Mamallapuram

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Mamallapuram
மாமல்லபுரம்
Mamallapuram (Indien)
Mamallapuram (Indien)
Staat:Indien Indien
Bundesstaat:Tamil Nadu
Distrikt:Chengalpattu
Subdistrikt:Tirukalukundram
Lage:12° 38′ N,80° 10′ O12.62638888888980.17222222222210Koordinaten:12° 38′ N,80° 10′ O
Höhe:10 m
Fläche:12,85 km²
Einwohner:15.172 (2011)[1]
Bevölkerungs-
dichte
:
1181 Ew./km²
Strand von Mamallapuram
Strand von Mamallapuram
Strand von Mamallapuram
d1

Mamallapuram (Tamil:மாமல்லபுரம்Māmallapuram) oderMahabalipuram (மகாபலிபுரம்Makābalipuram) ist ein etwa 16.000 Einwohner zählender Ort imsüdindischenBundesstaatTamil Nadu. In Mamallapuram befindet sich einer der wichtigsten archäologischen Fundorte Südindiens mit zahlreichen Baudenkmälern aus derPallava-Zeit (7. bis 9. Jahrhundert). DerTempelbezirk von Mamallapuram gehört seit 1985 zumUNESCO-Weltkulturerbe.[2] Deswegen und dank seiner Sandstrände gehört Mamallapuram zu den wichtigsten touristischen Attraktionen Tamil Nadus.

Inhaltsverzeichnis

Etymologie

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Die NamensformenMamallapuram undMahabalipuram sind gleichermaßen gebräuchlich. Mamallapuram ist nach dem Pallava-KönigNarasimhavarman I. (630–668) benannt, welcher den BeinamenMahamalla („großer Ringer“) trug. Der NameMahabalipuram ist eine Verballhornung, die auf den mythischen DämonMahabali Bezug nimmt.

Lage

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Mamallapuram liegt an derKoromandelküste im Süden des Golfs von Bengalen in einer Höhe von ca. 10 m ü. d. M.[3] Der Ort liegt ca. 55 km (Fahrtstrecke) südwestlich vonChennai (ehemalsMadras);Kanchipuram, die ehemalige Hauptstadt des Pallava-Reiches, befindet sich ca. 68 km nordwestlich und die ehemalige französische KoloniePuducherry (Pondicherry) liegt ca. 125 km südwestlich. Verwaltungsmäßig gehört Mamallapuram zumTaluk Tirukalukundram desDistrikts Chengalpattu. Das Klima ist tropisch warm; Regen fällt überwiegend während derMonsunmonate August bis Dezember.[4]

Bevölkerung

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Offizielle Bevölkerungsstatistiken werden erst seit 1991 geführt und regelmäßig veröffentlicht.[5] Der Zuwachs der Bevölkerung in den letzten Jahrzehnten ist im Wesentlichen auf die anhaltende Zuwanderung von Familien aus dem Umland zurückzuführen.

Jahr199120012011
Einwohnerk. A.12.34515.172

Gut 88 % der Einwohner sindHindus, gut 7 % sindChristen und knapp 4,5ProzentMuslime. Der Anteil der männlichen Bevölkerung ist um ca. 12 % höher als der weibliche, was aber hauptsächlich an zugewanderten Arbeitskräften liegt.[6] Die Hauptsprache ist, wie in ganz Tamil Nadu, dasTamil, das von 94 % der Bevölkerung als Muttersprache gesprochen wird.

Wirtschaft

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Fischer von Mamallapuram

Mamallapuram gehört zu den populärsten Reisezielen für Touristen in Tamil Nadu. Der Ort zieht dabei sowohl ausländische Besucher als auch einheimische Touristen, vor allem Tagesausflügler aus dem nahegelegenen Chennai, an. Ein wichtiger Besuchermagnet ist dabei das alljährliche Tanzfestival, das 2008 allein 126.000 ausländische Touristen anzog. Der Trend der Besucherzahlen ist, wie in ganz Tamil Nadu, rapide ansteigend. In Mamallapuram existieren zahlreiche Hotels unterschiedlicher Kategorien sowie weitere touristische Infrastruktur. Ein großer Teil der Einwohner Mamallapurams lebt direkt oder indirekt vom Tourismus.

Daneben ist Mamallapuram traditionell ein Zentrum derSteinmetzkunst. Die Kunsthandwerker Mamallapurams produzieren teils für den Souvenirmarkt, aber auch für Tempelneubauten und Ähnliches. Um das traditionelle Erbe der Steinmetzkunst zu pflegen, wurde 1957 in Mamallapuram dieSchool of Architecture & Art gegründet. Heute wird sie von 220 Schülern besucht. Ferner wird Fischerei betrieben.

Im ca. 9 km (Luftlinie) südwestlich gelegenen NachbarortKalpakkam befindet sich dasKernkraftwerk Madras.

