Lobbach ist eineGemeinde inBaden-Württemberg und gehört zumRhein-Neckar-Kreis. Die Gemeinde entstand zum 31. Dezember 1974 durch den Zusammenschluss der vormals selbständigen OrteLobenfeld undWaldwimmersbach. Der kleinere Ortsteil Lobenfeld ging aus dem im hohen Mittelalter gegründetenKloster Lobenfeld hervor.
Zur Gemeinde Lobbach gehören die ehemaligen Gemeinden Lobenfeld und Waldwimmersbach. Zur Gemeinde Lobenfeld im Gebietsstand vom 30. Dezember 1974 gehörten das Dorf Lobenfeld, dasKloster Lobenfeld und die Höfe Biedersbacherhof und Klingentalerhof. Zur Gemeinde Waldwimmersbach gehörte das Dorf Waldwimmersbach.[2]
Der OrtsteilLobenfeld ist eine hochmittelalterliche Ausbausiedlung an einer bereits von den Römern besiedelten Stelle. Zunächst bestand dort eingrundherrliches Gut, das vermutlich 1145 an die Augustiner-Chorherren desKlosters Frankenthal ging, von dem darauf das 1167 erstmals erwähnteKloster Lobenfeld gegründet wurde. 1229 wurde erstmals der Ort Lobenfeld erwähnt, der bis zum 19. Jahrhundert nur aus vereinzelten Gebäuden im Umfeld der Klosteranlage bestand. DieOrtsherrschaft über Lobenfeld übte bis zurReformation das Kloster aus, das ab 1330 unterpfälzischer Schirmherrschaft stand. Nach Aufhebung des Klosters Lobenfeld im Jahr 1560 ging die Ortsherrschaft an den Schaffner der Geistlichen Administration über und von diesem allmählich auf dasAmt Dilsberg, dem Lobenfeld 1801 vollständig unterstellt wurde.
Im Kloster wurden verschiedentlich nochJesuiten undSabbatarier, später auch Glaubensflüchtlinge aus der Schweiz angesiedelt, bevor die Klosterkirche 1808 der katholischen Schaffnerei überlassen wurde und ab der Mitte des 19. Jahrhunderts das Klosterareal teilweise abgerissen und neu überbaut wurde. 1857 wurden 57 Gebäude im Kloster und Ort gezählt. Baumaterialien aus dem Kloster fanden 1885 Verwendung beim Bau des Rathauses. 1890 hatte Lobenfeld erstmals über 400 Einwohner.
In Lobenfeld war dasZentrum durchgängig bis zum Ende derWeimarer Republik die stärkste Partei. Die Einwohnerentwicklung war von 1890 bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs stark rückläufig. Erst durch die Ansiedlung von Heimatvertriebenen nach dem Krieg wurde die Einwohnerhöchstmarke des 19. Jahrhunderts wieder überschritten.
1966 und 1971 wurden jeweils neue Baugebiete erschlossen. Lobenfeld hatte 123 Einwohner im Jahre 1805 und 773 Einwohner im Jahr 1974.
Der ursprünglich nur Wimmersbach genannte OrtsteilWaldwimmersbach (der Name wurde im 17. Jahrhundert zur Unterscheidung vom nahenNeckarwimmersbach üblich) wurde 1306 erstmals urkundlich genannt und vermutlich von Lobenfeld aus als Rodungssiedlung angelegt. Ab 1330 stand Wimmersbach unterpfälzischer Hoheit und zählte bereits 1369 zu den Eigendörfern des Amts Dilsberg. Hier befanden sich die Ackerflächen überwiegend in bäuerlichem Eigenbesitz, der im Lauf der Zeit durch Erbteilung stark parzelliert wurde. Eine Kapelle an der Stelle der heutigen evangelischen Kirche wurde erstmals 1494 erwähnt, eine katholische Kirche wurde 1740 erbaut.
Nachdem die beiden Ortschaften bis dahin derMeckesheimer Zent des kurpfälzischen Unteramts Dilsberg angehört hatten, wurden sie 1803badisch. Lobenfeld und Waldwimmersbach gehörten dem Amt Neckargemünd an. Nach Auflösung des Amtes gehörten die Gemeinden von 1857 bis 1863 zum Bezirksamt Eberbach und danach zum Bezirksamt Heidelberg, aus dem 1939 der gleichnamige Landkreis hervorging.
1805 wurden in Waldwimmersbach 421 und 1818 wurden 442 Einwohner gezählt, bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts stieg die Einwohnerzahl dann auf über 600 an, war dann jedoch bis zum Zweiten Weltkrieg wieder stark rückläufig.
Politisch waren vor demErsten Weltkrieg dieNationalliberalen in Waldwimmersbach am stärksten. Ab 1930 erhielt dieNSDAP die meisten Stimmen und steigerte sich bis 1933 auf 82 Prozent.
