Mauer






EineMauer (von althochdeutschmūra,mūri, entlehnt von gleichbedeutendlateinischmūrus) ist eine massiveWand ausMauerwerk. Traditionell werden Mauern vonMaurern erstellt.
Die untere Begrenzung einer Mauer (bzw. des sie tragenden Mauerfundaments) wirdSohle, die obereKrone genannt, oft bedeckt mit einer Mauerabdeckung.
Begriff
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Umgangssprachlich wird mit dem BegriffMauer meist jedes freistehendes und flächigesBauwerk bezeichnet. In seiner üblichen Bedeutung als einer ausSteinen undMörtel errichteten Wand wurde das Wort in der Zeit entlehnt, als germanische Stämme die römische Steinbautechnik kennenlernten, und ist daher – wie viele andere Begriffe des Bauwesens auch – lateinischen Ursprungs.[1] Ihre Entsprechung bei den Germanen war die geflochtene und lehmverschmierte Wand. Von dem Wort Wand ist dann auch das Genus auf Mauer übertragen worden.[2]
Umgangssprachlich werden die Begriffe Mauer und Wand oft synonym verwendet. Fachlich ist das jedoch falsch. Heute werden mit ähnlicher Funktion häufig Wände ausStahlbeton erstellt, als nichttragende Innenwände auch inTrockenbauweise. Ihre Fertigung geschieht nicht durch Zusammenfügen von Steinen, sondern durch Gießen von Beton in eineSchalung. Auch Grenzwände bzw. Wände und Befestigungsanlagen zur Stadt- und Landesverteidigung bzw. zur Verhinderung von Flucht werden umgangssprachlich als Mauer bezeichnet, auch wenn sie nicht gemauert sind (Beispiele:Stadtmauern,Berliner Mauer).
Funktionen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Mauern haben die Funktion, Bereiche räumlich zu trennen bzw. zu begrenzen (→Einfriedung). Menschen bauen Mauern, um sich zu schützen. Sie sollen das Eigene bewahren und die Zugehörigkeit räumlich definieren. Jede Mauer kann damit immer auch als ein Postulat des „Wir“ gegen die „Anderen“ verstanden werden: Mauern trennen.[3] Die Schutz-Funktion kann sehr vielfältig sein: Windschutz, Sichtschutz, Schutz vor Flucht, Schutz vor dem unerlaubte Eindringen, Schutz vor Gewalt, Schutz vor Tieren, Schutz vor Hochwasser oder anderen Naturgewalten usw.
Als Teil der Gebäudehülle eines Gebäudes bieten Mauern auch Schutz gegen ungewollte Klimaeinflüsse wie Kälte oder Hitze. Zusätzlich können Mauern (insbesondere in Gebäuden) auch eine tragende Funktion für das Gesamtbauwerk haben, d. h. tragende Bauteile sein und so zurTragstruktur eines Bauwerks gehören.
Beispiele:
- Gefängnismauern: Umwehrung zur Außensicherung vonJustizvollzugsanstalten
- Grenzmauer,Kordon,Wehrmauer: Vor der Erfindung derArtillerie warenBurgen und viele Städte durch mitZinnen undTürmen versehene Schutzmauern bewehrt. Da diese heute für eine Verteidigung keine Bedeutung mehr haben, sind die Städte über ihreStadtmauern hinaus gewachsen, viele wurden dabei geschleift. Historische Stadtmauern sind zum Beispiel dieAurelianische Mauer oderServianische Mauer inRom
- Staumauer, um Flüsse oder Seen aufzustauen
- Stütz- oder Abfangmauern dienen dazu, Gelände abzutreppen oder steileBöschungen abzufangen
- Schutzmauer wieStrahlenschutzmauern als industrielle Strahlensterilisatoren oder Splitterschutzmauern, z. B. zwischenTransformatorblöcken
- Aus- oderEinwanderung behindern
- Sichtschutz vor unerwünschten Einblicken
Material
