Mephistopheles

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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unterMephistopheles (Begriffsklärung) aufgeführt.
Mephistopheles überWittenberg, in einer Lithographie zu Goethes »Faust« vonFerdinand Victor Eugène Delacroix, 1828

Mephistopheles (kurzMephisto) ist der Name des oder einesTeufels imFauststoff. Es handelt sich um einen dienstbaren Geist, der um Beistand angerufen oder alsParedros(spiritus familiaris)magisch herbeigezwungen wurde.

Inhaltsverzeichnis

Etymologie

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Dieetymologische Herkunft des Namens ist nicht genau geklärt. In derHistoria von D. Johann Fausten und beiChristopher Marlowe findet sich die FormMephostophilis, während es beiWilliam Shakespeare in denLustigen Weibern von WindsorMephistophilus ist. In den alten Volksbüchern und Puppenspielen finden sich verschiedene Varianten wieMephostophiles,Mephostophilus, aber auch die heute geläufigste und beiJohann Wolfgang Goethe verwendete FormMephistopheles.

Daraus folgen unterschiedliche Herkunftsmöglichkeiten:

  1. Aus demHebräischen wird eine Verbindung der zwei Begriffemephir, auchmefir (Zerstörer, Verderber) undtophel hergeleitet.[1]
  2. Die ältere FormMephostophiles lässt sich (mit griechisch μή () – „nicht“, und φῶς, φωτός (phōs, photós) – „Licht“) deuten als „der das Licht nicht liebt“.
  3. Mephistophiles könnte aufLateinmephitis („schädliche Ausdünstung der Erde“)[2] undaltgriechisch φίλος (phílos – „Freund“, „geliebt“, „liebend“) zurückgehen („der denGestank Liebende“).

Eventuell bezieht sich dasVolksbuchHistoria von D. Johann Fausten von 1587, in welchem die Sage erstmals in gedruckter Form erscheint, auch aufMephitis, dieitalische Schutzgöttin der schwefelhaften Ausdünstungen. Zusätzlich erwägtEugen Wolff das Vorliegen einer „Namensverdrehung“ in satirischer Absicht, die etwa aus „Melantho Phil.“ unter Umkehrung von griechisch λανθάνειν (lanthanein – „verborgen“) in φωτός (photos – „Licht“) abgeleitet sein könnte, damit also versteckt aufPhilipp Melanchthon verweisen würde.[3]

Mephistopheles-Figuren in der Literatur

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Johann Faust

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Briefmarke von 1979: Johannes Faust mitHomunculus, Mephistopheles

In den Sagen um die historische PersonJohann Georg Faust ist Mephistopheles ein Teufel, der mit Faust einenTeufelspakt eingeht: Mephisto verpflichtet sich, Faust solange zu dienen, bis er einen ganz bestimmten Satz sagt, bzw. bis der ausgehandelte Zeitabschnitt abgelaufen ist (s. Volksbuch). Erst dann tauschen sie die Rollen und Faust ist dem Teufel verpflichtet. Dabei ist der Teufel eine relativ undefinierte Gestalt ohne eigene Persönlichkeit, er dient nur als Erklärung für Fausts Zauberkünste.

Christopher Marlowe

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InChristopher Marlowes DramaDie tragische Historie vom Doktor Faustus aus dem Jahre 1589 tritt Mephistopheles nebenBeelzebub als AbgesandterLuzifers auf und schließt mit Faust einen Teufelspakt.

Goethe

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AlsAntagonist inJohann Wolfgang GoethesFaust-Tragödie(Urfaust,Faust I,Faust II) versucht Mephisto, eine Wette mitGott abzuschließen. Er sagt, es werde ihm gelingen, den Doktor Heinrich Faust vom rechten Wege abzubringen. Nach einer folgenden Abmachung mit Faust selbst wäre dies alsdann gelungen, wenn Faust einen Augenblick so schön findet, dass er ihn auf Dauer festhalten möchte.

Diese Darstellung des Mephisto hat nicht sehr viel mit derchristlich-dogmatischen Vorstellung des Teufels zu tun. Goethes Mephisto verkörpert das Prinzip der Negation, ohne Seelenheil, Höllenfurcht etc. So lässt Goethe Mephisto von sich selbst sagen: „Ich bin der Geist der stets verneint! / Und das mit Recht; denn alles was entsteht / Ist werth daß es zu Grunde geht; / Drum besser wär’s daß nichts entstünde. / So ist denn alles was ihr Sünde, / Zerstörung, kurzdas Böse nennt, / Mein eigentliches Element.“ (V. 1338–1344)

