DerAlpenrhein bildet im Westen die Grenze zwischen denAlpenländern Liechtenstein undSchweiz; im Osten grenzt das Fürstentum anÖsterreich. Der Staat ist in zweiWahlkreise und elfGemeinden gegliedert.Hauptort und Fürstensitz istVaduz. Der flächengrösste Ort istTriesenberg, der bevölkerungsreichste OrtSchaan. Die zusammengewachsenen Orte Schaan, Vaduz undTriesen bilden zusammen eineAgglomeration mit etwa 17'300 Einwohnern.[4] Der stark kultivierte Norden (Unterland) und der weniger bewirtschaftete Süden (Oberland) charakterisieren die Landschaft des Fürstentums.
Das 1719 entstandene Fürstentum war bis 1806 einreichsunmittelbares Territorium desHeiligen Römischen Reichs. Anschliessend wurde es Mitglied desRheinbunds und ab 1815 desDeutschen Bundes und erlangte so dieSouveränität. Wegen der Verbindungen der Landesfürsten zurHabsburgermonarchie lehnte sich Liechtenstein bis 1919 an Österreich an. Seit 1923 ist das Land über einen Zollvertrag verwaltungsmässig und wirtschaftlich eng mit der angrenzendenSchweiz verbunden. Damals wurde auch derSchweizer Franken als liechtensteinisches Zahlungsmittel eingeführt. Wirtschaftlich wirkten sich diese Schritte sehr positiv aus, ein starker Aufschwung Liechtensteins setzte aber erst nach demZweiten Weltkrieg ein.
Liechtenstein hat eine der höchstenIndustriequoten der Welt mit rund 41 Prozent derBruttowertschöpfung aus der Industrie und dem warenproduzierenden Gewerbe.
NebenSaudi-Arabien ist Liechtenstein der einzige Staat der Erde, der nach seiner Herrscherfamilie benannt ist, in diesem Fall nach demHaus Liechtenstein, das seit der Gründung desFürstentums 1719 die Staatsoberhäupter stellt. Der Name des Adelsgeschlechts wiederum wird häufig auf den lichten, also hellen Stein oder Felsen zurückgeführt, auf dem im 12. Jahrhundert die Stammburg des Geschlechts,Burg Liechtenstein inNiederösterreich, errichtet wurde.
Ausgesprochen wird der Staatsname imStandardhochdeutschen mit kurzem i.[8] In denliechtensteinischen Dialekten wird derDigraphie hingegen als Doppellaut (Diphthong) realisiert, etwa wie «Liacht». Das war wohl auch die ursprüngliche Aussprache des Adelsnamens.[9] Das deutsche Wort «licht», ursprünglich ebenfalls «lieht» oder «liecht» geschrieben und mit Doppellaut ausgesprochen, unterlag der frühneuhochdeutschenMonophthongierung und wird daher schon seit langem als «licht» geschrieben und gesprochen, ein Prozess, den dieoberdeutschen Dialekte allerdings nicht mitmachten. Lediglich die Schreibung als «liecht» war noch bis ins 17. Jahrhundert üblich, ist dann aber nach und nach verschwunden.[10] Im Adelsnamen und Staatsnamen Liechtenstein blieb die alte Schreibung jedoch erhalten, weil die Fürstenfamilie sie als Unterscheidungsmerkmal zu anderen Adelsgeschlechtern konservierte.[11]
Der Beiname «Fürstentum» geht ebenfalls auf die Gründung zurück. Das Haus Liechtenstein benötigte einreichsunmittelbares Territorium, um zumReichsfürstenrat desHeiligen Römischen Reichs zugelassen zu werden. Das gelang mit dem Kauf derHerrschaft Schellenberg und der angrenzendenGrafschaft Vaduz, die zusammen seit 1719 das Fürstentum Liechtenstein bilden. Nach dem Ende des Heiligen Römischen Reichs 1806 blieb der Beiname erhalten, das Staatsoberhaupt trägt noch heute den in der Verfassung festgeschriebenen TitelLandesfürst.
Geographie
Territorium
Liechtenstein ist ein am rechtenRheinufer in denAlpen gelegener Kleinststaat, umgeben von denSchweizer KantonenSt. Gallen im Westen (auf der gegenüberliegenden Rheinseite) undGraubünden im Süden sowie dem österreichischenBundeslandVorarlberg im Osten und Norden. SeineStaatsgrenze zur Schweiz im Westen entspricht dem Rheinverlauf, während die südliche und östliche Staatsgrenze vom Alpen-Hochgebirge, demRätikon, geprägt ist. DieGrenze zu Österreich verläuft grösstenteils auf demGebirgsgrat. NebenUsbekistan[12] ist Liechtenstein einer von weltweit zwei Binnenstaaten, die ausschliesslich von Binnenstaaten umgeben sind und wird deshalb auch alsDoppelter Binnenstaat bezeichnet.
Das Land bedeckt eine Fläche von 160,477[3] Quadratkilometern und ist damit derviertkleinste Staat Europas und sechstkleinste der Erde.[13] Es misst an seiner längsten Stelle 24,77 Kilometer und an seiner breitesten 12,35 Kilometer.[3]
Liechtenstein grenzt auf 41,2 Kilometern an die Schweiz, wovon 27,2 Kilometer auf den Kanton St. Gallen und 14 Kilometer auf den Kanton Graubünden entfallen.[3] Die Länge der Staatsgrenze mit der Republik Österreich (Bundesland Vorarlberg)[14] beträgt 36,7 Kilometer.[3] Grösster Ort nach Einwohnern istSchaan.
Auf der AlpBargälla, östlich vonGaflei, liegt circa 120 m südwestlich der saminatalseitigen Alphütte auf1721 m ü. M. der geografische Mittelpunkt von Liechtenstein.[15]
Liechtenstein gliedert sich in zwei Landschaften, als Hauptsiedlungsraum dasRheintal im Westen und dasSaminatal mit Nebentälern im Osten. Letzteres wechselt im weiteren Verlauf die Grenze und mündet bei Frastanz in den unterenWalgau Vorarlbergs. Dieser Landesteil ist durch einen 1000 bis über 2000 Meter hohen Bergkamm vom Rheintal getrennt, kaum besiedelt und macht etwa ein Drittel der Landesfläche aus.
Weiter gliedert man das Land in zwei Regionen, das Unterland und das Oberland. Das Unterland umfasst die Gemeinden nördlich von Schaan und Planken (etwa an der Linie derDrei Schwestern), während das Oberland den südlichen Teil des Fürstentums beinhaltet. Naturräumlich unterscheiden sich diese beiden Regionen darin, dass das Oberland stärker vom alpinen Gebirge geprägt ist, während sich das Unterland vorwiegend – ausgenommen derEschnerberg – auf die Rheintalebene erstreckt.
Liechtenstein liegt am Westende desRätikons und damit am geologischen Westende derOstalpen.[16] Das Land nimmt eine zentrale Stellung im ostwestalpinen Grenzbereich ein.[17]
Der geologische Aufbau Liechtensteins wird in drei regional verschiedenen Meeresräumen gebildet, die sowohl zu verschiedenen Zeiten als auch in verschiedenenFazies entstanden sind. DieAblagerungsmilieus bilden in stockwerkartige Decken den dreiteiligen geologischen Aufbau des Fürstentums: Unten befinden sich die westalpinen, helvetischenKalkalpen. Die Gesteine stammen aus demJura und aus derKreide. DieSedimentation erfolgte in einem Flachmeer, das allmählich tiefer wurde. Dabei entstanden nebenKalken auchSandsteine undMergel.[18]
In der Mitte ist östlich desRheins, an dem Liechtenstein im Westen grenzt, ein mächtiges Schichtpaket mit verschiedenen Flyschgesteinen. Sie werden demPenninikum zugerechnet. Die Entstehung der Meeresablagerungen werden auf dieobere Kreide und demAlttertiär datiert. Ihre Zusammensetzung besteht aus Wechsellagerungen vonTonstein, Sandstein, Mergel, Kalksandstein. Die südliche Flyschzone wurde von einer Sedimentsmasse überschoben.[18]
Das oberste geologische Stockwerk der Ostalpen wird von der Lechtaldecke gebildet, die in Liechtenstein in Schollen gegliedert ist.[18]
Geomorphologie
Geomorphologisch besteht Liechtenstein aus zwei Teilen: Auf der einen Seite befindet sich im Westen die Ebene entlang des Rheins, während auf der anderen Seite im Osten sich Hochgebirge befindet. Eine geologische Besonderheit besteht darin, dass das Westende des Rätikons das geologische Ende der Ostalpen als Bestandteil einer von Afrika abgerissenenMikroplatte bildet. Die Gesteine der liechtensteinischen Gebirgs- und Hügellandschaft bestehen fast vollständig aus Meeressedimenten.[18] Die Sedimente bestehen aus drei verschiedenen Schichten, die aus unterschiedlichen Gewässern stammen: Oben befindet sich die aus mehreren Schollen gebildeteLechtaldecke, die über einer grossen Flyschgesteinsschicht liegt. Unter der Flyschgesteinsschicht befinden sich die westalpinenKalkalpen.[16] Sie sind imMesozoikum und imTertiär im „Ur-Mittelmeer“Tethys durchLithogenese entstanden. Über tektonische Bewegungsvorgänge, die von Süden und Osten gelangten,[18] über- und unterschoben sich die afrikanischen Platte mit den europäischen Decken desHelveticums sowie desFlyschs. AlsTektogenese ergaben sichDehnungsprozesse,Faltungen,Metamorphosen,Verschuppungen sowieBruchbildungen.[16]
An steilen Talhängen bildeten sich kurze Wasserläufe. Dies führte zur Entstehung eingerissenerTäler,Gräben,Rinnen undTobeln. Durch das leicht verwitterbare Gestein des Flyschs sowie dem dort zugleich befindlichenHauptdolomit, haben sichSchuttkegel und-halden gebildet. Am Ende derWürmkaltzeit, in der bis zu 1700 m hohe Gletscher auf dem Gebiet des heutigen Liechtensteins vorzufinden waren, lagerten sichEisströme desRheingletschers ab, die von Süden herantransportiertesMoränenmaterial mit sich trugen. Um 14.500 v. Chr. hatte sich der Rheingletscher endgültig aus dem liechtensteinischen Gebiet zurückgezogen. An der Südostflanke des Eschnerbergs kamen bis zu 1600 m langeDrumlins zum Vorschein.[18]
Rund die Hälfte des liechtensteinischen Staatsgebietes ist Gebirge.[19] Liechtenstein liegt dabei vollständig imRätikon und ist so – je nach Einteilung der Alpen – den Ostalpen (Zweiteilung der Alpen) oder den Zentralalpen (Dreiteilung der Alpen) zuzuordnen.
Der höchste Punkt Liechtensteins ist derVordere Grauspitz (Vordergrauspitz) mit einer Höhe von2599 m ü. M., während den tiefsten Punkt dasRuggeller Riet mit einer Höhe von430 m ü. M. darstellt.
Insgesamt gibt es in Liechtenstein 32 Berge mit einer Höhe von mindestens 2000 Metern.DasFalknishorn ist mit2452 m ü. M. der fünfthöchste Berg in Liechtenstein und stellt den südlichsten Punkt des Landes dar. Das Dreiländereck Liechtenstein–Graubünden–Vorarlberg ist derNaafkopf (2570 m ü. M.).[3]
DerRhein ist das wichtigste und grösste Gewässer in Liechtenstein. Auf einer Länge von etwa 27 Kilometern stellt er die natürliche Grenze zur Schweiz dar und besitzt grosse Bedeutung für die Wasserversorgung Liechtensteins. Daneben ist der Rhein ein wichtiges Naherholungsgebiet für die Bevölkerung.DieSamina ist mit 10 Kilometern der zweitlängste Fluss des Fürstentums. Der Wildwasserfluss entspringt inTriesenberg und mündet in Österreich (bei Feldkirch) in dieIll.
Der einzige natürlich entstandene See in Liechtenstein ist dasGampriner Seelein, das erst 1927 durch eine Überschwemmung des Rheins mit gewaltiger Erosion gebildet wurde. Daneben gibt es weitere, künstlich angelegte Seen, die vorwiegend zur Stromgewinnung dienen. Einer davon ist derStausee Steg, der grösste See Liechtensteins.[22]
Klima
Die Lage imRheintal beeinflusst das Klima Liechtensteins wesentlich.
Das Klima des Landes ist trotz der Gebirgslage relativ mild. Es wird stark durch die Einwirkung desFöhns (warmer, trockener Fallwind) geprägt, wodurch die Vegetationszeit im Frühling und im Herbst verlängert wird und auch im Winter Temperaturen um 15 °C durch starken Föhn keine Seltenheit sind.[23] Gegenatlantische und polare Kaltluft schützen die vorgelagerten Schweizer und Vorarlberger Bergketten, womit eine typischeinneralpine Schutzlage entsteht. So verfügt das Fürstentum überObstkultur mitStreuwiesen und eine langeWeinbautradition.[24][25]Die geringe räumliche Ausdehnung Liechtensteins spielt bei den Klimaunterschieden kaum eine Rolle, von grosser Bedeutung ist dagegen die vertikale Gliederung in unterschiedlicheHöhenlagen, sodass wesentliche Klimaunterschiede entstehen.
Im Winter sinkt die Temperatur selten unter minus 15 Grad, während im Sommer die mittleren Temperaturen zwischen 20 und 28 Grad schwanken. Die Messungen der jährlichen Niederschlagsmengen ergeben im Schnitt rund 900 bis 1'200 Millimeter, im direkten Alpengebiet dagegen liegen die Niederschläge oft bei bis zu 1'900 Millimetern. Diemittlere Sonnenscheindauer liegt bei etwa 1'600 Stunden im Jahr.[26]
Auf Grund seiner naturräumlichen Voraussetzungen (siehe oben) ist im Fürstentum Liechtenstein die natürliche Vegetation potentiell sehr differenziert. Besonders in der anthropogen stark beeinflussten Intensivlandschaft des Alpenrheintales ist ein Verlust an Primärbiotopen und anBiodiversität vorhanden. Neben der intensiven, technisiertenLandwirtschaft führen Bautätigkeit im Verkehrs- und Siedlungsbereich sowie die Regulierung und Verbauung der Gewässer zumHochwasserschutz und zur Entwässerung zum Verlust an naturnahen Lebensraum. Es erfolgt eine Uniformierung der Landschaft mit einer Dominanz der anthropogen beeinflussten, konkurrenzstarken Pflanzengemeinschaften in einer stark gestörten Kulturlandschaft. Im Talraum kommt auf meist kleinen Flächen eine Vielzahl an unterschiedlichen Pflanzengesellschaften vor. Fast die Hälfte dieser Pflanzengesellschaften ist degradiert, dies sind vor allemRuderal- undSegetalgesellschaften. Mit zunehmender Höhenlage nimmt diese negative Situation ab. Seit Ende des Weltkrieges könnenNeophyten und wärmeliebende Pflanzenarten im klimabegünstigten Talraum mit den schnellen Veränderungen am besten mithalten und verbreiten sich zunehmend in Biotopen wieStreuwiesen undRöhrichten. Die ursprünglichen Pflanzenverbände kommen nur noch vereinzelt oder in Schutzgebieten vor. Dies gilt besonders fürPflanzengesellschaften der Gewässer oder Feuchtgebiete, die unter veränderten hydrologischen Verhältnissen durch Flussverbauungen und Drainagierung leiden. Die Anzahl der Arten der Rote Liste gefährdeter Pflanzen ist in diesen Biotopen weitaus am höchsten. Auch die mageren Wiesenflächen werden im Bergland zu Brachland und im Talraum immer intensiver genutzt. Weitgehend verschont von derIndustrialisierung und den volkswirtschaftlichen Veränderungen blieb der Raum der Berge. Trotz der anthropogenen Veränderungen der höhergelegenen Flächen trägt dort die halbextensive bis halbintensive Bewirtschaftung zum Erhalt der Biodiversität bei. Die Gefahren der Verbrachung und der Auswirkungen desTourismus sind im Bergraum höher zu bewerten als die Gefahren der Intensivierung.