Geschichte

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Mamallapuram war der wichtigste Hafen desPallava-Reiches, das im 7. Jahrhundert n. Chr. zur stärksten Macht Tamil Nadus aufstieg. Die Hauptstadt der Pallava-Könige warKanchipuram. Bis zum Niedergang der Pallava im 8. Jahrhundert prosperierte Mamallapuram durch den florierenden Seehandel mitSüdostasien. Während dieser Zeit entstanden die zahlreichen Baudenkmäler Mamallapurams.[7] Die Tempel von Mamallapuram gehören zusammen mit den ebenfalls aus der Pallava-Zeit stammenden Tempelbauten in Kanchipuram zu den ältesten erhaltenen Bauwerken Südindiens. Sie bilden den Ausgangspunkt für die Entwicklung desDravida-Stils, der die Tempelbauarchitektur Südindiens charakterisiert und bis nach Südostasien ausstrahlte (siehePallava-Architektur).

DerTsunami nach demErdbeben im Indischen Ozean 2004 am 26. Dezember 2004 entfernte vor der Küste von Mamallapuram Sandablagerungen und führte außerdem zu einer Absenkung des Meeresspiegels.[8] Dadurch wurden kurzzeitig unter und über Wasser zahlreiche archäologische Fundstücke freigelegt, die möglicherweise von der früheren Hafenstadt und einem Tempel aus dem 7. Jahrhundert stammen.[9] DerArchaeological Survey of India hat am 17. Februar 2005 mit derUnterwasserarchäologie begonnen.

Sehenswürdigkeiten

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Küstentempel

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Küstentempel

DerKüstentempel (Shore Temple) von Mamallapuram befindet sich direkt am Strand. Ende des 8. Jahrhunderts unter dem Pallava-KönigRajasimha Narasimhavarman II. erbaut, gehört er zu den ältesten freistehenden Steintempeln Südindiens. Mit seinem Tempelturm (vimana), der sich über derCella (garbhagriha) erhebt, war er prägend für die Entwicklung desDravida-Stils. In seinem Innern beherbergt der Tempel einen dem GottShiva geweihten Schrein mit einemLinga sowie einen Nebenschrein für den GottVishnu, der hier alsNarayana auf der mythischen SchlangeAnanta ruhend dargestellt ist.

Den Überlieferungen zufolge ist der Küstentempel der einzige erhalten gebliebene aus einem Komplex von sieben Tempeln. Der Komplex soll sich über 10 km entlang der Küste erstreckt haben. Der Tempel, der zwölf Jahrhunderte an seinem küstennahen Standort überdauert hat, wird inzwischen durch eine Einfriedung sowie durchWellenbrecher aus Felsbrocken vor der Erosion geschützt. Diese während der RegierungszeitIndira Gandhis abgelagerten Blöcke ließen den Tempel denTsunami vom 26. Dezember 2004 überstehen.

Fünf Rathas

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Bhima- und Dharmaraja-Ratha
Draupadi- und Arjuna-Ratha

Bei denFünf Rathas (Pancha Ratha) handelt es sich um eine rund 1,5 km südlich des Ortszentrums gelegene Gruppe von fünf monolithischen Tempeln. Alsratha wird ein hinduistischer Prozessionswagen bezeichnet, der einen Tempel nachbildet. Die Fünf Rathas sind nach den mythischenPandava-Brüdern aus demMahabharata-Epos –Yudhishthira (oder Dharmaraja),Bhima,Arjuna,Nakula,Sahadeva – und deren gemeinsamer GattinDraupadi benannt.

Jedes der fünf Monumente, die im 7. Jahrhundert in einem Stück aus dem Fels gehauen wurden, weist unterschiedliche Stilmerkmale auf. Zu keinem Zeitpunkt wurden die Tempel tatsächlich genutzt, es scheint vielmehr, dass in ihnen schlicht mit verschiedenen architektonischen Bauformen experimentiert werden sollte. Der Dharmaraja- und der Arjuna-Ratha werden von einer Stufenpyramide mit halbkugeligem Abschluss („Schirmkuppel“) bekrönt. Damit bilden sie den Prototyp des Tempelturms (vimana), der für den frühen Dravida-Stil kennzeichnend ist. Der Bhima-Ratha besitzt ein Tonnendach auf langgestrecktem Grundriss nach Vorbild der buddhistischenChaitya-Hallen. Die Bauform des Tonnendachs wurde später als Abschluss der südindischen Tortürme (gopurams) übernommen. Keine stilbildende Wirkung hatten dagegen der Draupadi-Ratha, welcher die Form einer Hütte mit Strohdach hat, und der Nakula-Sahadeva-Ratha, der eine apsidiale Architektur hat und die Elemente der Stufenpyramide und des Tonnendachs kombiniert. Gerade vor dem Draupadi-Ratha stehen zwei kleinere Felsskulpturen, eine in Form eines Elefanten, der andere in Form eines Löwen. Hinter dem Draupadi- und dem Arjuna-Ratha, die auf einer gemeinsamen Plattform stehen, findet sich der BulleNandi.

