Macchie

DieMacchieⓘ/? (italienischmacchia,korsischmachja,kroatischmakija,französischmaquis), auchMacchia oderMaquis, ist eine sekundär entstandene,anthropogene, immergrüne Gebüschformation der mediterranenHartlaubvegetationszone.
Verbreitung
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]DiePflanzenformation der Macchie ist charakteristisch für Gebiete mitmediterranem Klima. Dieses kommt in einem unterbrochenen Gürtel in entsprechenden Breitengraden rund um die Erde an der regenreicheren Westseite der Kontinente vor. Das gemäßigt-subtropische Klima ist gekennzeichnet durch relativ ergiebige Winterregen, Sommerdürre und Abwesenheit von strengen Nachtfrösten im gesamten Jahr. Sehr niederschlagsarme oder kontinentale Klimaregionen werden gemieden. Das entsprechendeBiom der mediterranen Vegetation tritt neben der Mittelmeerregion selbst in vier weiteren Gebieten der Erde ausgedehnt auf (Kalifornien, Mittelchile, Südafrika, Südwestaustralien). In diesen Regionen kommen Gebüschformationen vor, die der Macchie physiognomisch sehr stark ähneln und ökologisch entsprechen, obwohl sie nicht eine einzige Pflanzenart gemeinsam haben (konvergente Evolution). Die der Macchie entsprechende Vegetation wird in AmerikaChaparral (im spanischen Sprachraum auch Matorral), in SüdafrikaFynbos genannt.
Entstehung
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Die Macchie ging aus Wäldern hervor, die durch den Menschen und sein Weidevieh übernutzt wurden. Jahrtausende übermäßiger Nutzung durch den Menschen (Brandrodung, Beweidung, nicht nachhaltige Holzentnahme) führten zurDegradation der normalerweise die Landschaft bestimmenden großen hartlaubigen Eichenwälder zu einem demNiederwald ähnelnden, drei bis fünf Meter hohen Buschwald. Im Mittelmeerraum ist der hochwüchsige und geschlosseneSteineichenwald, der früher für die Region kennzeichnend war, auf winzige, meist teilweise degradierte Relikte zusammengeschmolzen. Die natürliche Waldvegetation muss hier aus Relikten und Degenerationsstadien erschlossen werden. Die Macchienvegetation hat die meisten der beteiligten Pflanzenarten vor der Ausrottung bewahrt und kann sich zum Wald regenerieren. Die Degradation setzte dabei bereits zu Zeiten des römischen Reiches ein und wurde auch im Mittelalter nur begrenzt verringert. Neben der stofflichen Nutzung von Holz (Schiffbau, Baumaterialien) war Holz vor der weiten Verbreitung fossiler Energieträger wie Kohle der wichtigste Energierohstoff – Holz wurde sowohl zum Beheizen privater und öffentlicher Gebäude genutzt als auch metallurgisch in derVerhüttung damals bekannter Metalle. Zur Ausbeutung metallischer Bodenschätze war oft die Verfügbarkeit entsprechender Wälder wichtiger als der Metallgehalt der verfügbaren Erze. Unter dem BegriffHolznot wurde auch nördlich der Alpen die Übernutzung der Wälder Jahrhunderte lang kontrovers diskutiert, was letztlich an dersächsischen ForstakademieTharandt (betraut unter anderem mit der Sicherstellung der Versorgung desErzgebirges mit ausreichend Holz) zur Entwicklung des Konzeptes derNachhaltigkeit führte – Entnahme nur in dem Ausmaße, wie sich der Waldnatürlich oder durch menschlichen Eingriff (Aufforstung) regenerieren kann.