Die Hauptvorkommen von Waldgesellschaften liegen in dermontanen Stufe. Insgesamt wurden 40 Waldgesellschaften beschrieben (dabei wurden die speziellen Ausformungen, beispielsweise Pulmonario-Fagetum caricetosum albae, nicht extra gezählt). Die Höhenverteilung der Waldgesellschaften entspricht 7 % im Tal, 70 % in der montanen Stufe, 3 % im Übergangsbereich zumsubalpinen Gebiet und 17,5 % in der Zone der Waldgrenze.
Vegetationseinheiten in waldfreien Gebieten gibt es im Fürstentum Liechtenstein 185, sie sind 22 Klassen zugeteilt. In unterschiedlicher Häufigkeit sind diese auf die vier wichtigsten Naturgrossräume verteilt: 92 Assoziationen und Pflanzengesellschaften kommen im Talraum vor, in der montanen Stufe der rheintalseitigen Berghänge in Höhenlagen von 500 bis 1600 Metern sind es 30, im Gebirge über 1600 Metern 37 und an den verschiedenen Gewässern kommen 27 Pflanzengesellschaften vor.[27]
Die Rheinüberschwemmung von 1927 kostete zwei Menschenleben
Hochwasser drohen in Liechtenstein seit je vor allem durch denRhein. Die früheste Rheinüberschwemmung ist aus dem Jahr 1343 überliefert. Zwischen dem 15. und dem 19. Jahrhundert lassen sich am Alpenrhein 48 Überschwemmungen nachweisen. Der Raubbau an denBündner Wäldern im 18. und 19. Jahrhundert führte wegen vermehrterRüfenbildung und Erdrutschungen zu mehr Geschiebeablagerungen und zu einer allmählichen Erhöhung des Flussbetts. Zur Lösung schlossen die Schweiz und Liechtenstein 1837 einen Vertrag, der den Grundstein für die heutigen Rheinschutzbauten legte. Die zahlreichen Überschwemmungen des 19. Jahrhunderts führten das verarmte Land an den Rand des Ruins. Zum bislang letzten Mal überschwemmte der Rhein im September 1927 die Talebene nördlich vonSchaan.[28]
Trotz der drohenden Zerstörungsgefahr durchRüfen wurden im Bereich der Schuttkegel Siedlungen errichtet, da die Rheinebene versumpft und regelmässigen Überschwemmungen ausgesetzt war. Durch Rüfen verursachte Schäden sind häufig überliefert, z. B. 1666 und 1817 inVaduz. Nach den schweren Rüfegängen im Sommer 1854 wurden erste Verbauungen erstellt. Trotz der grossen Investitionen in die Rüfeverbauungen bleibt ein Risiko bestehen, wie 1995 ein verheerendes Ereignis inTriesenberg undTriesen zeigte.[29]
Durch denFöhn wurden imOberland Dorf- und Waldbrände angefacht.[30]Lawinen zerstörten inMalbun im Jahr 1951 neun Hütten und 1999 15 Ferienhäuser. Durch Verbauungen und Aufforstungen wurde die Zahl der Gefahrenstellen seit den 1970er Jahren erheblich reduziert.[31]
Bevölkerung
Demografie
Liechtenstein zählte am 31. Dezember 2023 insgesamt 40'015 Einwohner.[4]
Im Jahr 2022 lag das Bevölkerungswachstum bei 0,9 % (Zuwachs von 372 Personen).[4] Die durchschnittlicheBevölkerungsdichte liegt bei rund 247 Menschen pro Quadratkilometer.
ImLiechtensteinischen Landesspital wurde das letzte Kind im Frühling 2014[32] geboren. Seit April 2014 müssen werdende Mütter aus Liechtenstein für Spitalsgeburten ins Ausland, weil die einzige Geburtsabteilung des Landes geschlossen wurde.[33]
Historische Entwicklung
Für die Zeit des Mittelalters fehlen zur Bevölkerungszahl auf dem Gebiet des heutigen Liechtensteins verlässliche Zahlen. Erst 1584 gab es eine erste Schätzung, wonach etwa 2500 Personen in der Grafschaft Vaduz und etwa 1300 in derHerrschaft Schellenberg lebten – also ca. 3800 Einwohner insgesamt.
Für die Zeit des Dreissigjährigen Krieges sind zwar keine Zahlen verfügbar, jedoch ist davon auszugehen, dass die Bevölkerungszahl – wie im Rest Zentraleuropas – stagnierte oder zurückging. Danach stieg sie bis zu einer erneuten Stagnation aufgrund einer Folge mehrerer Seuchen und Ernährungskrisen zwischen ca. 1730 und 1760 stark an; ebenso während der napoleonischer Befreiungskriege, wo es sogar einen leichten Bevölkerungsrückgang gab, nachdem österreichische Truppen 1796 Seuchen eingeschleppt hatten. Danach wuchs die Bevölkerung bis 1840 wieder, um dann erneut zu stagnieren. Das Bevölkerungswachstum zu Beginn des 19. Jahrhunderts war allerdings so hoch, dass Ängste vor einer allgemeinen Verelendung aufkamen, auf die politisch mit einschränkenden Massnahmen wie beispielsweise einer Ehebeschränkung reagiert wurde, deren Erfolg jedoch unbekannt ist.
Erst mit dem Beginn des 20. Jahrhunderts begann wieder ein langsames Wachstum – unterbrochen vom Auszug ausländischer Arbeitskräfte während des Ersten Weltkriegs. Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm die Bevölkerung infolge des wirtschaftlichen Aufschwungs rasant zu – vor allem durch den Zuzug ausländischer Arbeitskräfte.[34]
In der frühen Neuzeit lag in den Stagnationsphasen die Sterberate mehrmals über der Geburtenrate. Während die Geburtenrate Ende des 18. Jahrhunderts stark anstieg, ging die Sterberate seit Beginn des 19. Jahrhunderts durch hygienische und medizinische Verbesserungen sowie welche in der Nahrungsversorgung langfristig zurück. Seuchen – wie sie durch die ganze Geschichte immer mit einer gewissen Regelmässigkeit wiederkehrten – wurden nun einerseits seltener und bedeuteten nun vor allem nicht mehr mit solch hoher Wahrscheinlichkeit den Tod eines Erkrankten. Dies lässt sich auch an der Lebenserwartung erkennen, die von 29 in den 1830er Jahren auf 39 zu Beginn des 20. Jahrhunderts, 62 zu Beginn der 1960er Jahre und 76 im Jahr 2003 stieg.[36]
Mit fortschreitender Industrialisierung nahm die Anzahl von Kindern pro Familie ab, da diese nicht mehr bei der Arbeit auf dem Hof gebraucht wurden, sondern vielmehr eine finanzielle Belastung darstellten. Dieser Trend wurde zwar kurz durch denBabyboom der 1940/50er Jahre unterbrochen, doch in den 1960er Jahren ging die Geburtenrate mit demPillenknick rasch auf das heutige Niveau zurück. Verschiedene gesellschaftliche Faktoren (wie ein Anstieg der Einpersonenhaushalte, die Ermöglichung von Ehescheidungen oder ein ausgeprägtes Konsumdenken) hielten die Geburtenrate danach klein.[34]
Migration
Amerika-Auswanderer ausMauren treffen sich auf dem Eiffelturm in Paris mit in Frankreich tätigen Saisonniers aus Mauren
Bis zum Ersten Weltkrieg war Liechtenstein aufgrund der schlechten Versorgungslage und seiner Armut ein Auswanderungsland. Schon früh waren dabei derSolddienst für fremde Staaten, die Heirat ins Ausland oder der Eintritt in ausländische Klöster üblich. Ab dem 18. Jahrhundert gewann auch diesaisonale Arbeit im Ausland an Bedeutung, die erst mit dem wirtschaftlichen Aufschwung nach dem Zweiten Weltkrieg aufhörte. Um die Emigration zu beschränken, wurden 1805 Auswanderungsbeschränkungen erlassen, die 1848 nach vorherigen Lockerungen wieder gänzlich aufgehoben wurden. Als Ziel war Nordamerika wohl genauso wichtig wie die Nachbarländer Österreich und Schweiz, wohin die Migration durch Freizügigkeitsabkommen (Schweiz) bzw. Zollverträge (Österreich) besonders begünstigt wurde.[37]
Mit der Industrialisierung änderten sich die Wanderungsbewegungen und es kamen ausländische Arbeiter und Fachkräfte ins Land. Während der Ausländeranteil der Bevölkerung zu Beginn der Industrialisierung 1941 noch bei 16,2 % lag, stieg er bis 1970 auf 53,9 %. Um diesen Trend zu verlangsamen, verfolgt Liechtenstein schon seit 1945 eine sehr restriktive Einwanderungspolitik, der jedoch internationale Handelsverträge entgegenstehen. So verpflichtete sich das Fürstentum sowohl gegenüber denEWR-Staaten als auch der Schweiz zu einem jährlichen Mindestkontingent an Einwanderern.[38]
2018 wanderten 649 Personen nach Liechtenstein ein, von denen 26,3 % die liechtensteinische Staatsangehörigkeit hatten, 484 Personen wanderten aus, darunter 49,0 % mit liechtensteinischer Staatsangehörigkeit.[39]
Bevölkerungsstruktur
Im Jahr 2019 waren etwa zwei Drittel der Einwohner (66,1 %) liechtensteinische Staatsbürger, von denen wiederum etwa 70 % das Landesbürgerrecht seit der Geburt und 30 % durch Einbürgerung besitzen. Fast 60 % der ausländischen Wohnbevölkerung kam aus dem übrigen deutschen Sprachraum (28,1 % aus der Schweiz, 17,2 % aus Österreich und 12,7 % aus Deutschland), gefolgt von 9,2 % ausItalien und 5,5 % ausPortugal. 4,4 % der Ausländer in Liechtenstein stammten aus derTürkei, und 23 % kamen aus anderen Staaten. Insgesamt umfasst Liechtensteins ständige Wohnbevölkerung Menschen aus rund 90 Nationalitäten.[40]
In Liechtenstein ist gemäss Artikel 6 derVerfassungDeutsch dieAmtssprache.[41] Liechtenstein ist der einzige Staat mit Deutsch als alleiniger anerkannter Amts- undLandessprache; in den übrigen Staaten des deutschen Sprachraums sind auch andere Sprachen als Amts- oder Minderheitensprachen anerkannt.
Schrift- und Mediensprache ist ein Standarddeutsch, das vor allem vomSchweizer Hochdeutsch beeinflusst ist, aber besonders aus historischen Gründen auch starke Einflüsse desösterreichischen Deutsch aufweist und überdies einige lokale Besonderheiten kennt.[42] In Liechtenstein schreibt man, gleich derSchweiz, anstelle desß ein Doppel-s.
Die Liechtensteiner Bevölkerung spricht verschiedeneliechtensteinische Mundarten, die in ihrer grossen Mehrheit einermittelalemannisch-hochalemannischen Übergangsmundart angehören, so wie sie grenzüberschreitend im Rheintal auch im benachbartenKanton St. Gallen (Schweiz) und im benachbartenVorarlberg (Österreich) gesprochen wird. Die Ortsdialekte unterscheiden sich dabei von Gemeinde zu Gemeinde teilweise wesentlich voneinander.[43]
Allerdings hebt sich diehöchstalemannisch-walserdeutsche Mundart vonTriesenberg bis heute deutlich von den hochalemannischen Dialekten der altansässigen Bevölkerung ab. Deren Träger sind um das Jahr 1300 n. Chr. im Zuge derWalserwanderung aus dem SchweizerKanton Wallis ins Land gekommen. Die alteingesessene Bevölkerung hatte im Laufe des Mittelalters hier – wie im ganzen unterrätischen Raum – die alterätoromanische Landessprache zugunsten des Alemannischen aufgegeben.
Die römisch-katholische Kirche ist gemäss Art. 37 II der LandesverfassungLandeskirche und geniesst als solche den vollen Schutz des Staates.[41] DieTrennung von Kirche und Staat wird allerdings angestrebt. Seit dem 20. Dezember 2012 kann jeder Liechtensteiner Bürger ab 14 Jahren auch ohne Zustimmung eines Erziehungsberechtigten sein religiöses Bekenntnisfrei wählen.[44]
Nach dem Ergebnis der Volkszählung aus dem Jahr 2020[45] waren 69,6 % der Liechtensteinerrömisch-katholisch, 8,1 %protestantisch, rund 6 % gehörten einerislamischen Religionsgemeinschaft an. 1,7 % waren Mitglied einer anderen christlichen Konfession oder nichtchristlichen Religion, alskonfessionslos bezeichneten sich 9,6 %, weitere 4 % der Bevölkerung machten keine Angabe zu ihrer Religionszugehörigkeit.
Bei einer von der liechtensteinischen Regierung in Auftrag gegebenen repräsentativen Umfrage zur Religionsangehörigkeit aus dem Jahr 2008 gaben noch 78 % der in- und ausländischen Bewohner ihreReligion mitrömisch-katholisch an, 11 % warenevangelisch, rund 3 % gehörten einerislamischen Religionsgemeinschaft an, und 6 % machten keine Angaben. Der Bevölkerungsanteilohne Konfession belief sich demnach in Liechtenstein auf 2,8 %.[46] Die Zahl derJuden in Liechtenstein beläuft sich auf rund drei Dutzend Personen.
Liechtenstein besitzt eineSchulpflicht von neun Jahren. Gegliedert wird das Schulobligatorium in die BereichePrimarschule (fünf Jahre) undSekundarstufe (mindestens vier Jahre), wobei zuvor eine Vorschule (Kindergarten) auf freiwilliger Basis besucht werden kann. Der Lehrplan (LiLe[47]) basiert auf dem DeutschschweizerLehrplan 21. Die Sekundarstufe selbst ist in drei verschiedene Niveaus geteilt, in welche die Schüler je nach Leistungsvermögen eingeteilt sind. DieOberschule undRealschule werden nach vier Jahren abgeschlossen, während imGymnasium nach sieben Jahren dieMaturität erlangt werden kann.
