Titus Livius

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Titus Livius, 1867 von Lorenzo Larese Moretti geschaffene Büste, „Panteon Veneto“ (Palazzo Loredan amCampo Santo Stefano, Venedig)

Titus Livius (* wohl 59 v. Chr. in Patavium, dem heutigenPadua; † um 17 n. Chr. ebenda)[1] war ein römischerGeschichtsschreiber, dessen 142 Bücher umfassendes HauptwerkAb urbe condita trotz lückenhafter Überlieferung als eine der wichtigsten Quellen für die frühe Geschichte desRömischen Reichs gilt. Livius beschreibt darin den AufstiegRoms zur Weltmacht von der sagenhaften Gründung der Stadt 753 v. Chr. bis in seine Gegenwart des Jahres 9 v. Chr., also bis in die Anfänge der Kaiserzeit unterAugustus.

Inhaltsverzeichnis

Leben

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Über Livius’ Leben ist wenig bekannt.Suetons BiographiensammlungDe viris illustribus (Berühmte Männer), die ihn im Abschnitt über Historiker und Philosophen behandelte, ist verloren gegangen. Geboren wurde er wohl 59 v. Chr. – vielleicht auch schon 64 v. Chr. – in Patavium, dem heutigen Padua, dessen Einwohner erst 49 v. Chr. das römische Bürgerrecht erhielten. Über seine Eltern ist nichts bekannt. Wahrscheinlich entstammte Livius einer urbanen bürgerlichen Familie mit konservativem Lebensstil.[2] In Patavium erhielt er vielleicht auch seine grundlegende philosophische und rhetorische Ausbildung. Jedenfalls blieb er seiner Heimatstadt sein Leben lang verbunden, was sich auf seinen Stil und/oder seine Aussprache ausgewirkt haben soll.[3]

Es ist unwahrscheinlich, dass Livius Patavium noch vor Ende derBürgerkriege (30 v. Chr.) verlassen und sich den Gefahren eines Lebens inRom ausgesetzt hat. So kam er wohl erst als etwa 30-Jähriger nach Rom – nachAugustus’ endgültigemSieg bei Actium und der damit beginnenden Friedenszeit in Italien, derpax Augusta. Livius muss nicht ständig in der Hauptstadt desImperiums gelebt haben[4], aber er vervollständigte dort seine wissenschaftliche Ausbildung. Überdies schloss er Bekanntschaft mit Augustus, der ihn trotz zum Teil gegensätzlicher politischer Ansichten förderte. So bestimmte derPrinceps ihn zum Lehrer seines Stiefenkels, des späteren KaisersClaudius. Auch mit ihm stand Livius auf gutem Fuß und ermutigte ihn, geschichtliche Darstellungen zu schreiben.[5] Livius’ Tochter war die Gattin des Rhetors Magius.[6] Einer seiner Söhne, der ebenfalls Titus Livius hieß, verfasste ein geographisches Werk, das vonPlinius dem Älteren als eine seiner Quellen erwähnt wird.[7]

Neben seinem historischen Hauptwerk verfasste Livius auch wissenschaftliche philosophische Schriften und historisch-philosophische Dialoge[8] sowie einen Lehrbrief an seinen Sohn, in dem er stilistische Fragen erörterte undDemosthenes undCicero als nachahmenswert hervorhob.[9] Diese kleineren Werke sind bereits früh verschollen.

Bleibende Bedeutung erlangte Livius durch sein Anfang der 20er Jahre des 1. Jahrhunderts v. Chr. begonnenes Geschichtswerk, an dem er bis zu seinem Lebensende arbeitete. Anders als die meisten römischen Geschichtsschreiber, wie etwaSallust oderTacitus, war er nicht selbst politisch aktiv und damit der erste bedeutende römische Gelehrte, der ohne eigene politische Erfahrung historische Werke verfasste. Da er weder militärische noch öffentliche Ämter bekleidete, war es ihm möglich, sich ganz auf seine schriftstellerische Tätigkeit zu konzentrieren.[10] In seiner Jugend hatte er die Endphase der Bürgerkriege erlebt, in denen dieRömische Republik unterging. In seinem Werk drückt sich Wertschätzung gegenüberPompeius aus, der die alte Adelsrepublik am Ende verteidigt hatte, während er dessen GegenspielerCaesar kritisch sah. Caesars Erbe Augustus, der Begründer desrömischen Kaisertums, nannte ihn daher scherzend einen „Pompeianer“, ohne dass sich dadurch Livius’ Beziehungen zum Princeps verschlechterten.[11]

Schon zu Lebzeiten erlangte Livius derartigen Ruhm, dass einer seiner Bewunderer eigens vonGades anreiste, um ihn kennenzulernen.[12] In römischen Bibliotheken standen auch Bildnisse des Historikers.[13] Augustus starb 14 n. Chr. und Livius kehrte gegen Ende seines Lebens endgültig nach Patavium zurück. Dort ist er wohl um 17 n. Chr. gestorben.

