Liberia ist nebenÄthiopien der einzige Staat in Afrika, der zur Zeit desImperialismus im 19. Jahrhundert nicht von europäischen Mächtenkolonialisiert wurde. Von 1989 bis 2003 herrschte in Liberia einBürgerkrieg mit hunderttausenden Opfern.
DiePortugiesen waren 1461 die ersten europäischen Entdecker, die Kenntnis von diesem Gebiet erhielten, das zunächst mit dem NamenPfefferküste („Costa deMalagueta“) in die Landkarten eingetragen wurde. DieMesorado Bay,Cape Palmas und dasKap Mesurado wurden neben einigen Flussmündungen und auffälligen Bergen als Orientierungspunkte der etwa 579 km langen Küstenlinie beschrieben.
Das Staatsgebiet umfasst 111.370 km²,[5] was etwa der Größe von Bulgarien oder einem knappen Drittel Deutschlands entspricht. Die Staatsgrenze hat eine Gesamtlänge von 1 585 km, davon entfallen auf Guinea 563 km, Elfenbeinküste 716 km und Sierra Leone 306 km. Die Ausdehnung des Landes beträgt 520 km in Nordwest-Südost-Richtung und 270 km in Südwest-Nordost-Richtung.[6]
Liberia liegt in einer geologischen Zone aus erdgeschichtlich sehr alten Gesteinen desPaläozoikums (vor allemGranit undGneis), deren Oberfläche von starker Verwitterung und Sedimentation geprägt ist.[7]
Das Staatsgebiet Liberias besteht größtenteils aus Bergland von 300 bis 500 m Höhe über dem Meeresspiegel. An die 10 bis 50 km breite, sumpfige Küstenebene schließt sich eine bis zu 400 m hohe Plateaulandschaft an. Das von Regenwald überzogene Gebiet wurde durchErosion in zahllose Kuppen und Täler aufgelöst. Im Norden befinden sich Gebirge. Das Land gehört zurtropischen Regenwaldzone, die etwa 60 Prozent des heutigen Staatsgebietes einnimmt. Die land- und forstwirtschaftliche Nutzung bewirkte zahlreiche kleinteilige Rodungsflächen, bedeutend für die Volkswirtschaft sind neunGummibaumplantagen.[8][9][10]
Die höchste Erhebung ist derMount Wuteve (1440 m) im Norden des Landes, er gehört zum Gebirgszug derWologizi Mountains im Nordwesten. DieNimba Mountains im Norden befinden sich im gleichnamigen County und verfügen über Eisenerzvorkommen, deren Abbau aber durch den Bürgerkrieg zum Erliegen kam. Im mittleren Nordwesten liegen dieMano-Hills, im Zentrum erstreckt sich dasBong Range bis an die Vorstädte der Hauptstadt Monrovia, dasPutu Range im Osten reicht bis auf 80 km an die KüstenstadtGreenville heran.[9][11]
Das inÄquatornähe befindliche Liberia hat folgende Besonderheiten der klimatischen Verhältnisse:[12]
im Küstenbereich herrschtTropenklima mit gleichbleibend heiß-feuchter Witterung,
in der nördlichen Küstenebene wird die Regenzeit im August durch eine Trockenperiode unterbrochen,
in den nördlichen Landesteilen herrscht von Juni bis Oktober die Regenzeit, die vom Niederschlagsregime deswestafrikanischen Monsuns bestimmt wird,
im äußersten Süden gibt es zwei Regenzeitmaxima.
Temperaturen
An der Küste werden 24 °C bis 35 °C , im Landesinneren 22 °C bis 40 °C gemessen. Die Durchschnittstemperaturen liegen bei 26 °C im Januar und 24 °C im Juli.
Niederschläge
DieRegenzeit ist durch ergiebige Niederschläge in allen Landesteilen gekennzeichnet, in dieser Zeit bricht der Straßenverkehr im Hinterland oft für Wochen zusammen. In der Hauptstadt Monrovia betragen die jährlichen Niederschläge 5130 mm, in Robertsport (Nordwestküste) 5210 mm und im trockeneren Südosten bei Harper lediglich 2500 mm.[9][11]
Im Jahresdurchschnitt nehmen die Niederschläge zum Landesinneren hin stark ab, in den Mittelgebirgen im Norden dagegen steigen sie wieder an.[13] Insbesondere im Landesinneren kommt es in der Trockenzeit von Oktober bis März zum staubig-heißenHarmattan-Wind, einem nordöstlichen Passatwind aus der südlichenSahara, der die Temperaturen nach oben treibt. Die Niederschläge gehen nur wenige Wochen so stark zurück, dass von einerTrockenzeit, in der der Niederschlag geringer als dieVerdunstung ist, gesprochen werden kann.
Auf die Küste Liberias strömt unablässig derGuineastrom, eine warme Meeresströmung des Atlantischen Ozeans ein. Sie ist verantwortlich für die Sedimentablagerungen entlang der Küstenlinie in Form vonNehrungen und einKlimafaktor.
Flüsse
Übersicht der Flusssysteme
Das Gewässernetz besteht aus zahllosen Bächen und einigen größeren Flüssen, die zumeist in südwestlicher Richtung zur Küste fließen. Es gibt sieben größere Flüsse, die ihr Quellgebiet in, beziehungsweise an der Grenze zu, Guinea haben. DerMano,Moa,Lofa und derSaint Paul River entspringen auf oder am Rand der Hochebene vonBeyla, die FlüsseSaint John River,Cestos River undCavally in denNimbabergen. Der größte Fluss dabei ist der Cavally, der allerdings nur einen Teil seines Einzugsgebietes in Liberia hat.[14][15]
Der größte See ist derPiso-See (etwa 100 km²) bei Robertsport. Entlang der Küste befinden sich zahlreiche kleine Lagunen und Mangrovensümpfe. DerMount-Coffee-Staudamm am Unterlauf desSt. Paul River und dasFirestone-Wasserkraftwerk amFarmington River sind die bisher einzigen Staudämme des Landes.[8]
Die immerfeuchten, warmen Bedingungen führen zu einer intensivenVerwitterung des Ausgangsmaterials mit Auswaschung der wasserlöslichen Nährstoffe, so dass die unter dem Aspekt des Nutzpflanzenanbaus nährstoffarmen Bodentypen vorherrschen:[16]
In weiten Teilen des Landes sindFerralsole dominant. Bei diesem Bodentyp liegt der Verwitterungshorizont extrem tief. Die gelösten Mineralien werden wegen der geringen Austauschkapazität des Bodens schnell ausgewaschen, so dass er nahezu keineNährstoffe mehr enthält und diese nach einer Düngung auch nicht speichern kann. Die Nährstoffe sind in Vegetation und Streu enthalten. Nach einer Rodung wird der Boden innerhalb weniger Ernteperioden ausgelaugt. Ferralsole werden traditionell nur überWanderfeldbau genutzt. Nutzungen durch Dauerkulturen wiePlantagen sind aber doch agrartechnisch möglich.
Vom Küstenstreifen bis auf etwa 150 m über NN dominieren orange-gelbe (xanthic) Ferralsole. Im gebirgigen Landesinneren liegenhumose (humic) und verhärtete (plinthic) Ferralsole vor und an der Grenze zu Guinea typische (haplic) Ferralsole.
Im Endstadium der Verwitterung werden die Silikate ausgewaschen (Desilifizierung), so dass nur die Eisen- und Aluminiumoxide zurückbleiben (Ferrallitisierung). Diese können sich mit Tonpartikeln verkitten und verhärten dann nach einmaligem Trockenfallen irreversibel (Plinthitbildung). Danach ist das Bodenmaterial allenfalls noch als Baumaterial einsetzbar. Die Neigung zur Verhärtung ist fast landesweit zu beobachten. Besonders stark betroffene Böden (Plinthosole) sind vereinzelt mit Ferralsolen vergesellschaftet.
An der Grenze zur Elfenbeinküste und landesweit vergesellschaftet kommt auch denAcrisolen Bedeutung zu. Dies sind nährstoffarme, saure Böden mit einerTonverlagerung. Sie neigen zur Verschlämmung und Verkrustung, weshalb gerodete Flächen schwer zu bearbeiten und sehr erosionsanfällig sind. Auf ihnen müssen säuretolerante Kulturen wieÖlpalmen angebaut werden, die den Boden möglichst immer bedecken.
Neben diesen großflächig dominantenBöden kommen noch weitere mit nennenswerter Verbreitung vor:
Cambisole liegen als relativ fruchtbare, junge Böden, in den Flusstälern.
Fluvisole bilden sich aus Flusssedimenten und befinden sich direkt an großen Flüssen.
Gleysole liegen in den Feuchtgebieten und sind stark grundwasserbeeinflusst
Leptosole sind sehr flachgründige Böden in den Gebirgslagen.[17]
Nitisole sind junge, fruchtbare Böden, die kleinräumig im Bergland vorkommen
Regosole sind die jungen, kaum ausgeprägten Böden auf den Dünen des Küstenstreifens.
Liberia ist einer derBiodiversitäts-Hotspots des afrikanischen Kontinents. Seit dem 19. Jahrhundert haben Forschungsexpeditionen in den dichten Regenwäldern Liberias immer wieder neue Arten entdeckt und beschrieben. Die Nationale Naturschutzbehörde listet das Vorkommen von 2200 Pflanzenarten, 193 Säugetierarten und 576 Vogelarten.[8][18]
Typisch für die Vegetation Liberias sind die immergrünen Regenwälder. Im äußersten Norden des Landes gibt es auch einige Zonen, die alsFeuchtsavanne gelten, die Küsten sind teilweise von Mangrovensümpfen bedeckt. InsbesondereTeak- undMahagoni-Hölzer stellen besonders wertvolle Baumarten dar. Nur an Stellen, an denen weniger als 2000 mm Niederschlag pro Jahr fällt, sind die Wälder teilweise laubabwerfend.[19][Anmerkung 1]
Leoparden,Waldelefanten undFlusspferde sind die bekanntesten Großsäuger Liberias, die bis in die jüngste Vergangenheit auch Jagdwild waren. ImSapo-Nationalpark im Osten des Landes lebt eine der weltweit letzten Populationen desZwergflusspferdes.[20]Zu den seltenen Arten, die im Land vorkommen, gehören darüber hinaus:
Jentink-Ducker (Cephalophus jentinki), eineAntilopenart, sind vom Aussterben bedroht. Die Art kommt nur noch in einzelnen Gebieten Sierra Leones, Liberias und der westlichen Elfenbeinküste vor. Ihr Überleben hängt stark davon ab, ob verbleibende Regenwaldgebiete, wie die des Sapo-Nationalparks geschützt werden können.[24]
Die Gattung derSchimpansen unterteilt sich in zwei Arten, derGemeine Schimpanse in weitere Unterarten. Die in Liberias Regenwäldern vorkommende westliche Unterart weicht im Schädelbau und auch in DNA-Sequenzen so stark von den anderen Unterarten ab, dass sie möglicherweise eine eigene Art darstellt.[25]
In den Regenwäldern des Landes findet sich eine Vielfalt von Tieren. Besonders zahlreich sind die Reptilienarten, darunter zum Beispiel Krokodile, ebenso eine Vielzahl mehr oder weniger giftiger Schlangenarten sowie Skorpione und Eidechsen. Artenreich sind auch die Insekten vertreten, bunte Schmetterlinge teilen sich den Luftraum mit Fledermäusen und Vögeln (auch Papageienarten). An Säugetieren werden beispielsweise Schimpansen,Antilopen und Zwerg-Flusspferde erwähnt. Aber auchWaldbüffel und Elefanten sowie die inzwischen selten gewordenen Leoparden sind hier beheimatet.
Die Küstengewässer sowie die zahlreichen Flüsse beherbergen eine Vielzahl von Fischarten und Schalentieren. Auch Schildkröten und Seevögel nutzen diesen Lebensraum. Eine Besonderheit stellen die von wechselnden Wasserständen und Brackwasserzonen geprägten Mangrovensümpfe dar.
