Lumbrein
Lumbrein | ||
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Staat: | Schweiz![]() | |
Kanton: | Kanton Graubünden![]() | |
Region: | Surselva | |
Politische Gemeinde: | Lumneziai2 | |
Postleitzahl: | 7148 | |
frühereBFS-Nr.: | 3595 | |
Koordinaten: | 729644 / 17163346.6833269.1333371405Koordinaten:46° 41′ 0″ N,9° 8′ 0″ O; CH1903: 729644 / 171633 | |
Höhe: | 1405 m ü. M. | |
Fläche: | 37,75 km² | |
Einwohner: | 361(31. Dezember 2012) | |
Einwohnerdichte: | 10 Einw. pro km² | |
Website: | www.lumnezia.ch | |
![]() Lumbrein, nach Norden | ||
Karte | ||

Lumbrein ([lʊmˈbʁɛɪ̯n]ⓘ/?) ist eine Ortschaft in der GemeindeLumnezia, KantonGraubünden,Schweiz. Das Dorf liegt in derVal Lumnezia (Lugnez), rund 15 km vonIlanz entfernt. Die Weiler auf der Südseite desGlenners heissenSurin undSilgin.
Bis Ende 2012 bildete Lumbrein eine eigenepolitische Gemeinde. Am 1. Januar 2013 fusionierte es mit den GemeindenCumbel,Degen,Morissen,Suraua,Vella,Vignogn undVrin zur neuen Gemeinde Lumnezia.
Wappen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Blasonierung:In Grün ein silberner (weisser) Wellenpfahl.
Das Wappen stellt die Teilung der ehemals selbstständigen Gemeinde durch den FlussGlenner dar. Abgeleitet ist es vom Wappenschild der Herren vonLumerins, deren Burgturm im Dorf noch besteht.
Geschichte
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Der Name Lumbrein erscheint erstmals im Jahre 830 alsin ville Lamarine im kaiserlichen Reichsurbar (Kopie des 16. Jahrhunderts). Herkunft und Bedeutung des Namens sind sehr unsicher.[1]
Die älteste Siedlung auf dem Gebiet der Gemeinde ist die um 1500 v. Chr. bewohnte HügelsiedlungCrestaulta beim Weiler Surin. Die dort gemachten archäologischen Funde, heute im Rätischen Museum in Chur zu besichtigen, weisen auf eine lange Besiedlungsgeschichte hin. 1961 wurde südwestlich von Lumbrein in Sietschen eineStele mit anthropomorpher Menschendarstellung gefunden. Aufgrund von vergleichbaren Stelen aus Oberitalien wurde sie von italienischen Forschern insSpätneolithikum datiert. Spuren eines historischen Bergbaus am Ausgang der Val Miedra zeugen vom erfolglosen Bemühen Bodenschätze abzubauen. Gut dokumentiert ist eine grosse Anzahl von ehemaligen Bewohnern, die das Bergdorf verliessen, um in der Fremde eine Existenz aufzubauen. Häufiger Familienname in Lumbrein ist das Geschlecht derCapaul.
Im frühen Mittelalter war die Ortschaft fränkisches Reichsgut. Die im Spätmittelalter zugezogenenWalser und Blenieser (Bewohner desBleniotals) siedelten vor allem am rechten Glennerufer und wurden romanisiert. Zwischen ihren Höfen und den Bewohnern rechts des Glogns/Glenners kam es häufig zu Auseinandersetzungen um Nutzungsrechte. Um 1350 gehörte Lumbrein zur Vogtei der Herren vonBelmont, nach 1371 zu den Herren von Lumbrein. Ab 1390 erscheinen, wie in den Nachbarorten, dieFreiherren von Sax als Grundherren. Dies wohl in der Absicht, die Passverbindungen Richtung Süden über den Valserberg und dieGreina zu beherrschen.
Ab 1395 ist Lumbrein als Glied derGerichtsgemeinde Lugnez dokumentiert. 1538 wurden die bischöflichen Rechte – ähnlich den umliegenden Orten – ausgekauft. Die Kirche St. Martin war eine Filialkirche derkatholischen Kirche Pleif inVella. 1646 baute man die heutige Pfarrkirche, die 1345 erstmals erwähnt wurde, im barocken Stile um.
Seit 1720 findet in Lumbrein alljährlich eine Prozession zu Ehren derSieben Schmerzen Mariens statt. Seit 1920 findet die Prozession (romanisch:Perdanonza) am 2. Oktobersonntag statt, vorher am erstenFastensonntag.[2]
Lumbrein war im letzten Jahrhundert ein traditionelles Bauerndorf, doch ging die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe ab den 1950er-Jahren stark zurück. Damit verbunden waren auch ein Bevölkerungsrückgang und eine starke Abwanderung. 1976–2005 erfolgte eine Gesamtmelioration der stark alpin geprägtenBerglandwirtschaft. Es folgte eine starke Mechanisierung und Modernisierung der Bauernbetriebe. Um 1970 setzte in bescheidenem Mass der Tourismus ein, der bis heute einen Haupterwerb für viele Einwohner bildet.
