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Massenproduktion

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Fließband in einemHyundai-Werk inUlsan

Massenproduktion (oderMassenfertigung;englischmass production) ist in derWirtschaft einFertigungstyp, bei dem dieProduktion und derVertrieb von großenMengen anProdukten oderDienstleistungen stattfindet. Gegensatz ist dieEinzelfertigung.

EinMassengut ist hingegen ein unverpacktes Erzeugnis wie zum Beispiel einSchüttgut.

Allgemeines

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Viele Güter und Dienstleistungen müssen zur Deckung der hohenNachfrage in großen Mengen bereitgestellt werden, damit es nicht zuAngebotslücken oderNachfrageüberhängen kommt, die durchLieferengpässe undRegallücken sichtbar werden. Hierzu gehören vor allemKonsumgüter (Verbrauchsgüter wieLebensmittel oderGetränke,Gebrauchsgüter wieHaushaltsgeräte oderKraftfahrzeuge) und Massendienstleistungen (wieDaseinsvorsorge,Post,Schulen oderTelekommunikation). Die Massenfertigung solcher Güter und die Massendienstleistungen kennzeichnen eineIndustriegesellschaft.[1] Es handelt sich meist um Güter und Dienstleistungen, die durch ständigenVerbrauch oder intensiveNutzung vom Konsumenten stets neu beschafft werden müssen.

Geschichte

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Durch den Einsatz vonSklaven konnte die Massenproduktion bereits in derAntike im großen Stil sichergestellt werden. Dies begann systematisch im Verlauf desZweiten Punischen Kriegs ab 218v. Chr. mit kriegsbedingter Massenproduktion.[2] Die gab es auch bei denRömern mit den massenweise hergestelltenTerra Sigillata im 1. Jahrhundert vor Christus,[3] dieGriechen stellten zur gleichen Zeit dieMastoid massenweise her.

Dasvenezianische Arsenal, im Grunde die ersteFabrik überhaupt, produzierte ab 1104 nahezu täglich einSchiff. In ihren Blütezeiten beschäftigte die Fabrik 16.000 Menschen. Die zunehmendeMonetarisierung in der Wirtschaft führte imMittelalter zur Massenproduktion vonMünzen.Barbarossa ließ um 1180 inSchwäbisch Hall denDenar massenweise prägen.[4] Etwa zur gleichen Zeit kam es zur Massenproduktion vonAgrarprodukten.[5]

Massenproduktion wird jedoch am ehesten mit derIndustrialisierung assoziiert. Dieerste industrielle Revolution nach 1750 ergab sich aus der Transformation einigerAgrarstaaten zuIndustriestaaten. Die Industrie versteht sich seitdem als eine Form der wirtschaftlichen Tätigkeit, die durch Massenproduktion, intensiven Einsatz vonMaschinen, hoheArbeitsteilung und Beschäftigung von unqualifiziertenArbeitskräften gekennzeichnet ist.[6] Durch die Erfindung der ersten leistungsfähigenDampfmaschine vonJames Watt im Jahre 1765 beschleunigte sich der Industrialisierungsprozess. In England wurdenZiegel nach der Erfindung desHoffmannschen Ringofens (1858) in Massenproduktion hergestellt und in alle Gebiete des Landes transportiert.[7]

Kunststoffe eignen sich besonders für die Massenproduktion.[8]Plastwerkstoffe entwickelten sich ab 1839 alsGrundstoffe für die Massenproduktion. Das nachLeo Hendrik Baekeland benannteBakelit erhielt 1907 einPatent und avancierte zum ersten Massenkunststoff.[9]Fritz Klatte ließ sich 1912 dasPolyvinylchlorid (PVC) patentieren, dessen vielfältige Verwendung es zur Massenware werden ließ.

OrganisatorischeInnovationen wie dieArbeitsteilung imTaylorismus ab 1913 oder der nach 1914 beginnendeFordismus, der auf stark standardisierter Massenproduktion vonPersonenkraftwagen mit Hilfe hoch spezialisierter, monofunktionaler Maschinen undFließbandfertigung beruhte, unterstützten den Aufstieg der industriellen Massenproduktion. DieZweite industrielle Revolution brachte Deutschland alsTechnologieführer hervor. Zu den neuen forschungs- und wissensorientiertenWirtschaftszweigen zählten hier neben derchemischen Industrie und derElektrotechnik auch derMaschinenbau und dieoptische Industrie.[10]

Die Massenproduktion beschränkte sich nicht aufmarktwirtschaftlich orientierte Staaten, sondern auchsozialistische Staaten erkannten deren Vorteile. Hier bildeten die Prinzipien Arbeitsdisziplin, Richtlinien-Management,zentrale Planung und Massenproduktion die Hauptstrukturen der sozialistischen Wirtschaft.[11] Während derAußenhandel sozialistischer Staaten bei Gütern der Massenproduktion, beiGroßprojekten,Industrieanlagen und Konsumgütern in den Wirtschaftsplanungen nach Einzelpositionen planbar war, ließ sich der Warenaustausch bei Spezialgütern schwer planen.[12] Die sozialistische Gesellschaft sei im Gegensatz zumKapitalismus – bei dem Kooperation und Arbeitsteilung durch Profitschranken begrenzt wären – in der Lage, alle Vorzüge der Massenproduktion bewusst und planmäßig im Rahmen der gesamten Volkswirtschaft auszunutzen.[13] Dabei übersah der Autor, dass Kooperation und Arbeitsteilung gerade im Kapitalismus derGewinnmaximierung dienen.