Felsrelief „Herabkunft der Ganga“

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Herabkunft der Ganga

Die „Herabkunft der Ganga“ ist ein im 7. Jahrhundert entstandenesFlachrelief. Mit 12 m Höhe und 33 m Breite ist es eines der größten (vielleicht das größte) Felsrelief der Welt. Das Relief wird meist als Darstellung der Herabkunft der GöttinGanga (den personifizierten FlussGanges) gedeutet. Nach der hinduistischen Mythologie ließ der KönigBhagiratha den Ganges vom Himmel fließen, um die Seelen seiner Vorfahren zu reinigen. Aber die Dinge geschahen nicht wie geplant und der König bemerkte, dass der Fluss die ganze Erde überschwemmen würde. Daher tat er Buße mit dem Ziel, Hilfe von Shiva zu erhalten, um die zu erwartende Katastrophe abzuwenden. So stieg der Gott zur Erde hinab und bezwang den Ganges, indem er ihn durch sein Haar fließen ließ. Dieses Wunder lockte eine Menge Wesen an, die kamen, um es zu beobachten.

Der Spalt zwischen den beiden Felsen ist der berühmteste Teil des Flachreliefs; etwas links davon findet sich im oberen Bereich die Abbildung Shivas. Darunter findet man Ruinen eines Wassertanks, die vermuten lassen, dass einst hier Wasser geflossen ist, das den Ganges darstellen sollte. Neben zahlreichen göttlichen Abbildungen stellt das Relief das dörfliche Leben Indiens im 7. Jahrhundert dar. Im oberen Teil, rechts von dem Spalt, sieht man den Spender und Mäzen, Pallava-KönigMahendravarman (reg. ca. 615–630) in Gesellschaft seiner drei Ehefrauen. Darunter ist eine Yogi-Katze in Meditationsstellung zu sehen, umtanzt von Mäusen. Die Szene stellt eine Redensart der indischen Volksweisheit dar, die rät, falschenSadhus zu misstrauen.

Dieses Relief wird mitunter auch als „Buße desArjuna“ bezeichnet. Die Interpretation ist noch nicht endgültig geklärt.

Weitere Sehenswürdigkeiten

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Durga alsMahisasurmardini
Krishnas Butterball

Westlich des Ortskerns von Mamallapuram erstreckt sich ein langgestreckter Felsen von rund 500 m Länge. Über diesen Bereich sind zahlreiche weitere monolithische Tempelbauten undHöhlentempel verstreut. Deren wichtigste sind das Krishna-Mandapa und das Dharmaraja-Mandapa, dieMahishasura-Höhle sowie dieVaraha-Höhle. Sie sind allesamt mit kunstvollen Flachreliefs ausgestattet. In der Varaha-Höhle befinden sich Darstellungen Varahas (dem eberförmigenAvatara Vishnus), der GöttinGajalakshmi flankiert von zwei Elefanten, der GöttinDurga sowie Trivikramas bzw.Vamanas (einem weiteren Avatara Vishnus). Die Mahishasura-Höhle besticht durch Reliefs, die Vishnu auf der Schlange Ananta ruhend und Durga beim Kampf gegen den Büffeldämon Mahishasura darstellen. Das Relief im Krishna-Mandapa zeigt die bekannte Szene, in der GottKrishna den Govardhana-Berg hochhebt.

Ein beliebtes Fotomotiv ist die in der Nähe befindliche „ButterkugelKrishnas“, eine riesige, auf einem Felsrücken liegende Felskugel, die den Eindruck erweckt, jeden Moment herunterrollen zu können.

Umgebung

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An einem Strand ca. 8 km nordöstlich von Mamallapuram befindet sich ein sehenswerter Höhlentempel (Tiger Cave) mit einigen Felsreliefs in der Nähe.

Literatur

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  • R. Nagaswamy:Mahabalipuram. Oxford University Press, New Delhi 2008 (engl.).
  • Michael D. Rabe:The Great Penance at Māmallapuram. Deciphering a Visual Text. Institute of Asian Studies, Chennai 2001 (engl.).

Weblinks

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Commons: Mahabalipuram – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Mamallapuram – Daten 2011
  2. Eintrag auf der Website des Welterbezentrums der UNESCO (englisch undfranzösisch).
  3. Mamallapuram – Karte mit Höhenangaben (engl.)
  4. Mamallapuram – Klimatabellen. de.climate-data.org
  5. Mamallapuram – Census 1991–2011 (engl.)
  6. Mamallapuram – Census (engl.)
  7. K. A. Nilakantha Sastri:The Illustrated History of South India. From Prehistoric Times to the Fall of Vijayanagar. New Delhi: Oxford University Press, 2009, S. 66–68 (engl.).
  8. tsunami2004-india.org (Memento desOriginals vom 7. April 2005 imInternet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäßAnleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.tsunami2004-india.org(engl.)
  9. National Institute of Oceanography (Memento desOriginals vom 10. Februar 2005 imInternet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäßAnleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.nio.org(engl.)
Normdaten (Geografikum):GND:4346745-3(lobid,OGND,AKS) |VIAF:241842336
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