Lied der Zeit


DerVEB Lied der Zeit Musikverlag ist ein ehemaliger Staatsverlag derDDR für Musikliteratur (VEB =Volkseigener Betrieb). Der Verlag ist aus derLied der Zeit Schallplatten-Gesellschaft mbH hervorgegangen, die aus einem Produktionsbetrieb für Schallplatten und einem Musikverlag bestand. Mit der Verstaatlichung 1953 wurde die Schallplattenproduktion alsVEB Deutsche Schallplatten und der Musikverlag unter dem bisherigen Namen als eigenständiger Betrieb weitergeführt.
Nach derWende wurde das Unternehmen durch denRoba Music Verlag alsLied der Zeit GmbH weitergeführt.
Verlagschronik
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Am 12. August 1946 erteilte dieSowjetische Militäradministration in DeutschlandErnst Busch die Lizenz zur Gründung der SchallplattenfirmaLied der Zeit. Mit der notariellen Beglaubigung am 3. Februar 1947 erfolgte die Eintragung in dasHandelsregister am 18. März 1947 alsLied der Zeit Schallplatten-Gesellschaft mbH.
Bis Ende 1947 wurden 250.000Schallplatten fertiggestellt.Ediert wurden zeitgenössisches Liedgut (Lied der Zeit) und klassische Musik (Eterna) sowie Tanzmusik (Amiga). Ab 1950 edierteLied der Zeit Schallplatten undNoten.
Ernst Busch gab von 1946 bis 1953 die Noten- und TextsammlungInternationale Arbeiterlieder (1. Auflage 32 Seiten, 23. Auflage 260 Seiten) heraus. Diese Sammlung hatte Busch bereits 1937 in Spanien alsCanciones de guerra de las Brigadas Internacionales ediert. Schon kurze Zeit später wurde die SerieSpanien 1936–39 verboten und die Restproduktion eingestampft; die darin enthaltene Aussage war aus stalinistischer Sichtweise zu „freiheitlich“.
1953 wurde dieLied der Zeit Schallplatten-Gesellschaft mbH inVolkseigentum umgewandelt und ging damit faktisch in Staatsbesitz über. Noch im selben Jahr trennte sich die Schallplattenproduktion von der Notenabteilung: Aus den beiden Abteilungen gingen die selbstständigen BetriebeVEB Deutsche Schallplatten und der MusikverlagVEB Lied der Zeit hervor, der sich am 1. April 1954 mit Sitz inOst-Berlin amThälmannplatz ausgründete.
1954 erschienen die ersten Notenalben; 1956 wurden Tanzmusiknoten im Abonnement (Teddy-Serie) an Kapellenleiter und Musiker herausgegeben. Dem Verlag wurde 1957 ein eigener Bühnenbetrieb für den Bereich des „heiteren“Musiktheaters angeschlossen. 1958 erschien das erste Buch.Während derLeipziger Messe wurde das fünfjährige Bestehen des Verlags öffentlich gewürdigt. Von 1959 bis 1960 warLied der Zeit maßgeblich an nationalen Tanzmusikwettbewerben beteiligt und publizierte die neuen Titel. Erste Komponistenporträts in Albenform erschienen von 1960 bis 1961 fürGerd Natschinski,Gerhard Honig,Wolfgang Kähne,Siegfried Mai,Alo Koll undHelmut Nier.
1962 wurden neue Verlagsräume in derRosa-Luxemburg Straße in Berlin bezogen. Ein weiterer Produktionszweig wurde 1963 eröffnet; es erfolgte die Herausgabe der ersten farbigen Interpretenfotos.
Mit dem TitelGuten Abend, lieber Sandmann, der in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Fernsehfunk entstanden ist, begann der Verlag 1964 die Herausgabe von Kinderbüchern mit zeitgenössischem Liedgut. Später folgtenHerr Fuchs und Frau Elster,Pittiplatsch geht durch die Stadt,Schnatterinchens Puppenecke,Märchen im Lied Teil 1 und 2 und andere.
