Mary Leakey

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Mary Leakey, 1977
Mary (rechts) undLouis Leakey bei Ausgrabungen in derOlduvai-Schlucht

Mary Douglas Nicol Leakey (*6. Februar1913 inLondon; †9. Dezember1996 inNairobi) war eine britischeArchäologin. Sie gilt als eine der bedeutendstenPaläoanthropologen des 20. Jahrhunderts und fand unter anderem 1959 das erste Fossil einesParanthropus boisei (zunächst benannt als „Zinjanthropus“), des so genannten Nussknackermenschen.

Verheiratet war Mary Leakey mit dem PaläoanthropologenLouis Leakey. Ihre beiden SöhneRichard Leakey undJonathan Leakey wurden ebenfalls als Paläoanthropologen international bekannt.

Inhaltsverzeichnis

Werdegang

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Mary Douglas Nicol war die Tochter des seinerzeit bekannten Landschaftsmalers Erskine Edward Nicol und der Hobby-Malerin Cecilia Marion Frere, die jahrelang inFrankreich imDépartement Dordogne lebten. Häufige Besuche von prähistorischen und archäologischen Fundstätten in Frankreich weckten schon als kleinem Kind in ihr das Interesse an solchen Themen; überdies war ihr Vater mitHoward Carter befreundet, der in Ägypten das Grab vonTutanchamun entdeckt hatte. Durch die Bekanntschaft der Familie mit einem Priester und Hobby-Archäologen konnte Mary schon im Alter von zehn Jahren bei Ausgrabungen mithelfen und lernte so auch viel über steinzeitlicheHöhlenmalerei undSteinwerkzeuge.

Ihr Vater starb, als sie 13 Jahre alt war, weswegen sie mit ihrer Mutter nach London zurückging, die ihr dort eine ordentliche Ausbildung zukommen lassen wollte. Mary wurde jedoch wegen Aufsässigkeit mehrfach der Schule verwiesen, was sie später damit begründete, dass die Schule „vollkommen unverbunden mit dem wirklichen Leben“ gewesen sei. Mit 17 allerdings bemerkte sie, dass sie sich ihre erhoffte spätere Tätigkeit als Archäologin durch das Fehlen eines formalen Schulabschlusses verbaut hatte. Ab 1930 hörte sie gleichwohl Vorlesungen über Archäologie und Geologie und bewarb sich (diverse Male vergeblich) als Mitarbeiterin für archäologische Ausgrabungen in England. Schließlich hatte sie aber doch mit einer Bewerbung Erfolg und fiel rasch durch ihre Fähigkeit auf, präzise wissenschaftliche Lagezeichnungen und Zeichnungen von Fundstücken anzufertigen.

Bei einer Dinner-Party derUniversität Cambridge lernte sie 1933Louis Leakey kennen. Sie verliebten sich ineinander, Mary begleitete ihn auf seiner nächsten Expedition nachTansania und zog anschließend bei ihm ein. Daraufhin ließ sich dessen Ehefrau Frida scheiden, und kurz darauf heirateten Louis und Mary – was zu einem großen Skandal führte und Louis’ akademische Karriere-Chancen in England zunichtemachte. 1937 gingen beide zu weiteren Ausgrabungen nachKenia und einige Jahre später nach Tansania.

1940 wurde ihr Sohn Jonathan geboren, 1943 ihre Tochter Mary und 1944 kam schließlich ihr Sohn Richard zur Welt. In den ersten Jahren litt die Familie in Afrika erheblich unter finanziellen Schwierigkeiten, die erst um 1960 überwunden waren – was aber keineswegs zu einer Stabilisierung der Beziehung von Mary und Louis führte: Ab 1968 lebten sie kaum noch zusammen, was vor allem den vielen Seitensprüngen von Louis zuzuschreiben war.

Wissenschaftliche Leistungen

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In Kenia machte Mary Leakey im Oktober 1948 auf derInsel Rusinga imVictoriasee ihren ersten bedeutenden Fund: den bis dahin vollständigsten Schädel eines 18 Millionen Jahre altenProconsul africanus (Sammlungsnummer: KNM-RU 7290), der damals als einer der ältesten Vormenschenfunde Afrikas galt; seine genaue Stellung im Stammbaum derMenschenartigen ist bis heute umstritten.