Illegaler Holzeinschlag nahm im Zuge des Zweiten Bürgerkrieges 2003 deutlich zu. 2012 vergab Präsident Sirleaf Lizenzen zum Holzeinschlag von 58 % des Primärwaldes Liberias an Holzunternehmen. Nach internationalen Protesten wurden einige Lizenzen zurückgenommen. Im September 2014 stimmte Liberia einem Abkommen mit Norwegen zu, wonach aller Einschlag gestoppt wird und Liberia dafür 150 Millionen USD an Entwicklungshilfe erhält.[26]
Die internationale NaturschutzorganisationFauna & Flora International war die erste Organisation, die bereits 1997 ihre Arbeit in Liberia wieder aufnahm. Der Sapo-Nationalpark und das Naturschutzgebiet der Nimbaberge waren die ersten Erfolge des Projektteams. Der Gedanke des Naturschutzes wurde auch in der Überarbeitung der Gesetze und Bestimmungen zum Holzeinschlag im Regenwald eingearbeitet.[27]Parks, Naturschutzgebiete und Jagdgebiete (Safaris) zählten schon früh zu den touristischen Attraktionen Liberias.
Folgende von IUCN anerkannte Schutzgebiete bestehen (Stand 2023):
Das Medianalter in Liberia betrug 2020 19,4 Jahre.
Liberia hatte 2023 5,4 Millionen Einwohner.[31] Das jährliche Bevölkerungswachstum betrug + 2,2 %. Zum Bevölkerungswachstum trug ein Geburtenüberschuss (Geburtenziffer: 31,0 pro 1000 Einwohner[32] vs. Sterbeziffer: 8,6 pro 1000 Einwohner[33]) bei. Die Anzahl der Geburten pro Frau lag 2022 statistisch bei 4,0, die der Region West- und Zentral-Afrika betrug 4,9.[34] DieLebenserwartung der Einwohner Liberias ab der Geburt lag 2022 bei 61,1 Jahren[35]. DerMedian des Alters der Bevölkerung lag im Jahr 2021 bei 17,9 Jahren.[36] Im Jahr 2023 waren 40,0 Prozent der Bevölkerung unter 15 Jahre,[37] während der Anteil der über 64-Jährigen 3,3 Prozent der Bevölkerung betrug.[38]
2017 waren 2,1 % der Bevölkerung im Ausland geboren; dazu kommt starke interne Migration.[39][40]
Der Prozess derMigration undUrbanisierung hält in der Metropolregion Monrovia an; das Siedlungsgebiet reicht bis zu 30 Kilometer in das Hinterland und führt zu einem Anstieg sozialer Spannungen. Ein Großteil der ländlichen Bevölkerung lebt in der nördlichen Grenzregion zu Guinea. Bei der letzten Volkszählung wurden etwa 10.000 bewohnte Siedlungen in Liberia ermittelt.[41][Anmerkung 2]
Artikel 27 der liberianischen Verfassung legt fest, dass nur Personen afrikanischer Abstammung („persons who are Negroes or of Negro descent“) die Staatsbürgerschaft erlangen können.[42]Es existiert eine von Afroamerikanern abstammende Bevölkerungsschicht, dieKreolen oder „Amerikoliberianer“ genannt werden; sie machen 2–5 % der Bevölkerung Liberias aus und sind größtenteils Christen. Als Minderheit leben noch etwa 8.000Libanesen in Liberia.[43]
Die 16indigenen ethnischen Gruppen Liberias unterteilen sich in zwei unterschiedliche Kultur- und Sprachgruppen. Die einen gehören zu denMandevölkern: DieKpelle, die in der Landesmitte traditionell als Hackbauern leben, stellen 20,3 % der Bevölkerung. Im Norden lebenGio oder Dan mit 8 % und die Mano mit 7,9 %. Weitere bedeutende Mandevölker sind dieLoma mit 5,1 % und dieVai mit 3 % Bevölkerungsanteil.[44]
Die zweite Gruppe bilden die Völker, die Kwa-Sprachen sprechen: Davon sind die größte Volksgruppe dieBassa um Buchanan, die 13,4 % der Landesbevölkerung ausmachen und vielfach im Bergbau sowie als Hausbedienstete tätig sind. An der Küste östlich von Greenville spielen dieKru mit einem Einwohneranteil von 6 % eine wichtige Rolle in seemännischen und technischen Berufen; mehr als 400 Jahre lang waren sie als Matrosen auf der Westafrikaroute geschätzt.[45] Weitere Kwa-Völker sind dieGrebo mit 10 % und dieKrahn mit 5 %.[46] Weiterhin gibt es noch die Volksgruppen derGola mit 4,4 %, derKissi,Malinke (Mandingo) undBela.[47]
In der Praxis des Zusammenlebens der verschiedenen Teile der liberianischen Gesellschaft entwickelte sich seit den 1860er Jahren in Liberia einPatronage-System, indem die Familien der ameriko-liberianischen Oberschicht in ihren Haushalten und im familiären Umfeld Kinder und Jugendliche aus Familien der indigenen Bevölkerung aufnahmen, um sie durch Schul- und Berufsausbildung an sich zu binden. Im Ergebnis dieser zunehmenden Verflechtung mit der Oberschicht entstand eine tief verwurzelte Abhängigkeit und Ergebenheit der autochthonen Bevölkerung gegenüber den Ameriko-Liberianern.[48][Anmerkung 3]
Infolge der Bürgerkriege in den Nachbarländern Sierra Leone und Elfenbeinküste befanden sich 2008 noch etwa 12.600 Flüchtlinge aus Sierra Leone in Liberia; gleichzeitig lebt eine etwa gleich große Anzahl von liberianischen Bürgerkriegsflüchtlingen in westafrikanischen Staaten oder hat um politisches Asyl in europäischen Staaten ersucht.[49]
Keine der westafrikanischen Sprachen hat bisher im nationalen Rahmen Liberias eine dominierende Position einnehmen können. Der Staat Liberia benutzt alsAmtssprache de facto dasEnglische, bei dem es sich um das modifizierteliberianische Englisch handelt, das mit zahlreichen Lehnwörtern aus einheimischen Sprachen durchsetzt ist. Mittlerweile bezeichnen 2,5 Prozent der Bevölkerung – Nachfahren der aus denVereinigten Staaten zurückgesiedelten befreiten Sklaven, Englisch als Muttersprache.
Im täglichen Leben überwiegt der Gebrauch der Sprachen einzelner Volksgruppen.Mande wird im Westen und Norden des Landes gesprochen undKru im Osten und Süden. Weitere Sprachen in Liberia sindGola undKpelle.
Einige dieser Völker sind durch hohe Leistungen bei der Entwicklung eigener Schriften bekannt geworden. DieVai-Schrift stellt eine Besonderheit unter den Schriften dar: Sie wurde entwickelt, um die westafrikanischen Familien- und Ortsnamen und weitere Personendaten in den Kirchenbüchern zu notieren. Die Schrift wurde von gebildeten Mitgliedern der Volksgruppe derVai beherrscht, die derartige Daten an die Behörden melden mussten. DieseSilbenschrift besteht aus 226 Zeichen (Vokale oder Silben) und wurde 1849 vom MissionarS. W. Koelle erstmals beschrieben. Einheimische Quellen berichteten, dass die Vai-Schrift zwischen 1829 und 1839 erfunden wurde.[8] Alle bekannt gewordenen Dokumente der Vai-Schrift werden im Museum Monrovias gesammelt.
Laut Zensus von 2008 sind etwa 85,6 Prozent der Bevölkerung (vorwiegend in der Küstenregion)Christen, 12,2 Prozent sindMuslime und nur noch 0,6 Prozent bekennen sich zu dentraditionellen Religionen. 1,4 % haben keine Religion.[44] Die in der Folge angegebenen Zahlen der Gläubigen widersprechen diesem Ergebnis.
DerNational Muslim Council of Liberia in Monrovia wurde vonShaykh Kafumba Konneh angeführt und vertritt die etwa 670.000 gläubigen Muslime.[50]
DieBischöfliche Methodistenkirche begann in Liberia 1833 eine Arbeit. Sie war eine Vorgängerin derEvangelisch-methodistischen Kirche (englisch: The United Methodist Church). Bischof der Evangelisch-methodistischen Kirche für Liberia ist Reverend Dr. Samuel J. Quire Jr.[50][52] Diese Kirche hatte 281.007 Kirchenglieder im Land (Stand: ca. 2017).[53] Die methodistische Kirche mit der zweithöchsten Mitgliederzahl in Liberia istTheAfrican Methodist Episcopal Church (ca. 42.000 Kirchenglieder etwa 2005).[54]
An der Spitze der 35.600 Gläubigen derLutherischen Kirche von Liberia steht Bischof Sumoward E. Harris.[50]
DieProtestantische Eposkipalkirche von Liberia ist Teil derAnglican Communion,Province of West Africa. Diese Kirche wurde bereits 1836 in Liberia gegründet und trat 1982 der Kirchenprovinz Westafrika bei.Metropolit der Kirchenprovinz ist der amtierende Bischof vonAccra inGhana. Der Bischof von Liberia mit Amtssitz in Monrovia war bis 2011 Reverend Edward Neufville; sein Bistum hat gegenwärtig etwa 20.000 Gläubige.[50]
Die PfingstkircheAssemblies of God zählt 14.500 Gläubige; sie hat 287 Gemeinden und wurde bereits 1908 gegründet. An der Spitze steht der General Superintendent Jimmie K. Dugbe.[50]
DieProvidence Baptist Church in Liberia wird von Reverend A. Momolue Diggs geleitet und hat etwa 2500 Gläubige. Die Kirche hat 300 Pfarreien(congregations) und betreibt acht Schulen.The Liberian Baptist Missionary and Educational Convention Inc. wurde bereits 1880 in Monrovia (Hauptsitz) gegründet; er steht gegenwärtig unter der Präsidentschaft von Reverend J.K. Levee und Reverend Charles W. Blake als Generalsekretär.[50]
Der Einfluss der USA ist auch in der Religionsausübung fühlbar; hierbei wächst besonders der Einfluss derMethodisten, derBaptisten,Presbyterianer und derEpiskopalen. Ihre ersten Missionsgesellschaften nahmen bereits kurz nach der Gründung der Republik Liberia ihre Arbeit auf.[55]
Das staatliche liberianische Bildungssystem ist kostenlos und besteht ausGrund- undHauptschule (primary and secondary education). Der reguläre Schulbesuch ist gesetzlich auf 9 Schuljahre festgesetzt. Nach Angaben der Regierung wurden seit 1999 jeweils 10 Prozent des jährlichen Staatsbudgets in Bildung investiert. Die Einschulung erfolgt im Alter von 7 Jahren; der Besuch der Grundschule währt in der Regel sechs Schuljahre. Im Alter von 13 Jahren beginnt die Hauptschulausbildung, die auch in zwei aufeinanderfolgenden dreijährigen Ausbildungsphasen zum Abitur führen kann. Nach Angaben von Hilfsorganisationen können seit 2002 lediglich 40 Prozent der Schulpflichtigen wieder am Unterricht teilnehmen, da die schulische Infrastruktur in vielen ländlichen Gebieten nur rudimentär vorhanden ist. Schulunterricht nach europäischem Maßstab wird demnach nur in den größeren Städten und im Umkreis von christlichen Missionsstationen angeboten. Die Mehrzahl der aus muslimisch geprägten Elternhäusern stammenden Kinder besucht nur dieKoranschule.[57]
Die lebensnotwendigen und traditionellen Kenntnisse der liberianischen Landbevölkerung werden in althergebrachter Weise vermittelt. Sowohl Jungen wie Mädchen werden ab einem bestimmten Alter vor dem Erreichen derPubertät von ihren Familien getrennt und in abgeschotteten Gruppen auf ihr Leben als Erwachsene vorbereitet. Man nennt diese Gruppen „Poroschule“; Mädchen werden in die „Sande“ aufgenommen. Sie erlernen dort von wenigen Ausbildern die traditionellen Bräuche, auch geheime Riten und die zum Überleben notwendigen Fertigkeiten. Die Jugendlichen erwerben den erforderlichen Respekt für die Autoritäten und Hierarchien in ihrer Gruppe und der Gesellschaft. Nach der drei- bis vierjährigen „Ausbildung“ werden diese Jugendlichen festlich in den Kreis der Erwachsenen aufgenommen und erhalten in der Gemeinschaft neue Rechte und Pflichten zugeteilt. Erst als Erwachsene finden sie die Möglichkeit, sich für einen Schulbesuch zum Erlernen von Lesen und Schreiben zu entscheiden. Mädchen erhalten tendenziell weniger Schulbildung.[58]
Verschiedene Projekte der Regierung verfolgen das Ziel, die Bildungsangebote zu verbessern. Auch werdenAlphabetisierungskampagnen durchgeführt, um die in der Bürgerkriegszeit entstandenen Defizite zu kompensieren.[59][Anmerkung 4]Mary Antoinette Brown-Sherman war die erste Rektorin einer afrikanischen Universität. In ihrer Amtszeit (1978–1984) wurde eine Internatsschule in Fendall (Universität Primary School) gegründet.
