Lisurid

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Strukturformel
Struktur von Lisurid
Allgemeines
FreinameLisurid
Andere Namen

1,1-Diethyl-3-(9,10-didehydro-6-methyl-8α-ergolinyl)harnstoff

Summenformel
  • C20H26N4O
  • C20H26N4O·C4H8O4 (Maleat)
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer
ECHA-InfoCard100.038.099
PubChem28864
DrugBankDB00589
WikidataQ424446
Arzneistoffangaben
ATC-Code

N02CA07G02CB02

Wirkstoffklasse

Dopaminagonist,Serotoninagonist,5-HT2B-Antagonist

Eigenschaften
Molare Masse
  • 338,45g·mol−1
  • 454,52g·mol−1 (Maleat)
Schmelzpunkt
Sicherheitshinweise
Bitte die Befreiung von derKennzeichnungspflicht für Arzneimittel, Medizinprodukte, Kosmetika, Lebensmittel und Futtermittel beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[2]

Gefahr

H- und P-SätzeH:300​‐​310​‐​330
P:?
Toxikologische Daten
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten beiStandardbedingungen (0 °C, 1000 hPa).

Lisurid ist einArzneistoff, der in derTherapie desMorbus Parkinson, in derProphylaxe derMigräne und alsProlaktinhemmer zumAbstillen eingesetzt wurde. Lisurid wurde inDeutschland unter demMarkennamen Dopergin vertrieben und unterlag der ärztlichenVerschreibungspflicht.

Inhaltsverzeichnis

Chemie

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Lisurid ist ein vonMutterkornalkaloiden abgeleiteter Arzneistoff mit einemErgolingrundgerüst. Es unterscheidet sich jedoch von natürlich vorkommenden Ergolinen, wie z. B.Ergotamin, durch eine(8S)-Konfiguration im Ergolingrundgerüst.

MitTergurid undMesulergin sind zwei strukturell verwandte Verbindungen des Lisurids bekannt, die klinisch erprobt wurden.

Die Darstellung von Lisurid erfolgt durch einenHofmann-,Curtius- oderLossen-Abbau vonLysergsäure, anschließenderRacemattrennung undAcylierung der (8S)-Aminogruppe mit Diethylcarbamoylchlorid.

Pharmakologie

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Anwendungsgebiete

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Lisurid wurde als Migräneprophylaktikum entwickelt. Für diese Indikation besteht in Deutschland keine Zulassung mehr. Lisurid wurde bis Juli 2016 primär in Kombination mitLevodopa bei Patienten mitMorbus Parkinson eingesetzt. Weitere Anwendungsgebiete warenRestless-Legs-Syndrom,Malignes Neuroleptika-Syndrom[4], primäres und sekundäresAbstillen,Galaktorrhoe, prolaktinbedingteAmenorrhoe sowieAkromegalie.

Wirkmechanismus

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Lisurid gilt wie viele Ergoline als ein „Dirty Drug“, da es mit vielenRezeptoren, darunterDopaminrezeptoren,Serotoninrezeptoren undAdrenozeptoren interagiert. Im Gegensatz zu allen anderen therapeutisch eingesetzten Mutterkornalkaloidderivaten zeigt Lisurid zusätzlich eine hohe Affinität zuHistaminrezeptoren undBeta-Adrenozeptoren.[5]

Für seine klinische Wirksamkeit in der Therapie der Parkinson-Krankheit wird eine Interaktion mit Dopaminrezeptoren verantwortlich gemacht. Dabei wirkt Lisurid alsPartialagonist (Dopaminagonist) an den Dopaminrezeptoren derSubtypen D2/3/4 und ferner auch der Subtypen D1/5[5] und kann somit die Dopaminmangelsymptome des Morbus Parkinson beseitigen. Darüber hinaus führt eine Lisurid-induzierte Stimulation von Dopamin-Rezeptoren derHypophyse zu einer Hemmung der Freisetzung desHormonsProlactin und somit zu einer Hemmung der Milchproduktion.

AnSerotoninrezeptoren des Subtyps5-HT2B wirkt Lisurid alsAntagonist.[6] Mit einer Hemmung dieser Rezeptoren wird seine Wirksamkeit in der Migräneprophylaxe in Verbindung gebracht.[7] An den Serotoninrezeptoren des Subtyps5-HT1A[8] und5-HT2A/C[9] wirkt es alsPartialagonist. Zu den Serotoninrezeptoren des Subtyps 5-HT1B/D ist Lisurid ebenso affin, ob es dabei als Agonist oder Antagonist wirkt, ist nicht geklärt.[10]

Nebenwirkungen

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Besonders am Anfang der Therapie, bei zu hoher Dosierung oder Dosissteigerung oder bei Einnahme ohne gleichzeitige Mahlzeit können Übelkeit, Müdigkeit, Benommenheit, Schwindelgefühl, Kopfschmerzen, Schwitzen, Mundtrockenheit und plötzlicher Blutdruckabfall sowie in seltenen Fällen Erbrechen und auchRetroperitonealfibrosen auftreten.

