Magdalena Kopp

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Magdalena Cäcilia Kopp (*2. April1948 inNeu-Ulm; †15. Juni2015 inFrankfurt am Main) war eine deutscheTerroristin derRevolutionären Zellen[1] und die Ehefrau des als „Carlos“ bekannten TerroristenIlich Ramírez Sánchez.

Inhaltsverzeichnis

Leben

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Magdalena Kopp wuchs im bayerisch-schwäbischen Neu-Ulm als Tochter einesPostbeamten und einerKellnerin auf. Als Realschülerin lernte sie Michel Leiner (1942–2014) kennen, der an derUlmer Hochschule für Gestaltung studierte, alsSDS-Mitglied in derlinken Studentenbewegung aktiv war und ihr Lebensgefährte wurde. Nach dem Schulabschluss begann sie eine Fotografenlehre, die sie zunächst abbrach und von 1967 bis 1969 inBerlin an derLette-Schule abschloss.[2] 1969 zog sie zu Leiner nach Frankfurt am Main,[3] wo Tochter Anna zur Welt kam[4] und Leiner Herstellungsleiter und Art Director beim 1970 gegründeten VerlagRoter Stern wurde,[5] für den in der Folge auch Kopp arbeitete.

Sie verliebte sich 1972 in den VerlagsmitarbeiterJohannes Weinrich, für den sie ihren Mann verließ. Mit Weinrich zog sie zunächst nach Bochum, bevor sie mit ihrer Tochter nachGaiganz beiErlangen ging, wo sie als Repro-Fotografin arbeitete. Ihr Arbeitgeber war die vonGerd-Hinrich Schnepel geführte „Politladen Buchhandlung und Verlags GmbH“, die eng mit der linksradikalen Frankfurter Szene verbunden war.[6] Kopp gehörte zu den Mitbegründern der Frankfurter „Revolutionären Zellen“ (RZ). Mitglieder dieser Gruppe, der neben Weinrich und Schnepel auchHans-Joachim Klein,Wilfried Böse undBrigitte Kuhlmann angehörten, waren an demÜberfall auf die OPEC-Konferenz 1975 und an derEntführung einer Air-France-Maschine vonAthen nachEntebbe im Jahr 1976 beteiligt.

Mit Weinrich, der 1975 an einem fehlgeschlagenen Anschlag auf ein israelisches Flugzeug auf dem Pariser Flughafen beteiligt war, tauchte sie 1978 im Ausland unter. Ihre Tochter ließ sie bei deren Vater zurück. Weinrich war mit dem international gesuchten TerroristenIlich Ramírez Sánchez, genannt Carlos, befreundet. Ende 1978 reiste Kopp über Prag nach Bagdad, wo Carlos unter dem Schutz des irakischen Geheimdienstes lebte.[7]

Ab 1979 war Kopp mit Carlos liiert und arbeitete im engsten Führungskreis seinerOrganisation Internationalistischer Revolutionäre mit. Am 16. Februar 1982 wurde sie inParis auf denChamps-Elysées mit dem MittäterBruno Breguet verhaftet, als sie einen Sprengstoffanschlag auf die BotschaftKuwaits verüben wollte, mit dem Schutzgeld erpresst werden sollte.[8]

Während ihrer Inhaftierung verübte Carlos als Vergeltung mehrere Anschläge auf arabische und französische Einrichtungen mit zahlreichen Todesopfern.

Bald nach ihrer Haftentlassung 1985 kehrte sie zu Carlos zurück und lebte mit ihm und der 1986 geborenen Tochter in dersyrischen HauptstadtDamaskus. 1991 ließ Carlos imLibanon seine Ehe mit Magdalena Kopp amtlich nachislamischem Recht registrieren. Kopp war bei dem amtlichen Akt nicht anwesend.