Die Alphabetisierungsrate lag 2015 bei 47,6 % der Bevölkerung.[60]
Bildungseinrichtungen
Liberia ist ein Schwerpunktland derAfrican Methodist Episcopal Zion Church. DasChristian Education Department A.M.E. Zion Church betreibt in Monrovia die A.M.E. Zion University zur Ausbildung von Pastoren und Seelsorgern.
Das Booker T. Washington Institute (BWI) befindet sich inKakata. Es wird in privater Trägerschaft geführt und besteht seit den 1950er Jahren. Es unterrichtet über 5000 Jugendliche und ist somit die größte Berufsschule des Landes. Die BWI hat einen hervorragenden Ruf, kann aber trotz hoher Gebühren der Anfragen nicht Herr werden.
Eine weitere, im Jahr 2000 aber endgültig geschlossene Bildungseinrichtung war das College of West Africa (CWA) in Monrovia. Seine Funktion übernahm dieJ. J. Roberts United Methodist School (JJRUMS).
In Suacoco beiGbarnga befindet sich eine der ältesten (privaten) Universitäten Afrikas: das Cuttington University College. Es wurde bereits 1889 in Harper (Cape Palmas) gegründet und 1948 in das Hinterland verlegt. Das College unterhält enge Beziehungen zu Bildungseinrichtungen in den USA.[61]
Mit ausländischer Unterstützung wurde ein Weiterbildungszentrum für Forstwirtschaft – das Forest Development Autorithy (FDA) – und ein Institut für Industrie- und Wirtschaftsförderung – das Liberian Opportunities Industralization Center (LOIC) – gegründet.[62]
Die staatliche University of Liberia ist die größte Universität des Landes und befindet sich inMonrovia. Die Universität hat die einzige rechtswissenschaftliche Fakultät des Landes.[63] 2011 wurde weit außerhalb Monrovias, in Fendall, ein riesiger Universitätscampus vorsichtig in Betrieb genommen. Dieser war von der chinesischen Regierung erbaut worden; der Umzug musste jedoch wegen Pfusch und schweren Baumängeln wieder gestoppt werden. 2013 fielen sämtliche rund 25.000 Studienplatzanwärter durch die Aufnahmeprüfung.[64] Daraufhin wurden die Anforderungen gesenkt, so dass letztlich 1600 Studenten zugelassen werden konnten.
Ein Teil der dringend benötigten Mediziner werden an der neu gegründeten (privaten) St. Luke School Of Medicine in Monrovia ausgebildet.
Das Stella Maris Polytechnic ist eine staatliche Technische Hochschule in Monrovia. Sie ging aus demArthur Barclay Technical Institute und demDon Bosco Polytechnic College hervor.
Mit Unterstützung der Evangelisch-methodistischen Kirche (The United Methodist Church; siehe oben: Religionen) wird gegenwärtig die United Methodist University of Liberia (UMU) aufgebaut.[65]
Die William V. S. Tubman University inHarper ist die zweite staatliche Universität. Sie ging aus demWilliam V.S. Tubman College of Technology hervor, das 1978 in Tubmans Heimatstadt gegründet worden war.
Für gemeinsame Bildungsprojekte und gegenseitige Anerkennung der Hochschulabschlüsse trat Liberia dem West African Examinations Council (WAEC) bei. Hierbei handelt es sich um eine Vereinigung englischsprachiger Länder.[66][67][Anmerkung 5]
Die Gesundheitsausgaben des Landes betrugen im Jahr 2021 16,6 % des Bruttoinlandsprodukts.[68] Aufgrund der schlechten Infrastruktur und fehlender finanzieller Mittel fehlt es im Gesundheitssystem an qualifiziertem Personal, Medikamenten und medizinischem Gerät – insbesondere in den ländlichen Regionen. Die medizinische Versorgung ist selbst in der Hauptstadt Monrovia auf niedrigstem Niveau. Im Jahr 2020 praktizierten in Liberia 1,5 Ärztinnen und Ärzte je 10.000 Einwohner.[69] Apotheken sind zwar weit verbreitet, die Qualität der angebotenen Medikamente ist jedoch manchmal zweifelhaft.[10] Rund drei Viertel aller medizinischen Einrichtungen werden von – zumeist ausländischen –Nichtregierungsorganisationen betrieben. Ein Problem stellt zudem die Korruption im Gesundheitswesen dar.[70] Der Gesundheitszustand der Menschen ist daher eher schlecht. Die Sterblichkeit bei unter 5-jährigen betrug 2022 73,2 pro 1000 Lebendgeburten.[71] DieLebenserwartung der Einwohner Liberias ab der Geburt lag 2022 bei 61,1 Jahren[35] (Frauen: 62,4[72], Männer: 59,8[73]). Die Lebenserwartung stieg von 51,4 Jahren im Jahr 2000 bis 2022 um 19 %.[35] Zu den häufigsten Todesursachen zählen Malaria, Durchfallerkrankungen und Atemwegsinfektionen.
Die HIV-Quote liegt bei geschätzten 1,9 Prozent (2019). Damit liegt sie über dem internationalen Durchschnitt von ca. einem Prozent, aber Liberia gehört damit nicht zu denHochprävalenzländern. Im Alltag leiden HIV-infizierte Menschen unter Stigmatisierung und der Zugang zu HIV-spezifischer Gesundheitsversorgung ist stark eingeschränkt.
DieWeltgesundheitsorganisation (WHO) weist auf ihren Informationsseiten zu Liberia auf gesundheitliche Risiken hin. Liberia gilt als ein Hochrisikogebiet für verschiedene Krankheiten.[74] Häufig auftretende Tropenkrankheiten sindGelbfieber,Cholera undDengue-Fieber.[74]Malaria ist ganzjährig und in allen Landesteilen ein Problem, für die meisten Krankheitsfälle ist die gefährlicheMalaria tropica verantwortlich. Medikamente zur Malariaprophylaxe sind in vielen Apotheken erhältlich, wobei vor allem die von Indern betriebenen eine mit westlichem Standard vergleichbare Auswahl und auch Qualität anbieten.
Schwerpunkte der gegenwärtigen Gesundheitspolitik der WHO in Liberia sind die Verbesserung der medizinischen Infrastruktur. 250 Anlagen (einschließlich Krankenhäuser, Gesundheitszentren und Kliniken) wurden entweder saniert oder neu aufgebaut. So wurde 2011 in der Stadt Tapeta im Nimba County von der chinesischen Regierung ein großes Krankenhaus selbst mit Computertomographie errichtet, wofür aber noch das nötige Fachpersonal fehlt.[74][Anmerkung 6] Zudem sind viele Geräte defekt und wegen häufiger Korruption wird nicht repariert. Unterernährung ist immer noch verbreitet; sie trifft hauptsächlich Frauen und Kinder. 2018 galten 37,5 % der Bevölkerung als unterernährt.[75]
Erst in den 1970er Jahren wurde eine systematische landesweite Untersuchung der Ur- und Frühgeschichte Liberias begonnen. Diese kaum zehn Jahre andauernde Forschungskampagne lieferte wichtige Aussagen und Belege für die Besiedlungsgeschichte des Landes.[Anmerkung 7]
Die früheste Besiedlung des heutigen Staatsgebietes von Liberia setzte in der spätenJungsteinzeit von Norden kommend ein. Die zuwandernden Gruppen nutzten die savannenartige Landschaft in der Nimba-Region zunächst als Jagdrevier. Ein Vordringen bis zur Küste des Atlantiks erfolgte entlang der Flussläufe, diese boten den Menschen Nahrung und Orientierung. Es fanden sich bevorzugt auf Schotterflächen am Ufer der größeren Flüsse charakteristische Steinabschläge und Werkzeugreste dieser ersten Siedler, die das Leben vonWildbeutern führten.
AlsPeriplus bekannte Reisebeschreibungen antiker Autoren berichten von den Expeditionen desSataspes undHannos. Sie gelten inzwischen als glaubhafte Belege der ersten planmäßigen Erkundungsfahrten entlang der afrikanischen Küsten bis in denGolf von Guinea und ergänzten die zuvor bereits vonägyptischen Pharaonen in Auftrag gegebenen Forschungsreisen in das Innere des Kontinentes.[76]
Die in Westafrika entstandenen Reiche amNiger waren seit dem 13. Jahrhundert in heftige Kämpfe untereinander verwickelt, die häufige Flüchtlingsströme auslösten, hierbei dienten auch die nach Süden angrenzenden tropischen Regenwaldgebiete als Rückzugsraum. Mit Zunahme dieser Kämpfe blieben offenbar Gruppen dieser Flüchtlinge im Regenwald zurück und sonderten sich so von ihren bisherigen Volksgruppen und deren Feinden ab. Sie bewahrten dabei Reste ihrer Sprache, Riten und Bräuche.[77]
Im letzten Drittel des 15. Jahrhunderts erreichtenPortugiesen die Küste des heutigen Liberia, erkundeten das Land jedoch nicht weiter. Der Landstrich wurde alsGuinea-Küste, später auch alsPfefferküste bezeichnet. 1822 kaufte dieAmerican Colonization Society, eine Gesellschaft von weißen US-Amerikanern, den Küstenstreifen, um dort freigelassene ehemaligeSklaven aus denVereinigten Staaten anzusiedeln und gleichzeitig selbst Kolonialherren zu werden. Konflikte zwischen den Nachkommen ehemaliger Sklaven und länger ansässigen Ethnien prägen das Land bis heute. Zu Beginn desAmerikanischen Bürgerkrieges lebten dort rund 12.000 Afroamerikaner. 1847 erklärte Liberia unter PräsidentJoseph Jenkins Roberts seine Unabhängigkeit, die zeitnah von vielen europäischen Staaten, von den USA aber erst 1862 anerkannt wurde, und wurde einer der ersten unabhängigen Staaten auf dem afrikanischen Kontinent.
Siedlerhaus in Robertsport, Liberia, 1983
Nach derBerliner Kongokonferenz im Winter 1884/1885 mussten Teile des Landes anFrankreich abgetreten werden. Der Einfluss der USA verhinderte eine vollständige Annexion. Von 1878 bis 1980 übte allein dieTrue Whig Party die Macht aus, die von der ameriko-liberianischen Elite beherrscht wurde.
PräsidentGarretson W. Gibson war der erste Staatspräsident Liberias im 20. Jahrhundert.[78] Mit seiner Amtszeit sind die erstmalige Gewährung der Bürgerrechte an die indigene Bevölkerung Liberias verbunden.