Wegen politischer Unruhen mussten die Leakeys kurz darauf Kenia verlassen und gingen erneut nach Tansania, wo Mary Leakey rund 1600 steinzeitliche Zeichnungen kopierte, die später zur Grundlage ihres BuchesAfrica’s Vanishing Art wurden. Viele der von ihr festgehaltenen Zeichnungen gingen kurz darauf durch mutwillige Beschädigungen verloren, so dass ihre Kopien einen dauerhaft hohen, wissenschaftlichen Wert bekamen.

Weltweit berühmt wurde Mary Leakey aber erst, nachdem sie am 17. Juli 1959 in derOlduvai-Schlucht den SchädelOH 5 gefunden hatte, der noch weitgehend intakt war und bei dem sogar noch Zähne an ihrem Platz im Oberkiefer steckten: den damalsZinjanthropus oder kurz „Zinji“ genanntenParanthropus boisei, das erste Exemplar seiner Art und zugleich das damals älteste je gefundene Fossil eines Vertreters derHominini. Kurz darauf fand ihr Sohn Jonathan am 2. November 1960 Überreste des ersten je gefundenenHomo habilis. Nach den Funden von „Zinji“ und „Jonny’s Child“ konnten nun endlich hinreichend viele Geldgeber für weitere Ausgrabungen gefunden werden.

Auch nach dem Tod ihres Mannes im Jahr 1972 organisierte sie weiter Ausgrabungen im Olduvai-Gebiet, bei denen 1978 in der Nähe vonLaetoli die berühmt gewordenen Fußspuren zweier aufrecht nebeneinander laufender Vormenschen entdeckt wurden, eines großfußigen und eines kleinfußigen. Mary Leakey deutete sie als Spuren von Individuen der GattungHomo, andere Forscher (u. a.Donald Johanson) ordneten sie der GattungAustralopithecus zu.

1984 veröffentlichte Mary Leakey ihreAutobiographieDisclosing the Past und war bis kurz vor ihrem Tod – inzwischen auf einem Auge erblindet – auch auf ihren Ausgrabungsstätten in Tansania präsent. Für ihr Lebenswerk wurde sie, die keinen akademischen Abschluss hatte, von so angesehenen Institutionen wie derUniversity of Chicago, derYale University, derUniversity of Oxford und derSchwedischen Akademie der Wissenschaften geehrt. 1969 erhielt sie diePrestwich Medal derGeological Society of London; seit 1973 war sie Mitglied derBritish Academy,[1] seit 1979 derAmerican Academy of Arts and Sciences und seit 1987 derNational Academy of Sciences.

Der Asteroid(7958) Leakey[2] ist nach ihr, ihrem Ehemann Louis und ihrem Sohn Richard benannt.

Schriften (Auswahl)

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  • Olduvai Gorge, Volume 3: Excavations in Beds I and II, 1960–1963. Cambridge University Press, 1971.
  • A Review of the Oldowan Culture from Olduvai Gorge, Tanzania. In:Nature. Band 210, 1966, S. 462–466,doi:10.1038/210462a0.
  • Olduvai Gorge: My Search for Early Man. William Collins Sons & Co. Ltd., London 1979,ISBN 0002116138.
  • Africa’s Vanishing Art: The Rock Paintings of Tanzania. DoubleDay, New York 1983,ISBN 0-385-18968-0.
  • Disclosing the Past: An Autobiography. Doubleday & Co. Inc., New York 1984,ISBN 0385189613.
  • als Hrsg.:Laetoli: A Pliocene site in Northern Tanzania. Clarendon Press, Oxford Science Publications 1987,ISBN 0-19-854441-3.

Literatur

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Weblinks

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Commons: Mary Leakey – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Belege

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  1. Deceased Fellows. British Academy, abgerufen am 27. Juni 2020. 
  2. Mary Leakey beimIAUMinor Planet Center (englisch)
Personendaten
NAMELeakey, Mary
ALTERNATIVNAMENLeakey, Mary Douglas Nicol (vollständiger Name)
KURZBESCHREIBUNGbritische Paläoanthropologin
GEBURTSDATUM6. Februar 1913
GEBURTSORTLondon
STERBEDATUM9. Dezember 1996
STERBEORTNairobi
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