Zum 15. Jahrestag der DDR hatte das MusicalMein Freund Bunbury vonBez/Degenhardt/Gerd Natschinski, das beiLied der Zeit verlegt wurde, Premiere imMetropol-Theater, Ost-Berlin.Das DDR-Musical wurde bisher in vielen Inszenierungen mit über 1.000 Aufführungen an Theatern der DDR, der Sowjetunion, der VR Bulgarien, der ungarischen VR, der SR Rumänien, der Bundesrepublik Deutschland sowie Österreich aufgeführt.Die Verlagsausgaben der SchlagertexthefteSchlager für Dich wurden 1965 mehr als sechs Millionen Mal verkauft.1966 wird dasArrangierbuch, eine handliche Anleitung für Berufsmusiker und Amateure und das BuchJazz Analyse und Aspekte erstmals verlegt.
Anlässlich des 50. Jahrestages derOktoberrevolution erschien das NotenalbumAbends In Moskau. Es folgten Alben mit bekannten Melodien anderer Weltstädte.
Als Beitrag zu den 10. Arbeiterfestspielen wurde inHalle das beiLied der Zeit verlegte MusicalConny und der Löwe von Eidam/Zimmermann aufgeführt.
1969 erschienen anlässlich des 20. Jahrestages der Gründung der DDR die NotenalbenNun sieh mal an, was aus uns geworden ist undBrüder, zur Sonne, zur Freiheit. Ab 1970 wurden fortan in regelmäßiger Folge attraktive Spielstücke unterschiedlicher Genres für diverse Instrumente herausgegeben.
Für das beliebte KinderinstrumentTriola begann der Verlag 1971 unter dem TitelWir musizieren auf der Triola mit der Publikation von Spielliteratur.
Mit dem AlbumGisela May – Ein Porträt in Noten begannLied der Zeit, Notenporträts bekannter Interpreten zu publizieren. Es folgtenWir. Monika Hauff/Klaus-Dieter Henkler,Karel Gott,Andreas Holm-exclusiv,Puhdys-Beat und Rock und vieles mehr.1972 wurde mitNicht schummeln, Liebling, die Musik zum gleichnamigen erfolgreichen DEFA-Film, verlegt.
Aus Anlass derX. Weltfestspiele der Jugend und Studenten 1973 kamen die PorträtbücherAngela Davis,Schlagerstars sozialistischer Länder sowie Fotokassetten mit Porträtfotos beliebter Interpreten, die an den Festspielen teilnahmen, neu ins Angebot.1973 wurdeWie ein Stern vonFrank Schöbel, beiLied der Zeit verlegt.Mit der zweiten Auflage vomMärchen im Lied wurden mehr als eine Million Kinderbücher mit zeitgenössischem Liedgut produziert und vertrieben.
Schlagertreff 1973 – ein Kalender mit großen farbigen Interpretenfotos für die Jugend – wurde ein verlegerischer Erfolg und ab 1984 neu gestaltet unter dem TitelShow ’84.
MitJohann Strauß und die Stadt an der schönen blauen Donau verlegtOtto Schneidereit seine erste Komponistenbiographie beiLied der Zeit. Es folgenRichard Tauber,Franz von Suppé undFranz Lehár (1984).1974 knüpften Bez/Degenhardt/Natschinski mit dem MusicalTerzett, das wieder beiLied der Zeit verlegt wurde, an ihrenBunbury-Erfolg an.
Venceremos – ein Notenalbum mit Liedern ausChile – erscheint 1975 als Beitrag des Verlages zur großen Solidaritätsaktion mit demchilenischen Volk. Der erste Bildband,Fascination Jazz (Drechsel/Rosenhain) und die erste LiedsammlungDas lachende Deck erschienen.
1976 wurde das LiederbuchDDR-konkret 1 herausgegeben. Der Verlag begann seine Edition politischen Liedguts. Am Metropol–Theater Berlin wurden 1976 das beiLied der Zeit verlegte MusicalCasanova von Bez/Degenhardt/Natschinski und 1977 das MusicalGeld wie Heu von Eidam/Werion uraufgeführt.
