Mashak

Mashak, auchmašak, maśak, mashaq, mashq (Hindi, vonpersisch, „Ledersack“), ist eine in der nordindischen Volksmusik gespielteSackpfeife mitEinfachrohrblättern im Melodie- und Bordunrohr. Ein Vorläufer dermashak mit einer Spielpfeife ohneBordun hieß aufSanskritnagabaddha. Hauptsächlich von Straßensängern zur Liedbegleitung werden in Südindien die Sackpfeifen mit nur einer Bordunpfeife,sruti upanga undtitti, verwendet. Die selten gewordenen indischen Sackpfeifen wurden in vielen Regionen durch die schottischeGreat Highland bagpipe ersetzt. Diese ist in der HimalayaregionGarhwal alsmashak bin bekannt.
Herkunft
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Sackpfeifen kommen von den Britischen Inseln (Great Highland bagpipe), der spanischen Atlantikküste (galicische Gaita) und Tunesien (mezwed) im Westen über Mittel- und Osteuropa (duda) bis in denKaukasus (gudastviri inGeorgien) und bis Indien im Osten vor.[1] Ihr geographischer Ursprung ist unbekannt, er wird im westlichen Asien, also im arabisch-persisch-indischen Kulturraum vermutet. Der traditionell aus einem Tierbalg angefertigte Luftsack wurde vermutlich anfangs nicht zum Musizieren, sondern als Blasebalg der Schmiede gebraucht. Im altägyptischenTheben wurde Mitte des 2. Jahrtausends v. Chr. mit Hilfe von Blasebälgen ein Schmiedefeuer erzeugt, um Eisen zu schmelzen.[2] Im hebräischen BuchDaniel kommt das aus demgriechischensýmphōnia (συμϕωνία, „zusammenklingend“) entlehnte Wortśûmponyâ vor, welches mutmaßlich den harmonischen Zusammenklang zweier Spielröhren meint und entsprechend (von Derenbourg/Jastrow, 1887, und anderen) als Namen der Sackpfeife interpretiert wurde.[3] Auch wennśûmponyâ unstrittig als ein Musikinstrument oder Blasinstrument gelesen wird, so gilt die ursprüngliche Bedeutung „Sackpfeife“ weder für das griechische Wort noch für das abgeleitete italienischezampogna als gesichert.[4] Ebenso fragwürdig sind die Deutung eines um 1000 v. Chr. datiertenhethitischen Reliefs ausAlaca Höyük und derakkadische Nametakaltu derAssyrer im 7. Jahrhundert v. Chr. als Sackpfeife.Takaltu bezog sich vermutlich auf etwas aus Holz oder Leder, also auf einen Kasten oder einen Sack.[5] Zuverlässig erwähnt erst der griechische RednerDion Chrysostomos im 1. Jahrhundert n. Chr. eine Pfeife (aulein), die mit dem Mund oder mit Luft aus einem unter der Armbeuge gedrückten Sack geblasen wurde. Alsascaules (askaulos, vonaskos, „Tierhaut“ undaulos, „Röhre“, „Blasinstrument“) bezeichnete er die „Sackpfeifer“.[6] Bis zu einem „Brief an Dardanus“ eines Pseudo-Hieronymus genannten, unbekannten Verfassers im 9. Jahrhundert gibt es keine weiteren Hinweise auf europäische Sackpfeifen; zu den ersten arabischen Quellen im 11. Jahrhundert, die denmizmar al-dschirab („Rohrblattinstrument mit Sack“) erwähnen, gehörtAvicenna. Über eine Verbindung zwischen den antiken und mittelalterlichen Sackpfeifen ist nichts bekannt.[7]
Auf einen wahrscheinlich westasiatischen Ursprung der Sackpfeife verweist die in jener Region bis heute übliche Blastechnik, die Rohrblätter gänzlich in den Mundraum zu nehmen und mitZirkularatmung kontinuierlich Töne zu produzieren. Der Luftsack kann als technische Erleichterung für die ununterbrochene Spielweise eingeführt worden sein.[8] Im gesamten Verbreitungsgebiet der Sackpfeife, von Westeuropa bis Indien, gibt es auchHornpipes in unterschiedlichen Variationen. Diese einfachen Hirteninstrumente, bestehend aus ein bis zwei Spielröhren mit Schallbechern, kommen als mögliche Vorläufer der Sackpfeifen in Betracht und dürften folglich entsprechend alt sein.
