Manfredonia
Manfredonia | ||
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Staat | Italien | |
Region | Apulien | |
Provinz | Foggia (FG) | |
Koordinaten | 41° 38′ N,15° 55′ O41.63333333333315.9166666666675Koordinaten:41° 38′ 0″ N,15° 55′ 0″ O | |
Höhe | 5 m s.l.m. | |
Fläche | 351 km² | |
Einwohner | 53.722(31. Dez. 2023)[1] | |
Postleitzahl | 71043 | |
Vorwahl | 0884 | |
ISTAT-Nummer | 071029 | |
Bezeichnung der Bewohner | Manfredoniani oder Sipontini | |
Schutzpatron | San Lorenzo Maiorano | |
Website | Manfredonia | |
![]() Manfredonia, die Kathedrale |
Manfredonia ist eine Stadt undGemeinde (italienischcomune) mit 53.722 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2023) imitalienischenApulien,Provinz Foggia. Sie liegt an der Küste auf einer Höhe von vier Metern am Südrand des GebirgszugsGargano, der Teil desParco Nazionale del Gargano ist. Manfredonia heißt auch derGolf östlich des Ortes.
Die Nachbargemeinden sindCarapelle,Cerignola,Foggia,Monte Sant’Angelo,San Giovanni Rotondo,San Marco in Lamis undZapponeta.
Geschichte
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Die Gründung des antiken VorläufersSiponto wirdDiomedes, dem Helden imTrojanischen Krieg, zugeschrieben. In Wirklichkeit liegt die Gründung durch dieDaunier, Immigranten ausIllyrien, nahe. Dokumentiert wird dies durch 2000Stelen aus dem 7./6. vorchristlichen Jahrhundert mit szenischen Darstellungen und Inschriften. ImZweiten Punischen Krieg wurde Siponto von den Römern erobert.
Ein Erdbeben verwandelte die Landschaft 1223 in einen der Gesundheit der Bevölkerung unzuträglichen Sumpf; Malaria trat auf. Deshalb legteManfred, Sohn desStaufer-KaisersFriedrich II., wenige Kilometer nördlich 1256 den Grundstein zu einer neuen Stadt, der er seinen Namen gab. Dabei wurden die Ruinen des benachbarten antiken Siponto in die Neuanlage mit einbezogen. Manfred gab den Bau der Festung noch in Auftrag, erlebte aber ihre Fertigstellung nicht mehr, da er in der Schlacht vonBenevent gegenKarl von Anjou fiel. DieAnjou, die die Festung vollendeten, benannten die Stadt, um die Erinnerung an den ungeliebtenGhibellinen Manfred auszulöschen, in Sypontum Novellum (Nuova Siponto) um, doch dieser Name konnte sich am Ende nicht durchsetzen.
1528 konnte Manfredonia einem Angriff der TruppenFranz I. unter Marschall Lautrec widerstehen.
Bei der Eroberung und Plünderung durch osmanische Türken 1620 aber wurde Manfredonia in Brand gesetzt und dem Erdboden gleichgemacht, so dass nur noch die Festung und die Stadtmauern übrig blieben. Erst Anfang des 19. Jahrhunderts erfolgte der langsame Wiederaufbau; die Verbesserung der Kommunikationswege, die Anlage des Hafens und der daraus resultierende Handel über das Adriatische Meer sorgten für eine Revitalisierung der Stadt, die heute auch touristisch erschlossen ist.
Manfredonia ist auch der Sitz desErzbischofs von Manfredonia-Vieste-S. Giovanni Rotondo.
Nach dem Kriegseintritt Italiens im Juni 1940 errichtete dasfaschistische Regime in Manfredonia ein Internierungslager (campo di concentramento). Es befand sich in einem großen, leer stehenden und von einer Mauer umgebenen Schlachthaus am Stadtrand, unweit vom Bahnhof gelegen.Das Lager beherbergte von 1940 bis 1943 insgesamt 519 Internierte, im Durchschnitt pro Tag 170 Insassen. Die meisten waren sogenannte „gefährliche Italiener“, d. h. politischeOppositionelle, die schon mehrjährige Haftstrafen abgesessen hatten, Angehörige derslawischen Minderheiten in den italienischen Grenzprovinzen undJugoslawen aus den von Italien besetzten und annektierten Gebieten; ferner Spionageverdächtige und staatenloseJuden.
Die polizeilichen Kontrollmaßnahmen wurden in Manfredonia besonders streng umgesetzt. Es gab täglich drei Appelle, nachts wurden Türen und Fenster von außen verriegelt.
