
Marginalisierung (vonlateinischmargo „Rand“: Abschiebung ins Abseits)[1] ist einsozialer Vorgang, bei demBevölkerungsgruppen an den „Rand der Gesellschaft“ gedrängt werden und dadurch nur wenig am wirtschaftlichen, kulturellen und politischen Leben teilnehmen können. Im extremen Fall endet Marginalisierung für die Betroffenen in Krankheit oder sogar Hungertod. Marginalisierung ist eine Form derAkkulturation und hängt häufig mit der Aufgabe derkulturellen oderethnischen Identität zusammen.
Die Existenz in den Randbereichen einersozialen Gruppe,Schicht oderKlasse wird auch alsMarginalität bezeichnet („Randexistenz“).[1] Ein klassisches Beispiel sind dieElendsviertel (Slums,Favelas) von Städten inEntwicklungsländern, beispielsweise im indischenMumbai oder im peruanischenLima, welche sich durch Informalität wie illegaler Besitznahme von Land und ungenehmigtem Bau von Unterkünften auszeichnen.
Die amerikanischePolitikwissenschaftlerinIris Marion Young[2] bestimmte 2002 die Marginalisierung als einen von fünf Faktoren, die zusammen „soziale Unterdrückung“ kennzeichnen, nebenUngerechtigkeit,Gewalt,Kulturimperialismus undMachtlosigkeit.
Der deutsche SoziologeChristopher Wimmer versteht unter »Marginalisierung« Phänomene, die sich in der Nähe dessen bewegen, was von anderer Seite als »absolute Armut« oder »Exklusion« bezeichnet wird, jedoch darüber hinausgehen. Soziale Marginalisierung meint zunächst den Vorgang der (materiellen und symbolischen) Positionierung am Rand gesellschaftlicher ›Norm‹. Marginalisierung in verschiedenen Bereichen kann sich zudem wechselseitig verstärken und für die betroffenen Menschen zur Aufgabe der sozialen Identität sowie zu Krankheit und Tod führen. Ein dritter Aspekt gesellschaftlicher Marginalisierung beinhaltet gesellschaftliche Zuschreibungen, denen Betroffene ausgesetzt sind. Demnach sei das individuelle Verhalten von armen oder erwerbslosen Menschen für ihre soziale Position verantwortlich. Mit dieser Vorstellung, die soziale Ungleichheit am Ende zu einer moralischen Frage macht, wird marginalisierten Menschen ihre gesellschaftliche Respektabilität abgesprochen.[3]