Rohrblattinstrumente sind inMesopotamien seit dem 3. Jahrtausend v. Chr. in Gestalt zweier Blasinstrumente bekannt, die wie beim altgriechischenaulos vom Spieler in einem spitzen Winkel gehalten und gleichzeitig geblasen werden. InSüdasien sind entsprechende gedoppelte Blasinstrumente als Reliefabbildungen aus der Zeit desIndo-Griechischen Königreichs (2./1. Jahrhundert v. Chr.) in der buddhistischen Kunst vonGandhara überliefert. Ähnliche Abbildungen blieben amStupa I vonSanchi (1. Jahrhundert v. Chr.) und imkuschanazeitlichenMathura (2. Jahrhundert n. Chr.) erhalten. Heute kommen gedoppelte Blasinstrumente in Südasien nur gelegentlich in manchen Regionen in der Volksmusik vor. Hierzu gehören dieDoppelflötedoneli im Süden Pakistans und die seltene, paarweise gespielte Messingtrompetetirucinnam in Südindien. In altindischer Zeit waren Doppelblasinstrumente ebenfalls selten. Wenn sie auf Steinreliefs zu sehen sind, zeigen sie Musiker, die zu einer Gruppe fremder Menschen gehören, die von weither angereist waren.[9] Deraulos wurde vermutlich wie seine heutigen arabischen Nachfahren im Orient (mizmar,zummara,midschwiz) mit Zirkularatmung gespielt, wobei der Musiker mit seinem Mundraum eine Art Windkammer bildet. Für Indien ergibt sich hieraus eine fast zwangsläufige Entwicklung zu Blasinstrumenten mit einer starren Windkammer aus einem Bambusrohr, Tierhorn oder am geeignetsten aus einerKalebasse. Das Rohrblatt bei den (relativ wenigen) indischen Einfachrohrblattinstrumenten wird nicht mit den Lippen gefasst, stattdessen besitzen diese Blasinstrumente in Indien starre Windkammern, die eine kontinuierliche Spielweise ermöglichen und die Rohrblätter umschließen.[10] Eine parallele Erscheinung war die Verbreitung der Windkapselinstrumente mit Doppelrohrblatt in der europäischenRenaissance- undBarockmusik des 16. und 17. Jahrhunderts.[11] Eine Ausnahme ist diepepa im nordostindischen BundesstaatAssam, die aus zwei Bambusröhren mit Einfachrohrblatt besteht, welche der Spieler mit dem Mund anbläst. Am unteren Ende geht jede Röhre derpepa in ein Büffelhorn oder einen metallenen Schallbecher über.[12]

Das bekannteste indische Blasinstrument mit einer Kalebassenwindkammer ist diepungi (vonHindiponga, „hohl“), die eine Spielröhre und eine parallel befestigte Bordunröhre besitzt. Die Alternativnamenbeen (wie auch das Saiteninstrumentvina genannt wird) undmahudi (zumohori) reichen in altindische Zeit zurück. Bei der eng verwandtentarpu bläst der Spieler in das Ende einer länglichen Kalebasse, in deren anderem Ende zwei parallele Spielröhren mit Einfachrohrblättern stecken. Eine zweite, an den unteren Enden beider Röhren befestigte Kalebasse dient als Schallbecher. Der Schritt zur Sackpfeife, bei der die starreWindkapsel durch einen elastischen Sack ersetzt wird, macht die Tonerzeugung vom konstanten Blasdruck des Spielers unabhängig, sodass der Spieler Pausen zum Luftholen erhält. Diese Weiterentwicklung – die Erfindung der Sackpfeife – könnte laut Curt Sachs (1915) in Indien stattgefunden haben.[13] Da Dudelsäcke mit zwei Pfeifen außer in Indien traditionell auch weiter westlich im Orient bis nach Nordafrika vorkommen (etwaney anban, auchnay mashak, in Iran) gibt Sachs (1930) das westliche Asien einschließlich Indien als wahrscheinliche Herkunftsregion der Sackpfeife an.[14]