Zwei Drittel der liechtensteinischen Schulabgänger absolvieren eineBerufslehre. Wegen desgemeinsamen Wirtschaftsraums entspricht die Berufsausbildung demSystem in der Schweiz. Die Berufsbezeichnungen in Liechtenstein stimmen mit jenen in der Schweiz überein. Die meisten in Liechtenstein lebenden Jugendlichen absolvieren ihre Berufslehre im Inland, hingegen 13 Prozent in der Schweiz. Dagegen sind 26 Prozent der Lehrstellen in Liechtenstein mit in der Schweiz wohnhaften Lehrlingen besetzt und 1 Prozent mit Österreichern.[48] DieBerufsfachschule besucht der Grossteil der Lernenden im benachbartenKanton St. Gallen. Die freiwilligeBerufsmittelschule ermöglicht anschliessend das Studium an einerFachhochschule.
Aufgrund seiner Kleinheit ist Liechtenstein im medizinischen Bereich auf Zusammenarbeit mit seinen Nachbarn angewiesen. In Spitälern der schweizerischen Nachbarschaft, insbesondere im 1907 eröffnetenSpital Grabs, werden auch liechtensteinische Patienten behandelt.Zu Beginn der 1920er Jahre wurden im Vaduzer Bürgerheim eine Kranken- und eine Geburtshilfestation eingerichtet, die 1981 in einen Neubau zügeln konnte. 2000 änderte das Krankenhaus Vaduz seinen Namen inLiechtensteinisches Landesspital. Das 1945 gegründeteLiechtensteinische Rote Kreuz (LRK) besorgt seit 1971 denRettungsdienst.
Das Gesundheitswesen finanziert sich weitgehend überKranken- und dieUnfallversicherung sowie über den Staat. Seit 1972 besteht ein Krankenversicherungsobligatorium für alle im Land wohnhaften Personen. Die Kosten im Gesundheitswesen sind trotz Revisionen des Krankenversicherungsgesetzes in ständigem Steigen begriffen.[49]
Der Burghügel derBurg Gutenberg ist seit Jahrtausenden besiedelt
Archäologische Funde haben gezeigt, dass das heutige Gebiet Liechtensteins seit derJungsteinzeit (5. Jahrtausend v. Chr.) besiedelt ist. Während im Tal der frei fliessende Rhein eine Siedlung erschwert hatte, bildeten sich an Talerhebungen erste Siedlungsstätten, so nachweislich am Burghügel Gutenberg inBalzers oder amEschnerberg. Im Jahr 15 v. Chr. eroberten die Römer unterAugustus das Gebiet der Räter und errichteten die römische ProvinzRaetia. Im 1. Jahrhundert n. Chr. wurde die Heeresstrasse Mailand-Bregenz errichtet, die über dieLuzisteig entlang des rechten Rheinufers verlief, und so sind auch im Gebiet des heutigen Liechtensteins Gutshöfe und Kastelle (z. B. inSchaan) errichtet worden.[50] Die auf derTabula Peutingeriana eingetragene Siedlung oder StrassenstationMagia lag möglicherweise in Balzers oder Mäls im Süden Liechtensteins.[51]
Mittelalter
Mit dem Zerfall desrömischen Weltreiches begann die Zuwanderung derAlemannen und schliesslich wurde Rätien im 8. Jahrhundert insFränkische Reich und im 10. Jahrhundert ins alemannische Herzogtum eingebunden. Zu dieser Zeit wurde das Gebiet des heutigen Liechtensteins durch dieGrafen von Bregenz regiert. KaiserFriedrich I. vergab das Gebiet 1180 an die Herren von Schellenberg. 1317 verkauften diese ihren Besitz an die Grafen von Werdenberg. Am 3. Mai 1342 wurde das damalige Herrschaftsgebiet der Grafen von Werdenberg-Sargans auf die Söhne von Rudolf II. aufgeteilt, so dass dieGrafschaft Vaduz entstand. Der deutsche KönigWenzel erklärte am 22. Juli 1396 die Besitzungen der Werdenberger als unmittelbare Gebiete des Deutschen Reiches. Schellenberg und Vaduz wurden reichsunmittelbar. In den nachfolgenden Jahrzehnten und Jahrhunderten wurden die Grafschaften immer wieder Schauplatz von Kriegen und Plünderungen, so z. B. imAlten Zürichkrieg (1444–1446) oder imSchwabenkrieg (1499–1500).[52] Das schwäbische Grafengeschlecht von Sulz erwarb durch Heirat 1507 die Grafschaften Vaduz und Schellenberg. Graf Karl Ludwig von Sulz verkaufte diese 1613 für 200.000 Gulden an Graf Kaspar von Hohenems.
In der Grafschaft Vaduz und in der Herrschaft Schellenberg fanden am Ende des 16. und in der Mitte des 17. Jahrhunderts Hexenverfolgungen statt. Der Höhepunkt lag in den Jahren 1648 bis 1651: Damals wurden etwa 100 Personen hingerichtet. Danach kam es wieder zu Hexenprozessen, in deren Folge man mindestens neun Personen als Hexen und Hexer verbrannte. Weitere Prozesse fanden in den 1660er Jahren und 1675/76 statt. Allein für die letzte Phase der Hexenverfolgungen um 1679/80 liegen aufschlussreichere Quellen vor. Die Vaduzer Hexenprozesse fanden ihr Ende 1681, als der Kaiser dem GrafenFerdinand Karl von Hohenems[53] die Fortsetzung der Inquisitionen und der Prozesse untersagte. 1684 entzog der Kaiser dem Grafen die Kriminaljurisdiktion, weil er sich am Vermögen der Verurteilten bereichert hatte. Ferdinand Karl von Hohenems wurde verhaftet, angeklagt, verurteilt und nachKaufbeuren in Schwaben verbannt.[54]
Im Laufe der Zeit verschuldeten sich dieHerrscher von Hohenems zunehmend, besonders unter der Herrschaft von Ferdinand Karl von Hohenems. Schliesslich waren sie gezwungen, dieGrafschaft Vaduz und dieHerrschaft Schellenberg zu verkaufen. Im Jahr 1699 erwarb FürstHans Adam von Liechtenstein die Herrschaft Schellenberg und im Jahr 1712 die Grafschaft Vaduz vonJakob Hannibal III. von Hohenems,[55][56] dem Bruder von Ferdinand Karl. Die wohlhabenden und am Wiener Kaiserhof einflussreichen Fürsten von Liechtenstein hatten schon seit langem einreichsunmittelbares Territorium erwerben wollen – dies war die Voraussetzung, damit dasHaus Liechtenstein, welches im 17. Jahrhundert in denReichsfürstenstand erhoben worden war, auch einen Sitz und eine Stimme imReichsfürstenrat desReichstags erhalten und damit zu denReichsständen aufsteigen konnte.[57][58] Am 23. Januar 1719 vereinigte ein Diplom von KaiserKarl VI. die Grafschaft Vaduz und die Herrschaft Schellenberg und erhob sie zu einem Reichsfürstentum mit dem Namen Liechtenstein.[59] Da das neue Land nur aus kleinen Bauerndörfern bestand, wurde die Administration vorerst in der nächstgelegenen Stadt, inFeldkirch, installiert, wo der Fürst zu diesem Zweck dasPalais Liechtenstein errichten liess.
Während derKoalitionskriege wurde Liechtenstein immer wieder von fremden Truppen besetzt, sodass die Bevölkerung zunehmend verarmte. ImErsten Koalitionskrieg (1792–1797) marschierten französische Truppen im Fürstentum ein, und nach Kämpfen zwischen Österreich (mit Unterstützung Russlands) und Frankreich wurde Liechtenstein imZweiten Koalitionskrieg (1799–1802) von napoleonischen Truppen besetzt. 1806 gründeteNapoleon Bonaparte denRheinbund und nahm das Fürstentum Liechtenstein als eines der 16 Gründungsmitglieder mit auf, ohne den Fürsten zu fragen, sodass Liechtenstein unter dem FürstenJohann I. unabhängig wurde. Wenige Tage später erklärte KaiserFranz II. (in Österreich nun Franz I.) dasHeilige Römische Reich für erloschen, womit die Unabhängigkeit aller bisherigen Reichsgebiete verbunden war. BeimWiener Kongress 1814/1815 wurde die Unabhängigkeit Liechtensteins bestätigt und das Land in denDeutschen Bund aufgenommen.[60]
Liechtenstein im Deutschen Bund
Im Plenum desBundestages führte der Fürst von Liechtenstein eine Stimme, im engeren Rat dagegen stimmte Liechtenstein als Teil der 16. Kurie ab, da es für eine eigene Virilstimme wie viele andere deutsche Staaten zu klein war. Seine Truppen (55 Infanteristen) bildeten imBundesheer einen Zug in einer Kompanie des 11. Bataillons der Reservedivision.
Liechtenstein entwickelte sich im Laufe der Jahre und Jahrzehnte nur langsam und blieb lange Zeit rückständig. Eine Revolution 1848 bewirkte kurzfristig keine Änderung. Erst der im Jahr 1852 geschlossene Zollvertrag mit demKaisertum Österreich brachte einen wirtschaftlichen Aufschwung. Diekonstitutionelle Verfassung von 1862 führte zu politischen Veränderungen, die zur Folge hatten, dass der Fürst nicht mehr uneingeschränkt herrschen konnte.[61]
BeimVerkauf Alaskas im Jahr 1867 soll der russische Zar zunächst dem Fürsten von Liechtenstein ein Kaufangebot unterbreitet haben, bevor man den USA ein Angebot machte. Dieses Angebot lehnte der Fürst allerdings ab.[62][63]
BeimBundesbeschluss vom 14. Juni 1866 (gegen Preussen) stimmte der liechtensteinische Vertreter im Sinne Österreichs ab. Im anschliessendenDeutschen Krieg und dem damit verknüpftenDritten Italienischen Unabhängigkeitskrieg unterstützten die Truppen des Fürstentums Österreich gegenüber Italien durch Grenzsicherung in Tirol, kamen mit dem Feind jedoch nicht in Berührung. Mangels Kampfhandlungen und aufgrund fehlender Interessen sowohl von Preussen als auch Italien im Zusammenhang mit Liechtenstein wurde das Land als de facto neutral betrachtet, nicht in die Friedensschlüsse einbezogen und keine Forderungen gegen Liechtenstein erhoben. Nach dem Krieg wurde derDeutsche Bund aufgelöst. Preussen gründete seinen BundesstaatNorddeutscher Bund gemäss Friedensverträgen nur nördlich des Mains, auch in die geheimenSchutz- und Trutzbündnisse 1866 Preussens mit den süddeutschen Staaten wurde Liechtenstein nicht einbezogen und war seitdem ohne Mitgliedschaft in einem Verteidigungsbündnis. Auch bei Erweiterung des Norddeutschen Bundes um die süddeutschen Staaten zumDeutschen Reich 1871 blieb Liechtenstein aussen vor. Die enge Anbindung an Österreich blieb bis zum Ersten Weltkrieg bestehen.
Liechtensteiner Krone von 1904, WertseiteLiechtensteiner Krone von 1904, Portraitseite
Erster Weltkrieg und Nachkriegszeit
ImErsten Weltkrieg blieb Liechtenstein neutral und wäre im Falle eines Angriffs verteidigungsunfähig gewesen, da die Armee bereits 1868 aus Kostengründen aufgelöst worden war. Das hatte jedoch den Vorteil, dass es keine kriegsbedingten Ausfälle von Arbeitskräften gab. So hätte die in den Jahrzehnten davor aufgebaute Textilindustrie weiter an Bedeutung gewinnen können; doch verboten dieAlliierten die Garnzufuhr über die Schweiz, sodass die Textilindustrie völlig zum Erliegen kam. Damit ging auch eine Verarmung der liechtensteinischen Bevölkerung einher. Nach Kriegsende löste Liechtenstein schliesslich den Zollvertrag mit dem KriegsverliererÖsterreich auf.[64]
Dieösterreichische Krone war bis zumZerfall der Habsburgermonarchie Liechtensteins Währung. Erst 1924 wurde der Schweizer Franken als offizielles Zahlungsmittel eingeführt. In der Zwischenzeit brachte Liechtenstein zwar einNotgeld in Umlauf, dieses verlor jedoch stark an Wert und konnte neben dem von der Bevölkerung bevorzugt verwendeten Schweizer Franken nicht bestehen. Schon im Jahr 1920 war am 8. März bei geschlossenen Grenzen eine im Geheimen vorbereitete Zählung der Kronen und Kronenguthaben im Land durchgeführt worden, um die Modalitäten eines Umtausches festlegen zu können.[65]
Nach der Auflösung desZoll- und Steuervereines mit Österreich, die vom Liechtensteinischen Landtag am 2. August 1919 einstimmig beschlossen und im Herbst 1919 durchgeführt wurde,[66] näherte sich Liechtenstein zunehmend derSchweiz an, und schliesslich wurde im Jahr 1923[67] der bis heute bestehende Zollvertrag (amtlich: «Vertrag zwischen der Schweiz und Liechtenstein über den Anschluss des Fürstentums Liechtenstein an das schweizerische Zollgebiet»)[68] mit der Schweiz unterzeichnet. Seit 1923 gehört das Fürstentum somit zumSchweizer Zollgebiet und die Landeswährung ist seit 1924 derSchweizer Franken.[69] Einen offiziellen Währungsvertrag mit der Schweiz schloss Liechtenstein jedoch erst am 19. Juni 1980 ab.[70] Der Zollvertrag garantiert weiterhindie vollen souveränen Hoheitsrechte Seiner Durchlaucht des Fürsten von Liechtenstein. Durch den Vertrag herrscht bis heute eine enge Partnerschaft zwischen den beiden Staaten.[71] Die Grenze zwischen Österreich und Liechtenstein wird durch das SchweizerGrenzwachtkorps überwacht.
Wie schon imErsten Weltkrieg blieb Liechtenstein auch imZweiten Weltkrieg neutral und wurde nie in direkte Kriegshandlungen verwickelt. Stattdessen konnte das Fürstentum seine Standortvorteile (u. a. keine Ausfälle von Armeeangehörigen, zentrale Lage, Zollunion mit der neutralen Schweiz, steuerliche Vorteile und politische Stabilität) nutzen. So wurden viele neue Industriebetriebe in Liechtenstein gegründet und ein starkes Wirtschaftswachstum setzte ein.[70][71][73]
Neuere Entwicklungen
Seit Ende des Zweiten Weltkrieges konnte sich Liechtenstein langsam und zugleich stetig zu einem wichtigen Wirtschaftsstandort mit einer grossen politischen Stabilität entwickeln. DasFrauenstimmrecht wurde allerdings erst im Jahr 1984 eingeführt, und der Beitritt zu denVereinten Nationen (UNO) erfolgte im Jahr 1990. Wichtig für die Entwicklung der Wirtschaft war die Teilnahme amEuropäischen Wirtschaftsraum (EWR), welcher 1992 in einer Volksabstimmung mit einer deutlichen Mehrheit zugestimmt wurde.
Die EWR-Mitgliedschaft brachte dievier Grundfreiheiten (Personen,Güter,Dienstleistungen undKapital) zwischen der Europäischen Union und Liechtenstein sowie den übrigen EWR-MitgliedernNorwegen undIsland mit sich. Am 15. August 2004 ernannte FürstHans-Adam II. seinen SohnErbprinz Alois von Liechtenstein zu seinem Stellvertreter und betraute ihn mit der Ausübung der dem Fürsten zustehenden Hoheitsrechte. Der Fürstentitel wird allerdings erst nach dem Tod Hans-Adams auf seinen Sohn übergehen.