Eigenschaften
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Geschlossene Macchien sind durch die dicht stehenden Büsche mit ihren ineinander verflochtenen Ästen und die eingewobenen dorn- oder stachelbewehrten Lianen gekennzeichnet, welche für Menschen und größere Säugetiere nur schwer durchquerbar sind. Die starke Beschattung durch die immergrünen Blätter bewirkt, dass der Unterwuchs nur eine schüttere und artenarme Krautschicht aufweist.[1] Durch intensive Beweidung der Macchie und die damit verbundeneBodenerosion entstehen als weitere Degenerationsstadien artenreiche, niederwüchsigeFelsheiden. Diese Vegetationsformen werden unterschiedlich benannt,Garrigue in Frankreich,Phrygana in Griechenland,Tomillares in Spanien. Häufig wechseln sich Macchien und Felsheiden ab und gehen ineinander über.
Nutzung durch den Menschen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Das Hauptnutzungstier der Macchie ist dieHausziege, deren Futteranteil zu 60 Prozent oder mehr aus Laub und Astwerk bestehen kann. Weit weniger sind Schafe und Schweine in der Macchie zu Hause. Bei der Weidenutzung wurde und wird die Macchie periodisch abgebrannt, um den Weidetieren den Zugang zu den Weideflächen zu ermöglichen und ihr Futter zu verbessern. Zusätzlich gehen einige derPflanzennährstoffe, welche in der Vegetation gebunden sind, mit der Brandrodung wieder in den Boden über. Die Brandrodung ist heute in allen Mittelmeerstaaten verboten, wird aber vielfach weiter praktiziert. Die Macchie kann sich nach Brand in wenigen Jahren regenerieren, wenn weitere degradierende Einflüsse ausbleiben.
Macchienvegetation kann in Teilen des Mittelmeerraums sehr ausgedehnt sein, insbesondere auf den Inseln. So ist mehr als die HälfteKorsikas von Macchie bedeckt. Die Macchie ist extrem durchBuschbrände gefährdet. Nach einem solchenSchadensfeuer wächst jedoch innerhalb weniger Jahre die gleichePflanzengesellschaft wieder heran (ein Beispiel aus der Türkei[2] und aus Sardinien[3]). Wird die Macchie zu oft abgebrannt, kann sie nicht mehr vollständig regenerieren. Durch häufigen Brand gekennzeichnete Macchienvegetation fällt durch das Zurücktreten der sklerophyllen immergrünen Baum- und Straucharten, vor allem zu Gunsten derZistrosen (Cistus spp.) auf. Die immergrünen, ein bis drei Meter hohen Sträucher sind zum Teil so dicht, dass darunter keine Krautschicht ausgebildet ist (ähnlich den Hecken in Mitteleuropa). In der Regel sind aufgelichtete Stellen mit niedriger Vegetation mosaikartig eingesprengt.
Vegetationstypen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Entsprechend ihrer weiten geographischen und ökologischen Amplitude ist die Macchienvegetation in verschiedenen Regionen, je nach geologischem Untergrund, Lokalklima und Nutzungsgeschichte, unterschiedlich ausgeprägt. Den Artengrundstock bilden überall die Arten der ursprünglichen Waldformationen. Die Macchienvegetation unterscheidet sich vom Wald vor allem durch die geringere Wuchshöhe, aber unter günstigen Umständen können im Prinzip alle Arten der Hartlaubwälder auch in der Macchie überleben. Vegetationskundlich werden deshalb die Macchien und die Hochwälder der Hartlaubzone in derselben Vegetationsklasse (den Steineichenwäldern,Quercetea ilicis) zusammengefasst. DieSteineiche (Quercus ilex) selbst ist in Buschform an der Macchienvegetation regelmäßig beteiligt, sofern sie nicht zu stark degradiert ist. Andere Eichenarten, vor allem die wärmeliebendere, überwiegend ostmediterran verbreiteteKermeseiche (Quercus coccifera) können als kugelig befressene Zwergbüsche sogar bis in die Felsheiden überdauern. Weitere weit verbreitete Arten sindTerpentin-Pistazie (Pistacia terebinthus),Breitblättrige Steinlinde (Phillyrea latifolia),Immergrüner Kreuzdorn (Rhamnus alaternus) und die rankenden ArtenSpitzblättriger Spargel (Asparagus acutifolius) undRaue Stechwinde (Smilax aspera). In Küstennähe bildet die auffallendeBaum-Wolfsmilch (Euphorbia dendroides) eigene Aspekte.