Die indischen Sackpfeifen stellen die instrumentenkundlich nächsten Verwandten der genannten Windkapselinstrumente dar.[15] Ein anderer Versuch, um wie mit den starren Windkapseln die Lippen des Spielers von den Rohrblättern zu trennen, stellt derchorus (Mittellatein, voncorium, „Fell“, „Haut“) des frühen europäischen Mittelalters dar. In einer Handschrift desWalahfrid Strabo aus dem 9. Jahrhundert bläst ein Musiker durch eine Röhre in einen runden Luftsack und bedient mit einer Hand eine einzelne Spielröhre mit vier Fingerlöchern. Die primitive Sackpfeife besaß keine Bordunröhre und der vor das Gesicht gehaltene Sack wurde der Abbildung zufolge nicht gepresst.[16]
Eine äußerlich ähnliche, aber nach der Klangerzeugung andere Instrumentengruppe bilden dieMundorgeln, bei denen mehrere Pfeifen mit einerdurchschlagenden Zunge aus einer gemeinsamen Windkapsel mit Blasluft versorgt werden. Die meisten Vertreter dieser Gruppe sind in Ost- und Südostasien verbreitet (sheng,qeej undkhaen). In Indien gehört hierzu dierasem im äußersten Nordosten.
Das persische Wortmashak („Ledersack“, „Wassersack“) lautete insassanidischer Zeitmittelpersischmustak. Im westiranischenTaq-e Bostan stellen sassanidische Felsreliefs dieInvestituren dreier Könige und andere Szenen dar. Das Relief der Hirschjagd zeigt mehrere Reihen von Figuren, die Musikinstrumente spielen. Zwei Musiker einer Vierergruppe blasen in ein unförmiges Instrument, das sie in Kopfhöhe halten. Der Musikhistoriker Carl Engel (1874) interpretierte dieses als Sackpfeife, möglicherweise aufgrund der ungenauen Umzeichnung.[17]Henry George Farmer (1938) kam dagegen zu dem Ergebnis, dass es sich wegen der Spielhaltung um eine der chinesischensheng ähnliche Mundorgel handeln dürfte, die unter dem Namenmuschtaq sīnī („chinesischemuschtaq“) bekannt war.[18]
Bauform
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Der Sack einermashak besteht aus dem luftdicht verarbeiteten Leder eines ganzen Ziegenbalges. Er ist enthaart und schwarz glänzend. Die Herstellung von Ledersäcken hat in Indien eine lange Tradition, da sie primär für außermusikalische Zwecke gebraucht werden. Mit Luft gefüllte Ledersäcke dienten seit alter Zeit – abgesehen von Blasebälgen – als Auftriebskörper für Flöße, um Flüsse zu überqueren. Bis heute wird in ihnen Trinkwasser aufbewahrt oder sie werden verwendet, um den staubigen Boden mit Wasser zu besprenkeln.
Die nordindische Sackpfeifemashak besitzt ein kurzes Einblasrohr aus Bambus und üblicherweise zwei Bambusröhren mit Einfachrohrblättern, eines für die Melodie und das andere für den Bordunton. Die beiden miteinander verklebten Pfeifen sind in Rajasthan 24 Zentimeter lang. Die Spielpfeife dermashak hat sechs Grifflöcher, die Bordunpfeife gleich viel oder weniger. Die Löcher der Bordunpfeife werden je nach gewünschter Tonhöhe mit schwarzem Wachs verschlossen. Die Pfeifenrohre können mit bunten, herabhängenden Stoffstreifen und Quasten verziert sein. Der Ton der beiden Pfeifen ist wesentlich leiser als die Spielpfeife mit Doppelrohrblatt des schottischen Dudelsacks. Neben der Hindi-Bezeichnungmashak ist in Nordindien der alte Sanskritnamenagabaddha geläufig, der früher auch für eine Sackpfeife mit nur einer Melodiepfeife ohne Bordunpfeife stand.