Im Jahr 2008 kam es zu einerSteueraffäre mit Deutschland, in der zahlreiche deutsche Steuerhinterzieher aufflogen. In der Folge bekannte sich Liechtenstein zu einer konsequenten Weissgeldstrategie. Liechtenstein verstärkte seine regulatorischen Massnahmen auf dem Finanzplatz und unterzeichnete eine Vielzahl von bilateralen Abkommen über dieDoppelbesteuerung und/oder den Informationsaustausch in Steuersachen.[74]
Liechtenstein definiert sich nach seinerVerfassung als «konstitutionelleErbmonarchie auf demokratisch-parlamentarischer Grundlage». Die demokratisch-parlamentarische Grundlage ergibt sich aus der vom Volk gewählten und abwählbaren Legislative und den direktdemokratischen Möglichkeiten des Volkes, sich unmittelbar im Politalltag einzubinden.[7] Das letzte Wort räumt die Verfassung im Zweifelsfall jedoch dem Monarchen ein.
Die Staatsgewalt ist nach Art. 2 der Verfassung «… im Fürsten und im Volke verankert und wird von beiden nach Massgabe der Bestimmungen dieser Verfassung ausgeübt». DerLandesfürst hat im Unterschied zu anderen europäischen Monarchen nicht nur repräsentative Aufgaben, sondern verfügt über weitreichende Vollmachten: Er kann als Staatsoberhaupt den Landtag auflösen, schliessen und vertagen, die Volkswahl der Parlamentsmitglieder obliegt einer Angelobung des Fürsten, die Staatsregierung wird auf Vorschlag des Landtages vom Fürsten ernannt, und er kann aufgrund seiner Sanktionsrechte vom Parlament und vom Volk beschlossene Gesetze widerrufen. Das aktuelle Staatsoberhaupt Liechtensteins ist seit 1989Fürst Hans Adam II. von und zu Liechtenstein. Die Führung der Staatsgeschäfte obliegt seit August 2004 demErbprinzen Alois von und zu Liechtenstein.
Diegesetzgebende Gewalt liegt beim Landesfürsten und beimLandtag des Fürstentums Liechtenstein. Der Landtag besteht aus 25Abgeordneten, die nach demProporzwahlrecht für vier Jahre vom Volk gewählt werden. Das Volk wählt dabei in zwei Wahlkreisen, wobei im Unterland 10 und im Oberland 15 Abgeordnete gewählt werden. Die Gesetzgebung wird durch den 65. Verfassungsartikel definiert. Nach diesem dürfen ohne die Mitwirkung des Landtages keine Gesetze beschlossen oder abgeändert werden.
Nachdem ein Gesetz vom Landtag beschlossen worden ist, muss es noch vom Fürsten sanktioniert, vom Regierungschef gegengezeichnet sowie imLandesgesetzblatt bekanntgegeben werden, bevor es endgültig in Kraft tritt. Wird ein Gesetz nicht innerhalb von sechs Monaten vom Landesfürsten sanktioniert, gilt es als verweigert.[41]
In der politischen Landschaft Liechtensteins spielen zwei christlich orientierte Volksparteien die Hauptrolle, nämlich dieFortschrittliche Bürgerpartei (FBP) und dieVaterländische Union (VU). Sie stehen in einerKoalition und stellen die Regierung. Die Fortschrittliche Bürgerpartei ist imUnterland stärker vertreten und gilt als fürstentreu, wirtschaftsliberal und traditionsbewusst, während die Vaterländische Union im Oberland überwiegt und sich eher sozialpolitischen Themen verpflichtet sieht. Davon abgesehen gibt es keine grösseren ideologischen Unterschiede zwischen den beiden grossen Parteien.
Bei denLandtagswahlen 2025 gewann von den beiden regierenden Parteien nur dieVaterländische Union (VU) mit einem Plus von 2,4 Prozent der Stimmen leicht zu, wogegen dieFortschrittliche Bürgerpartei (FBP) einen Verlust von 8,4 Prozent und drei Mandaten im Landtag zu verkraften hatte. DieDemokraten pro Liechtenstein erzielten bei der Wahl mit 23,3 Prozent der Stimmen und einem Zuwachs von 12,2 Prozent das beste Ergebnis ihrer Geschichte und konnten damit ihre Mandate mehr als verdoppeln. Die kleine OppositionsparteiFreie Liste (FL) verlor leicht und hält nun nur noch zwei Sitze im Landesparlament. Die WählergruppierungDie Unabhängigen (DU) trat nicht mehr an.
Die fünfköpfige Regierung stellt dieExekutive. Sie besteht aus demRegierungschef und vier Regierungsräten. Seit dem Jahr 2013 ist die Regierung in fünf Ministerien organisiert (Präsidiales und Finanzen,Äusseres,Gesellschaft,Inneres undInfrastruktur). Die Geschäftsbereiche Wirtschaft, Justiz, Bildung, Umwelt, Sport und Kultur werden den einzelnen Ministerien zugeordnet. Jedes Regierungsmitglied ist Leiter eines Ministeriums und trägt die Bezeichnung Minister. Regierungschefin ist seit dem 10. April 2025Brigitte Haas (VU). Auf Vorschlag des Landtages werden Regierungschef und Regierungsräte vom Landesfürsten ernannt. Mit der umstrittenen Verfassungsänderung 2003 erhielt der Landesfürst mit dem 80. Verfassungsartikel die Möglichkeit, die Regierung oder – im Einvernehmen mit dem Landtag – einzelne Regierungsräte jederzeit und ohne Angabe von Gründen zu entlassen.[41]
DieLiechtensteinische Landesverwaltung umfasst seit der Verwaltungsreorganisation im Jahr 2013 nunmehr 22 Amtsstellen und 12 Stabsstellen sowie8 diplomatische Vertretungen im Ausland.[75] Die Eigenstaatlichkeit Liechtensteins führt im Verhältnis zur Einwohnerzahl zu einer grossen Verwaltung.[76] Die grössten Amtsstellen sind das Amt für Bau und Infrastruktur, die Landespolizei, das Amt für Justiz, das Amt für Volkswirtschaft, die Steuerverwaltung und das Schulamt. Die Finanzkontrolle und die Datenschutzstelle unterstehen dem Parlament, die Finanzmarktaufsicht (FMA) ist eine von der Verwaltung unabhängige Aufsichtsbehörde.
Die unabhängigeverwaltungsrechtliche Judikative wird durch denFürstlichen Verwaltungsgerichtshof wahrgenommen, welcher gemäss Art. 78 Abs. 2 und 3 Landesverwaltungspflegegesetz in Senatsbesetzung über Entscheidungen der verwaltungsinternenRechtsmittelbehörden (Regierung oder Verwaltungsbeschwerdeinstanz) entscheidet.
Denordentlichen Gerichten ist ferner derLiechtensteinische Staatsgerichtshof nachgelagert, an den letztinstanzliche enderledigende Entscheide mit dem ausserordentlichen Rechtsmittel der Individualbeschwerde gemäss Art. 15 Staatsgerichtshofgesetz angefochten werden können.
Richterstellen werden im Fürstentum Liechtenstein öffentlich zur Bewerbung ausgeschrieben. Taugliche Kandidaten werden durch ein mit dem Landesfürsten sowie paritätisch mit Vertretern des Landesfürsten und des Landtages besetztes Gremium dem Landtag zur Wahl vorgeschlagen, welcher wiederum die gewählten Richter dem Landesfürsten zur Ernennung vorschlägt (Art. 96 Liechtensteiner Verfassung).[41]
Es gibt ein stark direktdemokratisches Element im liechtensteinischen System. So können mindestens 1000 Bürger den Landtag einberufen (Art. 48(2) der liechtensteinischen Verfassung),[41] und mindestens 1500 können eine Volksabstimmung über seine Auflösung beantragen (Art. 48(3) der liechtensteinischen Verfassung).[41] Ebenfalls können 1000 Bürger den Begehr auf Erlass, Abänderung oder Aufhebung eines Gesetzes an den Landtag stellen. Jedes Gesetz unterliegt einer Volksabstimmung, sofern dies der Landtag beschliesst oder mindestens 1000 Bürger oder vergleichsweise dreiGemeinden dies verlangen (Art. 64 der liechtensteinischen Verfassung).[41] Für Verfassungsänderungen oder Staatsverträge sind mindestens 1500 Bürger oder vier Gemeinden notwendig. Die Verfassung vom März 2003 hat die direktdemokratischen Rechte der Landesbürger in grundlegenden Aspekten erweitert.
In Krisenzeiten kann sich der Fürst auf ein Notrecht berufen (Art. 10 der liechtensteinischen Verfassung).[41]
Liechtenstein führte per 1. Juli 1984 als letztes Land Europas dasFrauenstimm- und -wahlrecht ein.[77][78] Noch 1971 und 1973 wurde das Frauenstimmrecht in zwei Volksabstimmungen abgelehnt. Eine vomLandtag 1976 beschlossene Verfassungsänderung ermöglichte es denGemeinden, das Frauenstimmrecht auf kommunaler Ebene einzuführen. Gründe für die späte Einführung sind unter anderem die frühere ländliche Struktur des Landes und damit verbunden ein konservatives Frauenbild. Frauen sind im Landtag und in denGemeinderäten immer noch stark untervertreten.[79]
Liechtenstein gliedert sich in elfGemeinden, die auf die beiden Wahlkreise Unterland und Oberland verteilt sind. Die politische Zweiteilung des Landes ist historisch bedingt; dasUnterland geht auf dieHerrschaft Schellenberg, dasOberland auf dieGrafschaft Vaduz zurück.
Zum Unterland gehören die GemeindenEschen,Gamprin,Mauren,Ruggell undSchellenberg; zum der Fläche nach wesentlich grösseren Oberland zählen die GemeindenBalzers,Planken,Schaan,Triesen,Triesenberg undVaduz. DieAutonomie der liechtensteinischen Gemeinden liegt im Vergleich zu den anderen StaatenMitteleuropas zusammen mit der Schweiz im Spitzenbereich.[80] Die Gemeinden weisen trotz ihrer geringen Grösse komplexe Formen in ihrer territorialen Ausdehnung auf. Sieben Gemeinden umfassen neben einem Hauptteil auch eine oder mehrereExklaven. Die in rund der Hälfte der Liechtensteiner Gemeinden vorkommendenBürgergenossenschaften sind Eigentümerinnen von kollektiv genutzten Wäldern und Weiden sowie von parzellierten Flächen, die Privaten zur Nutzung überlassen werden.[81]
Recht
Verfassung
DieVerfassung definiert Liechtenstein alskonstitutionelleErbmonarchie auf demokratischer und parlamentarischer Grundlage. Die Staatsgewalt wird vonFürst undVolk getragen. Die Verfassung stammt aus dem Jahr 1921, garantiert erstmals den Bürgern umfangreicheGrundrechte und brachte nach Schweizer Vorbild eine wesentliche Erweiterung derVolksrechte. Das Recht derSanktion ermöglicht dem Fürsten die Einflussnahme auf die Gesetzgebung. Zudem hat er das Recht derBegnadigung und das Recht derAbolition.[82]
DieEuropäische Menschenrechtskonvention trat für Liechtenstein 1982 in Kraft. Die Konvention ergänzt den Grundrechtskatalog der Verfassung und hat materiell Verfassungsrang.[83]
DasEherecht erfuhr eine bedeutende Änderung durch das Ehegesetz von 1974, das die obligatorischeZivilehe einführte und dieEhescheidung ermöglichte. Die mit der Ehe- und Familienrechtsreform von 1993 verwirklichteGleichstellung von Mann und Frau wurde vorwiegend nach dem Vorbild des österreichischen Rechts ausgestaltet.[84]
Das aus dem schweizerischen ZGB rezipierteSachenrecht (SR) trat 1923 als erster Teil des geplanten liechtensteinischen ZGB in Kraft. Es regelt dasEigentum, denBesitz und dasGrundbuch.[85]
Die Abschnitte zum Gesellschaftsrecht im PGR haben das Ziel, den Finanzplatz Vaduz zu stärken.Centrum Bank in Vaduz
DasPersonen- und Gesellschaftsrecht (PGR) von 1926 und 1928 war ein Ergebnis der Umorientierung Liechtensteins nach dem Ersten Weltkrieg von Österreich zur Schweiz. Es orientiert sich am schweizerischen Recht – am ZGB und amObligationenrecht (OR). Die Abschnitte zumGesellschaftsrecht enthalten weitgehend eigenständiges liechtensteinisches Recht mit dem Zweck, ausländische Investoren anzuziehen. Dies waren massgebliche Faktoren für den Aufschwung der Finanzdienstleistungen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.[86]
DasAllgemeine Deutsche Handelsgesetzbuch (ADHGB) wurde 1865, während der Mitgliedschaft Liechtensteins imDeutschen Bund, übernommen. Es ist mit Einschränkungen bis heute in Kraft, grosse Teile wurden jedoch durch das PGR ersetzt.[85]
Strafrecht
Das liechtensteinische Strafgesetzbuch StGB von 1989 beruht auf dem grundlegend reformiertenösterreichischen Strafgesetzbuch von 1975. DieTodesstrafe wurde abgeschafft undHomosexualität erlaubt. Abweichend vom österreichischen Recht wurde dieFristenlösung beim Schwangerschaftsabbruch abgelehnt.[87]
Der umfangreichste Teil des liechtensteinischen Rechtswesens ist dasVerwaltungsrecht, das dasWirtschaftsverwaltungsrecht, dasSchulrecht, das Baurecht oder dasVerkehrsrecht umfasst. Manche der darin behandelten Bereiche müssen laufend den sich rasch verändernden Verhältnissen angepasst werden. Das liechtensteinische Verwaltungsrecht weist eine Mischform von österreichischem, schweizerischem und eigenständigem liechtensteinischen Recht auf.[85]
Liechtensteinische Gesetzessammlung
Der gesamte Datenbestand der liechtensteinischen Rechtsvorschriften ist auf derLiechtensteinischen Gesetzessammlung (LILEX) unentgeltlich online verfügbar.
Staatshaushalt
Der Landeshaushalt des Fürstentums Liechtenstein umfasste 2017 betriebliche Ausgaben von 789 Millionen Schweizer Franken, welchen Einnahmen von 800 Millionen Schweizer Franken gegenüberstanden. Unter Einbezug des Finanzergebnisses von 160 Millionen Schweizer Franken schloss der Landeshaushalt mit einem Überschuss von 170 Millionen Schweizer Franken ab. Unter Einbeziehung der Haushalte von Gemeinden und Sozialversicherungen ergab sich im Jahre 2016 ein Überschuss von 196 Millionen Schweizer Franken für den Staatssektor. Das entspricht 3,2 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. In der Vermögensbilanz des Staates wurde Ende 2016 das Reinvermögen mit rund 7,1 Milliarden Schweizer Franken beziffert, die Bruttoschuldenquote lag bei lediglich 0,4 Prozent.[88] Aufgrund der guten Wirtschafts- und Finanzdaten und der vorausschauenden Umsetzung internationaler Standards wurde dem Fürstentum Liechtenstein als einem von wenigen Staaten die «AAA»-Bewertung vonStandard & Poor’s wiederholt bestätigt.[89]
Mangels politischer oder militärischer Macht hat Liechtenstein die Erhaltung seiner Eigenstaatlichkeit in den vergangenen 200 Jahren durch die Mitgliedschaft in Rechtsgemeinschaften gesucht. Internationale Kooperation und europäische Integration sind deshalb Konstanten der liechtensteinischen Aussenpolitik, die darauf abzielen, die völkerrechtlich anerkannte Souveränität des Landes weiterhin abzusichern. Entscheidend für die innenpolitische Legitimation und Nachhaltigkeit dieser Aussenpolitik waren und sind dabei starke direktdemokratische und bürgernahe Entscheidungsmechanismen, die in Liechtenstein in der Verfassung von 1921 verankert sind.
