



DasMünchner Volkstheater ist ein städtischesTheater inMünchen. Es wird durch dasMünchner Kulturreferat getragen.
Im Jahr 1903 wurde von den Architekten Gerstenecker und Tittrich in der Josephspitalstraße im StadtteilAltstadt-Lehel eine repräsentative Eisenbeton-Konstruktion unter diesem Namen erbaut. Im selben Jahr konnte es mit SchillersKabale und Liebe eröffnet werden. Es hatte etwa 1000 Sitze.
Schon 1903 erhieltElise Aulinger hier ihr erstesEngagement. Die erste Vorstellung gab es am 10. November 1903. Die Leitung hatte zunächstErnst Schrumpf, der im Juni 1914 nach einem verlorenen Gerichtsprozess wegen dutzendfacher sexueller Belästigung und rohem Verhalten als Theaterdirektor zurücktrat, um seiner behördlichen Absetzung zuvorzukommen.[1] Administrativ stand ihm Wilhelm Braun zur Seite. Einem Bericht in derMünchener Ratsch-Kathl vom 16. November 1904 ist zu entnehmen, dass das Theater bereits ein Jahr später deutschlandweit Bekanntheit erfahren hatte. Zu diesem Zeitpunkt wurde das 54. Theaterstück am Hause gespielt.[2]
Seit 1907 war der SchauspielerRolf Pinegger engagiert, der dem Volkstheater zeitlebens treu blieb. Nach demErsten Weltkrieg warErnst Bach Direktor des Theaters. Es kamen einigeSchwänke zur Uraufführung, so am 25. Dezember 1921Der keusche Lebemann von Bach undFranz Arnold.
1932 wurdeLudwig Schmid-Wildy Oberspielleiter des damals noch privat geführten Theaters. Von 1934 bis 1938 arbeitete hierFerdinand Dörfler als Schauspieler, Pächter und Direktor. Von 1933 bis 1941 gehörteWilly Rösner zumEnsemble des Volkstheaters. Es wurde imZweiten Weltkrieg durch Bomben zerstört.

Das 1955 erbaute Gebäude in derBrienner Straße, ursprünglich eine Mehrzweckhalle im Haus des Sports, wurde 1983 zum Volkstheater umgebaut und fasste seither 609 Zuschauer. Ein Großteil der Kosten von 3,9 Millionen Mark wurde außer durch die städtische Förderung durch Publikumsspenden getragen. Zu Eröffnung inszenierteRuth Drexel das StückGlaube und Heimat vonKarl Schönherr. ErsterIntendant war von 1983 bis 1988Jörg-Dieter Haas, das Ensemble bestand aus einer Gruppe bekannterVolksschauspieler (z. B.Gustl Bayrhammer,Beppo Brem,Helmut Fischer,Willy Harlander,Karl Obermayr,Enzi Fuchs,Rita Russek,Maria Singer,Peter Thom,Michael Lerchenberg). 1989 kam als weitere Spielstätte das „Nachtkastl“, eine variable Bühnenpodesterie mit 120 Plätzen, dazu. Von 1988 bis 2002 leitete Ruth Drexel das Haus, unterbrochen von einer kurzen Interimsintendanz vonHanns Christian Müller 1998 bis 1999.
Auf dem Spielplan standen vor allem die Klassiker der süddeutsch-österreichischen Dialektliteratur, daneben Werke der außerdeutschen Volkstheatertradition, aber auch Stücke vonGoethe,Schiller,Shakespeare,Molière,Brecht und anderen.
2002 wurdeChristian Stückl Intendant, der vor allem durch seine Inszenierungen derOberammergauer Passionsspiele 1990 und 2000 bekannt geworden war. Mit einem jungen Ensemble und Nachwuchsregisseuren konnte das Volkstheater ein neues Profil innerhalb der Theaterszene gewinnen und erreichte zeitweilig eine fast 90-prozentige Sitzauslastung.
Seit 2005 findet einmal jährlichRadikal jung – Das Festival junger Regie statt.
Seit 2006 gibt das Münchner Volkstheater einmal jährlich das MagazinVolksmund anstelle eines Spielzeitheftes heraus. Die Ausgabe zur Spielzeit 2007/08 wurde als „hinreißend witzige“ (tz) Neuentdeckung mit „feuilletonistischem Anspruch“ (Münchner Merkur) bezeichnet.
Im Dezember 2017 wurde der Siegerentwurf für den Neubau auf insgesamt fast 18.000 Quadratmetern in der Tumblingerstraße 29 vorgestellt, mit einem Saal mit wie bisher 600 Sitzplätzen und einer Werkraumbühne sowie einer Probenbühne.[3] Die städtische Jury hat sich für den Entwurf der Planungsbürogemeinschaft um die Firma Georg Reisch aus Bad Saulgau, erstellt durch das Stuttgarter ArchitekturbüroLederer Ragnarsdóttir Oei, zu einem Komplettpreis von knapp 131 Millionen Euro entschieden. Bereits Ende 2020 lief der Mietvertrag des Volkstheaters an der Brienner Straße mit demBayerischen Fußballverband aus.
Auf drei Aufführungsflächen können im backsteinroten Neubau ab Herbst 2021 Theatervorstellungen inszeniert werden. Der Hauptsaal mit Orchestergraben bietet Platz für etwa 600 Zuschauer. Die große Bühne wurde so geplant, dass alles technisch schnell auf- und wieder abgebaut werden kann. Wie bei einem Aufzug können die Bühnenbilder in ein unterirdisches Lager gefahren werden. Auch der 27 Meter hohe Turm, direkt über der Bühne, dient dem schnellen Kulissenwechsel. Neben der Probebühne steht den Künstlern auch eine multifunktionale Spielfläche zur Verfügung. Sie ist ausgestattet mit einem integrierten Schubladensystem für den zügigen Auf- und Abbau von Stuhlreihen, da ansonsten der Umbau von Stühlen zeitaufwendig wäre. In jeder Ecke kann so die Bühne stehen, denn auch die Beleuchtungsbrücken sind verschiebbar. Somit besteht für 250 Sitz- oder 400 Stehplätze Raum. Im Neubau sind Verwaltungsräume, Requisitenabteilung, Schneiderei und Schreinerei wie auch die Tonabteilung mit Tonstudio untergebracht.
Eröffnet wurde der Neubau am 15. Oktober 2021 mitChristopher Marlowes DramaEdward II., inszeniert von Intendant Christian Stückl.[4]
48.1236311.55585Koordinaten:48° 7′ 25,1″ N,11° 33′ 21,1″ O