ImTierversuch löst Lisurid bei männlichenRatten einevorzeitige Ejakulation aus.[11][12] Bei weiblichen sowie bei frühkastrierten männlichen Ratten führt die Gabe von Lisurid kurz nach der Geburt oder während derPubertät zur Ausbildung männlicher Verhaltensmuster.[13]

Wechselwirkungen

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Diesedierende Wirkung des Präparates kann durch andere, auf das zentrale Nervensystem dämpfend wirkende Arzneimittel verstärkt werden. Bei gleichzeitiger Anwendung mitNeuroleptika und anderen Dopaminantagonisten ist eine wechselseitige Wirkungsabschwächung zu erwarten.

Handelsnamen

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Lisurid war in Deutschland und Österreich unter dem Namen Dopergin bis Juli 2016 im Handel erhältlich.[14]

Einzelnachweise

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  1. abThe Merck Index: An Encyclopedia of Chemicals, Drugs, and Biologicals, 14. Auflage (Merck & Co., Inc.), Whitehouse Station, NJ, USA, 2006; S. 956–957,ISBN 978-0-911910-00-1.
  2. Vorlage:CL Inventory/nicht harmonisiertFür diesen Stoff liegt noch keineharmonisierte Einstufung vor. Wiedergegeben ist eine von einer Selbsteinstufung durch Inverkehrbringer abgeleitete Kennzeichnung von Lisuride imClassification and Labelling Inventory derEuropäischen Chemikalienagentur (ECHA), abgerufen am 10. Juni 2020.
  3. abcEintrag zuLisuride maleate in derChemIDplus-Datenbank derUnited States National Library of Medicine (NLM), abgerufen am 10. Juni 2020.(Seite nicht mehr abrufbar, Inhalt nun verfügbar via PubChem ID28864)
  4. Hans-Jörg Assion:Malignes neuroleptisches Syndrom. Georg Thieme Verlag, 2004,ISBN 978-3-131-33171-7, S. 33 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. abMillan, M.J.et al. (2002):Differential actions of antiparkinson agents at multiple classes of monoaminergic receptor. I. A multivariate analysis of the binding profiles of 14 drugs at 21 native and cloned human receptor subtypes. In:J Pharmacol Exp Ther.,303(2), 791–804;PMID 12388666;PDF (freier Volltextzugriff, engl.).
  6. Jähnichen S, Horowski R, Pertz HH:Agonism at 5-HT2B receptors is not a class effect of the ergolines. In:Eur. J. Pharmacol. 513. Jahrgang,Nr. 3, April 2005,S. 225–8,doi:10.1016/j.ejphar.2005.03.010,PMID 15862804. 
  7. Schmuck K, Ullmer C, Kalkman HO, Probst A, Lubbert H:Activation of meningeal 5-HT2B receptors: an early step in the generation of migraine headache? In:The European Journal of Neuroscience. 8. Jahrgang,Nr. 5, Mai 1996,S. 959–67,doi:10.1111/j.1460-9568.1996.tb01583.x,PMID 8743744. 
  8. Marona-Lewicka D, Kurrasch-Orbaugh DM, Selken JR, Cumbay MG, Lisnicchia JG, Nichols DE:Re-evaluation of lisuride pharmacology: 5-hydroxytryptamine1A receptor-mediated behavioral effects overlap its other properties in rats. In:Psychopharmacology (Berl.). 164. Jahrgang,Nr. 1, Oktober 2002,S. 93–107,doi:10.1007/s00213-002-1141-z,PMID 12373423. 
  9. Egan CT, Herrick-Davis K, Miller K, Glennon RA, Teitler M:Agonist activity of LSD and lisuride at cloned 5HT2A and 5HT2C receptors. In:Psychopharmacology (Berl.). 136. Jahrgang,Nr. 4, April 1998,S. 409–14,doi:10.1007/s002130050585,PMID 9600588. 
  10. Mark J. Millan, Lisa Maiofiss, Didier Cussac, Valerie Audinot, Jean-A. Boutin, Adrian Newman-Tancredi:Differential actions of antiparkinson agents at multiple classes of monoaminergic receptor. I. A multivariate analysis of the binding profiles of 14 drugs at 21 native and cloned human receptor subtypes. In:The Journal of pharmacology and experimental therapeutics. 303. Jahrgang,Nr. 2, November 2002,S. 791–804,doi:10.1124/jpet.102.039867,PMID 12388666. 
  11. L. Napoli-Farris, W. Fratta, G. L. Gessa:Stimulation of dopamine autoreceptors elicits "premature ejaculation" in rats. In:Pharmacology, Biochemistry and Behavior. Band 20, Nummer 1, Januar 1984, S. 69–72,PMID 6695002.
  12. Z. Hlinák, J. Madlafousek, I. Krejcí:Effects of lisuride on precopulatory and copulatory behaviour of adult male rats. In:Psychopharmacology. Band 79, Nummer 2–3, 1983, S. 231–235,PMID 6405433.
  13. F. Götz, R. Tönjes, J. Maywald, G. Dörner:Short- and long-term effects of a dopamine agonist (lisuride) on sex-specific behavioural patterns in rats. In:Experimental and clinical endocrinology. Band 98, Nummer 2, 1991, S. 111–121,doi:10.1055/s-0029-1211107.PMID 1778225.
  14. Patrick Hollstein:Vergessene Klassiker, erloschene Zulassungen. Apotheke-Adhoc.de, 29. Juni 2016.
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