Internationale Organisationen und Verträge
Wichtige historische Etappen der Integrations- und Kooperationspolitik Liechtensteins waren der Beitritt zum Rheinbund 1806, zum Deutschen Bund 1815, der Abschluss bilateraler Zoll- und Währungsabkommen mit derDonaumonarchie 1852 und schliesslich des Zollvertrags mit der Schweiz im Jahr 1923, dem eine ganze Reihe von weiteren wichtigen bilateralen Verträgen folgte.
Nach dem wirtschaftlichen Wiederaufbau der Nachkriegszeit folgte 1950 der Beitritt zum Statut desInternationalen Gerichtshofs, 1975 unterzeichnete Liechtenstein zusammen mit 34 weiteren Staaten dieKSZE-Schlussakte von Helsinki (heutige OSZE), 1978 trat Liechtenstein demEuroparat bei, und am 18. September 1990 wurde Liechtenstein in dieVereinten Nationen (UNO) aufgenommen. 1991 trat Liechtenstein derEuropäischen Freihandelsassoziation (EFTA) als Vollmitglied bei, und seit 1995 ist Liechtenstein Mitglied desEuropäischen Wirtschaftsraums (EWR) sowie derWelthandelsorganisation (WTO). 2008 trat Liechtenstein gemeinsam mit der Schweiz demSchengen/Dublin-Abkommen bei. Die Beziehungen im Rahmen des EWR und der EU nehmen aus wirtschafts- und integrationspolitischer Sicht eine besondere Stellung in der liechtensteinischen Aussenpolitik ein. Der liechtensteinische Erbprinz nimmt zudem an den alljährlichenTreffen der Staatsoberhäupter der deutschsprachigen Länder (bestehend aus EU- und Nicht-EU-Mitgliedern) teil.
Die Beziehungen zur Schweiz sind wegen der engen Zusammenarbeit in vielen Bereichen besonders umfangreich; die Schweiz erfüllt an einigen Stellen Aufgaben, die für das Fürstentum aufgrund seiner geringen Grösse schwer selbst zu bewältigen wären. Seit dem Jahr 2000 hat die Schweiz einen Botschafter gegenüber Liechtenstein ernannt, der allerdings in Bern residiert. Die konsularische Vertretung Liechtensteins wird seit dem Zollvertrag mit der Schweiz von 1923 zumeist von der Schweiz wahrgenommen.
Die Grenze zwischen Liechtenstein und der Schweiz (ohne systematische Grenzkontrollen)
Die diplomatischen Beziehungen zu Deutschland wurden lange Zeit über einen nichtresidierenden Botschafter unterhalten; also über eine Kontaktperson, die nicht dauerhaft in Deutschland ansässig war. Seit 2002 hat Liechtenstein jedoch einen festen Botschafter in Berlin, während die deutsche Botschaft in der Schweiz auch für das Fürstentum zuständig ist. Das Aussenministerium Liechtensteins sieht die Kontakte besonders auf wirtschaftlicher Ebene als überaus fruchtbar und wichtig für die Entwicklung des Landes an. Konflikte über den Umgang mit Bank- und Steuerdaten haben die Beziehungen jedoch immer wieder belastet. Am 2. September 2009 haben Liechtenstein und Deutschland ein Abkommen über die Zusammenarbeit und den Informationsaustausch in Steuersachen unterzeichnet. Der Abkommenstext folgte dem OECD-Musterabkommen und sieht ab dem Steuerjahr 2010 einen Informationsaustausch in Steuerfragen auf Anfrage vor. Darüber hinaus begreift Liechtenstein die Bundesrepublik als wichtigen Partner bei der Wahrnehmung seiner Interessen bei der europäischen Integration. Auf kultureller Ebene spielt besonders die Projektförderung eine Rolle, so finanzierte etwa die Hilti Foundation die Ausstellung «Ägyptens versunkene Schätze» in Berlin, und der Staat spendete 20'000 Euro nach dem Brand derHerzogin Anna Amalia Bibliothek inWeimar.
2009 erkannte als letztes EU-Mitglied dieTschechische Republik Liechtenstein als souveränen Staat an. Dem vorhergegangen war ein jahrzehntelanger diplomatischer Streit zwischen den beiden Ländern, nachdem durch dieBeneš-Dekrete sämtliche Besitztümer der Fürstenfamilie in derTschechoslowakei enteignet und verstaatlicht worden waren. Der Fall war beimInternationalen Gerichtshof gelandet, Liechtenstein hatte ihn jedoch verloren. Im Laufe des Jahres 2009 normalisierten die Länder ihre Beziehungen, Liechtenstein sprach darüber hinaus auch erstmals derSlowakei diplomatische Anerkennung aus.[93]
Die Mitgliedschaft imEuropäischen Wirtschaftsraum sah im Prinzip die vollePersonenfreizügigkeit vor. Weil allerdings absehbar war, dass zahlreiche EU-Bürger im steuergünstigen Fürstentum ihren Wohnsitz nehmen würden, was weder in deren Heimatländern (die Steuerausfälle befürchteten) noch in Liechtenstein (wo steigende Immobilienpreise befürchtet wurden) erwünscht war, wurde eine Sondervereinbarung getroffen, wonach Liechtenstein pro Jahr 88 neue Aufenthaltsbewilligungen vergibt. An EWR-Bürger gehen jährlich 72 Aufenthaltsbewilligungen, davon 56 an Berufstätige und 16 an Nichtberufstätige. Von den erstgenannten wird die Hälfte nach unklaren Kriterien von der Regierung «nach den Bedürfnissen der Wirtschaft», die andere Hälfte und die Bewilligungen für Nichtberufstätige auf Drängen der EU in einem Losverfahren vergeben. In jedem Fall ist der Nachzug von Familienangehörigen möglich. Für Schweizer Staatsangehörige sind die Vorgaben restriktiver. Für sie gibt es jährlich nur 17 Aufenthaltsbewilligungen. Diese Bewilligungen werden nicht verlost, sondern von der Regierung vergeben.[94] Am 28. Februar 2008 unterzeichnete das Fürstentum seinen Beitritt zumSchengen-Raum, der Beitritt erfolgte am 19. Dezember 2011.[95]
Steuerpolitik
Steuerpolitik (national)
Mit der Totalrevision des Steuergesetzes im Jahr 2010 (anwendbar ab 1. Januar 2011) wurde dasliechtensteinische Steuergesetz in Einklang mit internationalen und europäischen Steuerstandards gebracht, einschliesslich der Regelungen betreffendstaatliche Beihilfen. Das alte Steuergesetz von 1961, welches teilweise noch Regelungen aus dem Steuergesetz von 1923 enthielt, wurde gemeinsam mit den privilegierten Besteuerungsregimen für Sitz- und Holdinggesellschaften abgeschafft und durch ein neues umfassendes Besteuerungssystem ersetzt.[96] Die neuen Regelungen werden von derEFTA-Überwachungsbehörde und demEFTA-Gerichtshof als Gegenstück zurEuropäischen Kommission und zumEuropäischen Gerichtshof innerhalb desEuropäischen Wirtschaftsraums (EWR) überwacht.[97]
Weiter hat die EU-Gruppe «Verhaltenskodex» (Unternehmensbesteuerung) gemeinsam mit der EU-Kommission das liechtensteinische Steuersystem untersucht und ist dabei zum Schluss gekommen, dass:[98]
Liechtenstein dem internationalen Standard betreffend Informationsaustausch im Steuerbereich nachkommt;
Liechtenstein keine schädlichen Steuerpraktiken oder -regime hat und die Regelungen gegen die Gewinnverkürzung und Gewinnverlagerung (Base Erosion and Profit Shifting; BEPS) anwendet (bisher fehlende Anti-Missbrauchsbestimmungen für Dividenden und Veräusserungsgewinne sowie beim Eigenkapitalzinsabzug sind seit 13. Juli 2018 umgesetzt und in Kraft);
Liechtenstein keine künstlichen Steuerstrukturen fördert.
Natürliche Personen unterliegen sowohl der Erwerbssteuer als auch derVermögenssteuer. Die Vermögenssteuer errechnet sich als standardisierter Sollertrag in Höhe von 4 % vom Nettovermögen, welcher einen fiktiven Erwerb darstellt. Dieser fiktive Erwerb (4 % des Nettovermögens) wird sodann dem übrigen Erwerb (Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit etc.) hinzugezählt. Die sich dann ergebende Steuerbemessungsgrundlage unterliegt einemprogressiven Steuersatz bis maximal 28 % (einschliesslich des Gemeindesteuerzuschlags).
Liechtenstein hat weiter einMehrwertsteuersystem, welches aufgrund der Zoll- und Währungsunion mit der Schweiz demschweizerischen Mehrwertsteuersystem entspricht. Seit 1. Januar 2018 gelten die Sätze 7,7 % Normalsatz, 2,5 % reduzierter Satz und 3,7 % Sondersatz für Beherbergungsdienstleistungen.[99]
Steuerpolitik (international)
Liechtenstein ist im Jahr 2016 als einer der ersten Nicht-OECD-Staaten demInclusive Framework derOECD beigetreten und kommt somit den internationalen Standards, welche im Bereich der grenzüberschreitenden Unternehmensbesteuerung entwickelt wurden (Base Erosion and Profit Shifting; BEPS) sowohl in seinem nationalen als auch im internationalen Steuerrecht nach.[100] Dementsprechend wurde das Steuergesetz aus 2010 angepasst (Anpassungen anwendbar ab 1. Januar 2017). Die Anpassungen umfassten:[101]
die Einführung des Korrespondenz-Prinzips für Dividenden innerhalb von Unternehmensgruppen, um eine doppelte Nicht-Besteuerung zu vermeiden (siehe BEPS Aktionspunkt 2);
die Abschaffung derIP-Box (siehe BEPS Aktionspunkt 5);
die Einführung einer standardisierten Verrechnungspreisdokumentation (siehe BEPS Aktionspunkt 13).
Das OECD-Forum on Harmful Tax Practices (FHTP) stellte weiter fest, dass Liechtenstein keine schädlichen Steuerregime hat.[102] Liechtenstein war zudem einer der ersten Unterzeichnerstaaten derMultilateral Convention to Implement Tax Treaty Related Measures to Prevent Base Erosion and Profit Shifting (MLI)[103] und hat auch die erforderlichen Rechtsgrundlagen für Informationsaustausch auf Ersuchen sowie automatischen und spontanen Informationsaustausch geschaffen, welche den internationalen Standards entsprechen. Zudem hat Liechtenstein die multilaterale Amtshilfekonvention (MAK) ratifiziert, welche seit 1. Januar 2017 anwendbar ist. Die MAK dient als abkommensrechtliche Grundlage für eine umfassende Amtshilfe in Steuersachen und ermöglicht einen Informationsaustausch auf Ersuchen.[104] Im Rahmen desPhase-2-Peer-Review-Verfahrens desOECD Global Forum on Transparency and Exchange of Information for Tax Purposes vom Oktober 2015 hat Liechtenstein das Rating «Largely Compliant» erhalten.[105]
Weiter hat Liechtenstein basierend auf der MAK die Multilaterale Behördenvereinbarung über den automatischen Informationsaustausch über Finanzkonten (MCAA-CRS) im Oktober 2014 unterzeichnet, welche einen multilateralen Rahmen für den automatischen Informationsaustausch (AIA) schafft.[106] Das derzeitige AIA-Netzwerk von Liechtenstein umfasst 88 Partnerstaaten.[107] Im Rahmen des AIA-Abkommens zwischen Liechtenstein und der EU,[108] das seit 1. Januar 2016 anwendbar ist, hat Liechtenstein im September 2017 als einer der ersten Staaten[109] den ersten automatischen Austausch steuerrelevanter Informationen mit den EU-Mitgliedsstaaten erfolgreich durchgeführt. Mit der Einführung des AIA wurden im Jahr 2015 zudem die Bestimmungen zu den liechtensteinischen Sorgfaltspflichten geändert. Das liechtensteinische AML/CFT-Regelwerk basiert auf der 4. EU-Geldwäscherichtlinie (2015/849), welche die Empfehlungen der Financial Action Task Force (FATF) vollständig berücksichtigt.[110]
Ebenfalls hat Liechtenstein die Multilaterale Behördenvereinbarung über den Austausch länderbezogener Berichte (MCAA-CbC)[111] im Januar 2016 unterzeichnet. Der Peer-Review-Bericht betreffend Country-by-Country-Reporting (CbC) weist keine Mängel auf.[112] Darüber hinaus verfügt Liechtenstein seit dem 1. Januar 2018 über den notwendigen nationalen Rechtsrahmen für den spontanen Informationsaustausch (SEI).[113] Auf der Grundlage dieses Rechtsrahmens, der den internationalen und europäischen Steuerstandards entspricht, hat Liechtenstein bisher 18Doppelbesteuerungsabkommen (DBA) geschlossen, darunter ein DBA mit Deutschland, Österreich, der Schweiz, Tschechien, dem Vereinigten Königreich und Ungarn.[114]
Uniform des liechtensteinischen Militärkontingents 1859–1868 imLandesmuseum. Zur Uniform gehörte ein Säbel, ein Signalpfeifchen aus Elfenbein und derTschako mit schwarzem Rosshaarbüschel.
Am 12. Februar 1868 beschloss Johann Fürst von Liechtenstein, «bei den dermaligen geänderten Verhältnissen im staatlichen Organismus Deutschlands» sei es «im Interesse meines Fürstentums gelegen, von der Unterhaltung eines Militärkontingents abzusehen», und löste die liechtensteinischen Streitkräfte auf. DasFürstentum besitzt seither keine eigeneArmee mehr; jedoch ist in der Verfassung die allgemeineWehrpflicht nach wie vor verankert. Für die innere Sicherheit und Kriminalitätsbekämpfung ist dieLandespolizei zuständig. Einige Gemeinden unterhalten eine eigeneGemeindepolizei.