Aufgrund ihrer Militanz und ihrer langjährigen Erfahrung im antifaschistischen Widerstand waren die politischen Gegner, allen zuvor dieKommunisten, gut organisiert und auf die Internierungshaft vorbereitet. Sie verweigerten im Sommer 1940 den „römischen Gruß“ (Saluto romano) und konnten sich schließlich trotz Strafhaft durchsetzen.Die letzten Internierten verließen das Lager im September 1943.[2]
Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Das mittelalterliche Schloss desHauses Anjou-Capet und Teile der Stadtmauer sind gut erhalten.
In der KircheS. Domenico befindet sich die Kapelle der Magdalena, die alte Zeichnungen aus dem 14. Jahrhundert enthält.
Eine Sammlungdaunischer Stelen ist im Archäologischen Museum von Manfredonia zu besichtigen.
Santa Maria di Siponto
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Drei Kilometer im Südwesten befindet sich die KathedraleSanta Maria Maggiore di Siponto, die 1117 imromanischen Stil erbaut wurde. Sie markiert die Stelle, an der sich früherSiponto befand, der Hafen vonArpi, das 194 v. Chr. römische Provinz wurde.Diese Kirche wurde auf antiken und frühchristlichen Vorgängerbauten ab 1025 in mehreren Baufolgen errichtet, im 11. Jahrhundert zweimal durch Erdbeben schwer geschädigt und durch einen 1117 geweihten Neubau ersetzt, der die Maße und die Anordnung des Vorgängerbaues wiederholt.
San Leonardo di Siponto
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]San Leonardo ist eine kleine, ehemaligeAbteikirche inApulien. Die an der Außenseite, insbesondere im Nordportal erhaltenen Steinmetzarbeiten gehören nach kunstgeschichtlicher Meinung zum „Schönsten“[3], was die apulischeRomanik hervorgebracht hat. Eine weitere Besonderheit ist die Einfügung einer Öffnung im Gewölbe, das zur Zeit derSommersonnenwende am 21. Juni jeden Jahres einen Lichtstrahl exakt zwischen zweiPfeiler fallen lässt.
Umgebung
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Etwa zehn Kilometer südwestlich des Stadtkerns befindet sich derarchäologischeFundortCoppa Nevigata. Ausgrabungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts, in den 1950er bis 1970er Jahren sowie die aktuell seit den 1990er Jahren laufenden, brachten unter anderem Reste einer befestigten Siedlung aus derBronzezeit zu Tage, die von ca. 1800 bis ins frühe 1. Jahrtausend v. Chr. bestand. Viele tausend Gehäuse vonPurpurschnecken deuten auf einePurpurproduktion ab spätestens dem 15. Jahrhundert v. Chr., wahrscheinlich aber schon ab dem 18. Jahrhundert v. Chr. hin.[4] Auch wurde hier das früheste bekannteOlivenöl Italiens für das 18. Jahrhundert v. Chr. nachgewiesen.[5] Ferner wurden in Coppa Nevigata noch deutlich ältere Siedlungsspuren aus derJungsteinzeit entdeckt.
Traditionen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Im Anklang an mutmaßliche illyrische Traditionen (erschlossen durch szenische Darstellungen auf den Stelen) wird im Februar/März der Carnevale Dauno mit Maskenumzügen gefeiert.
Söhne und Töchter
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Francesco Capuano di Manfredonia (*15. Jahrhundert; † um1490),italienischerAstronom
- Paolo Borgia (* 1966), römisch-katholischer Erzbischof und Diplomat
- Wolfgang Lettl (1919–2008), deutscher surrealistischer Maler, hatte in Manfredonia seinen Zweitwohnsitz
- Pino Rucher (1924–1996), Jazz- und Unterhaltungsmusiker
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑Bilancio demografico e popolazione residente per sesso al 31 dicembre 2023. ISTAT. Abgerufen am 18. März 2025 (Bevölkerungsstatistiken desIstituto Nazionale di Statistica, Stand 31. Dezember 2023).
- ↑Carlo Spartaco Capogreco,I campi del duce. L’internamento civile nell’Italia fascista (1940-1943), Torino 2004 (Einaudi), S. 238–239;Klaus Voigt, Zuflucht auf Widerruf. Exil in Italien 1933-1945 (Band 2), Stuttgart 1993 (Klett-Cotta), S. 60.
- ↑Rotter:Apulien, S. 115
- ↑Claudia Minniti:Shells at the Bronze Age settlement of Coppa Nevigata (Apulia, Italy). In: Daniella E. Bar-Yosef Mayer (Hrsg.):Archaeomalacology Molluscs in former environments of human behaviour. Proceedings of the 9th Conference of the International Council of Archaeozoology, Durham, August 2002. Oxford 2005, S. 71–81.
- ↑Alberto Cazzella, Giulia Recchia:The ‘Mycenaeans’ in the central Mediterranaean. A comparison between the Adriatic and the Tyrrhenian seaways. Pasiphae 3, 2009, S. 27 f.