InAndhra Pradesh heißt die Sackpfeife aufTelugutitti („Sack“), ebenso in anderen südindischen BundesstaatenKanaresisch undMalayalam, sowie inTamilsruti upanga oderbajanasruti. Diesruti upanga mit nur einer Pfeife ist dem Namen nach, der sich aus Sanskritshruti („das Gehörte“) undupanga („Anhängsel“, „Ergänzung“) zusammensetzt, wie dietitti hauptsächlich ein Borduninstrument. Nach der Beschreibung des englischen Majors Charles Russell Day (1860–1900) inBritisch-Indien von 1891 besitzt diesruti upanga eine kurze Blasröhre und eine längere Spielpfeife aus Pflanzenrohr mit Einfachrohrblatt. Das schwarze Wachs, mit dem die Bordunpfeifenlöcher verschlossen werden, dient auch zur Abdichtung des Ledersacks.[19]
Die heute überwiegend in Indien verwendete Sackpfeife ist dieGreat Highland bagpipe, die um die Mitte des 18. Jahrhunderts mit den Soldaten der schottischen Highland Regiments nach Südasien gelangte.[20] Dieser Sackpfeifentyp wird in Nordindien industriell vor allem inMeerut hergestellt. Einer der größten Fabrikationsorte vonGreat Highland bagpipes weltweit istSialkot in Pakistan.[21]
Spielweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Indische Sackpfeifen sind oder waren vonAfghanistan überPakistan bis Südindien verbreitet. In vielen Regionen hat jedoch die während der britischen Kolonialzeit eingeführteGreat Highland bagpipe die indischen Sackpfeifen verdrängt und sich auch in Gebieten etabliert, in denen zuvor keine Sackpfeifen gespielt wurden.[22]
In den BundesstaatenRajasthan,Madhya Pradesh,Uttar Pradesh undUttarakhand gehören indische Sackpfeifen bis heute zu manchen zeremoniellen Ensembles, die traditionell bei Familienfeiern und anderen festlichen Anlässen spielen. Sackpfeifen spielen in den meisten Fällen bei Hochzeiten, sie begleiten Volkstänze und Lieder. Die für die Aufführung im Freien bestimmten Ensembles bestehen im Wesentlichen aus der Kegeloboeshehnai, anderen Blasinstrumenten und Trommeln, darunter der Kesseltrommelnaqqara, und werdenshehnai-naubat genannt, in Anlehnung an die früheren großen Palastorchesternaubat. Sackpfeifen können hierbei dieshehnai als Melodieinstrument unterstützen oder ersetzten.
Mashak bin
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In der pakistanischen ProvinzKhyber Pakhtunkhwa und mancherorts in Nordindien wird die Sackpfeife auchmashak bin oderbin baja genannt (nicht zu verwechseln mit der zentralindischen Bogenharfebin-baja). In der HimalayaregionGarhwal in Uttarakhand ist diemashak baja (kurzmashak) ein unverzichtbarer Bestandteil der Hochzeitszeremonie. Ein oder zwei Spieler dermashak baja gehen mit Trommlern dem Hochzeitszug voraus. Die große Fasstrommeldhol und die kleine, schalenförmige Kesseltrommeldamau (dhamu) werden stets paarweise verwendet.[24] Die bei Hochzeiten und öffentlichen zeremoniellen Anlässen spielenden Musiker sind Mitglieder der Auji-Erbkaste; nach ihrem Trommelspiel heißen sie auch Dholaks. Sie gelten als sozial niedriger stehend als die Musikerkaste der Hurkiyas, die mit den Sanduhrtrommelnhurka oderdaunr epische Lieder singen und bei privaten Geisterbeschwörungszeremonien auftreten.[25]