Nach demZweiten Weltkrieg nahm die Gemeinde 118Heimatvertriebene aus Ungarn, dem Sudetenland und Jugoslawien auf. Mit dem 1948 erschlossenen BaugebietOstring wandelte sich auch erstmals der Charakter des bisherigenStraßendorfs hin zu seiner heutigen Struktur. 1957 und 1966 wurden weitere Baugebiete erschlossen. 1974 hatte Waldwimmersbach 1150 Einwohner.
Von Waldwimmersbach aus war bereits 1935 die Zusammenlegung von Waldwimmersbach und Lobenfeld angeregt worden, blieb jedoch zunächst unerfüllt. Erst im Vorfeld der Gemeinde- und Kreisreform der 1970er Jahre gab es dann wieder Überlegungen zum Zusammenschluss der Gemeinden. Beide Gemeinden lehnten 1970 zunächst die Bildung eines Großkreises Heidelberg aus den bisherigen Kreisen Mannheim, Heidelberg und Sinsheim ab, stimmten aber dem Zusammenschluss der Kreise Sinsheim und Heidelberg zu. Bei der Neuordnung der Gemeinden gab es zunächst verschiedene Vorschläge, darunter auch die Vereinigung von Waldwimmersbach, Lobenfeld,Spechbach undMönchzell zu einer Einheitsgemeinde oder die Eingemeindung der beiden Orte nachMeckesheim bzw.Neckargemünd. Bei einer Bürgeranhörung in Waldwimmersbach sprach sich 1972 eine Mehrheit gegen die Eingemeindung nach Neckargemünd aus. Ebenso sprach man sich in Lobenfeld im selben Jahr gegen die Eingemeindung nach Meckesheim aus. Eine Bürgeranhörung in beiden Gemeinden im Januar 1974 erbrachte dann in Waldwimmersbach die Zustimmung zur Vereinigung mit Lobenfeld, in Lobenfeld hingegen eine deutliche Ablehnung entsprechender Pläne.[3] Unter dem Druck der Landesregierung stimmten beide Gemeinden dann im Mai 1974 einem Zusammenschluss zu.[4] Der vormaligen Ablehnung in Lobenfeld geschuldet wurde nicht der Name der größeren Gemeinde für die neue Gesamtgemeinde übernommen, sondern der neue GemeindenameLobbach geschaffen, der den Namen des beide Gemarkungen durchquerendengleichnamigen Gewässers aufgreift.[5]
Mit der Auflösung desLandkreises Heidelberg kamen Lobenfeld und Waldwimmersbach zum neuenRhein-Neckar-Kreis. Die GemeindeLobbach entstand am 31. Dezember 1974 im Zuge der Verwaltungsreform in Baden-Württemberg durch den Zusammenschluss von Lobenfeld und Waldwimmersbach.[6] Strittig blieb lange Zeit noch das Gemeindewappen, so dass Lobbach für längere Zeit die einzige Gemeinde des Rhein-Neckar-Kreises ohne eigenes Wappen blieb, bevor man sich 1996 auf das heutige Wappen mit Elementen der beiden vormaligen Gemeindewappen geeinigt hat.[7]
Durch die Ausweisung von Gewerbe- und Neubaugebieten wuchs die Einwohnerzahl von 1886 im Jahr des Zusammenschlusses auf über 2400 im Jahr 1999 an.
Lobenfeld war zum Ende des 18. Jahrhunderts mehrheitlich katholisch. Die Religionsverteilung änderte sich kaum, so dass 1965 immer noch drei Viertel der Einwohner katholischen Glaubens waren.
In Waldwimmersbach dagegen überwog die evangelische Konfession. Erst durch die Aufnahme von Vertriebenen nach dem Zweiten Weltkrieg stieg der katholische Anteil von unter 20 auf knapp 30 Prozent im Jahr 1965.
In Waldwimmersbach gibt es eine evangelische Pfarrei, die auch für Lobenfeld zuständig ist. In Lobenfeld gibt eine katholische Pfarrei, die auch für Waldwimmersbach und Mönchzell zuständig ist.
In Lobbach wird der Gemeinderat nach dem Verfahren derunechten Teilortswahl gewählt. Diese garantiert den beiden Ortsteilen Lobenfeld und Waldwimmersbach je sieben Sitze im Rat. Der Gemeinderat hat normalerweise 14 Mitglieder. Dabei kann sich die Zahl der Gemeinderäte durchÜberhangmandate (Ausgleichssitze) verändern. 2024 besteht er aus 14 gewählten ehrenamtlichen Gemeinderäten und dem Bürgermeister als Vorsitzendem. Der Bürgermeister ist im Gemeinderat stimmberechtigt.
DieBlasonierung des Wappens lautet:In von Silber und Blau gespaltenem Schild ein erniedrigter Wellenbalken in verwechselten Farben, darüber vorn ein grüner Laub- und ein grüner Nadelbaum mit bewurzelten schwarzen Stämmen, hinten ein schwebendes silbernes Hochkreuz mit breiter werdenden Enden.
