Movatterモバイル変換


[0]ホーム

URL:


Zum Inhalt springen
WikipediaDie freie Enzyklopädie
Suche

Louis-seize

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Ein Louis-Seize-Interieur:Cabinet doré de la Reine,Schloss Versailles

DerLouis-seize (auch:Louis XVI,vorrevolutionärerKlassizismus) ist eine Stilrichtung in der französischen und französisch beeinflussten europäischen Kunst und Architektur des18. Jahrhunderts zwischen 1760 und 1790. Der Stil ist benannt nach dem französischen KönigLudwig XVI. (Regierungszeit: 1774–1792).

Definition und Abgrenzung

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Der Louis-seize gehört zum Klassizismus. Seine typischen Stilformen entwickelten sich bereits gegen Ende der vorhergehenden EpocheLudwigs XV. (Louis-quinze) von etwa 1760 bis etwa 1774; dieser Zeitraum wird daher als Übergangsphase („Transition“) vomRokoko zum beginnendenKlassizismus angesehen.

Schloss Bagatelle, Paris (1777)

Als zweite und eigentliche Phase des Louis-seize gilt die Zeit von 1774 bis 1790, also die Regierungszeit Ludwigs XVI. vor dem Ausbruch derfranzösischen Revolution. In der Praxis wurde der Stil stärker durch den Geschmack der KöniginMarie-Antoinette und die für sie geschaffenen eleganten Dekorationen inVersailles,Trianon undFontainebleau geprägt, als durch den König selber.

Der Begriff wird außer in der Architekturgeschichte vor allem für einen Stil der Innendekoration bzw. für Gegenstände der Inneneinrichtung, insbesondere einenMöbelstil, verwendet. In Deutschland entspricht ihm etwa derZopfstil, in Österreich derJosephinismus, in England und den USA derLate Georgian bzw.Adam Style und bei MöbelnHepplewhite, in Schweden derGustavianische Stil.

Dem Louis-seize vorausgehende Stile sind dasLouis-quatorze (französischesBarock) unter dem „Sonnenkönig“Ludwig XIV. und dasLouis-quinze (französischesRokoko) unterLudwig XV. (in England:Chippendale). Bedeutende Wegbereiter waren die Stiche vonHenri Salembier und die Möbel vonJean-Henri Riesener.

An das Louis-seize schließen sich dasDirectoire (Hauptzeit 1795–1799) undConsulat (1799–1804) an, gefolgt vomEmpire (Hauptzeit 1804–1820).

Formensprache

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Im Gegensatz zu den gerundeten, geschwungenen und asymmetrischen Formen desRokoko ist der Stil Louis-seize geradliniger und eckiger, dabei jedoch sehr zierlich und elegant.

Bezüglich der Ornamentik werden die organischen abstrakt-barocken Formen derRocaille durch geometrische Formen sowie dezent-naturalistische Applikationen ersetzt, wie Blumenkörbe, Zweige, Vögel,Fruchtstäbe, Fruchtgehänge, Girlanden undFestons sowie Bänder, und zum anderen durch die klassizistische Orientierung an derAntike, mitMäanderornamenten,Medaillons,Trophäenschmuck, Musikinstrumenten sowieAttributen der verschiedenen Künste und Wissenschaften. Auch Dekorationen im sogenanntenpompejanischen Stil, der von den Ausgrabungen inPompeji inspiriert war, oder ägyptische Anspielungen mitSphingen waren beliebt (siehe z. B.Schloss Bagatelle oder dasCabinet doré der Marie-Antoinette inVersailles).

Es kommen sowohl sehr schlichte Interieurs vor – z. B. die privaten Räume mit Bibliothek Ludwigs XVI. in Versailles –, als auch sehr fantasievolle, verspielte und kostbare Raumschöpfungen, wie z. B. der für Marie-Antoinette gefertigte Dekor im Schlafzimmer der Königin in Versailles mit üppigem, buntem Blumenschmuck aufLyoner Seide, oder ihr pompejanisches Boudoir inFontainebleau. Insgesamt fällt eine Tendenz zum Intimen auf.

Belvédère-Pavillon mit dem 'großen Felsen' imenglischen Park des Petit Trianon

Architektur

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Wichtigster Vertreter ist in der ArchitekturAnge-Jacques Gabriel mit dem ParadebeispielPetit Trianon. Bei Gabriel ist die Unterscheidung der beiden Teilphasen gut nachvollziehbar: die durchMarie-Antoinette beeinflusste zweite Phase ist von zierlicherer Eleganz. Ein weiteres bedeutendes Bauwerk des Louis-seize ist das vonFrançois-Joseph Bélanger 1777 geschaffeneSchloss Bagatelle imBois de Boulogne.