Die verlegerische Betreuung derPuhdys begann 1977. DieOtto-Reutter-BiographieIck wundere mir über jarnischt mehr vonHelga Bemmann erschien 1978.Anlässlich des Nationalen Jugendfestivals wurde 1979 das LiederbuchLieder derFDJ herausgegeben.Zum 30. Jahrestag der Gründung der DDR erschienen die AlbenChansons – Songs – Lieder von Interpreten der DDR undWie ein Stern – 30 Komponisten – 30 Schlagererfolge.Das PorträtLebenszeit vonMonica Fehlberg über die Puhdys erschien. Die aktualisierte Nachauflage erfolgte 1982.
Der Soldat und das Feuerzeug – ein Pop-Musical für Kinder von Benecke/Bürkholz – wurde verlegt. Weitere Kinder- und Jugendmusicals folgten.Der Verlag veröffentlichte 1980 das NachschlagewerkMusical-Geschichte und Werke (Bez/Degenhardt/Hofmann).Die Verlagsrechte der FilmmusikSolo Sunny vonGünther Fischer wurden erworben und international vergeben.
Rosa Laub – dieRockoper vonWaldtraut Lewin undHorst Krüger wurde verlegt.Die TitelWer beginnt undBunte Wagen in der Interpretation vonDagmar Frederic, die Siegermelodien beim Internationalen FestivalGoldener Orpheus 1981, wurden 1981 herausgegeben.Die BücherVon derEdisonwalze zur Stereoplatte (Günter Große) undBerliner Musenkinder-Memorien (Helga Bemmann) erschienen 1981 und dieClaire-Waldoff-BiographieWer schmeißt denn da mit Lehm? (ebenfalls von Helga Bemmann) 1982.
Die Rechte für den TanzmusiktitelBerührung (Thomas Natschinski/Branoner) wurden erworben und international vergeben.1983 erschienenDie Puhdys – Ein repräsentativer Bildband vonVolker Ettelt mit einem Text vonWolfgang Tilgner und ein vom Verlag initiierteGisela-Steineckert-Porträt vonDetlef Plog.Die Rechte für den TitelUm die Erde zu behalten (Krüger/Steineckert) wurden erworben.DieRobert-Stolz-OperetteDer Tanz ins Glück wurde in einer Neufassung verlegt und inLeipzig erstaufgeführt.Neben der Notenproduktion, mit der der Verlag einst begonnen hatte, gab es nun auch eine umfangreiche Bücher- und Broschürenproduktion, eine Foto-, Poster- und Kalenderproduktion sowie einen Bühnenvertrieb.Ldz wurde zu einem bekannten Markenzeichen im Inland wie im Ausland.
Eine der letzten Veröffentlichungen des Verlages war 1990 das Kinderbuch„Das grüne Versteck“ (Wilfried Bergholz / Detlev Schüler), das sieben Lieder mit Notenschrift der ersten Kinderlieder-LP vonUlf und Zwulf enthielt. Die LP„Stadtabenteuer“ wurde 1988 von einer Kinderjury als„Beste Kinderlieder-LP des Jahres“ und bestes Cover (Detlev Schüler) ausgezeichnet. Die Verlagsrechte der Lieder wurden vom Verlag erworben.
Nach der Wende erfolgte die Übernahme durch denRoba Music Verlag inHamburg und die Fortführung des Verlagsgeschäftes aus Hamburg (Administration) und Berlin (Rundfunk-TV-Sender und Urheberbetreuung).
Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Frank Oehme, Bernd Meyer-Rähnitz & Joachim Schütte (Hrsg.):Die Ewige Freundin – von Lied der Zeit zum VEB Deutsche Schallplatten Berlin. Eine Firmendiscographie der Schellackplatten von AMIGA, ETERNA und LIED DER ZEIT sowie REGINA und RADIOPHON. albis-international, Dresden/Ústí 2006,ISBN 80-86971-10-4