Ursprünglich stand das Stimmrecht nur männlichen Liberianern amerikanischer Abstammung und freigelassenen afrikanischen Sklaven zu, die sich in Liberia niedergelassen hatten. Die Wähler mussten über ein regelmäßiges Einkommen verfügen. 1907 wurden männliche indigene Liberianer, die Steuern zahlten, ebenfalls mit dem Stimmrecht ausgestattet.[79]
1926 wurde unter PräsidentCharles D. B. King den US-FirmenFirestone undGoodrich ein Teil des Staatsgebietes fürGummiplantagen für 99 Jahre überlassen. Der US-Industrie-MagnatHarvey Samuel Firestone gründete in Liberia, in der Nähe der Orte Harbel undCavalla die größte Kautschukplantage der Welt. Nach der internationalen Verurteilung desFernando-Po-Skandals durch denVölkerbund trat Kings Regierung zurück, ihm folgte der mit der Aufdeckung des Skandals betraute AnwaltEdwin Barclay als nächster Präsident.[80]
1944 wurdeWilliam S. Tubman zum Präsidenten Liberias gewählt. Er entwickelte sich in seiner insgesamt 27-jährigen Präsidentschaft zu einem der einflussreichsten afrikanischen Staatspräsidenten bei der UNO, der OAU und in den westlichen Staaten. 1950 stellte Kautschuk noch einen Anteil von fast 90 Prozent am Gesamtexportvolumen Liberias, es bestand somit eine totale wirtschaftliche Abhängigkeit des Landes von den USA. Tubman verdankte seinen Erfolg auch der wirtschaftlichen Entwicklung Liberias, als reiche Erz- und Diamantenvorkommen entdeckt wurden. Die amerikanische Firma Lamco (Liberian American-Swedish Minerals Company) richtete eine Eisenerzschmelze im Hafen von Buchanan ein und baute eine Eisenbahnlinie bis hinauf in die Nimba-Berge, wo das Erz gebrochen wurde.[81]
Im Referendum vom 7. Mai 1946 wurde auch das aktive und passiveWahlrecht für Frauen eingeführt,[82][83][84][85] wenn sie über Grundbesitz oder anderes Vermögen verfügten oder eine Hütte besaßen und Steuern dafür bezahlten; nach abweichenden Quellen wurde dies erst 1947 beschlossen.[86][87] Mit dieser Festlegung war zwar formal das allgemeine Wahlrecht für beide Geschlechter erreicht, aber in der Praxis zielte das Gesetz auf die Diskriminierung von Frauen ab. Die einschränkende Bedingung wurde in den 1970er Jahren abgeschafft, und die Verfassung von 1986 garantierte das uneingeschränkte allgemeine Wahlrecht.[86] Frauen übten ihr Wahlrecht erstmals 1951 aus.[88] Die erste Wahl einer Frau (Ellen Mills Scarborough) ins nationale Parlament fand 1960 statt.[89]
1971 wurdeWilliam R. Tolbert junior liberianischer Präsident. Wie auch sein Vorgänger Tubman versuchte er die afrikanische Bevölkerung im Hinterland sozial zu integrieren.[90]
Die Anhebung des Preises für Reis löste 1979 landesweite Demonstrationen und Unruhen aus. Am 12. April 1980 übernahmSamuel K. Doe nach einem Militärputsch die Macht. Damit begann eine 20-jährige Phase der politischen Instabilität. Am 6. Januar 1986 wurde Samuel Doe unter einer neuen Verfassung als Präsident und Regierungschef vereidigt. In der folgenden Zeit lähmten Korruption und Vetternwirtschaft Wirtschaft und Handel. Der US-Kongress suspendierte wegen anhaltender Verstöße des Regimes die Militärhilfe für Liberia.[91]
Im Dezember 1989 kam es zum Bürgerkrieg in Liberia. DieNational Patriotic Front of Liberia (NPFL) unterCharles Taylor drang von derElfenbeinküste nach Liberia ein. Am 9. September 1990 wurde Doe durch eine vonYormie Johnson geführte Gruppe gefasst und zu Tode gefoltert.[92] In der Folgezeit verhinderte die westafrikanische EingreiftruppeECOMOG unter Anführung der Streitkräfte Nigerias eine Machtübernahme Taylors. Die ECOMOG suchte dabei auf Drängen Nigerias bewusst, Taylor von der Macht fernzuhalten und gab dadurch ihre eigentlich neutrale Position in diesem Konflikt auf. Im April 1996 kam es erneut zum Bürgerkrieg. Besonders heftige Kämpfe gab es in der Hauptstadt Monrovia und es traten hier bald wieder große Schwierigkeiten in der Lebensmittel- und Wasserversorgung auf. Im August 1996 wurde ein erneutes Friedensabkommen geschlossen, wie beim ersten Mal in Abuja (Nigeria), deshalb alsAbuja II bezeichnet.[93]
Nachdem der Waffenstillstand der Bürgerkriegsparteien 2003 besiegelt war, verließ der seit 1997 regierende PräsidentCharles Taylor das Land. Ihm folgte am 11. August VizepräsidentMoses Zeh Blah im Amt nach.Charles Gyude Bryant war zwischen dem 14. Oktober 2003 und dem 16. Januar 2006 Übergangspräsident seines Heimatlandes.
Aus den Präsidentschaftswahlen vom November 2005 gingEllen Johnson-Sirleaf (Unity Party) mit etwa 59,4 Prozent der Stimmen als Siegerin hervor. Damit setzte sie sich in zwei Wahlgängen gegen 22 Kandidaten durch, unter denenGeorge Weah (Congress for Democratic Change) derjenige war, der mit ihr gemeinsam die Stichwahl erreichte, dort aber unterlag. Sie ist die erste Frau, die durch eine Wahl das Amt einesStaatsoberhauptes inAfrika erlangte.[94] Bei derWahl 2011 kam Sirleaf im ersten Wahlgang am 11. Oktober auf 43,9 Prozent der Stimmen, ihr Herausforderer Winston Tubman vom Kongress für Demokratischen Wandel (CDC) auf 32,7 Prozent. Bei der Stichwahl im November erreichte Sirleaf rund 90 Prozent. Ihr Gegenkandidat war nicht angetreten. Die Wahl wurde überschattet von gewaltsamen Ausschreitungen. Daher war die Wahlbeteiligung gering; sie lag nach Angaben von Experten bei 37 Prozent.[95]
ZurWahl 2017 trat Ellen Johnson-Sirleaf nicht mehr an undGeorge Weah wurde zum Präsidenten Liberias gewählt. Auch im Parlament wurde seine Partei Congress for Democratic Change stärkste Partei. Die Machtübergabe lief reibungslos und friedlich. In Anerkennung ihrer erfolgreichen Regierungsführung und ihrer Verdienste um die Demokratisierung Liberias wurde Ellen Johnson-Sirleaf 2018 mit demMo-Ibrahim-Preis ausgezeichnet.[96] Bei den Wahlen 2023 unterlag Weah knapp seinem HerausfordererJoseph Boakai (Unity Party), der damit seit Januar 2024 als Präsident im Amt ist.
Die seit 1847 bestehende Republik Liberia ist der zweitälteste unabhängige Staat Afrikas (nachÄthiopien). Die erste Verfassung Liberias wurde bereits am 5. Januar 1839 mit den Hauptvertretern derAmerican Colonization Society inhaltlich beraten und beschlossen. Die Textform bezeichnete das neue Staatswesen alspräsidiale Republik desCommonwealth of Liberia.[97]
Der bis 22. Januar 2024 amtierende Präsident George Weah
1984 wurde eine neue Verfassung durch Volksabstimmung angenommen, die sich wie die vorhergehende eng an dasUS-amerikanische Modell anlehnt. Die Legislative liegt beim Parlament. Das Parlament besteht (nach amerikanischem Vorbild) aus zwei Kammern:
der Senat verfügt über 30 Senatoren
dasRepräsentantenhaus verfügt über 64 gewählte Abgeordnete.[42] Alle Abgeordneten und Senatoren werden durch dasMehrheitswahlrecht bestimmt, wobei die 15 Verwaltungsbezirke („Counties“) Liberias jeweils zwei Senatoren für eine Amtszeit von neun Jahren entsenden.[10][42] Problematischer ist die Bestimmung der Wahlkreise für das Repräsentantenhaus; hier bestimmt die Anzahl der registrierten Wähler, wie viele Wahlkreise im jeweiligen County zu bilden sind.[42] Durch die Bürgerkriegsfolgen befinden sich noch immer zehntausende Menschen in Camps und Flüchtlingslagern, sodass eine exakte Überprüfung der Wahllisten erschwert wird.[10]
Der für sechs Jahre gewählte Präsident ist nach der Verfassung von Liberia zugleich Staatsoberhaupt, Regierungschef und Oberbefehlshaber der liberianischen Streitkräfte.[42]
1946 wurde dasFrauenwahlrecht eingeführt[98], doch generell war das Wahlrecht an Grundbesitz und Steuerfähigkeit gekoppelt.Ellen Mills Scarbrough wurde 1959 als erste Frau in das Repräsentantenhaus von Liberia gewählt und war damit die erste Frau in demParlament von Liberia.
Nach dem Staatsstreich von 1980 wurde im Februar 1982 das zuvor aufgelöstePeople’s Supreme Court als Oberstes Gericht Liberias wieder „installiert“.Zuständig für die Bestätigung von Wahlergebnissen ist seit Januar 1992 ein aus fünf Mitgliedern bestehender unabhängigerSupreme Court (Oberster Gerichtshof).Henry Reed Cooper steht gegenwärtig alsChief Justice of the Supreme Court of Liberia an der Spitze des Justiz-Systems.[100]
Liberias Justizwesen befindet sich ebenfalls im Aufbau; es gibt jedoch nur eine sehr geringe Anzahl von Gerichtsgebäuden, Richtern und Staatsanwälten. Die Kenntnis und Respektierung der Gesetze ist kaum ausgeprägt; in weiten Teilen des Landes erfolgen Prozesse nach althergebrachten archaischen Gesetzen oder den religiösen Vorschriften derScharia.[101]
DieHaftbedingungen in den liberianischen Gefängnissen sind hart und manchmal lebensbedrohend. Im Gegensatz zu europäischen Rechtssystemen regeln in weiten Teilen Liberias noch konservativeMoralvorstellungen,indigene Gesetze und Traditionen das Zusammenleben in den ländlichen Regionen. Dort existiert auch die Praxis derVergewaltigung in der Ehe sowie häusliche Gewalt gegen Kinder und die international geächteteGenitalverstümmelung bei Frauen.[49]
Der erfolgreiche Wiederaufbau des Staatsapparates ist eine wesentliche Voraussetzung für die Zukunft des Landes. Seit 1990 ist dieECOWAS-FriedenstruppeECOMOG im Land, die vorwiegend vonNigeria undGhana gestellt wird. Auf Druck der ECOWAS wurde der Friedensprozess Mitte der 1990er Jahre fortgesetzt.
Korruption ist immer noch ein Hauptproblem in allen Ebenen des Staatsaufbaus.
Reorganisation der Polizei
Liberianische Soldaten auf dem US-amerikanischen KriegsschiffFort McHenry
Mit einem Mandat der UNO befinden sich seit dem Ende des Bürgerkrieges etwa 15.000 Angehörige derUNMIL-Friedenstruppen und 1100UNPOL-Offiziere im Land und helfen die Aufrechterhaltung der inneren Sicherheit zu gewährleisten. Die liberianische Nationalpolizei (LNP) wird unter Beteiligung der UNPOL umstrukturiert, rekrutiert, geschult und mit modernisierter Technik ausgerüstet. Seit 2004 wurden 3500 LNP-Offiziere eingesetzt. Die Polizeipräsenz kann aber noch nicht verhindern, dass es zu Fällen von Gewalt und Selbstjustiz kommt.[49]
Fototermin anlässlich eines Treffens Präsident Barack Obamas und der First Lady Michelle Obama mit der liberianischen Außenministerin King-Akerele.
Liberia zählte seit den 1980er Jahren zu den instabilsten und gefährlichsten Staaten der Welt. Nach dem Bürgerkrieg versucht Liberias Regierung, ihre traditionellen Bindungen und Beziehungen zu den USA zu festigen. Im Vorfeld eines Staatsbesuch des US-PräsidentenGeorge W. Bush am 21. Februar 2008 äußerte dieser, dass die Vereinigten Staaten keine neuen US-Militärbasen in Afrika planten, obwohl die liberianische Präsidentin Sirleaf sich als bisher einziger Führer eines afrikanischen Landes dafür eingesetzt hatte, das Hauptquartier desU.S. Africa Military Command in Liberia einzurichten.[107] Die Ansiedlung desAFRICOM erfolgte in Europa (Stuttgart), da dieAfrikanische Union und ihre Mitglieder den Zielen desAFRICOM misstrauten und die Vereinigten Staaten daher kein afrikanisches Gastgeberland für die Behörde fanden.[108]
Auch der vorherige PräsidentBill Clinton und seine Frau und ehemalige AußenministerinHillary Clinton besuchten Liberia regelmäßig, um Unterstützung für Hilfsprojekte zu organisieren.