Da sich die Wettbewerbsbedingungen im Laufe der Zeit änderten, erschlossen sich neue Formen der Produktion. Das Modell derflexiblen Spezialisierung geht auf die Untersuchungen vonCharles F. Sabel und Michael J. Piore zurück, die 1984 die Entwicklung von Arbeits- und Produktionsformen analysierten und zu der Auffassung gelangten, dass die Grenzen der Massenproduktion erreicht seien.[14] Die sogenannteindividualisierte Massenfertigung (englischmass customization) setzte nach 1995 ein und richtete ihren Fokus auf individuelle Kundenwünsche,Flexibilität undheterogene Märkte. Dieses noch relativ junge Produktionsprinzip ist beispielsweise in derAutomobil-,Computer-,Elektrowerkzeug- undTextilindustrie beliebt. Ein Vorteil dieser Technik liegt in der Kombination von Standardisierung und Individualisierung, so dassSkaleneffekte bei gleichzeitig hoherProduktdifferenzierung realisierbar sind.[15]

Übersicht

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Nach derHomogenität der Produkte und der Häufigkeit der Leistungswiederholung wird zwischenEinzelfertigung, Massenfertigung,Serienfertigung undSortenfertigung unterschieden:[16]

FertigungstypMerkmaleBeispiele
EinzelfertigungeinProdukt/eineDienstleistung wird nur einmal hergestellt, auch wenn später gleiche oder ähnliche Produkte/Dienstleistungen hergestellt werdenBauwirtschaft,
Friseur
MassenfertigunggroßeMengen an Produkten/Dienstleistungen werden wiederholt auf derselbenProduktionsanlage hergestelltKonsumgüter,Zahlungsverkehr
Serienfertigungdie gleichzeitige oder unmittelbar aufeinander folgendeProduktion mehrerer gleichartiger Produkte (Serie) auf verschiedenen ProduktionsanlagenAutomobilindustrie,
Modeindustrie
Sortenfertigungproduktions- und absatzverwandte Produkte in verschiedenen Ausprägungen, die in größerenStückzahlen nacheinander auf derselben Produktionsanlage hergestellt werdenBrauerei,
Buchdruck

Es kommt insbesondere darauf an, ob eine oder mehrereProduktionsanlagen zum Einsatz kommen und inwieweit dieDurchlaufzeiten synchronisiert sein müssen.

Merkmale der Massenproduktion

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Massenproduktion findet alsGroßserienfertigung inMehrproduktunternehmen, aber auch inEinproduktunternehmen statt, wobei stets eine hohe Produkthomogenität vorliegt.[17]

Merkmale der Massenproduktion sind:[18]

Massenproduktion bedeutet die Herstellungstandardisierter Massengüter mitspezialisierten Produktionsmitteln:[19]

FertigungstypQualifikation
Personal
Produkt-/DienstleistungsqualitätProduktionsmittelKosten/Marktpreise
Einzelfertigunghochindividualisiertflexible MaschinenDurchschnittskosten konstant, keine Preissenkungspotenziale
Massenproduktionniedrigstandardisiertspezialisierte Maschinensinkende Durchschnittskosten, hohe Preissenkungspotenziale
Serienfertigungniedrigstandardisiertspezialisierte MaschinenKostenvorteile beiKleinserien, mittlere Preissenkungspotenziale
flexible SpezialisierunghochEinzelfertigunghochgradig flexible MaschinenKostenvorteile beiKleinserien, geringere Preissenkungspotenziale

Typisch für die Massenfertigung sind zudemAkkordarbeit, hoherAutomatisierungsgrad undFließfertigung.

Wirtschaftliche Aspekte

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Für die Massenproduktion ist derArbeitsablauf mit einer dieArbeitsintensität und dieTaktzeit berücksichtigendenAblaufplanung von wesentlicher Bedeutung. Zu gewährleisten ist ein gleichmäßiger Materialfluss, der mit derJust-in-time-Produktion zu harmonisieren ist. Die Massenproduktion kann in besonderem Maße dasGesetz der Massenproduktion ausnutzen, das durchFixkostendegression gekennzeichnet ist und überSkaleneffekte zu Preissenkungen führen kann. Dies ist besonders erkennbar aufMassenmärkten (wie etwa bei billigenMassengütern,Massenmedien, derMassentierhaltung oder beimMassentourismus). Mit der Massenproduktion gehen eine hoheLagerumschlagshäufigkeit und eine hoheReichweite einher. Über eine Steigerung der Arbeitsintensität kann dieArbeitsproduktivität verbessert werden.