Lumbrein verfügt über ein eigenes Kleinkraftwerk und damit über eine eigene Energieversorgung. Die hohe Sonneneinstrahlung im Lugnez begünstigt zudem die Energieversorgung mittels Solarenergie, welche im Tal stark gefördert wurde. Umstritten und wegen Protesten des Natur- und Landschaftsschutzes aufs Eis gelegt ist ein geplanterWindpark im Alpgebiet von Staviala vedra und in der Val Cavel. Von Naturschutzkreisen verhindert wurde ebenfalls ein Kraftwerkprojekt, das den noch frei fliessenden TalflussGlenner und seine Seitenbäche zur Energieversorgung vorsah. Am Fusse des Glenners besteht eine private Fischzuchtanstalt mit dem Ziel, die heimische Berglandwirtschaft mittels eines neuen Erwerbszweiges zu stärken.
Bevölkerung und Sprache
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Bevölkerungsentwicklung | ||||||
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Jahr | 1850 | 1900 | 1930 | 1950 | 2000[3] | 2012 |
Einwohner | 529 | 531 | 475 | 584 | 399 | 361 |
Rund 90 Prozent der Einwohner beherrschen dasRätoromanisch. Die Veränderungen in der Bevölkerungsstruktur und die wirtschaftliche und soziale Situation beeinflussen die rätoromanisch sprechende Minderheit sehr stark, gepaart mit weiteren Einflüssen der Moderne wie den omnipräsenten, deutschsprachigen Medien. Eine Krise in der Landwirtschaft von 1950 bis 1970 reduzierte u. a. die Einwohnerzahl der ehemaligen Gemeinde um einen Viertel. Um 1960 begann eine starke Abwanderung vonRätoromanen in die wirtschaftlich starken Zentren des Schweizer Mittellandes. Die Zuwanderung von deutschsprachigen Zweitwohnungsbesitzern und die Einflüsse des einhergehenden Tourismus liessen danach die Einwohnerzahl zeitweise stabilisieren. Eine Reduktion der Geburtenrate und ähnliche Strukturprobleme wie im übrigen Lugnez führten in der Moderne jedoch ab 2016 zur Fusion mit anderenNachbarschaften und zu der durch die kantonalen Behörden geförderten EinheitsgemeindeLumnezia.
Sehenswürdigkeiten und touristische Hotspots
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Lumbrein wurde wegen seines kompakten Dorfbildes und der gut erhaltenen historischen Bauten insInventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz aufgenommen.
Sehenswert:
- Der bronzezeitliche SiedlungsplatzCrestaulta
- Katholische Pfarrkirche Sankt Martin[4]
- Kapelle Sankt Andreas
- Kapelle Sogn Roc (Lumbrein)
- Kapelle Sankt Sebastian im Ortsteil Silgin[5]
- Wohnturm Chisti, heute privat, um 1315 erbaut und einst vermutlich der Stammsitz der Herren vonLumerins
- Wohnturm Casaulta
- Holzbrücke Silgin über den Glogn/Glenner, die Lumbrein und Silgin verbindet
- Casa d’Angel (Dorfmuseum und Kulturhaus im alten Gemeindegebäude mit sehenswertem Kristallfund)
- Maiensässlandschaft am Ausläufer desPiz Sezner
- Skitourengebiet auf den Umsu und in die Val Cavel
Persönlichkeiten
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Armin Capaul, Bergbauer und Initiant der Eidgenössischen Volksinitiative«Für die Würde der landwirtschaftlichen Nutztiere (Hornkuh-Initiative)»
- Gion Bistgaun Capaul (1841–1917), Bündner Lokalpolitiker
- Giachen Giusep Casaulta (1919–1995), Bündner Lokalpolitiker
- Clara Capaul-Hunkeler (1926–2010). Zahnärztin und Vorsteherin der Kunst-Stiftung Capauliana
- Februar 2025
- Lumbrein Holzhäuser
- Stele von Sietschen
- Der Weiler von Surin
- Hügel vonCrestaulta
- WohnturmCasaulta aus dem 14. Jahrhundert
- Holzbrücke Silgin von 1880 über denGlenner
Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Duri Blumenthal u. a.:Kulturführer Val Lumnezia und Vals. Vella 2000, S. 164–80.
- Curdin Capol:Rätoromanisch und das Romanentum in Graubünden. Studie zum Zustand und zur Zukunft der Rätoromanen: Beitrag zum Schutz alpiner Kultur- und Sprachräume. Wil 2010.
- Hans Jenny:Kunstführer durch die Schweiz. 5. Auflage. Wabern 1971, S. 244 f.
- Jürg Rageth, Adolf Collenberg: Lumbrein. In:Historisches Lexikon der Schweiz. 15. März 2017.
- Willy Zeller:Kunst und Kultur in Graubünden. 2. Auflage, Bern 1976, S. 72.
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Offizielle Website der Gemeinde Lumnezia
- Unterwegs im Lugnez: Kleiner Führer durch die Val Lumnezia.
- Burgenwelt: Casti da Lumbrein (Chisti)
- Burgenwelt: Casaulta
- Ortsmuseum Casa d’Angel
- Stiftung Capauliana
- Val Lumnezia
- Bundesamt für Kultur:Lumbrein imInventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz
Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen. Hrsg. vom Centre de Dialectologie an der Universität Neuenburg unter der Leitung von Andres Kristol. Frauenfeld/Lausanne 2005, S. 550.
- ↑Giusep Capaul u. a.:La prozessiun da Lumbrein. Lumnezia, 2020
- ↑Jürg Rageth, Adolf Collenberg: Lumbrein. In:Historisches Lexikon der Schweiz. 15. März 2017.
- ↑Katholische Pfarrkirche Sankt Martin (Foto) auf baukultur.gr.ch.
- ↑Kapelle Sankt Sebastian (Foto) auf baukultur.gr.ch.