Durch den Einsatz vonSklaven konnte die Massenproduktion bereits in derAntike im großen Stil sichergestellt werden. Dies begann systematisch im Verlauf desZweiten Punischen Kriegs ab 218v. Chr. mit kriegsbedingter Massenproduktion.[2] Die gab es auch bei denRömern mit den massenweise hergestelltenTerra Sigillata im 1. Jahrhundert vor Christus,[3] dieGriechen stellten zur gleichen Zeit dieMastoid massenweise her.
Massenproduktion wird jedoch am ehesten mit derIndustrialisierung assoziiert. Dieerste industrielle Revolution nach 1750 ergab sich aus der Transformation einigerAgrarstaaten zuIndustriestaaten. Die Industrie versteht sich seitdem als eine Form der wirtschaftlichen Tätigkeit, die durch Massenproduktion, intensiven Einsatz vonMaschinen, hoheArbeitsteilung und Beschäftigung von unqualifiziertenArbeitskräften gekennzeichnet ist.[6] Durch die Erfindung der ersten leistungsfähigenDampfmaschine vonJames Watt im Jahre 1765 beschleunigte sich der Industrialisierungsprozess. In England wurdenZiegel nach der Erfindung desHoffmannschen Ringofens (1858) in Massenproduktion hergestellt und in alle Gebiete des Landes transportiert.[7]
Die Massenproduktion beschränkte sich nicht aufmarktwirtschaftlich orientierte Staaten, sondern auchsozialistische Staaten erkannten deren Vorteile. Hier bildeten die Prinzipien Arbeitsdisziplin, Richtlinien-Management,zentrale Planung und Massenproduktion die Hauptstrukturen der sozialistischen Wirtschaft.[11] Während derAußenhandel sozialistischer Staaten bei Gütern der Massenproduktion, beiGroßprojekten,Industrieanlagen und Konsumgütern in den Wirtschaftsplanungen nach Einzelpositionen planbar war, ließ sich der Warenaustausch bei Spezialgütern schwer planen.[12] Die sozialistische Gesellschaft sei im Gegensatz zumKapitalismus – bei dem Kooperation und Arbeitsteilung durch Profitschranken begrenzt wären – in der Lage, alle Vorzüge der Massenproduktion bewusst und planmäßig im Rahmen der gesamten Volkswirtschaft auszunutzen.[13] Dabei übersah der Autor, dass Kooperation und Arbeitsteilung gerade im Kapitalismus derGewinnmaximierung dienen.
Da sich die Wettbewerbsbedingungen im Laufe der Zeit änderten, erschlossen sich neue Formen der Produktion. Das Modell derflexiblen Spezialisierung geht auf die Untersuchungen vonCharles F. Sabel und Michael J. Piore zurück, die 1984 die Entwicklung von Arbeits- und Produktionsformen analysierten und zu der Auffassung gelangten, dass die Grenzen der Massenproduktion erreicht seien.[14] Die sogenannteindividualisierte Massenfertigung (englischmass customization) setzte nach 1995 ein und richtete ihren Fokus auf individuelle Kundenwünsche,Flexibilität undheterogene Märkte. Dieses noch relativ junge Produktionsprinzip ist beispielsweise in derAutomobil-,Computer-,Elektrowerkzeug- undTextilindustrie beliebt. Ein Vorteil dieser Technik liegt in der Kombination von Standardisierung und Individualisierung, so dassSkaleneffekte bei gleichzeitig hoherProduktdifferenzierung realisierbar sind.[15]
produktions- und absatzverwandte Produkte in verschiedenen Ausprägungen, die in größerenStückzahlen nacheinander auf derselben Produktionsanlage hergestellt werden
Es kommt insbesondere darauf an, ob eine oder mehrereProduktionsanlagen zum Einsatz kommen und inwieweit dieDurchlaufzeiten synchronisiert sein müssen.
Wegen höherer Rationalisierungskosten wird derProduktionsprozess zwar unelastisch, doch wird dies durch höhereAuslastung derKapazitäten wegen des Gesetzes der Massenproduktion durch sehr niedrigeStückkosten überkompensiert.
Massenprodukte sind starkstandardisiert undhomogen, so dass Arbeitsvorbereitung und Vertrieb erheblich erleichtert werden. Dagegen wird der Produktionsprozess unflexibler und ist durch hoheMonotonie derArbeit gekennzeichnet.
Frank Thomas Piller:Mass Customization. Ein wettbewerbsstrategisches Konzept im Informationszeitalter. Deutscher Universitäts-Verlag u. a., Wiesbaden 2000,ISBN 3-8244-7156-6 (Zugleich: Würzburg, Universität, Dissertation, 1999:Kundenindividuelle Massenproduktion (Mass Customization) als wettbewerbsstrategisches Modell industrieller Wertschöpfung in der Informationsgesellschaft.).
B. Joseph Pine:Massgeschneiderte Massenfertigung. Neue Dimension im Wettbewerb. Wirtschaftsverlag Ueberreuter, Wien 1994,ISBN 3-901260-66-8.
Hartmut Storp:Ablaufplanung und Kostenvergleichsrechnung für veränderte Arbeitsstrukturen der Massenproduktion (=Hannemann Verlag. Wissenschaftliche Reihe. Bd. 2). Hannemann Verlag, Husum 1982,ISBN 3-88716-008-8 (Zugleich: Hannover, Universität, Dissertation, 1981).
Volker Wittke:Wie entstand industrielle Massenproduktion? Die diskontinuierliche Entwicklung der deutschen Elektroindustrie von den Anfängen der „großen Industrie“ bis zur Entfaltung des Fordismus (1880–1975). Edition Sigma, Berlin 1996,ISBN 3-89404-415-2 (Zugleich: Göttingen, Universität, Dissertation, 1995).