Im Rahmen ihrer Afrikareise besuchte BundeskanzlerinAngela Merkel im Oktober 2007 die Hauptstadt Monrovia. Bei dieser Gelegenheit wurde den mitreisenden Wirtschaftsvertretern eine Verbesserung der deutsch-liberianischen Wirtschaftsbeziehungen zugesichert.[109]
Gleichzeitig wachsen die Bemühungen derVolksrepublik China, in Liberia Einfluss zu gewinnen. Chinesische Entwicklungshelfer und Techniker bemühen sich um den Aufbau der zerstörten Infrastruktur – im Gegenzug erwartet China bevorzugte Verträge bei der Rohstoffversorgung mit Kautschuk, Eisenerz und beim Import chinesischer Produkte durch Liberia.[110] Als ein bleibendes Zeichen der „Guten Beziehungen“ übergab der chinesische Botschafter in Liberia im Juni 2010 den neu erbauten Fendall-Campus derUniversity of Liberia.[111]
Liberia hat aufgrund seiner pro-westlichen Haltung in den afrikanischen Staaten viel Ablehnung erfahren, daher haben nur wenige afrikanische Staaten mit Liberia diplomatische Beziehungen aufgenommen. Im Verlauf des Bürgerkrieges verließen fast alle Diplomaten aus Sicherheitsgründen das Land und kamen nur zögerlich zurück. Die Botschaften derBundesrepublik Deutschland, derSchweiz undÖsterreichs wurden nachAccra, die Hauptstadt vonGhana, evakuiert.[112] Die Deutsche Botschaft im Stadtteil Congo Town in Monrovia hat (Stand 2019) keine Visaabteilung.[113]
Unter der ehemaligen Regierung der PräsidentinEllen Johnson Sirleaf wurden verstärkt asiatische Staaten zur Wirtschaftskooperation angesprochen und diplomatische Beziehungen vereinbart; jüngstes Beispiel (Juni 2010) ist dasEmirat Kuwait.[114]
Die Streitkräfte Liberias (englischArmed Forces of Liberia (AFL)) gehen auf eine Miliz zurück, die im 19. Jahrhundert von den ersten schwarzen Kolonisten Liberias gegründet wurde. Sie wurden 2008 neu organisiert und stehen unter dem Kommando des Präsidenten Liberias. Militärischer Befehlshaber istBrigadier GeneralDaniel Dee Ziankahn.[115] Die AFL umfassen ca. 2100 Soldaten des Heeres und eine kleine Küstenwache mit 2 Booten.
Der Staat Liberia gliedert sich in 15Regionen(Countys). Die liberianische Regierung ernennt die 15 Verwaltungschefs (County Superintendent und District Commissioner) dieser nachgeordneten Einheiten. Die Städte verfügen über gewählte Bürgermeister und Stadträte. Großen Einfluss auf das politische Geschehen im Lande üben traditionelle Führer auf den unterschiedlichen Ebenen (Town Chief, Clan Chief undParamount Chief) aus. Dieser Zwiespalt setzt sich auch im Rechtswesen fort, wo öffentliche und traditionelle Gerichtsbarkeit nebeneinander bestehen.[10]
Die Wirtschaft von Liberia ist durch große Gegensätze gekennzeichnet. Das Land zählte nach demZweiten Weltkrieg zu den fortschrittlichsten Ländern Afrikas und hatte unter der Herrschaft vonWilliam Tubman nach Japan das höchste Wirtschaftswachstum der Welt. Durch die liberianischen Bürgerkriege wurden allerdings viele Errungenschaften zerstört. Während des Bürgerkriegs sank das Pro-Kopf-Einkommen auf unter 125 Euro.
Liberia ist heute daher eines der ärmsten Länder der Erde. International wurden 420 Millionen Euro als Entwicklungshilfe bereitgestellt und Liberia ist in viele multinationale Gemeinschaften eingebunden. Nach einer Studie der Washingtoner OrganisationFund for Peace und des US-Politmagazins „Foreign Policy“ hat Liberia in den Jahren seit dem Ende des Bürgerkrieges die deutlichste Verbesserung imFragile State Index vollbracht; dieser bewertet die politische, soziale und wirtschaftliche Lage des jeweiligen Staates.
Die Wirtschaft ist stark von Erlösen aus Rohstoffexporten (Gummi) und den Erlösen aus dem Schiffsregister beeinflusst.[49] Die internationalen Sanktionen gegen den liberianischen Staat zum Handel mit Diamanten und Holz konnten aufgehoben werden, so dass die Ausfuhren dieser Waren positiv zum Wirtschaftswachstum beitragen werden.[49] Präsidentin Johnson-Sirleaf hat erste Schritte zur Bekämpfung der Korruption, Anreize für private Investitionen und eine Werbeinitiative zur Unterstützung von internationalen Gebern unternommen.
Der Staatshaushalt umfasste 2016 Ausgaben von umgerechnet 743 Mio. US-Dollar, dem standen Einnahmen von umgerechnet 613 Mio. US-Dollar gegenüber. Daraus ergibt sich ein Haushaltsdefizit in Höhe von 6,1 % des BIP.
Nach einer viele Jahrzehnte währenden Abhängigkeit von den USA hat sich Liberia auf neue Handelspartner eingestellt. Wichtigste Abnehmer für Liberias Exporte waren 2008Belgien mit 48 Prozent undItalien mit 10 Prozent der Gesamterlöse des Landes; inzwischen wird eine deutliche Verschiebung zugunsten derVolksrepublik China erwartet. Als wichtigste Lieferstaaten für Liberias Importe tretenSüdkorea mit 27 Prozent,Japan mit 25 Prozent undSingapur mit 7 Prozent in Erscheinung. Diese Staaten beliefern Liberia mitSchiffsneubauten und -reparaturdienstleistungen. Auch Deutschland besitzt mit 14 Prozent noch einen beachtlichen Marktanteil.[120]
Exportgüter sind Naturkautschuk und Gummi, Tropenholz, Eisenerz, Diamanten, Kakao, Kaffee, Ananas. Nach demEisenerz ist Kautschuk das zweitwichtigste Exportgut des Landes. Die Präsidentin Johnson-Sirleaf erwartet von dem Abkommen mit Arcelor Mittal eine Signalwirkung für weitere ausländische Investitionen in die liberianische Wirtschaft. Aber auch die Abhängigkeit von ausländischen Kapitalgebern trägt zu den Problemen des Landes bei.[109]
Liberia betreibt formal die zweitgrößte Handelsflotte der Welt. Nach dem Zweiten Weltkrieg flaggten immer mehr europäische, amerikanische und asiatische Schiffsbetreiber ihre Schiffe nach Liberia aus. Das liberianische Schiffsregister umfasste 2019 Schiffe mit einer Gesamttonnage von 124,1 MillionenBruttoregistertonnen. DieHandelsflagge Liberias gilt als „Billigflagge“.[121]
Etwas mehr als 70 Prozent der Liberianer leben von derLandwirtschaft, die zur Selbstversorgung betrieben wird. Meist arbeitet man imBrandrodungsbau, der nicht nur zurAuslaugung der Böden und zur Vernichtung wertvoller Waldbestände beiträgt, sondern auch nicht geeignet ist, eine Marktproduktion zu errichten, d. h. eine Produktion, die über die Selbstversorgung hinausgeht. Die Hauptnahrungsmittel sindManiok,Reis,Mais undSüßkartoffeln. Liberia ist ein wichtiges Anbaugebiet für Maniok, in Liberia unter dem NamenCassava bekannt. Der Anbau wird im Familienbetrieb (Kleinbauern) betrieben und konzentriert sich auf die zentralen Provinzen Bong, Nimba und Grand Bassa.[123]
Weitere, traditionell für den Export in die USA bestimmte Anbauprodukte sindZuckerrohr,Baumwolle,Kaffee,Kakao und Ölpalmprodukte.[124] Große Flächen des Waldes wurden für malaysische und britische Investoren gerodet, um Ölpalmen anzubauen. Die Vorkommen an über 100 wertvollen Arten vonTropenhölzern aus den zehn staatlichen Forstbezirken (Gbi, Gio, Gola, Grebo, Krahn-Bassa, Kpelle, Nimba, Sapo, South-Belle, North-Belle und Vai) sind stark zurückgegangen. Ein Teil der Forstgebiete soll nun dauerhaft unter Naturschutz gestellt werden, küstennahe Gebiete sollen an ausländische Holzkonzerne mit strengen Auflagen konzessioniert werden.[8][125]
Auf den Fischereisektor entfallen rund fünfzehn Prozent des BIP des Landes.[Anmerkung 8]Seit Jahrhunderten betrieben Bewohner Liberias eine einfache Küstenfischerei mit Netzen. Die Hochseefischerei wird seit den 1970er Jahren auch mit relativ modernen Fischkuttern betrieben; 1988 besaß Liberia 55 Fischtrawler. Die Fischerei und die damit verbundenen Zulieferindustrien und Gewerbe bieten Beschäftigung für 20.000 Menschen.[126][Anmerkung 9]
1999 gab es fünf kommerzielle Unternehmen in Liberia, die mit den angegliederten Fischfabriken und Kühlhäusern rund 6000 Menschen im Fang und Verarbeitungsbereich beschäftigen. Die wirtschaftlich bedeutendsteSpeisefischart mit 80 Prozent im Fangaufkommen istEthmalosa (Ethmalosa fimbriata). Gefangen werden auchGarnelen, Westafrikanischer Kreuzwels (Arius seemani) und Blue Threadfin (Eleutheronema tetradactylum). In den Flüssen des Landes werdenBuntbarsche (Tilapia nilotica) und der Afrikanische Waller (Clarias luzerra) bevorzugt.
Für die Ernährung werden auch Muscheln, Kopffüßer und Krebstiere gefangen.[127][128]
Der Dienstleistungssektor gehört zu den am stärksten wachsenden Wirtschaftsbereichen. In der Hauptstadt markieren zahlreiche Neubauten von Banken die belebende Konjunktur. Das private Transportwesen entwickelt sich besonders in der Metropolregion Monrovias. Zahlreiche Taxis und Pick-Up-Unternehmen entstanden hier. Große Erwartungen setzt man in den Ausbau des Freihafens.
Vor dem Bürgerkrieg stützte sich die Wirtschaft zu einem großen Teil auf die Förderung von Eisenerz. Mit Investitionen im Wert von 1 Milliarde US-Dollar des StahlkonzernsArcelor Mittal soll die Eisenerzindustrie nun wieder revitalisiert werden. Es werden direkt 3500 und indirekt 15.000 bis 20.000 neue Arbeitsplätze geschaffen, sobald die Produktion hochgefahren werden kann.[109]
Eine weitere Dominante ist derKautschuk. 1926 wurde den US-FirmenFirestone undGoodrich ein Teil des Staatsgebietes fürGummiplantagen für 99 Jahre überlassen.Firestone gründete 50 Kilometer östlich von Monrovia inHarbel die größte Kautschukplantage der Welt. 1950 stellte Kautschuk einen Anteil von fast 90 Prozent am Gesamtexportvolumen Liberias. Noch immer besitzt Naturkautschuk einen hohen Wert und behauptet sich gegen chemischeDerivate. Die liberianische Regierung hat deshalb ein Wiederaufbauprogramm für die Kautschuk-Plantagen beschlossen; sie spricht von einer Agro-Industrie.[129]
Die industrielle Herstellung von Beton-Formteilen besitzt eine große Bedeutung für den Wiederaufbau der Infrastruktur. In mehreren Küstenstädten befinden sich Fabrikationsstätten.
Als Folge des Bürgerkrieges musste 1982 der Betrieb derLiberia-Petroleum-Raffinerie eingestellt werden. In den 1970er Jahren Statussymbol für den wirtschaftlichen Aufschwung Liberias, ist die Anlage bereits in wesentlichen Teilen demontiert worden.