Während desZweiten Weltkriegs wollte die Schweiz das Territorium des Fürstentums Liechtenstein inihre Landesverteidigung einbeziehen, da die liechtensteinische Topographie günstige Voraussetzungen für einen Angriff auf die schweizerische Landesgrenze im Rheintal bot. Liechtenstein lehnte dies jedoch ab, da es fürchtete, dies würde seine Beziehungen zumnationalsozialistischen Deutschland übermässig belasten. Die Schweiz drängte auch nach Kriegsende auf eine Lösung des Problems. Schliesslich trat Liechtenstein in mehreren Etappen – jeweils gegen finanzielle und territoriale Entschädigung – militärisch wichtige Punkte an die Schweiz ab, zuletzt 1949 mit demEllhorn.[116][117]
Bis heute existiert kein Vertrag, der eine Interventionspflicht oder ein Interventionsrecht der Schweiz für den Fall eines Angriffs auf liechtensteinisches Territorium regeln würde.[118] Hingegen können gestützt auf das Abkommen vom 2. November 2005 zwischen dem Fürstentum Liechtenstein und der Schweizerischen Eidgenossenschaft über die gegenseitige Hilfeleistung bei Katastrophen oder schweren Unglücksfällen[119] auf Ersuchen Liechtensteins sowohl zivile als auch militärische Einheiten aus der Schweiz in Liechtenstein Hilfe leisten. Im Februar 2025 lehnte die Schweiz eine Zusammenarbeit oder ein Schutzabkommen zur Verteidigung Liechtensteins ab.[120]
Die E-Government-Strategie in Liechtenstein versucht Herausforderungen mit der bestmöglichen Effizienz zu begegnen. Die drei Hauptziele sind hier:[121]
eine moderne öffentliche Administration, welche aus Liechtenstein einen attraktiven Geschäftsstandort macht
externe Anforderungen erfüllen, besonders die der EU
Wünsche und Bedürfnisse der Kunden umsetzen
2010 wurde ein Gesetzesentwurf zum elektronischen Geschäftsverkehr vorgelegt, welcher besonders den Verkehr mit Behörden sowie das elektronische Verwaltungshandeln fördert. Dadurch sei es Behörden möglich, verschiedene Dienstleistungen elektronisch anzubieten, wodurch das Verwaltungsverfahren vereinfacht werde. Ein wichtiger Punkt ist hier die Schaffung eines «elektronischen Identitätsausweises» (eIDA), welcher die eindeutige Identifikation der Person durch die Behörde gewährleistet.[122]
Durch die Nutzung von E-Government werden die Abläufe vereinfacht, und Kunden können auf Dienstleistungen, unabhängig von Uhrzeit oder Ort, problemlos zugreifen. Zudem werden Ressourcen gezielt eingesetzt und dadurch langfristig Kosten gesenkt. Sicherheit wird durch die direkte Übertragung an die zuständigen Stellen, eine eindeutige Identifikation sowie kontrollierten Datenzugriff gewährleistet.[123]
Umweltpolitik
Internationale Auszeichnungen zur Umweltpolitik
Im Jahr 2013 gewann Liechtenstein erstmals den 2. SolarSuperState-Preis in der Kategorie Solar in Anerkennung des erreichten Niveaus der Nutzung der Fotovoltaik im Staat.[124] Der Preis wurde von der SolarSuperState Association mit der am 31. Dezember 2012 erreichten kumulierten installierten Fotovoltaik-Leistung von circa 290 Watt pro Einwohner begründet, was weltweit den zweiten Platz hinter Deutschland bedeutete. Auch im Jahr 2014 wurde Liechtenstein der 2. SolarSuperState-Preis in der Kategorie Solar zuerkannt.[125] In den Jahren 2015 und 2016 wurde Liechtenstein jeweils mit dem 1. SolarSuperState-Preis in der Kategorie Solar ausgezeichnet, weil das Land weltweit die grösste kumulierte installierte Fotovoltaik-Leistung pro Bevölkerung aufwies.[126][127]
Die Wirtschaft in Liechtenstein ist vorwiegend auf den sekundären (Industrie) und den tertiären (Dienstleistung) Wirtschaftssektor konzentriert mit rund 40 Prozent Industrie- und 55 Prozent Dienstleistungsanteil an der Wirtschaftsleistung. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) Liechtensteins belief sich im Jahr 2019 auf 6,6 Milliarden Schweizer Franken. Das BIP pro Beschäftigtem betrug für 2019 194'136 Schweizer Franken auf Vollzeitäquivalente berechnet oder 165'566 Schweizer Franken pro beschäftigte Person. Das Bruttonationaleinkommen pro Einwohner liegt kaufkraftbereinigt mit etwa 120'000 Schweizer Franken (2018) im internationalen Vergleich sehr hoch und ist das höchste aller EU-/EFTA-Staaten.[128]
Aufgrund des grossen Anteils an Zupendlern an der Gesamtzahl der in Liechtenstein Erwerbstätigen ist dasBruttonationaleinkommen besser als das BIP geeignet für die Bewertung der Einkommenssituation der Bevölkerung. So waren im Jahr 2016 von den 37'453[129] in Liechtenstein arbeitstätigen Personen rund 54 Prozent nicht in Liechtenstein wohnhaft, sondern pendelten aus dem Ausland zu. Die meisten ausländischen Arbeitskräfte stammten dabei aus der Schweiz (Jahr 2016: 54,3 Prozent) und Österreich (41,6 Prozent). Weitere 4,2 Prozent der ausländischen Arbeitnehmer pendelten ausDeutschland und anderen Staaten zu.[129] DieArbeitslosenquote belief sich im Jahresdurchschnitt 2017 auf rund 1,9 Prozent.[130] Der Beschäftigungsanteil im Wirtschaftsbereich Industrie und warenproduzierendes Gewerbe lag 2019 mit 36,9 Prozent sehr hoch. In den allgemeinen Dienstleistungen waren 52,5 Prozent der Beschäftigten tätig, 9,7 Prozent der liechtensteinischen Arbeitsplätze waren demFinanzdienstleistungssektor zuzuordnen, der im Jahr 2019 13,3 Prozent zur liechtensteinischen Bruttowertschöpfung beitrug.[131]
Der Tourismus ist im Vergleich zu den anderen Wirtschaftssektoren von geringerer Bedeutung. Dennoch verzeichnete Liechtenstein im Jahr 2017 über 80'000 Gästeankünfte und über 150'000 Logiernächte. Der wichtigste Ferienort ist dabeiMalbun, welcher sowohl im Winter als auch im Sommer zahlreiche Gäste anlockt.[132]
Primärer Sektor
Landwirtschaft in Liechtenstein
Zum 31. Dezember 2016 waren in Liechtenstein im SektorLand- und Forstwirtschaft, Fischerei 245 Erwerbstätige beschäftigt, was einem Anteil von 0,7 Prozent aller Erwerbstätigen entsprach.[129]
Landwirtschaft: Im Jahr 2016 existierten in Liechtenstein 102 anerkannte Landwirtschaftsbetriebe, die 3'592 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche bewirtschafteten, das entsprach einer durchschnittlichen Betriebsgrösse von 32,2 Hektar. 24 der Betriebe waren in derBergzone tätig. 37,3 Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe mit einer Gesamtfläche von 1'366 Hektar produzierten nach den Richtlinien desbiologischen Landbaus. Knapp 60 Prozent der Landwirtschaftsflächen werden alsDauergrünland bewirtschaftet, die übrigen Flächen alsAckerland undSonderkulturen. Der grösste Teil der Landwirtschaftsbetriebe hat sich auf die Tierhaltung spezialisiert; so wurden im Jahr 2016 in Liechtenstein 5'812Rindvieh, davon 2'227 Milchkühe, 155Pferde, 3'633Schafe, 196Ziegen, 1'789Schweine und ca. 12'262Nutzhühner gehalten.[133]
Weinbau: Das nord-südlich ausgerichteteRheintal hat durch denFöhneinfluss ein mildes Klima, das den Anbau von qualitativ guten Weinen ermöglicht.[134] Mehr als 100 Nebenerwerbswinzer erzeugen auf 25 Hektaren Rebland jährlich rund 1000 Hektoliter Wein. Besitzer des grössten Teils des Reblands ist seit alters her die Fürstenfamilie.[135] Zu den bevorzugten Anbausorten gehörenBlauburgunder undMüller-Thurgau.[134]
Forstwirtschaft: Liechtenstein weist eineWaldfläche von 6'682 Hektar auf mit einem durchschnittlichen Holzvorrat von 409Festmeter je Hektar. In Liechtensteins Wäldern werden jährlich rund 29'000 FestmeterHolz genutzt.[136]
Jagd: DieJagd in Liechtenstein ist in einemRevierjagdsystem organisiert und liegt alsLandesregal beim Staat.[137] Eine an der Urne erfolgreiche Volksabstimmung im Jahr 1961, die dassubjektive Jagdrecht nach dem Vorbild Österreichs und Deutschlands an dasGrundeigentum binden wollte, scheiterte letztlich an der Weigerung von Landesfürst Franz Josef II. dem Gesetz die Sanktion zu erteilen.[137]
37,9 Prozent der in Liechtenstein im Jahr 2016 beschäftigten Personen waren in derIndustrie und imGewerbe tätig.[129] Im Vergleich zu den anderen mitteleuropäischen Staaten (besonders derSchweiz,Deutschland undÖsterreich, jeweils ca. 25 Prozent) ist dieser Anteil sehr hoch. Die liechtensteinische Industrie ist dabei aufgrund des kleinen Heimatmarktes stark exportorientiert. Im Jahr 2016 wurden Produkte im Wert von ca. 3'355 Millionen Schweizer Franken in alle Welt ausgeführt. Darin sind die beträchtlichen Exporte in die Schweiz nicht enthalten, da aufgrund des Zollvertrags keine offiziellen statistischen Daten über den Handel mit der Schweiz erhoben werden.[138]
Von 1947 bis 1970 produzierte die eigens zu diesem Zweck gegründete Contina AG in Mauren die seinerzeit bahnbrechende mechanische TaschenrechenmaschineCurta in einer Gesamtstückzahl von 140'000.
Energieversorgung
Die Energieversorgung Liechtensteins ist zu einem grossen Teil vom Ausland abhängig. Die einheimischenKraftwerke Lawena undSamina konnten 2007 nur rund 20 Prozent des Strombedarfs decken. Aufgrund des Stromimports bestand die in Liechtenstein verbrauchte elektrische Energie 2004 zu mehr als 50 Prozent aus Atomstrom. Im Jahr 2006 decktenBenzin undDiesel rund einen Viertel undHeizöl einen Fünftel des Gesamtenergieverbrauchs. Die Lieferungen derLiechtensteinischen Gasversorgung erreichten im Jahr 2006 fast 30 Prozent des Gesamtenergieverbrauchs.[139]
Tertiärer Sektor
Von den im Jahr 2016 in Liechtenstein erwerbstätigen Personen bestritten 61,4 Prozent ihren Lebensunterhalt mit der Erbringung von Dienstleistungen.[129] Ein grosser Teil der Erwerbstätigen ist dabei in deröffentlichen Verwaltung, im Unterrichtswesen, im Gesundheitswesen und im Finanzdienstleistungsbereich tätig.
In Liechtenstein kann im Gegensatz zu den meisten entwickelten Ländern keine «Tertiarisierung» (Dienstleistungsgesellschaft) festgestellt werden: Auch wenn der Beschäftigungsanteil im Wirtschaftsbereich Industrie und warenproduzierendes Gewerbe tendenziell abnimmt, lag er im Jahresdurchschnitt 2016 bei sehr hohen 43 Prozent, gefolgt von den allgemeinen Dienstleistungen mit 40 Prozent, den Finanzdienstleistungen mit 16 Prozent und der Landwirtschaft mit 1 Prozent. Absolut ist die Beschäftigung im industriellen Wirtschaftsbereich ansteigend (13'568 Vollzeitäquivalente im Jahresdurchschnitt 2016). Die Beschäftigungsdynamik im Finanzdienstleistungssektor hat seit 2009 merklich nachgelassen, im Gegensatz zu den allgemeinen Dienstleistungen.[140]
1937 wurde zum Schutze des einheimischen Gewerbes einWarenhausverbot eingeführt, nachdem bekannt geworden war, dieMigros plane eine Filiale in Vaduz. Das Verbot verfehlte das Ziel, da die Liechtensteiner ins benachbarte Ausland einkaufen gingen. Folglich wurde es 1969 aufgehoben.[141] Seither beherrschen insbesondere die Schweizer Detailhandelsunternehmen wieCoop oder Migros den Liechtensteiner Markt.
Die liechtensteinischenBanken sind als Teil desFinanzdienstleistungssektors ein wichtiger Bestandteil der liechtensteinischenVolkswirtschaft. Sie haben sich vor allem auf die Verwaltung des Vermögens ausländischer Privatkunden und institutioneller Anleger spezialisiert und sind in dieser Beziehung stark vomTreuhandwesen abhängig. Die erste Bank Liechtensteins, die heutigeLiechtensteinische Landesbank (LLB), entstand 1861, um die Spar- und Kreditbedürfnisse der kleinbäuerlich-handwerklichen Bevölkerung abzudecken. Die LLB hat mittlerweile den Charakter einerUniversalbank und lässt sich am ehesten mit einer schweizerischenKantonalbank vergleichen. Die 1920 gegründete und 1930 vom liechtensteinischenFürstenhaus übernommeneLGT Bank in Liechtenstein konzentrierte sich von Anfang an auf die Betreuung ausländischen Vermögens. Auch die 1956 entstandeneVerwaltungs- und Privat-Bank (VP Bank) ist eng mit dem Treuhandwesen verbunden.
Seit den 1950er Jahren wuchs der Bankenplatz und die Zahl der Arbeitsplätze vervielfachte sich. FehlendeBankkaufleute wurden in Österreich und vor allem in der Schweiz angeworben. Die Bodenpreise stiegen und derindustrielle Sektor litt unter den hohen Löhnen, welche die Banken vorgaben. Kritiker brachten den Finanzplatz Liechtenstein mitSteuerflucht undGeldwäsche in Verbindung. Die Bank- und Finanzbranche hat eine grosse Bedeutung für die Staatseinnahmen und die Volkswirtschaft. DieFinanzkrise 2007 führte 2008 zu einem Rückgang der betreuten Kundenvermögen von 171 auf 121 Milliarden Schweizer Franken.[142]
Die liechtensteinischen Treuhänder verwalten in erster Linie in ausländischem Besitz stehendeHolding- und Sitzgesellschaften, sogenannteBriefkastenfirmen. Sie arbeiten dabei eng mit den liechtensteinischen und schweizerischen Banken zusammen. Das Treuhandwesen ist ein wichtiger Zweig der liechtensteinischen Volkswirtschaft und ein wichtiger Arbeitgeber.[143]
Obwohl es Reisende früh durch Liechtenstein führte, begann die Hochzeit des Tourismus im Fürstentum Mitte des 19. Jahrhunderts nach dem Anschluss Liechtensteins an das europäische Bahnnetz 1872 und dem darauf folgenden Bau von sogenannten(Luft-)Kuranstalten.[144]
Infolge des zunehmenden Wohlstands, der Verbreitung des gesetzlichen Urlaubsanspruchs und des Autos sowie der Verbesserung der allgemeinen Infrastruktur kam es nach dem Zweiten Weltkrieg zu einem starken Wachstum der Gästezahlen. Der Wandel vom Sommer- hin zum Wintertourismus leitete sich Anfang der 1960er Jahre mit dem Bau von Skiliften und Hotels imMalbuntal ein.[144]
Zu dieser Zeit gab es hauptsächlich Erholungs-, Wander- und Skitourismus und die Region profitierte zusätzlich von Tagesausflugsfahrten und dem Geschäftsverkehr. Ab der 1950er Jahre sank die durchschnittliche Aufenthaltsdauer aufgrund der Kurzausflüge und des Geschäftstourismus auf unter zwei Nächte und stagnierte seitdem.