Das Wappen vereinigt die beiden alten Wappen von Lobenfeld und Waldwimmersbach und wurde 1997 vom Landratsamt Rhein-Neckar-Kreis verliehen. Der Wellenbalken symbolisiert Lobbach.[12]
Lobbach pflegt seit 1996 partnerschaftliche Beziehungen zu derfranzösischen GemeindeLoury am Rande desLoiretales naheOrléans. Die Sportjugend pflegt eine Partnerschaft nachGannat in Frankreich; die Freiwillige Feuerwehr Lobbach nachNempitz in Sachsen-Anhalt.
DasKloster Lobenfeld ist eine auf ein Kloster aus dem 12. Jahrhundert zurückgehende Dorfanlage, in der die ebenfalls im 12. Jahrhundert begonneneKlosterkirche Lobenfeld als bedeutendstes Bauwerk erhalten ist. Überreste des ehemaligen Schaffnereigebäudes und der früheren evangelischen Schule sind in Wohnhäusern nahe der Kirche aufgegangen. Neben historischen Wirtschaftsgebäuden und bäuerlichen Wohnhäusern ist insbesondere auch die 1846 erbauteKlostermühle erwähnenswert, an deren Platz spätestens seit dem 18. Jahrhundert Mühlen nachgewiesen sind.
InLobenfeld befinden sich außerdem die katholischeHerz-Jesu-Kirche von 1904, die historischen GasthöfeZur Linde undZum Kloster, ein altesSchulhaus und ein altesRathaus.
Herz-Jesu-Kirche
Rathaus Lobenfeld
Nepomukstatue in Waldwimmersbach
InWaldwimmersbach befindet sich dieevangelische Kirche von 1792 mit barockemPfarramt von 1769, außerdem auch die katholischeSt. Peter und Pauls Kirche aus der Zeit um 1740 neben dem altenSchulhaus. An die einst mehreren Mühlen des Ortes erinnert noch dieUntere Mühle. Auf der Ortsbrücke befindet sich eineNepomukstatue von 1781.
Aus den ehemalslandwirtschaftlich geprägten Dörfern ist eine Wohngemeinde mit Handel, Handwerk und Gewerbebetrieben geworden; 1999 gab es im Ort 330 Arbeitsplätze. Die Gewerbeansiedlung in der Gemeinde befindet sich vor allem im zwischen den beiden Ortsteilen liegenden GewerbegebietSpitzacker. Größter Arbeitgeber der Gemeinde ist dieManfred Sauer GmbH, die Behinderten-Artikel und Inkontinenzsysteme herstellt.
Durch den Ort verläuft dieL 532, welche die Verbindung von Heidelberg nach Mosbach darstellt, die L 530 Richtung Helmstadt / Sinsheim sowie die L 595 Richtung Eberbach. In die umliegenden Gemeinden führen Buslinien. Lobbach gehört zum Tarifgebiet desVerkehrsverbunds Rhein-Neckar.
Die Gemeinde verleiht Personen, die sich um das Wohl der Gemeinde oder ihrer Bürger verdient gemacht haben oder aufgrund ihrer Persönlichkeit, ihrer Haltung oder ihres Wirkens die Wertschätzung und Hochachtung der Bürgerschaft gewonnen haben und in irgendeiner inneren oder äußeren Verbindung zu Lobbach stehen, dasEhrenbürgerrecht. Außerdem verleiht die Gemeinde denEhrenring in Gold für vorbildliches bürgerschaftliches Gesamtbewusstsein und uneigennütziges, idealistisches Handeln im Interesse der Gesamtheit.[13]
Bürgermeisteramt Lobbach (Hrsg.):25 Jahre Lobbach 1975–2000, Gemeinde mit Herz, Lobbach 2000
Staatl. Archivverwaltung Baden-Württemberg in Verbindung mit d. Städten u.d. Landkreisen Heidelberg u. Mannheim (Hg.): Die Stadt- und die Landkreise Heidelberg und Mannheim: Amtliche Kreisbeschreibung.
Bd. 1:Allgemeiner Teil. Karlsruhe 1966
Bd. 2:Die Stadt Heidelberg und die Gemeinden des Landkreises Heidelberg. Karlsruhe 1968
Karl Christ: Die Lobenfelder und Schönauer Urkunden 1142–1225 in Auszügen, Übersetzungen und mit Erläuterungen. In: Mannheimer Geschichtsblätter 5/1904, Sp. 76–82, 113–118, 156–161, 189–205, 255–259; 6/1905, Sp. 33–42, 52–57, 176–182, 198–205.
↑Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band V: Regierungsbezirk Karlsruhe Kohlhammer, Stuttgart 1976,ISBN 3-17-002542-2. S. 360–361
↑Harald Ehrler:Die Gemeindereform in Baden-Württemberg, in: 75 Jahre Lobbach 2000, S. 10/11.
↑Walter Bender:Die Vereinbarung zur Fusion beider Gemeinden, in: 75 Jahre Lobbach 2000, S. 12/13.
↑Rosemarie Edinger:Der steinige Weg zum neuen Gemeindenamen Lobbach, in: 75 Jahre Lobbach 2000, S. 22/23.