Auf besonders warmen und trockenen Standorten, ebenfalls meist in direkter Meeresnähe, kann die Steineiche ausfallen. Charakteristisch sind hier die Wildform desOlivenbaums (Olea europaea var.sylvestris), derJohannisbrotbaum (Ceratonia siliqua), derMastixstrauch (Pistacia lentiscus), der Strauch-Gamander (Teucrium fruticans) und andere. Typisch für Macchien basenarmer Standorte sindBaumheide (Erica arborea),Schopf-Lavendel (Lavandula stoechas),Salbeiblättrige Zistrose (Cistus salviifolius), Ginster (Genista spp.). Kalkreiche Standorte bevorzugen zum BeispielMyrte (Myrtus communis) und der nur ostmediterran verbreiteteÖstliche Erdbeerbaum (Arbutus andrachne).
Cistusmacchie
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Die Cistusmacchie ist eine Vegetationsgemeinschaft bzw. Form der immergrünen mediterranenHartlaubvegetation, die sich teilweise fast flächendeckend bzw. meist dominierend aus verschiedenenZistrosenarten (oftCistus albidus,Cistus creticus,Cistus monspeliensis undCistus salviifolius) und anderen immergrünen Sträuchern oder Bäumen zusammensetzt. Dies sind vor allem dieBaumheide (Erica arborea), derWestliche Erdbeerbaum (Arbutus unedo), dieKermeseiche (Quercus ciccifera), dieSteineiche (Querces ilex), derOlivenbaum (Olea europea), derMastixstrauch (Pistacica lentiscus), dieMyrte (Myrtus communis), dieBreitblättrige Steinlinde (Phillyrea latifolia) und derPfriemenginster (Spartium junceum).[4]
Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Salvatore Brullo, Lorenzo Gianuzzi, Antonio la Mantia, Giuseppe Siracusa:La classe Quercetea ilicis in Sicilia. In:Bollettino dell’Accademia Gioenia di Catania. Band 41, Nr. 369, 2008, S. 1–124 (PDF-Datei).
- R. Di Castri,D. W. Goodall, R. L. Specht:Mediterranean type shrublands (Ecosystems of the World 11). Elsevier S.P.C., Amsterdam, Oxford, New York 1981,ISBN 0-444-41858-X.
- Emilia Poli Marchese, Lidia Di Benedetto, Giuseppe Maugeri:Successional Pathways of Mediterranean Evergreen Vegetation on Sicily. In:Vegetatio. Band 77, Nr. 1–3, 1988, S. 185–191,doi:10.1007/BF00045764.
- Richard Pott:Allgemeine Geobotanik. Biogeosysteme und Biodiversität (= Springer-Lehrbuch). Springer, Berlin / Heidelberg / New York 2005,ISBN 3-540-23058-0.
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑Ralf Jahn, Peter Schönfelder:Exkursionsflora für Kreta. Mit Beiträgen von Alfred Mayer und Martin Scheuerer. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1995,ISBN 3-8001-3478-0,S. 16.
- ↑Necattin Türkmen, Atabay Düzenli:Changes in floristic composition of Quercus coccifera macchia after fire in the Çukurova region (Turkey). In:Annales Botanici Fennici. Band 42, Nr. 6, 2005, S. 453–460. (PDF-Datei).
- ↑Ignazio Camarda, Giuseppe Brundu, Vincenzo Satta:Fire in Mediterranean Macchia: a Case of Study in Southwest Sardinia. In:General technical report. PSW-GTR-208, 2004, S. 545–548 (PDF-Datei).
- ↑Gustav Hegi, Illustrierte Flora Mitteleuropas, Band V.1; Hanser Verlag München 1965, 2. Auflage, Seite 557.