Das Trommelpaar kann auch bei anderen Gelegenheiten gespielt werden, dagegen wird diemashak baja in Garhwal praktisch nie außerhalb von Hochzeiten eingesetzt. Die groß gewachsenen und hellhäutigen Garhwali gehörten mit denSikhs undGurkhas zu den Bevölkerungsgruppen, die bevorzugt während der Kolonialzeit alsSepoy in dieBritisch-Indische Armee aufgenommen wurden. Diemashak baja entspricht dem Typ der schottischenGreat Highland bagpipe, der vermutlich um die Mitte des 19. Jahrhunderts nach Garhwal gelangte. Indische Sackpfeifen waren dort vorher unbekannt. Es heißt, dass Musiker aus Garhwal nach der Entlassung aus dem Militärdienst ihre Sackpfeife als Andenken mitnehmen durften. Anstelle der Sackpfeife werden bei manchen Hochzeiten die von früher bekannten, S-förmig gebogenen Naturtrompetenransingha, gerade Langtrompetenbhankora oder die aus der städtischen Hochzeitsmusik übernommenen europäischen Blechblaskapellen gespielt. Neben dem Zusammenhang mit dem britischen Militär hält Andrew Alter (1997) die Gebirgslage für einen Faktor, der dazu beigetragen hat, dass Sackpfeifen bei Hochzeiten in Garhwal zu einem festen Bestandteil der Zeremonien wurden. Die zuvor verwendeteransingha und die mitZirkularatmung gespielte Kegeloboeshehnai machen zwar den Hochzeitszug auf ähnlich große Entfernung hörbar wie die Sackpfeife, letztere ist aber beim Gehen auf Bergpfaden weniger anstrengend zu spielen.[26]
Mashak
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Bekannt ist der Einsatz der traditionell-indischenmashak bei den Bhopas von Rajasthan. Die Bhopas sind eine religiöse und soziale Kastengruppe, die unterschiedliche Gottheiten verehrt. Sie singen von der Spießlauteravanahattha begleitete religiöse Lieder, betätigen sich als Geister (bhutas) austreibende Priester und führen wie die bengalischenPatua Stoffbildrollen (phad) vor. Mataji ka Bhopa heißt eine Untergruppe der Bhopas, welche die regionale Muttergöttin Mataji verehrt und zu ihren Liedernmashak spielt.[27]
Diehinduistische Gemeinschaft der Jogi Nath pflegt ebenfalls eine eigene Tradition in Rajasthan. „Jogi“ ist von Sanskrityogi für einenYoga-Übenden abgeleitet, „Nath“ bezeichnet eine bestimmte hinduistische Sekte. Eine Untergruppe der Jogi Nath sind die Kalbelia, die alsSchlangenbeschwörer und Pflanzenheilkundige herumziehen und deren Frauen den gleichnamigen Tanz aufführen.[28] InAlwar treten die Musiker der Jogi Nath entweder als Solosänger auf, die sich auf einer einfachen Variante der Streichlautesarangi mit drei Melodiesaiten oder einermashak begleiten oder in kleinen Ensembles mit bis zu fünf Mitgliedern spielen. Üblicherweise tritt ein Sänger als Leiter des Ensembles hervor, manchmal wechseln sich zwei Sänger gleichberechtigt ab. Unterbrechungen im musikalischen Ablauf entstehen, wenn ein Sänger seine leere Sackpfeife wieder aufblasen muss. Jeder Sänger begleitet sich selbst auf einem der beiden Melodieinstrumente. Der Tonumfang der Gesangsstimme und der Melodieinstrumente geht selten über eineOktave hinaus, in manchen Fällen ist er deutlich geringer. Die Jogi Nath nennen die Sackpfeife üblicherweisepungi, so wie die Schlangenbeschwörer unter ihnen ihr Windkapselblasinstrument. Die Spielpfeife dermashak produziert in der Praxis drei bis vier Töne, weitere Töne lassen sich zwar erreichen, sie erklingen jedoch weder sauber noch laut genug. Die auf der Sackpfeife gespielten Melodien haben meist C als Grundton (Tonika), die Bordunpfeife ist eineQuarte tiefer als der Grundton gestimmt. Die Sänger bleiben, wenn sie sich mit dermashak begleiten, überwiegend innerhalb des vom Instrument vorgegebenen, engen Tonraums. Für den Rhythmus sorgen die Fasstrommeldholak, das Kesseltrommelpaarnagara, die Holzklappernkartal und kleineZimbelnjanjh. Manche Sänger begleiten ihre Lieder mit einerZupftrommel, die hierbhapang heißt, oder anstelle dermashak mit der Langhalslautetandura.[29]