Der wichtigsteBodenschatz ist Eisenerz. In der Nimba-Region wird noch etwa eine Milliarde Tonnen Erz prognostiziert; das Erz liefert gegenwärtig 60 Prozent der Exporterlöse.Mangan,Baryt,Kyanit,Columbit und Gold sind in abbauwürdigen Mengen vorhanden.[130] Diamanten werden an der Grenze zu Sierra Leone gefunden.[120]
Die in Liberia befindlichen Eisenerzvorkommen bildeten eine wesentliche Grundlage der wirtschaftlichen Entwicklung des Landes.[131] Es gibt fünf Konzessionsgebiete, die mit liberianischer Beteiligung ausgebeutet werden:
Das bedeutendste Gebiet lag in derNimba-Range, konzessioniert an dieLiberian-American-Swedish Mining Company (LAMCO). Die bedeutenden Lagerstätten setzen sich auch jenseits der Grenze (Guinea) fort, und dieses Land plant eine eigene Bahnlinie aufzubauen, um das Erz abzubauen. Gegenwärtig arbeiten zudem chinesische Techniker an der Instandsetzung der Bahnlinie vom Erzhafen Buchanan nach Santiquelle im Nimba Range.[109][125]
Bereits in den 1950er Jahren begann die DELIMCO – ein deutsch-liberianisches Stahlkonsortium (auf deutscher Seite:Thyssenkrupp undHoesch AG) – mit dem Aufbau der Bergwerksanlagen in derBong-Range- undPutu-Range-Region. Es wurden 500 Millionen US-Dollar investiert und die komplette Infrastruktur, zu der auch dieBong-Mining-Bahn gehört, aufgebaut. Die Abbaukonzessionen für die Lagerstätten imWologizi Range wurden an dieLiberia Iron and Steel Company (LISCO) vergeben, die im Westen des Landes gelegenen Lagerstätten gingen an dieNational Ironore Company (NIOC) und die Liberian Mining-Company (LMC).[125]
In einigen Gebieten im Westen des Landes werden Diamanten gefunden. Die Edelsteine wurden in den Bürgerkriegsjahren auch alsBlutdiamanten bezeichnet, da die Aufständischen mit erbeuteten Diamanten ihre Waffen finanzieren konnten. Zur Eindämmung des Konfliktes hatte die UNO deshalb ein Diamanten-Handelsembargo für Liberia verhängt, das inzwischen aufgehoben wurde.[109]
Die Währung wird durch dieCentral Bank of Liberia verwaltet, die seit Oktober 1999 die ineffizient arbeitendeNational Bank of Liberia ersetzt. Die Bank fährt eine Politik derGeldwertstabilität und verweigert sich Einflüssen aus der Regierung, dieHaushaltsdefizite durch finanzpolitische Tricks abbauen möchte.
Liberia ist am 16. Februar 2010 derEco-Zone beigetreten. Nach dem Vorbild des Euro soll in Teilen Westafrikas eine gemeinsame Währung entstehen, um dieRealwirtschaft und den Warenaustausch zu erleichtern. Geplant war die Einführung der Währung im Januar 2015. Dieses Datum verstrich ebenso wie das Folgeziel 2020 ereignislos, neues Ziel ist 2027. Mitglieder der „Eco-Zone“ sind neben Sierra Leone und Guinea auch die LänderGhana,Nigeria undGambia. Das Projekt ist wesentliche Grundlage der seit Jahrzehnten angestrebten Westafrikanischen Wirtschafts- und Währungsunion.[132]
Am 28. Januar 2016 legte dieEU-Kommission ein Maßnahmenpaketzur Bekämpfung vonSteuerflucht vor, bei dem unter anderem Liberia auf derschwarzen Liste derSteueroasen auftaucht.[135]
Das liberianische Straßennetz ist aufgrund der topographischen und klimatischen Bedingungen starken Belastungen ausgesetzt. Im Umkreis der Verwaltungszentren und Städte bestehen asphaltierte Straßen, die Mehrzahl der Ortsverbindungsstraßen sind Naturstraßen und Pisten. In der Regenzeit bricht der Straßenverkehr wegen Unbefahrbarkeit der Straßen zusammen.[136]Die erstenAutomobile, Fahrzeuge der Briten, gelangten bereits um 1910 in das Land. Als Konsequenz mussten umgehend eine Straßenverkehrsordnung erlassen und erste Verkehrspolizisten in der Hauptstadt postiert werden. Im Land gilt derRechtsverkehr. Zu dieser Zeit bestand in Monrovia kurzzeitig eine schienengebundenePferdebahnlinie, die sich aber nicht zu rentieren schien.[137]
DerDakar-Lagos-Highway ist die wichtigste Fernstraße und Landverbindung zu den westafrikanischen Nachbarstaaten. Die Straße ist jedoch in Liberia nur rudimentär ausgebaut; ein etwa 100 Kilometer langer Abschnitt (Ganta-Tappita-Tobli-Grenze zur Elfenbeinküste) fehlt.
Piste in Lofa County, Liberia, 1983
Von Monrovias zentralem Busdepot beiWood Camp bestanden früher tägliche Busverbindungen in alle District-Hauptstädte. Für Touristen wurde ein moderner Reisebus für Stadtrundfahrten angeboten. Jetzt bedienen unzählige Taxibetriebe die Innenstadt Monrovias. Als Geschenk der chinesischen Regierung gibt es einige Busse, die völlig überfüllt wenige Linien bedienen. Seit 2011 bieten auch Tausende von Motorrädern chinesischer Billigmarken Personentransporte an, sind jedoch teurer und gefährlicher.[8]
Liberia hatte die weltweit vierthöchste Anzahl an tödlichen Verkehrsunfällen in Relation zur Einwohnerzahl. 2013 starben 1448 Personen im Straßenverkehr.[138]
Gegenwärtig hat Liberia kein eigentliches Schienennetz. Es existieren lediglich drei von der Küste ins Binnenland führendeEisenbahnstrecken, zwischen denen keine Querverbindungen betrieben werden, von denen dieBahnstrecke Yekepa–Buchanan die längste ist.
Die Mehrzahl derBergbaugebiete befindet sich im nördlichen Grenzgebiet; der Abtransport derErze wurde über eine von der Hafenstadt Harper ausgehenden Bahnstrecke realisiert. Das Schienennetz wurde im Bürgerkrieg streckenweise unterbrochen und der Bahnbetrieb musste wegen fehlender Rentabilität eingestellt werden. Inzwischen arbeiten chinesische Bautrupps an einer Erneuerung der Anlagen, da das Land an der weiteren Erschließung der Bodenschätze interessiert ist. Die gegenwärtig wieder in Betrieb genommenen Streckenabschnitte ermöglichen schon wieder den Transport von Tropenholz und bieten auch in beschränktem Umfang Transportmöglichkeiten für Jeeps und Kleinkraftwagen an. Im Sommer 2010 wurden zudem Pläne einer brasilianischen Minengesellschaft bekannt, eine völlig neue Bahnstrecke und einen Erzhafen anzulegen, um ein guineisches Bergbaugebiet ausbauen zu können.[8][139]
Direkte Flüge von und nachEuropa werden zurzeit (2024) nur vonBrussels Airlines (nachBrüssel) angeboten.[140]Es bestehen weiterhin Verbindungen zu benachbarten westafrikanischen Hauptstädten, die von afrikanischen Fluggesellschaften angeboten werden.[10] Im Gegensatz zur Handelsflotte gehören die liberianischen Fluggesellschaften zu den unsichersten der Welt. Liberia ist eines von nur sechs Ländern weltweit, aus denen kein einziges Luftfahrtunternehmen den Luftraum derEU benutzen darf oder gar innerhalb der EU landen darf.[141]
Es existieren gegenwärtig zwei größere Flughäfen in Liberia, derRoberts International Airport und der kleinereSpriggs Payne Airport. Beide haben eineAsphaltpiste. Weiterhin gibt es 51 unbefestigte Flugplätze, von denen keiner eine Länge von mehr als 2500 m hat. Diese können wegen der überwuchernden Vegetation nahezu nirgends genutzt werden und sind auch von der Regierung gesperrt.[Anmerkung 11]
Die wichtigsten Städte Liberias befinden sich an der Küste und besitzen Häfen oder Ankerplätze. Die Küstenschifffahrt bietet oft eine Alternative zum schlecht ausgebauten Straßennetz. Die Befahrbarkeit der Flüsse ist dagegen wegen zahlloser Stromschnellen und Untiefen nur auf küstennahe Abschnitte beschränkt.
Viele Schifffahrtsgesellschaften fahren unter liberianischer Flagge, was vor allem an den niedrigen Kosten (keine Steuern über die Gebühren für die Registrierung hinaus) und der Verschwiegenheit der Behörden liegt. Dadurch hat Liberia, anBruttoregistertonnen gemessen, die zweitgrößte Flotte der Welt. 2020 waren es schon etwa 4600 registrierte Schiffe.[143]
Die liberianische Flotte ist inzwischen zudem eine der sichersten; in den maßgeblichen Ranglisten derHafenstaatkontrollen (U.S. Coast Guard, Paris MOU, Tokyo MOU) nimmt die Flotte Liberias seit längerem einen Spitzenplatz ein. Der Sitz des Registers istNew York. Liberia verfügt über fünf Häfen; derFreeport Monrovia ist der größte Handelshafen des Landes und wurde im Zweiten Weltkrieg mit amerikanischer Unterstützung errichtet.
Die staatliche liberianische Telekommunikationsbehörde hat ein Festnetz aufgebaut, das aber als sehr störanfällig gilt. Inzwischen ist fast das ganze Land durchMobilfunknetze abgedeckt. In allen größeren Städten wurdenInternetcafés eröffnet, dieÜbertragungsgeschwindigkeit ist jedoch extrem gering. Äußerst selten sieht man in den Straßen immer noch kleine Holzhäuser, in denen ein öffentlicher Telefonanschluss verlegt ist und ein Betreiber beinahe Tag und Nacht gegen Entgelt anbietet, Verbindungen herzustellen oder Anrufe entgegenzunehmen.[8][Anmerkung 12]
Mit dem Aufbau des Energieversorgungsnetzes in Liberia wurde in den 1940er Jahren begonnen. Es blieb zunächst auf die Küstenregion beschränkt, wo die Industrie- und Hafenanlagen, Verwaltungs- und Handelseinrichtungen, Krankenhäuser und Hotels als verlässliche Abnehmer vorhanden waren. Die landwirtschaftlichen Regionen im Hinterland waren nur punktuell an das Stromnetz angeschlossen. Die bisher größte Investition in das Energienetz stellte der Bau desMount-Coffee-Staudamm dar. DiesesWasserkraftwerk wurde 1966 in Betrieb genommen, aber noch 1990 im Bürgerkrieg zerstört.[Anmerkung 13] Bereits Mitte der 1970er Jahre wurde das Kraftwerk auf vier Generatoren erweitert und die veralteten Übertragungsleitungen ersetzt. Dieses steht seit Jahren defekt still.[144] Wer es sich von der Bevölkerung leisten kann, kauft sich winzige bis mittelgroße Klein-Generatoren für sein Privathaus oder Geschäft. Es gibt im ganzen Land seit Kriegsende kein kommunales Stromnetz mehr. Selbst Regierungsgebäude benutzen eigene Anlagen, die nur das jeweilige Haus versorgen.
2005 wurden 320.000.000 kWhelektrische Energie erzeugt, was weniger als der Hälfte der Energieproduktion von vor 20 Jahren entspricht.[145] Die Infrastruktur wurde während des Bürgerkrieges beschädigt und der Neubau verzögerte sich. Mit Unterstützung aus dem Ausland gelang es das Kraftwerk desMount-Coffee-Staudamms Ende 2016 wieder in Betrieb zu nehmen.[146]
Zu den größten Problemen Liberias gehört die fehlende Infrastruktur zur Abfallbeseitigung. Selbst in der Metropolregion Monrovias sind zusammen nur acht Mülltransporter vorhanden. Eine kontrollierte Deponierung der Siedlungsabfälle erfolgt seit Frühjahr 2012 in den Hauptstraßen Monrovias.[Anmerkung 14] Ein zweiter Aspekt dieses Problems sind die enormen Niederschläge: Das Regenwasser wird in den Müllhaufen kontaminiert und verteilt sich und Teile des Abfalls in der Innenstadt. Durch die fehlenden sanitären Voraussetzungen ist der Ausbruch von Infektionskrankheiten und Seuchen abzusehen.[147]
Gruppe junger Frauen in Festtracht, ethnologische Sammlung (um 1910)
Der Gedanke an dieGeister der Ahnen, der Verstorbenen, anIdole undAmulette spielt bei den Völkern der westafrikanischen Küste eine große Rolle. Gesang, Masken und Maskentänze werden bei allenZeremonien genutzt. Sie dienen denMedizinmännern bei ihrenBeschwörungszeremonien, um den Kranken in starkem Maße psychologisch zu beeinflussen. Die afrikanischen Religionen bilden den Hintergrund für die Einordnung derHeilkunde und Heilmethoden als magische Praktiken und realer Erfahrungsschatz. Alle wichtigen Lebensetappen – Geburt, Geschlechtsreife, Hochzeit, Krankheit, Tod –, aber auch praktische Tätigkeiten wie Jagen und Fischen, Herstellung von Waffen und Werkzeugen waren mit Magie verbunden.[8][148][149]Zum Leben der Volksgruppen gehört noch immer die Zugehörigkeit und die Ausübung bestimmter Rituale in Geheimbünden, wie demPoro.