In derGartenkunst wurde der typische französische Garten durch denenglischen Landschaftsgarten abgelöst – eine Entwicklung die ideengeschichtlich durchRousseaus Naturphilosophie vorbereitet war.

Möbel und Innenarchitektur

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Allgemein ist die Gestaltung der Gegenstände weniger streng und reduziert als im Klassizismus. Neben dem Repertoire aus Kapitellen, Giebeln etc. finden sich auch Zitate aus der Flora und Fauna. Die Möbel sind zierlich und aus Harthölzern ausgeführt, manchmal aus Mahagoni, und haben Edelholzfurniere oder sogarIntarsienarbeiten. Auch sehr prächtige Möbel inBoulletechnik kommen vor.

Der Grundriss der Schrankmöbel und Sekretäre ist zumeist rechteckig mit angeschrägten Ecken. Die dort auf- oder angesetzten Beine sind typischerweise gerade und besitzen einen runden Querschnitt. Verspielte oder organische Abschlüsse und Ecken sind nicht zu finden, sie weisen meist auf Möbel früherer oder späterer Stile hin, etwa auf solche desLouis Philippe (Restauration).

An Sitzmöbeltypen sind dieVoyeuse und die bereits seit 1740 entwickelteBergère häufig vertreten. Ein ganz eigener Möbeltyp des Louis-seize ist der sogenannteLouis-seize-Stuhl. Bei ihm sind die Beinekanneliert, also mit einer Auskehlung versehen. Bekannter Hersteller war der Pariser MöbeltischlerNicolas Quinibert Foliot (er fertigte auch fürMarie-Antoinette) sowieJean Baptiste Claude Sené undGeorges Jacob.

  • Louis-seize-Interieur im Département des Objets d’Art (Raum 59), Louvre, Paris
    Louis-seize-Interieur im Département des Objets d’Art (Raum 59),Louvre, Paris
  • Dreisitziges Canapé und Fauteuils im Salon de compagnie, Petit Trianon
    Dreisitziges Canapé und Fauteuils imSalon de compagnie,Petit Trianon
  • Salle Marie-Antoinette, Département des Objets d’Art (Raum 65), Louvre, Paris
    Salle Marie-Antoinette, Département des Objets d’Art (Raum 65), Louvre, Paris
  • Kommode mit komplexen Intarsienarbeiten von Jean-François Leleu
    Kommode mit komplexen Intarsienarbeiten von Jean-François Leleu
  • Louis-seize-Bergère (Jean Avisse, Paris 1780–1785), Art Institute of Chicago
    Louis-seize-Bergère (Jean Avisse, Paris 1780–1785),Art Institute of Chicago
  • „Zylinder“-Sekretär (1777) und Fauteuils „à la reine“ (1768) aus dem Hôtel de Chevreuse, Louvre (Raum 55), Paris.
    „Zylinder“-Sekretär (1777) und Fauteuils „à la reine“ (1768) aus dem Hôtel de Chevreuse,Louvre (Raum 55), Paris.
  • Louis-seize-Interieur mit Möbeln in Boulletechnik, Département des Objets d’Art (Raum 62), Louvre, Paris
    Louis-seize-Interieur mit Möbeln inBoulletechnik, Département des Objets d’Art (Raum 62), Louvre, Paris
  • Boudoir der Königin Marie-Antoinette (1786) im pompejanischen Stil, Schloss Fontainebleau
    Boudoir der Königin Marie-Antoinette (1786) im pompejanischen Stil,Schloss Fontainebleau
  • Louis-seize-Treppe, Mannheim, Barockhaus C4
    Louis-seize-Treppe,Mannheim, Barockhaus C4

Siehe auch

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Literatur

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
  • Ferdinand Luthmer (Hrsg.):Innenräume, Möbel und Kunstwerke im Louis-Seize- und Empire-Stil: nach Vorbildern aus dem Ende des achtzehnten und Anfange des neunzehnten Jahrhunderts. 2 Bände. Keller, Frankfurt am Main 1897 bzw. 1903.
  • Julius Hülsen (Hrsg.):Der Stil Louis Seize im alten Frankfurt. 2 Bände:Außen-Architektur (Bd. 1),Innen-Architektur (Bd. 2). Keller, Frankfurt am Main 1907.

Weblinks

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
Commons: Louis-seize – Sammlung von Bildern
Normdaten (Sachbegriff):GND:4570168-4 (GND Explorer,lobid,OGND,AKS)
Abgerufen von „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Louis-seize&oldid=246274139
Kategorien:

[8]ページ先頭

©2009-2025 Movatter.jp