Europa-Rundreisen von vor allem asiatischen Reisenden mit Bussen machen seit geraumer Zeit häufiger Halt in Liechtenstein. Der Tourismus war volkswirtschaftlich aufgrund des begrenzten kulturellen und landschaftlichen Potentials nie ein grosser Faktor, lediglich 3 Prozent der Beschäftigten waren 2007 in diesem Sektor tätig.
Der erste Tourismusverband für Liechtenstein, welcher allerdings gleichzeitigVorarlberg abdeckte, wurde bereits 1900 gegründet und leitete die Tourismusförderung im Fürstentum ein. 1952 trat Liechtenstein der Nordostschweizerischen Verkehrsvereinigung bei und 1964 der Schweizerischen Verkehrszentrale (später «Schweiz Tourismus»). Ein erstes «Tourismusgesetz» trat 1944 in Kraft und hatte die Tourismusförderung und die Abgabeneinhebung zum Ziel. Im Jahr 2000 wurde die Tourismusförderung der öffentlich-rechtlichen Anstalt «Liechtenstein Tourismus» übertragen.[144]
Im Jahr 2017 gab es einen Anstieg von Ankünften um 14,7 Prozent und an Übernachtungen um 16,3 Prozent zum Vorjahr.[132]
Im Rahmen des Jubiläums «300 Jahre Fürstentum Liechtenstein» wurde im Mai 2019 die 75 Kilometer lange WanderrouteLiechtenstein-Weg neu eröffnet.
Von 1852 bis 1921 wurde das liechtensteinische Fernmeldewesen im Zuge des «Zoll- und Steuervereins» von Österreich besorgt, bis es das Fürstentum selbst übernahm. Das liechtensteinische öffentliche Telefonnetz wurde am 15. November 1898 in Betrieb genommen und umfasste damals zwei Anschlüsse für die Regierung und 14 öffentliche bediente Sprechstellen, welcheTelegramme undFonogramme ermöglichten.[146][147][148]
Das Verteilerzentrum der Liechtensteinischen Post in Schaan
Der erste Postvertrag zwischen Österreich und Liechtenstein trat (erst) am 4. Oktober 1911 in Kraft, welcher gemeinsam mit dem Zollvertrag 1919 bzw. 1920 im Zuge der aussenpolitischen Umorientierung von Österreich weg hin zur Schweiz wieder gekündigt wurde.
Am 20. Oktober 1951 nahm Liechtenstein als erstes Land der Welt ein vollautomatisches Telefonnetz in Betrieb. 1978 wurde dieMobilkommunikation und 1992 das Internet in Betrieb genommen.
Im Jahr 1998 liess das Land die Festnetzgrundversorgung und ein Telekommunikationsnetz aufbauen, indem es Konzessionen an (teil-)privatisierte Unternehmen vergab und die LTN Liechtenstein Telenet AG gründete. 2000 wurden Konzessionen im Mobilfunkbereich an internationale Unternehmen erteilt.
In Liechtenstein bestanden im Jahr 2016 rund 16'600 Telefonfestnetzanschlüsse, etwa 43'900 Mobiltelefone.[149] Im Jahr 2022 nutzten 96,8 Prozent der Einwohner Liechtensteins das Internet.[150]
Medienwirtschaft
Presse
1878 erschien die erste Ausgabe des Liechtensteiner Volksblatts.
Die bedeutendsten Zeitungen sind dasLiechtensteiner Vaterland und dasLiechtensteiner Volksblatt. Die beiden Tageszeitungen stehen seit der Gründung der Parteien 1918 je einer politischen Gruppierung nahe. Das heutigeLiechtensteiner Vaterland ist das inoffizielle Parteiorgan derVaterländischen Union (VU), das Liechtensteiner Volksblatt steht derFortschrittlichen Bürgerpartei (FBP) nahe. Die beiden Tageszeitungen erreichen im internationalen Vergleich hoheReichweiten:
Im Oktober 1938 ging derLiechtensteinische Landessender auf Sendung. Wenige Wochen nach Kriegsausbruch musste der mit englischem Kapital betriebeneMittelwellensender seinen Betrieb wieder einstellen.[154]
Die geringe Vielfalt der liechtensteinischen Medien und die Bindung der Presse an politische Parteien führen zu einem Mangel an unabhängiger Berichterstattung. Die beiden Tageszeitungen haben sich seit den 1990er Jahren in geringem Mass geöffnet und druckenLeserbriefe undForumsbeiträge weitgehend ungefiltert ab.[151] Seit dem Inkrafttreten des Medienförderungsgesetzes im Jahr 2000 profitiert die Presse von einerstaatlichen Zuwendung, die die Qualität verbessern soll.
Mehrere Zeitschriften widmen sich der Kultur, dem Brauchtum und der Geschichte Liechtensteins. Die von 1991 bis 2012 erschienene ZeitschriftEinTracht widmete sich der Heimat- und Brauchtumspflege, dieBalzner Neujahrsblätter berichten seit 1995 jährlich über Geschichte, Kultur, Gesellschaft, Natur und Wirtschaft ausBalzers.
Radio
Der einheimische PrivatsenderRadio L wurde in Liechtenstein zum meistgehörten Radiosender. Zur Nachfolge des mit finanziellen Problemen kämpfenden Radio L wurde der staatlich finanzierteLiechtensteinische Rundfunk gegründet, der von 2004[154] bis voraussichtlich Sommer 2025 das öffentlich-rechtlicheRadio Liechtenstein betrieb. Am 27. Oktober 2024 war vom liechtensteinischen Stimmvolk mit 55,4 Prozent durch eine Initiative derDemokraten pro Liechtenstein der Finanzierung des Senders die Grundlage entzogen worden;[155] das Rundfunkgesetz wurde per Ende 2025 abgeschafft. Eine erhoffte Überführung in eine private Trägerschaft scheiterte.[156][157]
Fernsehen
Wegen des sehr geringen Angebots liechtensteinischer Fernsehsender konzentriert sich der Konsum auf ausländische Programme. Der kleine liechtensteinische Privatsender1 FL TV verbreitet seit 2008 Nachrichten über Liechtenstein und die angrenzenden Regionen. Zur Information der Bevölkerung dienen zudem derLandeskanal und in den meisten Gemeinden die einzelnenGemeindekanäle mit kontinuierlich laufendem Text.[158] Der Landeskanal wird von der Abteilung Information und Kommunikation desMinisteriums für Präsidiales und Finanzen betreut.
Das liechtensteinische Strassennetz umfasst 130 Kilometer Landstrassen (inklusive Alp- und Güterstrassen) und rund 500 Kilometer Gemeindestrassen.[160] Liechtenstein selbst besitzt keine Autobahnen, allerdings führt dieSchweizer A13 entlang der linken Rheinseite in unmittelbarer Nähe zur liechtensteinischen Grenze. Sie erschliesst über fünf Ausfahrten die am Rhein gelegenen liechtensteinischen Ortschaften. Die Strassennetze der Schweiz, Österreichs und Liechtensteins sind im Allgemeinen eng verknüpft.
Liechtensteiner Kontrollschild
Generell gelten (mit wenigen Ausnahmen) dieselben Strassenverkehrsregeln wie in der Schweiz. DieLiechtensteiner Kontrollschilder (Kfz-Kennzeichen) sind von den Schrifttypen und der Anordnung her inSchweizer Gestaltung gehalten. Wie die Schweizer Militärkennzeichen führen die Liechtensteiner Schilder weisse Zeichen auf schwarzem Grund.
Motorisierter Individualverkehr
DieAlte Rheinbrücke bei Vaduz dient heute nur noch dem Langsamverkehr.
Die Zahl der Motorfahrzeuge hat in den letzten Jahrzehnten markant zugenommen. Eine ungenügendeRaumplanung führte zu grossen Bauzonen, was dieZersiedelung und denIndividualverkehr in Liechtenstein förderte. Die steigende Zahl der Zupendler aus der Schweiz und aus Österreich führte zu weiterem Verkehrswachstum. 2001 befuhren täglich 16 000 Fahrzeuge die StreckeNendeln–Bendern und 16 400 passierten Vaduz. Der in Liechtenstein immer noch wachsende Verkehr führte zur Forderung, den motorisierten Individualverkehr zu reduzieren.[161]
Langsamverkehr
Die Rheintalebene ist gut geeignet für den Fahrradverkehr. Zur Förderung des umweltfreundlichen Verkehrsmittels subventionierte dieRegierung von 2002 bis 2010E-Bikes und schaffte 2008 Dienstfahrräder für dieLandesverwaltung an.[162] Liechtenstein ist am ProjektSchweizMobil beteiligt, einem Netzwerk für denLangsamverkehr, insbesondere für Freizeit und Tourismus. Die Veloroute Nr. 35 führt vonSargans durch das Fürstentum nachFeldkirch und denIll entlang weiter RichtungAltstätten.[163]
Der öffentliche Verkehr ist in Liechtenstein sehr gut ausgebaut und so sind alle elf Gemeinden des Fürstentums problemlos zu erreichen.[164] Das wichtigste öffentliche Verkehrsmittel stellen dabei die gelbgrünen(«lime») Busse des UnternehmensVerkehrsbetrieb LIECHTENSTEINmobil (kurz: LIEmobil) dar. 15 Linien führen durch die Liechtensteiner Gemeinden und verbinden auch dieSBB-Bahnhöfe Sargans undBuchs sowie die Schweizer GemeindeSevelen und die österreichische StadtFeldkirch mit Liechtenstein. Ausserdem verkehrt die Buslinie 70 desVerkehrsverbunds Vorarlberg zwischen Schaan, Feldkirch undKlaus im Vorarlberger Vorderland mehrmals täglich zu Zeiten, die an den Schichtbetrieb der grossen Firmen angepasst sind.
Mit dem ProjektS-Bahn FL.A.CH sollte bis Ende 2015 das Angebot des Regionalverkehrs auf der Bahnstrecke Feldkirch–Buchs ausgebaut werden. Ein wichtiges Ziel ist es u. a., Arbeitspendler von Österreich nach Liechtenstein zum Umsteigen auf die Bahn zu bewegen. Vorgesehen ist ein Halbstundentakt zu den Hauptverkehrszeiten. Dies setzt wiederum einen Doppelspurausbau im RaumTisis–Nendeln voraus.[167] Während der Verhandlungen kamen Unstimmigkeiten mit Österreich in Finanzfragen auf. Im März 2015 nahm die Regierung die veränderte Ausgangslage zur Finanzierung des Projekts S-Bahn FL.A.CH zur Kenntnis. Aufgrund der offenen Fragen konnte der Verpflichtungskredit mit dem Anteil Liechtensteins an den Projektkosten nicht wie vorgesehen im Landtag behandelt werden.[168] Im April 2020 wurden sich Liechtenstein, Österreich und die ÖBB einig über den strittigen Finanzierungsschlüssel.[169] Die Bevölkerung des Fürstentums verweigerte am 30. August 2020 in einer Volksabstimmung die Finanzierung des Projekts.[170]
Die Bahnstrecke befand sich – da sie durch die ÖBB betrieben wird – bis 2011 im Auslandteil des Schweizer Kursbuches auf demFeld 5320.[171] Die Bahnstrecke war ebenfalls imKursbuch der ÖBB enthalten, solange dieses herausgegeben wurde.
In Liechtenstein selbst gibt es keinen Verkehrsflughafen, allerdings existiert inBalzers ein privat betriebenerHubschrauberlandeplatz. Wie in Österreich und der Schweiz darf in Liechtenstein nur auf offiziellen Landeplätzen gelandet werden. Der nächstgelegene Verkehrsflughafen mit Linienverkehr, 50 km nördlich von Vaduz, ist derFlugplatz St. Gallen-Altenrhein inThal SG in der Schweiz. DerFlughafen Friedrichshafen ist rund 90 Kilometer und derFlughafen Zürich rund 115 Kilometer von Vaduz entfernt.
Wiederaufbau des Rheindamms nach dem Dammbruch im Jahr 1927
DerAlpenrhein war bis ins 19. Jahrhundert ein gewundener Fluss, der regelmässig die Rheintalebene überschwemmte. Er zählte damals an seinem rechten Ufer 23 Gewässermündungen. Heute ist der Fluss fast durchgehend mit Hochwasserschutzdämmen undblockwurfgesicherten Ufern versehen. Entlang der liechtensteinischen Grenze beträgt die Sohlenbreite konstant 100 Meter. Die Zahl der Zubringer wurde am rechten Ufer auf sechs Gewässer reduziert, zu denen derLiechtensteiner Binnenkanal zählt. Die Verbauungen führten zu einer Verarmung der Landschaft und zu einer Abnahme derArtenvielfalt. Sie konnten nicht verhindern, dass es nach einer Verklausung derEisenbahnbrücke über den Rhein 1927 in Liechtenstein zu einerRheinüberschwemmung kam.[173]
Durch dieRiede hatte Liechtenstein bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts einen hohen Anteil an natürlichen Feuchtflächen. Das Steigen der Rheinsohle seit dem Ende des 18. Jahrhunderts führte zu einer zusätzlichen Vernässung der Riede. Um Kulturland zu gewinnen, schritt man zur künstlichen Entwässerung. Dazu wurde der Liechtensteiner Binnenkanal erbaut, dieEsche reguliert undDrainagen verlegt. Die Entwässerung führte in Kombination mit anderen Faktoren zum Absacken desTorfbodens und zur weitgehenden Zerstörung der natürlichen Riede.[174]
Das enge Nebeneinander von dörflichen Traditionen und einem intensiven internationalen Austausch bildet die Grundlage für das Liechtensteiner Kulturleben.
Bräuche
Von den Traditionen Liechtensteins, eingebunden in die Kulturlandschaft Mitteleuropas, findet sich viel Verwandtes bei den Nachbarn. Die Tradition derSternsinger ist 1667 belegt und hat sich anDreikönig bis in die Gegenwart gehalten. Der Auftakt zurFasnacht beginnt mit demSchmutzigen Donnerstag, dieMaskenbälle finden nach Dreikönig statt. Kinder schwärzen sich die Gesichter («Ruassla»),Guggenmusiken begleiten Fastnachtumzüge,Fasnachtszeitungen erscheinen. Am Sonntag nach demAschermittwoch wird derFunkensonntag gefeiert.
An Ostern sind gefärbte und verzierteOstereier undOsterhasen die wichtigsten Dekorationen. DerStaatsfeiertag am 15. August wird mit grossem Feuerwerk, Höhenfeuern und einem Fackelzug amFürstensteig gefeiert. Am Ende des Alpsommers bringen die Sennen in derAlpabfahrt die mit Blumen geschmückten Kühe zurück in die Dörfer. ImOberland sind die ertragreichsten von ihnen mit einem Holzherzchen auf der Stirn geschmückt. Am 11. November wird mit Auftritten der Guggenmusik der Fasnachtsanfang gefeiert. Manche derVereine veranstalten alljährlich Feste mit Tanz und Unterhaltung. Dabei werden oft Theaterstücke imlokalen Dialekt aufgeführt.[180]
Kochkunst
Ribel mit Apfelmus
Käsknöpfle
Zu den typisch liechtensteinischen Speisen zählenKäsknöpfle mit Apfelmus sowieRibel mit Milch, Milchkaffee, Zucker oderSauerkäse, einer Spezialität aus Liechtenstein und der Nachbarschaft. Der Ribel wird ausRheintaler Ribelmais, einer traditionellen einheimischen Maissorte, hergestellt.[134]Kratzete oder Tatsch entsteht aus einem in einer Bratpfanne erwärmten Teig[181] und wird mitKompott oder Apfelmus gegessen.