Das Wissen und die Geschichte der indigenen Völker wurde über Jahrhunderte in Form derOralliteratur bewahrt und weitergegeben. Auch in den liberianischen Völkern lebten alsStoryteller verehrte Männer, die auswendig gelernte Texte und Neuigkeiten aus den zuvor besuchten Orten verbreiteten. Diese hoch angesehenen Männer reproduzierten ihre Texte, verfeinert durch Gestik, Musik, Tanz und pantomimische Ausdrucksformen, als Mythen, Märchen, Fabeln und Lieder bei Dorffesten, Hochzeiten, Entbindungen, Heilungszeremonien, Totenfeiern oder während der Durchreise und erhielten dafür Unterkunft, Speise und Trank.[150]
Als bekanntester liberianischer Schriftsteller giltWilton G. S. Sankawulo, der auch eine Zeit Präsident Liberias war. Sankawulo gehörte zum Volk der Kpelle und übersetzte dieBibel in diese Sprache. Er sammelte und publizierte Märchen und Fabeln seiner Heimat (beispielsweise:Marriage of Wisdom and Other Tales from Liberia), schrieb zahlreiche Abhandlungen und Erzählungen und wirkte mehrere Jahrzehnte als Hochschullehrer für Literatur und Englisch. Sein letzter RomanSundown at Dawn: A Liberian Odyssey erschien 2005.[151]
Aus der liberianischen Literaturszene stammt der in die USA ausgewanderteLyriker und AutorMelvin Beaunorus Tolson, der sich in New York derHarlem group of Negro writers anschloss. Eine Sammlung von Gedichten erschien 1950 unter dem TitelLibretto for the Republic of Liberia.[152]
Zu den Buchempfehlungen derNew York Times und derWashington Post des Jahres 2008 gehört dieautobiographische ErzählungThe House at Sugar Beach der in Monrovia geborenen JournalistinHelene Cooper. Die Autorin gehört zur ethnischen Gruppe derCongo.
Eine Bewältigung der jüngsten Geschichte mit den traumatischen Erfahrungen des Bürgerkrieges enthalten zahlreiche Werke junger Schriftsteller und Lyriker, von denen etliche in den 1990er Jahren ins Exil gingen, so auch Patricia Jabbeh Wesley.[153]
In den 1930er Jahren bereiste der britische SchriftstellerGraham Greene Westafrika und schilderte seine Erlebnisse in der 1936 erschienenen ReportageJourney without Maps. Zu den bemerkenswertesten Erlebnissen dieser Reise gehörte sein Zusammentreffen mit dem damaligen Chef der liberianischen Grenzschützer, ColonelElwood Davis. Dieser hatte im Auftrag der Regierung mit roher Gewalt die Aufstände verschiedener Volksgruppen niedergeschlagen und herrschte danach noch einige Jahre in der Region Grand Bassa alsArchetypus eines gesetzlosen Warlords.
Tänze sind in weiten Teilen Afrikas integraler Bestandteil des täglichen Lebens und für die Menschen wichtige kulturelle Ausdrucksform, aber auch selbstverständliche Verbindung zu den Ahnen und deren Seelen. An den Tänzen ist die ganze (Dorf-)Gemeinschaft beteiligt; es gibt zwar Tänzer und Nicht-Tänzer, diese erfüllen jedoch auch eine wichtige Funktion. Die traditionellen Tänze werden auch zunehmend bei staatlichen Feiertagen oder als folkloristisches Element aufgeführt, die Gefahr einer Verfremdung und Verflachung nimmt damit zu.[8][148]
In der Musik werden eine Vielzahl von Trommeln, Rasseln und Perkussionsinstrumenten verwendet. Besonders beliebt und weitverbreitet, weil auch billig, ist diesasa, eine Kalebassenrassel, die mit einem Netz mit Schlagkügelchen umgeben ist. Traditionelle Instrumente sind auchXylophone,Schlitztrommeln, Saiteninstrumente (Rahmenzither,Pluriarc undMusikbogen), kleineGlocken und quer geblasene Hörner(túru) aus Holz und Tierhorn oderElfenbeintrompeten.[154]
Auf Wunsch des Präsidenten Tubman wurde 1963 dieCape-Palmas Military Band gegründet. Sie war für die musikalische Ausgestaltung von Militärparaden und Staatsbesuchen zuständig und wurde bei staatlichen Feiertagen und Festveranstaltungen eingesetzt. Die Militärkapelle verfügte über ein hohes musikalisches Können.
Die aktuelle liberianische Musikszene orientiert sich seit den 1980er Jahren verstärkt an westlichen Vorbildern und hat sowohl Einflüsse vonReggae undHip-Hop als auch westafrikanische Ethnomusik als Vorbilder. Eine Besonderheit stellte derStimmimitator und inChinesisch singendeEntertainerEmmanuel Uwechue dar.[155] Der wohl bekannteste traditionelle Sänger Liberias ist Sundaygar Dear Boy, der meist in der Landessprache Bassa singt.
Das Cavallabecken im westlichen Liberia ist seit Jahrhunderten die Heimat kunstbegabter Holzschnitzer, die sich auf die Anfertigung von rituellen Masken, Talismanen und Figuren sowie kleinformatigen Möbelstücken spezialisiert haben. Zahlreiche europäische Museen besitzen umfangreiche Kunstsammlungen mit Artefakten der Region. Die Masken haben kultisch-rituelle Bedeutung, waren aber auch als Statussymbol in Gebrauch. Nach einer Studie des deutsch-schweizerischen VölkerkundlersEberhard Fischer vomMuseum Rietberg inZürich kommen in diesem Gebiet Westafrikas etwa 140 Typen von Masken vor, deren Symbolik und Verbreitung er untersuchen konnte.[8][148][149]
Weibliche Kultfigur der Mende
Zeremonial-Gegenstand, Volk der Wee, spätes 19. Jahrhundert.
Hölzerne Tanz-Maske, Volk der Bassa, spätes 19. Jahrhundert
Die traditionelle Bauweise derindigenen Bevölkerungsgruppe hat sich über Jahrhunderte an die Lebensbedingungen im tropischen Regenwald und der Savanne angepasst und besteht aus einfachen, mit Blätterdach gedeckten Holzhütten oder aus Lehmhäusern mit Strohdach in den Savannen. Von Volksgruppe zu Volksgruppe unterschiedlich sind Schmuckformen – beispielsweise schnitzwerkverzierte Balken, auch das Mobiliar wird oft kunstvoll verziert.[8]
Das in der Regenwaldregion dominierende „Firstdachhaus“ besitzt eine Länge von 4 bis 5 Metern und einen Innenraum von etwa 20 Quadratmetern. Das zum Hausbau benötigte Material wird aus der unmittelbaren Umgebung des Siedlungsplatzes bezogen und besteht ausvegetabilen Baustoffen, beispielsweise geflochtenen Matten, Palmblättern, Reisig und Stroh sowie bearbeiteten Hölzern für die tragenden Ständerkonstruktionen.[156] Die Standzeit der Häuser ist wegen der verwendeten Baumaterialien begrenzt und setzt häufige Instandhaltungsarbeiten voraus. Palmblattdächer müssen im Turnus von drei Jahren neu gedeckt werden. Deshalb sind Wellblechdächer immer mehr im Kommen, jedoch für viele Familien zu teuer.
Die Hausarchitektur der Savannenregion hat das zylindrische Rundhaus übernommen, das überwiegend aus Lehm erbaut wird. Die Errichtung dieser Gebäude ist aufwändiger und setzt meist die Mithilfe des Familienclans oder der Dorfbevölkerung voraus. Diese Häuser besitzen einen Durchmesser von drei bis fünf Metern und somit eine nutzbare Fläche von maximal etwa 20 Quadratmetern.[157]
Sonderformen der Architektur stellen die von den Muslimen errichteten Moscheen und verschiedentlich errichtete Palastbauten dar.[158]
Die nach Afrika eingewanderten ehemaligen Sklaven wollten diese traditionellen Hausformen nicht übernehmen und kopierten die in den Südstaaten der USA populäre Architektur. Eine geringe Zahl von Regierungs- und Verwaltungsgebäude blieben aus dieser Zeit erhalten.[159][160]
Bereits um 1900 begann als Ergebnis der fortschreitenden Missionierung ein reger Bau von Kirchengebäuden. Hierbei wurde die Ziegelsteinbauweise bevorzugt und man orientierte sich an der traditionellen europäischen (neoromanischen und neogotischen) Architektur. In den entstehenden Städten und größeren Siedlungen wurden nur wenige Steingebäude errichtet, da Holz in großer Vielfalt und preiswert verfügbar war.
Ein deutlicher Wandel im Baustil der europäisch geprägten Architektur – sogenannte „Kolonialstilbauten“ – fand nach demErsten Weltkrieg statt. Billige Industriebaumaterialien – vor allem dasWellblech – verdrängten die bisherigen Naturbaustoffe und wurden zum Statussymbol des modernen Bauens. Heute sind sie entwertet und Synonym für die Slum-Architektur der Townships.[158] Heute versucht nahezu jeder, der es finanziell ermöglichen kann, Wellblechplatten(zinc) für sein Dach in unterschiedlicher Qualität zu verwenden, da dieses nicht wie die Naturdächer alle drei Jahre gewechselt werden muss.
Zu den bemerkenswertesten Gebäuden in der Altstadt Monrovias zählt derMasonic Temple, das Haus der liberianischenFreimaurerloge – heute eine von Obdachlosen bewohnte Ruine.
Anfang der 1950er Jahre erhielt eine Gruppe jungerafroamerikanischer Architekten aus denSüdstaaten der USA, darunter Henry Clifford Boles, einen Lehrauftrag an der neu gegründeten Universität of Liberia im Fach Architektur und Städtebau.[Anmerkung 15] Ihre Aufgabe bestand neben der Lehrausbildung einheimischer Architekten auch in der Planung von mehreren Mustergebäuden, die als amerikanische Entwicklungshilfe angesehen wurden: DieMonrovia Elementary School (1954) und das gleichfalls in Monrovia errichtete BürogebäudeMines and Geology Office of Liberia (1955) ebenfalls entsprachen dem amerikanischen Baustandard.[161][Anmerkung 16]
Die traditionelle Küche Liberias basiert auf derwestafrikanischen Küche und bietet ein reichhaltiges, abwechslungsreiches Nahrungsangebot, zu dem neben Gemüsen und Früchten auch Reis, Mais und Hirse als Grundlage gehören. Fisch und Fleisch (von Ziegen, Rindern, Geflügel, auch Wild) werden vor der Verwendung durch Räuchern haltbar gemacht, in der Regel wird aber schlachtfrisches Fleisch verwendet. Als Getränk ist Wasser gebräuchlich, bei Festen wirdIngwerbier, Palmwein und Rum gereicht. Durch den Einfluss der Anglo-Liberianer wurden auch neue Speisen und Rezepte übernommen, zu denen auch die Kartoffel zählt.[Anmerkung 17]
Landestypische Speisen sind: Cassava (Maniok) in unterschiedlichsten Zubereitungsvarianten, Kochbananen, genannt Plantains, Reis, Mais, Eintopfgerichte mit Kohl, Fufu und Palava Sauce.[162] Nun nach dem Krieg kauft die Bevölkerung kaum den besseren, aber teurenCountry Rice aus dem eigenen Land, sondern aus Asien importiertenBroken Rice.
Junge Bundu-Frauen (völkerkundliche Sammlung von 1912)
Die „traditionelle liberianische Kleidung“ gibt es nicht: Kleidung variiert nicht nur mit dem Geschlecht und Alter des Trägers, sondern wird auch von seiner sozialen und wirtschaftlichen Situation bestimmt. Spezielle Kleidung für die Teilnahme an Zeremonien und Ritualen hat sich schon in vorgeschichtlicher Zeit herausgebildet. Die heute bevorzugte Kleidung ist durch Einflüsse der westlichen und muslimischen Moralvorstellungen entstanden; afrikanische Vorstellungen werden bei der Textilherstellung in Muster und Farbigkeit beachtet. Während der Kolonialisierung Afrikas wurden erstmals Kleidungsstile übernommen – zunächst waren es Uniformen der Soldaten und Matrosen. In den Städten und auf den küstennahen Plantagen wurde der Einfluss der europäischen und amerikanischen Mode fühlbar, man importierte entsprechende Kleidung als Statussymbole (dunkle oder helle Anzüge, Amtsroben, auch Schuhwerk). Die heutige Kleidung ist auch stark durch Milieu-Zugehörigkeit geprägt. Bei den Jugendlichen bevorzugen bestimmte ländliche Gruppen eine militärisch anmutende Kleidung, die städtische Jugend ist an europäischen Jeans- und T-Shirts als Statussymbolen interessiert.[163]
Besonders im Landesinnern gilt es als Traditionsbruch, wenn die Frauen nicht den Wickelrock, genanntLappa, tragen. Am Muster des Lappa kann eine Frau die Herkunft ihrer Trägerin erkennen.