Titti
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Südindische Instrumente mit nur einer Bordunpfeife können ein Überbleibsel der ältesten Sackpfeifen, eine Rückbildung des nordindischen Typs mit zwei Pfeifen oder eine eigens den Erfordernissen der südindischen Musik angepasste Sonderform darstellen. Im Süden sind Spielweise und musikalische Verwendung von Sackpfeife undpungi ähnlich. Ein indischer Geschichtenerzähler, der sich mit dem Bordun einertitti begleiten möchte, bläst wie im Norden zunächst den Luftsack prall auf, klappt dann die Einblasröhre zur Seite und beginnt seinen Gesangsvortrag, während er durch leichten Druck auf den Sack einen Pfeifenton hervorbringt. In Andhra Pradesh tragen Geschichtenerzähler beispielsweise das telugusprachige EposPalnati Virula Katha vor, das von Palanati Brahmanaidu handelt, der im 12. Jahrhundert das ungefähr im heutigen DistriktGuntur gelegene Herrschaftsgebiet Palnadu verwaltete. Das Epos beschreibt die für die nationale Geschichtstradition bedeutende Schlacht von Palnadu und wurde vom bekannten Telugu-Dichter Srinatha (1365–1441) verfasst. Die Aufführung des Epos findet an besonderen Festtagen in Hindutempeln statt, in denen die Helden der Schlacht verehrt werden. Mehrere Sänger tragen die Verse vor, während sie rhythmisch von der Doppeltrommelpambai und dem Bordunton einertitti begleitet werden.[30]
Sruti upanga
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Diesruti upanga begleitet mit ihrem Bordunton inTamil Nadu gelegentlich die kurze Kegeloboemukhavina, die häufig in der Tempelmusik zusammen mit der kleinen Kesseltrommeldhanki gespielt wird. Die Kombination des Doppelrohrblattinstruments mit verschiedenen Trommeln gehört in ganz Südindien zur religiösen Musik bei Tempelfesten.[31]
Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Bigamudre Chaitanya Deva:Musical Instruments of India: Their History and Development. Firma KLM Private Limited, Kalkutta 1978, S. 117f
- Peter Cooke:Bagpipes in India. In:Interarts, Frühjahr 1987, S. 14f
- Alastair Dick, Geneviève Dournon:Maśak. In: Laurence Libin (Hrsg.):The Grove Dictionary of Musical Instruments. Bd. 3, Oxford University Press, Oxford/New York 2014, S. 409f
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Jogini wyklęci. Bakri ki Mashak. Youtube-Video (die nordindische GruppeBakri ki Mashak beimBrave Festival 2016 inBreslau, Polen. Von links nach rechts:Zimbelnmanjira, Fasstrommeldholak,Rahmentrommeldafli, Fiedelbanam undmashak.)
Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑Anthony Baines:Lexikon der Musikinstrumente. J. B. Metzler, Stuttgart 2005, S. 278, Stichwort:Sackpfeife (Dudelsack)
- ↑Emanuel Winternitz:Bagpipes and Hurdy-Gurdies in their Social Setting. The Metropolitan Museum of Art Bulletin, 1943, S. 71
- ↑Hartwig Derenbourg, Morris Jastrow:The Greek Words in the Book of Daniel. In:Hebraica, Bd. 4, Nr. 1, Oktober 1887, S. 7–13, hier S. 10
- ↑George F. Moore: ΣυμφωνίαNot a Bagpipe. In:Journal of Biblical Literature, Bd. 24, Nr. 2, 1905, S. 166–175
- ↑Francis W. Galpin:The Music of the Sumerians and their Immediate Successors, the Babylonians and Assyrians. Cambridge University Press, Cambridge 1937, S. 16
