Die Anwendung von Mangafodipir als Kontrastmittel in der Kernspintomografie ist im Wesentlichen beiLäsionen derLeber indiziert. Darüber hinaus kann es auch bei Läsionen derBauchspeicheldrüse eingesetzt werden. In vielen Fällen wird es zur Diagnose vonLebermetastasen verwendet. Auch nicht maligne Veränderungen, wie beispielsweise der Bauchspeicheldrüse beimCaroli-Syndrom,[2] können mit Hilfe dieses Kontrastmittels besser diagnostiziert werden.
Die Substanz wird vor der MRTintravenös verabreicht. Nach etwa 15 bis 20 Minuten wird das Maximum der Anreicherung imParenchym der Leber erreicht und für etwa vier Stunden gehalten.[3]
In der Europäischen Union beträgt die dem Patienten verabreichte Dosis üblicherweise 0,5 ml pro KilogrammKörpergewicht.[4]
Mangan2+-Ionen haben auf ihrer äußerenElektronenschale fünf ungepaarte Elektronen,[5] wodurch sie starkparamagnetisch sind.Freie Manganionen sind bei der intravenösen Applikation für den Menschen und sehr viele andere Organismenneurotoxisch und schädigen dasZentralnervensystem.[6] Durch die Komplexierung mit einemChelator kann die Toxizität jedoch drastisch reduziert werden. Im Fall von Mangafodipir wirdDipyridoxyldiphosphat (DPDP bzw. Fodipir), ein Komplexbildner auf der Basis von zwei MolekülenPyridoxin (Vitamin B6), verwendet.
Als Kontrastmittel verkürzen Mangan2+-Ionen die T1-Relaxationszeit, weshalb T1-gewichtete Bilder bei der Kernspintomografie an den Stellen, an denen sich Mangafodipir angereichert hat, heller erscheinen. Mangafodipir wird spezifisch von denHepatozyten in der Leber aufgenommen.Lebermetastasen werden von anderenZelltypen gebildet, die Mangafodipir nicht aufnehmen können. Auf diese Weise verstärkt Mangafodipir den Kontrast bei der Kernspintomographie: die Lebermetastasen erscheinen in T1-gewichteten Aufnahmen deutlich dunkler als das gesunde Lebergewebe. Bei T2-gewichteten Aufnahmen ist diese Kontrastverstärkung durch Mangafodipir nicht gegeben.[7]
Mangafodipir wird durchDephosphorylisierungverstoffwechselt, wobei die Manganionen durch Austausch mitZink-Ionen im Plasma freigesetzt werden. Das so freigesetzte Mangan wird unmittelbar beim ersten Passieren der Leber aufgenommen, weshalb es seine neurotoxische Wirkung nicht entfalten kann.[6]
Das freigesetzte Mangan und das Dipyridoxyldiphosphat werden unterschiedlich aus dem Körper ausgeschieden. Die mittlere initialePlasmahalbwertszeit der Manganionen beträgt weniger als 20 Minuten. Sie werden im Wesentlichen von der Leber, der Bauchspeicheldrüse, denNieren und derMilz aufgenommen. Die initiale Plasmahalbwertszeit des Liganden beträgt etwa 50 Minuten. Er wird innerhalb von 24 Stunden nahezu vollständig über denUrin und zu einem geringen Teil über denStuhl ausgeschieden. Dagegen wird in den ersten 24 Stunden nur etwa 15 bis 20 Prozent des Mangans über den Urin eliminiert. Der größte Anteil des verbleibenden Restes wird in den folgenden vier Tagen über den Stuhl ausgeschieden.[3]
An unerwünschtenNebenwirkungen stellen sich nach der Verabreichung von Mangafodipir am häufigstenKopfschmerzen,Übelkeit, Rötungen der Haut und ein Hitzegefühl ein. Davon sind etwa 1 bis 10 % der Patienten betroffen.[4]
Beischwangeren oderstillenden Patientinnen darf Mangafodipir nicht angewendet werden, ebenso nicht bei Patienten mit einemPhäochromozytom oder schweren Leber- und Nierenerkrankungen.[3][4]
ImModellorganismusFarbratte konnte bei einer Dosis, die etwas höher als die klinisch üblichen Dosen liegt, eineteratogene Wirkung festgestellt werden. Die Rattenfeten zeigten verstärkt Missbildungen am Skelettsystem.[3]
Als Kontrastmittel sollte Mangafodipir lediglich diagnostische Eigenschaften und keine Nebenwirkungen oder therapeutischen Eigenschaften haben. Mangafodipir zeigt in verschiedenen Modellorganismen jedoch auch therapeutische Effekte. Es schützt beispielsweise dasMyokard gegenoxidativen Stress, der durchreaktive Sauerstoffspezies ausgelöst wird. Es stabilisiert dielysosomalen undmitochondionalen Membranen und verhindert so dieApoptose.[8]
Darüber hinaus zeigt Mangafodipir im Tierversuch eine Anti-Tumor-[9] und eine die Leber schützende Wirkung.[10][11] So konnte beispielsweise beiFarbmäusen die Überlebensrate, bei durchParacetamol induziertem akutemLeberversagen, präventiv und kurativ verbessert werden.[10]
Mangafodipir wurde zu Beginn der 1980er Jahre entwickelt. Die ersten klinischen Studien fanden in den frühen 1990er Jahren statt.DieEuropäische Kommission erteilte am 22. Mai 1997 GE Healthcare dieArzneimittelzulassung.[13]
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↑Dieser Stoff wurde in Bezug auf seine Gefährlichkeit entweder noch nicht eingestuft oder eine verlässliche und zitierfähige Quelle hierzu wurde noch nicht gefunden.
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