Festgelände der 300-Jahr-Feier Fürstentum Liechtenstein 2019 in Ruggell
Im katholisch geprägten Fürstentum sind alle Feiertage religiöse Festtage – mit Ausnahme des 1. Mai, der 1970 alsTag der Arbeit zum staatlichen Feiertag erhoben wurde. Am 15. August wird gleichzeitig derStaatsfeiertag des Fürstentums Liechtenstein und das FestMariä Himmelfahrt gefeiert. Der ehemalige FürstFranz Josef II. (1906–1989) hatte am 16. August seinen Geburtstag. Die beiden Feste wurden 1940 erstmals zusammengelegt und werden seitdem als Staatsfeiertag begangen. Der Tag wurde nach dem Tod des Fürsten beibehalten und von offizieller Seite als Staatsfeiertag bezeichnet,[182] wobei der Volksmund heute vom sogenannten Fürstenfest spricht.[183] Seit 1990 findet derStaatsakt auf der Schlosswiese neben demSchloss Vaduz statt.[182]
Wichtig für das liechtensteinischeNationalbewusstsein sind seit dem ausgehenden 19. Jahrhundertpatriotische Gedenk- und Erinnerungsfeiern wie z. B. im Jahr 2019300 Jahre Fürstentum Liechtenstein. Anlass zu Feierlichkeiten boten auch Regierungsantritt, Regierungsjubiläen und runde Geburtstage des Fürsten.[182]
Kultur- und Baudenkmäler
Landtagsgebäude in Vaduz – ein Bau derpostmodernen Architektur
Träger von Theater und Musik sind in erster Linie verschiedeneVereine. Die bedeutendsten Vertreter davon sind dieOperettenbühne Balzers, dieOperettenbühne Vaduz, dieLiechtenstein Musical Company und derOpern Verein Vaduz. Alle vier genannten Vereine führen in der Regel jeweils im Zweijahresrhythmus eine neue Produktion auf. Seit 1983 besteht dieBig Band Liechtenstein.
DasKunstmuseum Liechtenstein ist das staatliche Museum für internationale moderne und zeitgenössische Kunst in Vaduz
DasTheater am Kirchplatz (TaK) in Schaan ist das bedeutendste Theater in Liechtenstein. Seit Oktober 2003 gibt es in Vaduz ausserdem das TheaterSchlösslekeller, wo das «Liechtensteiner Gabarett» (LiGa) jährlich ein neues Programm aufführt.
Im Jahr 2010 wurde im Fürstentum die Internationale Musikakademie gegründet, die auch von Studierenden anderer Nationen besucht wird.[190]
Der 1978 gegründeteP.E.N.-Club Liechtenstein versammelt internationale Persönlichkeiten im wohl bekanntesten internationalen Autorenverband der Welt. Der Club vergibt Preise undStipendien und veranstaltet Lesungen.
DasKunstmuseum Liechtenstein ist das staatliche Museum für moderne und zeitgenössische Kunst in Vaduz. Das von den ArchitektenMeinrad Morger, Heinrich Degelo undChristian Kerez entworfene Gebäude wurde im Jahr 2000 vollendet. Die Sammlung des Museums umfasst internationale moderne und zeitgenössische Kunst aus dem Zeitraum vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Ausserdem werden regelmässig Sonderausstellungen mit Werken aus denSammlungen des Fürsten von Liechtenstein gezeigt.
Zu den weiteren Museen gehören das «Postmuseum» sowie verschiedene Ortsmuseen, darunter beispielsweise derGasometer, ein Kulturzentrum der GemeindeTriesen.
Die Liechtensteiner Fussballvereine nehmen am Spielbetrieb desSchweizerischen Fussballverbandes teil. DenLandespokal führen die Liechtensteiner unter eigener Regie, so dass jedes Jahr eine liechtensteinische Mannschaft an der Qualifikation zurEuropa League teilnehmen kann. Diese Ehre erhält meistens der Pokal-SeriensiegerFC Vaduz, der von 2014 bis 2017 in der höchsten Schweizer Liga, derSuper League, spielte.
Der bisher grösste Erfolg im liechtensteinischen Vereinsfussball war 1996, als die Amateure des FC Vaduz, damals noch in der 1. Liga des SFV (dritthöchste Liga), den lettischen GegnerFC Universitāte Rīga (1:1, 4:2Elfmeterschiessen) imEuropapokal der Pokalsieger bezwangen. Sie scheiterten anschliessend am prominenten GegnerParis Saint-Germain (0:4, 0:3). Ein anderer Erfolg war 2022 die erstmalige Qualifikation für die Gruppenphase derUEFA Europa Conference League und somit das erstmalige Erreichen einer europäischen Gruppenphase eines Liechtensteiner Vertreters.
Dieliechtensteinische Fussballnationalmannschaft nimmt anWM- undEM-Qualifikationen teil. Der grösste Erfolg war ein 4:0 gegenLuxemburg in derWM-Qualifikation 2006; erst vier Tage zuvor hatte Liechtenstein ein 2:2 gegen den Vize-EuropameisterPortugal erreicht. Zudem feierten die liechtensteinischen Fussballspieler am 17. Oktober 2007 einen 3:0-Heimsieg gegenIsland und am 3. Juni 2011 im Rahmen der Qualifikation für die Europameisterschaft in Polen/Ukraine einen 2:0-Heimsieg gegenLitauen.[191]
Bekanntester Spieler der Nationalmannschaft istMario Frick (u. a.FC Basel,Ternana Calcio,AC Siena,FC Balzers), der als erster Liechtensteiner in der italienischen Serie A debütierte (26. August 2001) und in dieser Saison sieben Tore fürHellas Verona erzielte. Inzwischen ist Mario Frick als Fussballtrainer tätig.
FC Vaduz und Nationalmannschaft bestreiten ihre Heimspiele imRheinpark Stadion in Vaduz, dem 1998 eröffneten Nationalstadion des Fürstentums.
Im Winter wird in der Gebirgsregion umMalbun Wintersport betrieben. ImSki alpin hat Liechtenstein einige Erfolge vorzuweisen. Der Höhepunkt war – abgesehen von diversen Weltcup-Siegen –, als die LiechtensteinerinHanni Wenzel zwei Goldmedaillen und eine silberne bei denOlympischen Spielen in Lake Placid im Winter 1980 gewann. Ausserdem haben sie und ihr BruderAndreas Wenzel im Jahre 1980 jeweils den Gesamtweltcup gewonnen – dies als einziges Geschwisterpaar in der Geschichte des alpinen Skiweltcups. Dazu kommt eine bronzene Medaille von denOlympischen Winterspielen in Innsbruck. Andreas Wenzel gewann 1980 in Lake Placid eine silberne und 1984 inSarajevo eine bronzene Olympiamedaille.
Zu Beginn des 21. Jahrhunderts erzielteMarco Büchel verschiedene Erfolge. Gegenwärtig istTina Weirather (Tochter von Hanni Wenzel undHarti Weirather) die bekannteste und erfolgreichste Skifahrerin des Landes. Liechtenstein ist in der inoffiziellen Statistik «Olympische Medaillen pro Einwohner» die erfolgreichste Nation überhaupt. Erfolgreiche Langläufer warenMarkus Hasler undStephan Kunz.
David Beattie:Liechtenstein. Geschichte und Gegenwart. van Eck, Triesen 2005,ISBN 3-905501-68-6 (leicht lesbare, besonders fürstentreue Geschichte Liechtensteins).
Arthur Brunhart:Das Fürstentum Liechtenstein. Hrsg. vom «Organisationskomitee 200 Jahre Souveränität 1806–2006»,Liechtensteinisches Landesmuseum, Vaduz 2006,ISBN 3-9521735-8-4 (Sammelband mit Artikeln zu Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur).
Martina Sochin D’Elia:«Man hat es doch hier mit Menschen zu tun!» Liechtensteins Umgang mit Fremden seit 1945. Chronos, Zürich / Historischer Verein für das Fürstentum Liechtenstein, Vaduz 2012,ISBN 978-3-0340-1142-6 (Chronos) /ISBN 978-3-906393-53-7 (HVFL) (Dissertation Universität Fribourg 2011, 374 Seiten).
Cornelia Herrmann:Die Kunstdenkmäler des Fürstentums Liechtenstein. Neue Ausgabe Band I. Das Unterland (=Kunstdenkmäler der Schweiz. Band 122). Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern 2013,ISBN 978-3-9523760-0-3. (Online frei zugänglich viaekds.ch)
Erwin Poeschel:Die Kunstdenkmäler des Fürstentums Liechtenstein. Das Fürstentum Liechtenstein. (=Kunstdenkmäler der Schweiz. Band 24). Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK, Bern 1950,DNB750089148.
Pierre Raton:Liechtenstein. Staat und Geschichte. Liechtenstein-Verlag, Vaduz 1969,DNB575726083.
Paul Vogt:Brücken zur Vergangenheit. Ein Text- und Arbeitsbuch zur liechtensteinischen Geschichte 17. bis 19. Jahrhundert. Amtlicher Lehrmittelverlag, Vaduz 1990,OCLC40131479.
Rainer Vollkommer (Hrsg.):Das Werden eines Landes 1712–2012. Ausstellungskatalog. Liechtensteinisches Landesmuseum 2012.
Arno Waschkuhn:Politisches System Liechtensteins. Kontinuität und Wandel (=Liechtenstein politische Schriften. Band 18). Liechtensteinische Akademische Gesellschaft, Vaduz 1994,ISBN 3-7211-1020-X (Überblickswerk zum politischen System).
Linus Schöpfer:Das hätte die Schweiz durch eine Besetzung verhindern wollen. In:Berner Zeitung. 12. September 2013 (Interview mit Donat Büchel über die Angst vor Hitler, einen vereitelten Putsch und Einmarschplänen, zur Ausstellung«Anschluss oder weiterhin souverän? – Liechtenstein 1938» im Liechtensteinischen Landesmuseum in Vaduz, 11. September 2013 bis 5. Januar 2014).
↑Ein Wahlspruch existiert de jure nicht, allerdings wird das Landesmotto «Für Gott, Fürst und Vaterland» de facto als solcher angesehen und wird z. B. von der lokalen Presse (sieheLiechtensteiner Vaterland. (Memento vom 15. September 2019 imInternet Archive)) oder bei Feierlichkeiten zumStaatsfeiertag verwendet.
↑Gustav Pfeifer:Liechtenstein-Karneid, Liechtenstein-Nikolsburg und Lichtenstein. In:Adler. Zeitschrift für Genealogie und Heraldik, Band 19, Heft 4, Oktober/Dezember 1997, S. 105–117, hier: S. 106, Fussnote 6.
↑Adulf Peter Goop, Günther Meier, Daniel Quaderer:Brauchtum Liechtenstein. Alte Bräuche und neue Sitten. Alpenland Verlag, Schaan 2005,ISBN 3-905437-09-0, S. 254.
↑Franz Allemann:Geologie des Fürstentums Liechtenstein (Südwestlicher Teil) unter besonderer Berücksichtigung des Flyschproblems. Hitly, Schaan 1957,S.11.
↑Der westliche Rätikon wird nur aus orographisch-systematischen Gründen zu denzentralen Ostalpen gerechnet, weil er südlich der Ill–Arlberg-Furche liegt.
↑Stabsstelle für Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit: Fürstentum Liechtenstein → Geologie. alpen-info.at, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 21. Mai 2012; abgerufen am 16. April 2011.
↑Stefan Mühlbauer:Synopse der Pflanzengesellschaften des Fürstentums Liechtenstein – Diplomarbeit am Institut für Botanik – Department für integrative Biologie und Biodiversitätsforschung an der Universität für Bodenkultur, Wien, Februar 2008,Volltext-PDF.
↑Ulrich Ammon,Hans Bickel,Alexandra N. Lenz (Hrsg.):Variantenwörterbuch des Deutschen. Die Standardsprache in Österreich, der Schweiz, Deutschland, Liechtenstein, Luxemburg, Ostbelgien und Südtirol sowie Rumänien, Namibia und Mennonitensiedlungen. 2., völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage. De Gruyter, Berlin 2016, S. LVII.
↑Wilfried Marxer:Religion, Religiosität und religiöse Toleranz in Liechtenstein. Empirische Befunde aus der Umfragenforschung. Liechtenstein-Institut, Bendern 2008, S. 10–12.
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↑Andreas Brunhart:Wirtschafts- und Finanzdaten zu Liechtenstein. Datenstand: 24. Juni 2021. Hg. von der Regierung des Fürstentums Liechtenstein. Vaduz 2021, S. 25,liechtenstein-institut.li.
↑ÖBB auf der Website der Gemeinde Schaan, abgerufen am 2. April 2016.
↑Railjet Wien–Zürich. (Memento vom 21. Juli 2010 imInternet Archive) In:Info 24. 26. August 2008, abgerufen am 10. Mai 2011. Da diese Züge zudem gewöhnlich imKorridorverkehr über dieRosenheimer Kurve durch Deutschland fahren, durchqueren sie vier Staaten (Österreich, Deutschland, Liechtenstein und die Schweiz), von denen sie nur in zwei halten (Österreich und Schweiz).
↑Nikolai Brushlinsky, Marty Ahrens, Sergei Sokolov, Peter Wagner: Welt-Feuer-Statistik Ausgabe Nr. 26-2021. (PDF) Tabelle 1.13: Personal und Ausstattung der Feuerwehren der Staaten in 2010–2019. WeltfeuerwehrverbandCTIF, 2021, abgerufen am 18. Februar 2022.
↑Nikolai Brushlinsky, Marty Ahrens, Sergei Sokolov, Peter Wagner: Welt-Feuer-Statistik Ausgabe Nr. 26-2021. (PDF) Tabelle 1.14: Personal der Feuerwehren der Staaten nach Gender in 2010–2019. Weltfeuerwehrverband CTIF, 2021, abgerufen am 18. Januar 2022.
↑Nikolai Brushlinsky, Marty Ahrens, Sergei Sokolov, Peter Wagner: Welt-Feuer-Statistik Ausgabe Nr. 26-2021. (PDF) Tabelle 1.15: Anzahl der Jugendlichen in den Feuerwehren der Staaten in 2010–2019. Weltfeuerwehrverband CTIF, 2021, abgerufen am 18. Januar 2022.
↑Nikolai Brushlinsky, Marty Ahrens, Sergei Sokolov, Peter Wagner: Welt-Feuer-Statistik Ausgabe Nr. 26-2021. (PDF) Tabelle 1.2: Verdichtete Kennzahlen der Brandsituation in den Staaten für das Jahr 2019. Weltfeuerwehrverband CTIF, 2021, abgerufen am 18. Januar 2022.
↑Liechtenstein. Members. Comité technique international de prévention et d’extinction du feu (CTIF), abgerufen am 26. Juli 2022 (englisch).