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Mauerwerk ist ein (Gefügewerkstoff), der aus Mauersteinen und Mauermörtel hergestellt wird. Aufgeschichtete Mauern ohne Verwendung von Mörtel stellen eine Sonderbauform dar und werdenTrockenmauern genannt. Die Mindestanforderungen an die mechanischen Eigenschaften, die Qualität sowie die Güteüberwachung der Baustoffe Stein und Mörtel sind in Europa in zahlreichen Baustoffnormen geregelt. Mauersteine werden nach künstlich hergestellten Steinen undNatursteinen unterschieden. Künstlich hergestellte Mauersteine werden nach ihren Ausgangsstoffen eingeteilt. Natursteine kommen im modernenBauwesen meistens bei der Instandsetzung von Natursteinmauerwerk und nur selten bei Neubauten zum Einsatz. Es werden alle in der Natur vorkommenden Gesteinsarten, die über eine ausreichende Mindestdruckfestigkeit verfügen sowie keine Struktur- und Verwitterungsschäden aufweisen, verwendet.[4] Mauern können aus regelmäßigen oder unregelmäßigen Schichten von Steinen bestehen, aber auch wild durcheinander aufgetürmt werden, so dass sich keine durchgehenden Schichten ergeben. Während die Natursteine nur in der Mauerwerkbemessungsnormen derDIN EN 1996 Eurocode 6: Bemessung und Konstruktion von Mauerwerksbauten geregelt sind, werden die Anforderungen an künstlich hergestellte Mauersteine in verschiedenen Baustoffnormen beschrieben. So sind Keramikklinker als Teilgebiet der Mauerziegel zum Beispiel in der DIN 105-4 genormt.[5]
Aus Pflegegründen kann eineMauertrockenlegung notwendig sein.
Bekannte Mauern
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Berliner Mauer, als Teil von dem Grenzbefestigungssystem derDDR während der Teilung Deutschlands vom Jahr 1961 bis 1990
- Chinesische Mauer, chinesische Grenzbefestigung, seit dem 5. Jh. v. Chr., längstes Bauwerk der Welt
- Hadrianswall undRaetischer Limes, römischer Grenzwall, Baubeginn 122 n. Chr.
- Klagemauer in der Altstadt vonJerusalem, bedeutendstes Heiligtum des Judentums.
- Limes, als Teil von dem Grenzbefestigungssystem der Römer
- Mauern von Babylon, eines derSieben Weltwunder, um 600 v. Chr. fertiggestellt
- Teile derIsraelischen Sperranlagen imWestjordanland
- Stadtmauern von Jericho, biblischer Mythos
- Theodosianische Mauer vonKonstantinopel, seit dem 5. Jh.
- Türkisch-syrische Grenzmauer
- US-amerikanisch-mexikanische Grenzmauer
Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Marianne Birthler, Lars Krückeberg, Wolfram Putz:Unbuilding Walls. Vom Todesstreifen zum freien Raum. 1. Auflage. Birkhäuser, Basel 2018,ISBN 978-3-0356-1594-4.
- Astrid Nunn (Hrsg.):Mauern als Grenzen. Verlag Philipp von Zabern, Mainz 2009,ISBN 978-3-8053-3934-6.
- Tobias Prüwer:Welt aus Mauern. Eine Kulturgeschichte. Wagenbach, Berlin 2018,ISBN 978-3-8031-2796-9.
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Mauer im Katalog derDeutschen Nationalbibliothek
- Wenn Mauern Welten trennen. Österreichischer Rundfunk, 29. Dezember 2013, abgerufen am 13. Januar 2019.
Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑Wolfgang Pfeifer:Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. Deutscher Taschenbuch Verlag, 1997. (LemmaMauer)
- ↑Kluge:Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 25. Auflage. Walter de Gruyter, Tübingen 2011,ISBN 978-3-11-022364-4,S. 608.
- ↑Marianne Birthler, Lars Krückeberg, Wolfram Putz:Unbuilding Walls. Vom Todesstreifen zum freien Raum. 1. Auflage. Birkhäuser, Basel 2018,ISBN 978-3-0356-1594-4,S. 6.
- ↑Günter Pfeifer:Mauerwerk Atlas. In:Detail. Institut für internationale Architektur-Dokumentation GmbH, München 2001,ISBN 3-7643-6478-5,S. 55.
- ↑DIN 105-4 Mauerziegel – Teil 4: Keramikklinker. Beuth, Berlin Januar 2019.