Im Mai 1991 berichtete die IllustrierteStern in einem ausführlichen Artikel unter dem Titel „Der Pate des Terrors“, dass Kopp mit ihrer Tochter an der Seite von Carlos in Damaskus lebte.[9] Der syrische Geheimdienst empfahl angesichts der öffentlich gewordenen Informationen, dass Kopp das Land verlassen solle. Kopp gelangte 1992 mit ihrer Tochter in Carlos’ HeimatVenezuela und lebte dort die folgenden drei Jahre unter der Obhut von Carlos’ wohlhabender und einflussreicher Familie. Im Juni 1995 berichtete das deutsche NachrichtenmagazinFocus über die Enttarnung Kopps in der venezolanischen StadtValencia durch eigene Reporter.[10] Carlos wurde 1994 imSudan festgenommen und an Frankreich ausgeliefert. Ende 1995 kehrte Magdalena Kopp mit ihrer Tochter nach Neu-Ulm zurück, wo sie seitdem lebte. Sie sagte sich von Carlos los und stellte sich den Ermittlungsbehörden als Zeugin zur Verfügung.[8]

Als erstem Journalisten vertraute Kopp ihre Erfahrungen und EinblickeOliver Schröm an, der sie als wichtigste Quelle für sein 2002 erschienenes BuchIm Schatten des Schakals: Carlos und die Wegbereiter des internationalen Terrorismus einstufte.[11] In den folgenden Jahren verarbeitete sie ihre Erinnerungen an die 13 Jahre mit Carlos in einem autobiographischen Buch mit dem TitelDie Terrorjahre: Mein Leben an der Seite von Carlos, das 2007 veröffentlicht wurde. In derFilmbiographieCarlos – Der Schakal des RegisseursOlivier Assayas (2010) spielteNora von Waldstätten die Rolle der Magdalena Kopp.[12]Der DokumentarfilmIn The Darkroom (2013) von Nadav Schirman beleuchtet mit Interviews der Beteiligten aus der RZ, Magdalena Kopp und der gemeinsamen Tochter Rosa die Beziehung zu Carlos und ihren Weg an der Seite des Top-Terroristen.

Am 15. Juni 2015 starb Magdalena Kopp in Frankfurt.[13]

Veröffentlichungen

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Dokumentarfilm

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  • Nadav Schirman:Die Frau des Schakals (englischer Originaltitel:In the Darkroom), Deutschland/Israel/Finnland/Rumänien/Italien 2012, 90 Minuten

Literatur

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Weblinks

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Einzelnachweise

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  1. Die Welt:Die Frau des Terroristen
  2. Die Terrorjahre S. 39 f
  3. Schröm:Im Schatten des Schakals S. 36
  4. Die Terrorjahre S. 7
  5. Ursula Wenzel:Nachruf Michel Leiner. In:Form vom März 2014, abgerufen am 19. Juni 2015.
  6. Schröm:Im Schatten des Schakals S. 37
  7. Michael Sontheimer:Die Geliebte des Schakals. In:Der Spiegel vom 27. August 2007, abgerufen am 19. Juni 2015.
  8. abAttentate: Lillys Generalbeichte, in:Focus vom 11. November 1996, abgerufen am 16. Juli 2014
  9. Wilhelm Dietl:Der Pate des Terrors In:Stern vom 8. Mai 1991, S. 20 ff
  10. Wilhelm Dietl:„Lilly“ im goldenen Käfig. In:Focus vom 26. Juni 1995, abgerufen am 18. Juni 2015.
  11. Schröm:Im Schatten des Schakals. S. 9.
  12. FOCUS vom 20. Mai 2010: Nora von Waldstätten muss mit der Filmfigur träumen
  13. Magdalena Kopp war mehr als nur die Terroristen-Braut. In: Augsburger Allgemeine. 25. September 2015, abgerufen am 25. September 2015. 
Personendaten
NAMEKopp, Magdalena
ALTERNATIVNAMENKopp, Magdalena Cäcilia (vollständiger Name)
KURZBESCHREIBUNGdeutsche Ehefrau des Terroristen „Carlos“
GEBURTSDATUM2. April 1948
GEBURTSORTNeu-Ulm
STERBEDATUM15. Juni 2015
STERBEORTFrankfurt am Main
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