores“ zusammengefasst wird, obwohl die Bezeichnung selbst schon länger existiert. Der Großteil der Metalcore-Bands kommt aus den USA, zu den bekanntesten Bands gehörenAll That Remains,Killswitch Engage,As I Lay Dying,Parkway Drive (aus Australien),Bullet for My Valentine (aus Wales) undUnearth. Vorreiter in der deutschen Szene sind vor allem Bands wieCaliban,Heaven Shall Burn,Callejon,Hate Squad,Fear My Thoughts,Maroon,Narziss undNeaera,[20] die selbst auch mit dem Wort Metal als Oberbegriff für ihr musikalisches Schaffen keine Probleme haben. In den letzten Jahren bildeten sich international wie auch in Deutschland viele Bands dieses Genres.
Seit 2004 haben auch größere Musiklabels diese aufstrebende Musikrichtung entdeckt und so finden sich Heaven Shall Burn und Caliban derzeit aufCentury Media wieder,[21] währendMetal Blade die Münsteraner Neaera und die Schweizer Cataract als Zugpferde dieser Richtung im Programm hat.[22]Chimaira sind von Roadrunner Records zuNuclear Blast gewechselt, ebenso wieAs I Lay Dying, die von Metal Blade zu Nuclear Blast Records wechselten.[23] Damit geht auch eine Entwicklung weg vom Nischendasein einher und das „Phänomen“ Metalcore wird vonMajor-Labels an das Tageslicht gebracht.
Deathcore
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Mit dem Popularitätsanstieg des Metalcore bildeten sich im frühen 21. Jahrhundert mit Bands wieAll Shall Perish,The Red Chord undDespised Icon viele Gruppen heraus, die in den Metalcore wesentlich mehr Elemente desDeath Metal integrieren und somit mit dem Deathcore eine weitaus extremere Spielart des Metalcore begründeten.[1]
Bedeutende Alben
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Das deutsche MagazinVisions veröffentlichte im Februar 2021 eine Liste der 40 Metalcore-Alben für die Ewigkeit. Während das Magazin die Alben chronologisch nach Erscheinung sortiert ist die untere Aufstellung alphabetisch.[24]
- A Day to Remember –What Separates Me from You (2010)
- All That Remains –The Fall of Ideals (2006)
- Architects –Lost Forever // Lost Together (2014)
- Atreyu –The Curse (2004)
- August Burns Red –Constellations (2009)
- Avenged Sevenfold –Waking the Fallen (2003)
- Botch –We Are the Romans (1999)
- Bring Me the Horizon –Sempiternal (2013)
- Bullet for My Valentine –The Poison (2005)
- Caliban –The Undying Darkness (2006)
- Cave In –Until Your Heart Stops (1998)
- Chimaira –The Impossibility of Reason (2003)
- Coalesce –O:12 Revolution Is Just Listening (1999)
- Code Orange –Forever (2017)
- Converge –Jane Doe (2001)
- Darkest Hour –Undoing Ruin (2005)
- The Dillinger Escape Plan –Calculating Infinity (1999)
- Earth Crisis –Destroy the Machines (1995)
- Every Time I Die –Hot Damn! (2003)
- From Autumn to Ashes –Too Bad You’re Beautiful (2001)
- Hatebreed –Perseverance (2002)
- Heaven Shall Burn –Antigone (2004)
- Horse the Band –R. Borlax (2003)
- Killswitch Engage –Alive or Just Breathing (2002)
- Knocked Loose –A Different Shade of Blue (2019)
- Misery Signals –Of Malice and the Magnum Heart (2004)
- Morning Again –As Tradition Dies Slowly (1998)
- Neaera –Let the Tempest Come (2006)
- Norma Jean –Bless the Martyr and Kiss the Child (2002)
- Parkway Drive –Horizons (2007)
- Poison the Well –The Opposite of December (1999)
- Shadows Fall –The War Within (2004)
- Shai Hulud –That Within Blood Ill-tempered (2003)
- Suicide Silence –No Time to Bleed (2009)
- Trivium –Ascendancy (2005)
- Unbroken –Live. Love. Regret (1994)
- Unearth –The Oncoming Storm (2004)
- Vein –Errorzone (2018)
- While She Sleeps –This Is the Six (2012)
- Zao –Where Blood and Fire Bring Rest (1998)
Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Steven Blush:American Hardcore: A Tribal History. Feral House, Los Angeles 2001,ISBN 0-922915-71-7.
Siehe auch
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑abcMetalcore bei Nuclear Blast. nuclearblast.de, abgerufen am 21. August 2021.
- ↑The New Wave Of American Heavy Metal: where are they now? loudersound.com, abgerufen am 21. August 2021.
- ↑100 Best Metalcore Bands (Stand 13. Feb., 2020). spinditty.com, abgerufen am 21. August 2021.
- ↑Metalcore Definition. artsandculture.com, abgerufen am 22. August 2021.
- ↑Metalcore Merchandise. impericon.com, abgerufen am 22. August 2021.
- ↑Archivierte Kopie (Memento vom 14. Januar 2009 imInternet Archive)
- ↑http://www.metalsucks.net/2008/05/27/exclusive-interview-with-shai-hulud-guitarist-matt-fox/
- ↑abThe History of Metalcore. metalcorerocks.wordpress.com, abgerufen am 21. August 2021.
- ↑Biohazard bei mma. metalmusicarchives.com, abgerufen am 21. August 2021.
- ↑Ian Christe:Sound of the Beast. The Complete Headbanging History of Heavy Metal. HarperEntertainment, New York 2003,ISBN 0-380-81127-8,S. 181 (englisch).
- ↑abDie Szene des Hardcore-Punk. jugendszenen.com, abgerufen am 22. August 2021.
- ↑abcGeschichte des Hardcore Punk. aos.blogspot.de, abgerufen am 22. August 2021.
- ↑abBeatdown Hardcore – Definition und Beispiele. rateyourmusic.com, abgerufen am 22. August 2021.
- ↑Steven Blush: American Hardcore, S. 193.
- ↑Archivierte Kopie (Memento vom 20. September 2011 imInternet Archive)
- ↑History of Melodic Metalcore. rateyourmusic.com, abgerufen am 22. August 2021.
- ↑Melodic Metalcore bei MetalMusicArchives.com. metalmusicarchives.com, abgerufen am 22. August 2021.
- ↑ReviewAs Tradition Dies Slowly. metalobserver.com, abgerufen am 22. August 2021.
- ↑MORNING AGAIN: Hand of the Martyr (Re-Release)-Review. vampster.com, abgerufen am 22. August 2021.
- ↑Melodic Metalcore bei Metalkingdom.net. metalkingdom.net, abgerufen am 22. August 2021.
- ↑Aktuell, bei Century Media Records, unter Vertrag stehende Bands/Künstler. centurymedia.com, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 19. August 2021; abgerufen am 22. August 2021. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäßAnleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.centurymedia.com
- ↑Aktuell, bei Metal Blade Records, unter Vertrag stehende Bands/Künstler. metalblade.com, abgerufen am 22. August 2021.
- ↑Aktuell, bei Nuclear Blast Records, unter Vertrag stehende Bands/Künstler. nuclearblast.com, abgerufen am 22. August 2021.
- ↑o.A.:Der harte Kern. In:Visions, Ausgabe 336, S. 26–34