Massenprodukte sind starkstandardisiert undhomogen, so dass Arbeitsvorbereitung und Vertrieb erheblich erleichtert werden. Dagegen wird der Produktionsprozess unflexibler und ist durch hoheMonotonie derArbeit gekennzeichnet.

Auch derDienstleistungssektor hat die Massenproduktion übernommen. ImBankwesen findet er imstandardisierten Privatkundengeschäft über konfektionierteBankgeschäfte imbargeldlosen Zahlungsverkehr (Überweisung,Echtzeitüberweisung,Dauerauftrag,Lastschrift) undFinanzprodukte (Girokonto,Spareinlagen) statt.Versicherer bieten standardisierteVersicherungsarten (Krankenversicherung,Lebensversicherung) an.

Siehe auch

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Literatur

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  • Frank Thomas Piller:Mass Customization. Ein wettbewerbsstrategisches Konzept im Informationszeitalter. Deutscher Universitäts-Verlag u. a., Wiesbaden 2000,ISBN 3-8244-7156-6 (Zugleich: Würzburg, Universität, Dissertation, 1999:Kundenindividuelle Massenproduktion (Mass Customization) als wettbewerbsstrategisches Modell industrieller Wertschöpfung in der Informationsgesellschaft.).
  • B. Joseph Pine:Massgeschneiderte Massenfertigung. Neue Dimension im Wettbewerb. Wirtschaftsverlag Ueberreuter, Wien 1994,ISBN 3-901260-66-8.
  • Hartmut Storp:Ablaufplanung und Kostenvergleichsrechnung für veränderte Arbeitsstrukturen der Massenproduktion (=Hannemann Verlag. Wissenschaftliche Reihe. Bd. 2). Hannemann Verlag, Husum 1982,ISBN 3-88716-008-8 (Zugleich: Hannover, Universität, Dissertation, 1981).
  • Volker Wittke:Wie entstand industrielle Massenproduktion? Die diskontinuierliche Entwicklung der deutschen Elektroindustrie von den Anfängen der „großen Industrie“ bis zur Entfaltung des Fordismus (1880–1975). Edition Sigma, Berlin 1996,ISBN 3-89404-415-2 (Zugleich: Göttingen, Universität, Dissertation, 1995).

Weblinks

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Wiktionary: Massenproduktion – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Massenproduktion – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Helge Lenné,Jugend zwischen Tradition und Demokratie, 1967, S. 99
  2. Dess Schomerus,Gott zeigte auf Amerika, 2012, S. 104 ff.
  3. Christoph Hinker,Ausgewählte Typologien provinzialrömischer Kleinfunde, 2013, S. 2011
  4. Alfred Haverkamp,Aufbruch und Gestaltung: Deutschland 1056-1273, Band 1, 1993, S. 296 f.
  5. Christoph A. Kern,Typizität als Strukturprinzip des Privatrechts, 2013, S. 245
  6. Lothar Wildmann,Einführung in die Volkswirtschaftslehre, Mikroökonomie und Wettbewerbspolitik, 2007, S. 29
  7. Reinhard Welz (Hrsg.),Alte europäische Städte in alten Stichen und Zeichnungen, 2006, S. 25
  8. Anke Braun,Bertelsmann-Jugend-Lexikon, 2007, S. 348
  9. Wiebe E. Bijker,Of Bicycles, Bakelites and Bulbs: Toward a Theory of Sociotechnical Change, 1997, S. 101 ff.
  10. Hans-Werner Hahn,Die industrielle Revolution in Deutschland, 2005, S. 42
  11. Robin Murray,Fordismus und sozialistische Entwicklung (frei zugängliche PDF), in:PROKLA (81), 1990, S. 94
  12. Jiří Kosta,Sozialistische Planwirtschaft: Theorie und Praxis, 1974, S. 46
  13. Hermann Wagener,Ökonomik der Arbeit, 1968, S. 340
  14. Michael J. Piore/Charles F. Sabel,The Second Industrial Divide: Possibilities for Prosperity (deutschDas Ende der Massenproduktion), 1984, S. 301 f.
  15. Thomas Kotulla,Strategien der internationalen Produktstandardisierung und -Differenzierung, 2012, S. 62 FN 70
  16. Siegfried G. Häberle,Das neue Lexikon der Betriebswirtschaftslehre, 2008, S. 422
  17. Horst Wildemann,Massenfertigung, in: Wolfgang Lück (Hrsg.),Lexikon der Betriebswirtschaft, 2004, S. 455
  18. Verlag Dr. Th. Gabler (Hrsg.),Gablers Wirtschaftslexikon, Band 4, 1984, Sp. 255 f.
  19. nach Klaus Schubert,Handwörterbuch des ökonomischen Systems der Bundesrepublik Deutschland, 2005, S. 14
Normdaten (Sachbegriff):GND:4037873-1 (GND Explorer,lobid,OGND,AKS) |LCCN:sh85081905
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