Bereits imProlog gibt sich Mephistopheles selbst als Element der Welt zu erkennen und somit auch als eine „Schöpfung“ des Herrn. Als eine solche Schöpfung ist er eingebunden in den göttlichen Plan. Dieser besteht im ewigen Wandel, der sowohl die Schöpfung als auch die Zerstörung beinhaltet. Mephisto, als das Prinzip der Negation, ist deshalb für das Funktionieren der Welt zwingend notwendig und daher auch im Himmel geschätzt. Er bezeichnet sich selbst in Goethes Tragödie als „Ein Teil von jener Kraft, / Die stets das Böse will und stets das Gute schafft.“ (V. 1335–1336)

Sein eigentliches Ziel, die Zerstörung bzw. Verneinung der gesamten Schöpfung, kann er aber nie erreichen, da er im Grunde von Gott (als Sinnbild der Gesamtheit) gelenkt wird. Und obwohl Mephisto sich seiner Rolle voll und ganz bewusst ist, geht er seiner Arbeit immer mit ganzer Kraft nach. Er gilt als der beeindruckendste Charakter in Goethes Faust.

Es ist niemals zu erkennen, was ihn treibt; doch gibt er sich alle Mühe in einem Wettstreit, dessen Ergebnis schon längst feststeht.

Ein weiterer Interpretationsansatz ist es, die dramatische Figur des Mephistopheles als Veräußerung des Inneren Fausts zu sehen. Er stellt den zerstörerischen Teil Fausts (und damit auch des Menschen) dar.

Klaus Mann

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Der RomanMephisto vonKlaus Mann (erschienen 1936 im Exil) erzählt die Geschichte des Schauspielers Hendrik Höfgen (basierend aufGustaf Gründgens), der sich während derZeit des Nationalsozialismus mit den Machthabern arrangiert. Die Rolle des Mephisto in Goethes Faust gehört zu Höfgens (wie Gründgens’) Paraderollen. 1981 wurde der Roman vonIstván Szabó mitKlaus Maria Brandauer in der Hauptrolle verfilmt (sieheMephisto (Film)).

Weitere Verwendungen

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Zusätzlich zu den oben angeführten Beispielen kommt die Figur des Mephistopheles auch an anderer Stelle vor:

  • In derMarvel-Comic-VerfilmungGhost Rider wird sie vom amerikanischen SchauspielerPeter Fonda verkörpert
  • Im japanischenAnimeAo No Exorcist taucht eine Figur namensMephisto Pheles auf
  • Im AnimeSuite Precure heißt der BösewichtMephisto
  • InWalter Moers’ BuchDie Stadt der Träumenden Bücher gibt es einenPhistomefel Smeik. Dessen Vorname ist ein offensichtlichesAnagramm vonMephistofel, was typisch für Moers ist, da er auch für andere Figuren seiner Werke Namen gewählt hat, die Anagramme realer oder fiktiver Personen darstellen. In seinem zweiten FilmDas kleine Arschloch und der alte Sack – Sterben ist Scheiße wird Mephisto vom dort dargestellten Teufel ebenfalls zitiert
  • Im ComputerspielDiablo II ist Mephisto Herr des Hasses und eines der drei Übel
  • Im Computer- und KonsolenspielDie Sims 3 trägt der Sensenmann den NamenMephisto Schauder
  • Am 14. September 2018 erschien das LiedMephisto des deutschen RappersBushido. Im Lied wird der Teufelspakt erwähnt und Bushidos ehemaliger GeschäftspartnerArafat Abou-Chaker mit Mephisto verglichen
  • Die BandRosenstolz hat ein Lied namens Mephisto geschrieben
  • Falco veröffentlichte 1992 auf seinem AlbumNachtflug einen Song mit dem Titel:Dance Mephisto
  • der nordamerikanische Country-Folk-SängerJohn Prine besingt Mephisto in seinem 1991er LiedThe Sins of Mephisto

Siehe auch

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Literatur

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  • Irene Gerber-Münch (1997):Goethes Faust.Eine tiefenpsychologische Studie über den Mythos des modernen Menschen.
  • Carl Gustav Jung:Psychologie und Alchemie.
  • Carl Gustav Jung:Symbolik des Geistes.

Weblinks

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Einzelnachweise

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  1. Andrea Komp:Faust I – Inhalt, Hintergrund, Interpretation. Verlag Mentor, München 2008, S. 42.
  2. Eintragmephistis in Albert Martins Latein-Wörterbuch
  3. Eugen Wolff:Faust und Luther. Ein Beitrag zur Entstehung der Faustdichtung. Verlag von Max Niemeyer, Halle 1912,S. 97 f. (archive.org [PDF]). 
  4. Achtung: Die Datenbasis hat sich geändert; bitte Ergebnis überprüfen undSBB=1 setzen
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