Geschichtswerk

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Hauptartikel:Ab urbe condita (Livius)

Das umfangreiche Geschichtswerk des Titus Livius trägt den TitelAb urbe condita libri CXLII (lateinischVon der Gründung der Stadt an – 142 Bücher). Es handelt sich um eine Geschichte der Stadt Rom und ihres Herrschaftsgebietes von der Gründung (der Legende nach durchRomulus und Remus im Jahr 753 v. Chr.) bis zum Tod vonAugustus’ StiefsohnDrusus im Jahr 9 v. Chr. Erhalten ist jedoch nur ungefähr ein Viertel des ursprünglichen Textes, nämlich die Bücher 1–10 (Zeit von 753 v. Chr. bis 293 v. Chr.) und 21–45 (218 v. Chr. bis 167 v. Chr.; ab Buch 41 lückenhaft). Der Rest ist durch Inhaltsangaben (periochae), Auszüge (epitomae) und Fragmente teilweise bekannt. Zitiert wird es mit dem KürzelLiv.

Literatur

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Hier ist nur Literatur zur Biographie des Livius aufgeführt, für Literatur zum Geschichtswerk einschließlich Übersetzungen und Kommentaren siehe den ArtikelAb urbe condita (Livius).

Weblinks

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Commons: Titus Livius – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

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  1. Hieronymus überliefert in seinerChronik als Livius’ Geburtsjahr 59 v. Chr., doch behauptet er fälschlich, dass im selben Jahr auchMarcus Valerius Messalla Corvinus geboren sei. Da Letzterer 64 v. Chr. zur Welt kam, wird dieses Datum bisweilen auch als Livius’ Geburtsjahr angenommen. Weiterhin gibt Hieronymus in seinerChronik an, dass Livius 17 n. Chr. starb. Wenig wahrscheinlich ist, dass der Geschichtsschreiber im Fall der Annahme seiner Geburt 64 v. Chr. entsprechend auch schon 12 n. Chr. gestorben sei (Michael von Albrecht:Geschichte der römischen Literatur. Band 1, Saur, München 1994, S. 659).
  2. Manfred Fuhrmann, Peter Lebrecht Schmidt: Livius III 2. In:Der Neue Pauly (DNP). Band 7, Metzler, Stuttgart 1999,ISBN 3-476-01477-0, Sp. 377–382 (hier: 377).
  3. Quintilian,Institutio oratoria 1,5,56 und 8,1,3; siehe dazuNicholas Horsfall:The unity of Roman Italy. Some anomalies. In:Scripta Classica Israelica. Band 16, 1997, S. 71–76, hier S. 71–74 (Digitalisat).
  4. Michael von Albrecht:Geschichte der römischen Literatur. Band 1, Saur, München 1994, S. 660.
  5. Sueton,Claudius 41,1.
  6. Seneca der Ältere,Controversiae 10, praef. 2.
  7. Plinius,Naturalis historia, Index zu den Büchern 5 und 6.; vielleicht auch in den Büchern 2, 3, und 7 benutzt.
  8. Seneca,Epistulae ad Lucilium 100,9.
  9. Quintilian,Institutio oratoria 10,1,39.
  10. W. Hoffmann:Livius, T. In:Lexikon der Alten Welt, 1965, Neudruck 1990,ISBN 3-7608-1034-9, Bd. 2, Sp. 1753.
  11. Tacitus,Annalen 4,34,3.
  12. Plinius der Jüngere,Epistulae 2,3,8.
  13. Sueton,Caligula 34,2.
Personendaten
NAMELivius, Titus
KURZBESCHREIBUNGrömischer Geschichtsschreiber zur Zeit des Augustus
GEBURTSDATUMum 59 v. Chr.
GEBURTSORTPatavium
STERBEDATUMum 17
STERBEORTPatavium
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