- ↑Anthony Baines, 2005, S. 281
- ↑Sibyl Marcuse:A Survey of Musical Instruments. Harper & Row Publishers, New York 1975, S. 674
- ↑Sibyl Marcuse:Musical Instruments: A Comprehensive Dictionary. Country Life Limited, London 1964, S. 30, StichwortBagpipe
- ↑Walter Kaufmann:Altindien. Musikgeschichte in Bildern, Bd. 2.Musik des Altertums, Lieferung 8. VEB Deutscher Verlag für Musik, Leipzig 1981, S. 62
- ↑Curt Sachs:Die Musikinstrumente Indiens und Indonesiens (zugleich eine Einführung in die Instrumentenkunde). Georg Reimer, Berlin 1915, S. 157
- ↑Georg Kinsky:Doppelrohrblatt-Instrumente mit Windkapsel. Ein Beitrag zur Geschichte der Blasinstrumente im 16. u. 17. Jahrhundert. In:Archiv für Musikwissenschaft, 7. Jahrgang, Heft 2, Juni 1925, S. 253–296, hier S. 255
- ↑Bigamudre Chaitaniya Deva:Musical Instruments. National Book Trust, Neu-Delhi 1977, S. 65
- ↑Curt Sachs, 1915, S. 159
- ↑Curt Sachs:Handbuch der Musikinstrumentenkunde. 2. Auflage, Leipzig 1930, Nachdruck: Georg Olms, Hildesheim 1967, S. 349f
- ↑Bigramude Chaitaniya Deva, 1978, S. 117
- ↑William Henry Grattan Flood:The Story of the Bagpipe. The Walter Scott Publishing Co., London 1911, S. 11
- ↑Carl Engel:A descriptive catalogue of the musical instruments in the South Kensington museum. Chapman & Hall, London 1874, S. 58 (online)
- ↑Henry George Farmer:The Instruments of Music on the Ṭāq-i Bustān Bas-Reliefs. In:Journal of the Royal Asiatic Society of Great Britain and Ireland, No. 3, Juli 1938, S. 397–412, hier S. 404
- ↑Charles Russell Day:The Music and Musical Instruments of Southern India and the Deccan. London/New York 1891, Tafel XVI (bei Internet Archive)
- ↑Peter Cooke, 1987, S. 14
- ↑Top bagpipe exporter: Pakistan? Youtube-Video (CNN-Bericht)
- ↑Alastair Dick, Geneviève Dournon:Maśak. In: Laurence Libin (Hrsg.):The Grove Dictionary of Musical Instruments, 2014, S. 409
- ↑Projesh Banerji:The Folk-Dance of India. 2. Auflage, Kitabistan, Allahabad 1959,S. 168f
- ↑Garhwali Traditional Music: Dhol Damau and Masak Baja. Youtube-Video
- ↑Alain Daniélou:Südasien. Die indische Musik und ihre Traditionen. Musikgeschichte in Bildern. Band 1:Musikethnologie. Lieferung 1. Deutscher Verlag für Musik, Leipzig 1978, S. 88
- ↑Andrew Alter:Garhwali Bagpipes: Syncretic Processes in a North Indian Regional Musical Tradition. In:Asian Music, Bd. 29, Nr. 1 Herbst/Winter 1997/1998, S. 1–16
- ↑Allyn Miner:Musical Instruments: Northern Area. In: Alison Arnold (Hrsg.):Garland Encyclopedia of World Music. Band 5:South Asia: The Indian Subcontinent. Routledge, London 1999, S. 345
- ↑Elizabeth Wickett:Songs of the Jogi Nath Kalbelia of Jaisalmer. Fellowships for the Collection of Oral Literature and Traditional Ecological Knowledge, 2013
- ↑John Napier:They Sing the Wedding of God: An Ethnomusicological Study of the Mahadevji ka byavala as Performed by the Nath-Jogis of Alwar. McFarland, Jefferson 2013, S. 43–45, 48, 53
- ↑Gene H. Roghair:The Epic of Palnāḍu: A Study and Translation of Palnāṭi Vīrula Katha, aTelugu Oral Tradition from Andhra Pradesh, India. Oxford University Press, New York und Clarendon Press, Oxford 1982, S. 41
- ↑David B. Reck:Musical Instruments: Southern Area. In: Alison Arnold (Hrsg.):Garland Encyclopedia of World Music. Band 5:South Asia: The Indian Subcontinent. Routledge, London 1999, S. 366