Die NichtregierungsorganisationReporter ohne Grenzen sieht in Liberia erkennbare Probleme für die Pressefreiheit.[165]
Die ersten internationalen Nachrichtenverbindungen waren zweiSeekabel, die deutsche und französische Kabelgesellschaften vor der Küste Westafrikas um das Jahr 1910 verlegten.Von der Station Monrovia aus wurden von der deutschen Betreibergesellschaft in den Folgejahren zwei weitere Kabel nachTogo,Kamerun undNamibia bzw. überBrasilien undUruguay nachArgentinien verlegt. Auch Frankreich nutzte eigene, von Monrovia ausgehende Seekabel, um die zentralafrikanischen Kolonien zu erreichen. Schon im Ersten Weltkrieg trafen die ersten Funkgeräte ein; einen modernen Funktelegrafen erhielt die liberianische Regierung in den 1940er Jahren als Geschenk der USA. 1959 erhielten zwei liberianischeFunkamateure die Lizenz für den Aufbau einesMittel- und Kurzwellensenders inPaynesville mit einer maximalen Sendeleistung von 10 Kilowatt. DieAmateurfunk-Kennung des Senders warELRS und wurde zumSynonym für den Liberianischen Rundfunk. Nach dem Testbetrieb wurde die Station 1960 verstaatlicht und diente als erstes elektronisches Massenmedium. Mit Unterstützung des Präsidenten Tubman wurde 1964 auch das ersteFernsehstudio Liberias eröffnet. Der staatliche FernsehsenderELTV war zunächst nur in der Umgebung der Hauptstadt zu empfangen. Die Modernisierung der Sendetechnik erfolgte in den Folgejahren, cofinanziert durch japanische und amerikanische Staatsverträge. Seit den 1960er Jahren bestanden auch mehrere, von den Bergwerksgesellschaften betriebene Funkstationen, die als Zusatzprogramm Nachrichten und Unterhaltungsmusik, auch in den wichtigsten Landessprachen, sendeten. Erwähnt sei auch die Sendetechnik der Flughäfen und der Hafenbehörde von Monrovia und den anderen Hafenstädten des Landes, die jedoch ausschließlich der Kommunikation mit der liberianischen Handelsflotte und den ankommenden Schiffen (Seefunk) diente. Als Reaktion auf die Unabhängigkeitsbewegungen in den zerfallenden Kolonialreichen Afrikas installierte die USA bei Monrovia eine militärische Sendestation, die entsprechendePropagandasendungen vonVoice of America in zahlreichen afrikanischen und europäischen Sprachen übertrug.
Radio ELWA in Monrovia ist der älteste christlicheRundfunksender Afrikas. Neben Englisch sendet die Radiostation in den Sprachen Grebo, Kru, Gola, Bassa, Kpelle, Kissi, Dan, Krahn und Loma. Der Sender wurde am 18. Januar 1954 in Betrieb genommen. Seit den 1980er Jahren besaßen auch andereMissionsstationen und die katholische Kirche in Monrovia eigene Sendestudios (Radio Veritas) und Frequenzen, um christlich-religiöse Inhalte in Radiosendungen zu verbreiten. Auch diese Sender wurden ein Opfer des Krieges. Inzwischen überträgt ein neuer Sender der katholischen Kirche auch Bildungs- und Informationsprogramme, da der Radioempfang in dem Land das zurzeit sicherste Medium darstellt.[51] Im Bürgerkrieg wurden alle liberianischen Sendestationen im Land von den Rebellen erobert und zerstört. Für eine Übergangszeit wird der Rundfunkempfang liberianischer Programme überRadio France Internationale und denBBC-Worldservice ermöglicht. Gegenwärtig arbeitet eine Gruppe von Nachrichtentechnikern und Redakteuren an einem Neustart des staatlichen Rundfunk und Fernsehprogramms und war schon erfolgreich.[166]
Durch ausländische Lizenzpartner besteht bereits ein erstes PrivatfernsehenDC-TV; die Mehrzahl der Programme wird überSatellitenfernsehen empfangen.
Der liberianische JournalistenverbandPress Union of Liberia (PUL) bemüht sich um eine sachliche, unparteiische Darstellung der Nachrichten und Ereignisse.Einer der beliebtesten Radiosender ist das private Star-Radio oder der Sender der UN, genannt UNMIL-Radio.
Im Jahr 2022 nutzten 30,1 Prozent der Einwohner Liberias das Internet.[167]
Populärste Sportart istFußball, aber auchBasketball und zahlreiche andere Sportarten werden betrieben. In Monrovia befinden sich zwei neu erbaute Stadien; ansonsten ist keine nennenswerte sportliche Infrastruktur im Land vorhanden, die internationale Wettkampfbedingungen erfüllt. Die meisten international erfolgreichen liberianischen Sportler trainieren und leben im Ausland.[8] Außerdem gewann der LiberianerGeorge Weah als bisher einziger Afrikaner die Auszeichnung zum Weltfußballer – demBallon d’Or.
Liberia versteht sich als christliches Land; staatliche Feiertage entsprechen dem Vorbild der USA.Es werden neben den Nationalen Feiertagen auch die religiösen Feste des Islam und des Christentums gefeiert. Neben diesen Feiertagen werden religiöse, traditionelle und kulturelle Feste zu bestimmten Zeiten im Jahr gefeiert.[169]
↑Städte: Eine bereits von der Tubman-Regierung erlassene Verwaltungsvorschrift definiert jede Siedlung mit mehr als 1.000 Einwohnern als Stadt, unabhängig von der vorhandenen Infrastruktur.
↑Nebenfrauen: „Die in vielen afrikanischen Kulturen bestehendePolygamie wurde massiv von den christlichen Kirchen Liberias bekämpft, jedoch auch durch das von der ameriko-liberianischen Oberschicht etabliertePatronagewesen schamlos unterwandert. Dies geschah meist mit Billigung der jeweiligen Familien, die ihre Töchter zur Ausbildung oder beliebigen Vorwänden als »outside wives« in den Haushalt überstellten. Die aus solchen außerehelichen Beziehungen hervorgegangenen Nachkommen waren jedoch in der liberianischen Gesellschaft anerkannt und wurden nicht, wie in europäischen Gesellschaften, wegenUnehelichkeit diskriminiert.“
↑Ausländische Initiativen:Internationale Organisationen und private Vereine unterstützten mit eigenen Projekten – hier sei auf das 1999 von den „Friends of Liberia“ gestartete „Liberian Education Assistance Project“ (LEAP) verwiesen: in drei Jahrgangskursen wurden von Mentoren 147 Jugendliche und Erwachsene alsVolksschullehrer ausgebildet, die seit 2002 auf 42 Schulen im ganzen Land verteilt wurden.
↑Gefälschte Diplome: „Eine US-amerikanische Untersuchungsbehörde kam 2003 im Auftrag des Boston College, „Center for International Higher Education“ einem florierenden Handel mit gefälschten Universitätsdiplomen aus Liberia auf die Spur. Exil-Liberianer und US-Bürger hatten in Tateinheit mir korrupten liberianischen Offiziellen drei fiktive Universitäten erschaffen, um Diplome und Doktor-Titel gegen Zahlung einer „Verwaltungsgebühr“ auszustellen. Die an der „St.-Regis-Universität“, „James Monroe-Universität“ und „Robertstown Universität“ erworbenen Diplome sind demzufolge wertlose Fälschungen.“
↑Medizinische Infrastruktur:Zum Wiederaufbau der technischen Infrastruktur gehören auch medizinische Laboratorien, Kühlhäuser, Testlabors und Schulungsprogramme für Pflegekräfte insbesondere im Phebe-Hospital in Gbarnga.
↑Ur- und Frühgeschichte:Eine Erforschung der Ur- und Frühgeschichte Liberias wurde durch die Bildungselite des Landes als bedrohlich aufgefasst, denn die Ergebnisse hätten ihren Machtanspruch unterminieren können. Auf Druck der USA wurde Liberia in den 1970er Jahren von einem Team aus renommierten US-Wissenschaftlern: Archäologen, Anthropologen, Ethnologogen und Linguisten der Universität Boston, systematisch bereist, es stand unter Leitung des Afrika-Experten W. Creithon Gabel.
↑Fischfang: „Bereits seit 1956 besteht ein Gesetz, das den Fischfang und die wirtschaftliche Nutzung der liberianischen Hoheitsgewässer regelt. Die Zone der Hoheitsgewässer wurde auf 200 Meilen ausgeweitet, um den Bedürfnissen der nationalen Küstenfischerei zu entsprechen. Innerhalb der Hoheitsgewässer dürfen nur Fischerei-Unternehmen agieren, die eine staatliche Lizenz erhalten haben. Im Binnenland setzt das Fischen und Angeln ebenfalls den Besitz einer Lizenz voraus.“
↑Fischereiflotte: „Die liberianische Fischereiflotte besteht nach einem FAO-Bericht (siehe Haakonsen (1992), S. 85) zum Großteil aus ehemalsgriechischenFischtrawlern, die aus dem (überfischten)Mittelmeer an die fischreiche westafrikanische Küste verlegt wurden und deren Besatzung zum größten Teil ausGhanaern besteht. Die Entsendung der Trawler wurde im Rahmen einesJoint Venture legitimiert. Im Gegenzug liefert Liberia einen vertraglich vereinbarten Anteil am Fangaufkommen an die beteiligten griechischen Fischereiunternehmen.“
↑Zweitwährung: „Im Land wird auch der US-Dollar als Zahlungsmittel anerkannt, welcher bei allen höheren Summen aufgrund der sonst zu vielen Scheine benutzt wird.“
↑Funknavigation:Bis 1997 befand sich in Liberia eine wichtige Anlage zurglobalen Funknavigation, deren heute noch vorhandener Sendemast das höchste Bauwerk in Afrika bildet.
↑Telefonbuden: „Es handelt sich dabei meist nicht um einen Münzfernsprecher, sondern um ein normales Mobil-Telefon, für dessen Benutzung ein Entgelt nach Dauer fällig wird. Bis auf wenige Straßen in der Hauptstadt gibt es im ganzen Land keine Telefonleitungen mehr, da wegen des Kupfers diese von meist Kindersoldaten rausgerissen und verkauft wurden.“
↑Notstromversorgung: „Seit dem Bürgerkrieg basiert die Energieerzeugung auf einer Vielzahl von Kleinkraftwerken (zum Beispiel aus abgewrackten Schiffen ausgebaute Generatoren) und einigenWärmekraftwerken.“
↑Deponieproblem:Besonders prekär ist die Situation bei Industrieabfällen. Die Mehrzahl der übervölkerten Vorstädte gleichen inzwischen einer Mülldeponie mit großen Mengen an Plastikresten (Trinkwasserflaschen).
↑Entsendeabkommen:Die Entsendung erfolgte auf ausdrücklichen Wunsch des liberianischen PräsidentenWilliam S. Tubman an den US-PräsidentenHarry S. Truman (Point–Four–Program).
↑Musterfarm:In gleicher Weise wurde Francis E. Griffin entsandt, um eine Musterfarm und verschiedene Anlagen aufzubauen.
↑Tischmanieren:Die afrikanischeTischsitte die Speisen alsFingerfood einzunehmen war bei der Oberschicht verpönt und wirdin Gesellschaft von Ausländern auch vermieden.
↑Liberia. In: Landeskundliche Informationsseite (WELT-BLICK). Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 5. November 2010; abgerufen am 17. Oktober 2010.Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäßAnleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.welt-blick.de
↑Heinrich Rid:Das Buch vom Boden. Eugen-Ulmer-Verlag, Stuttgart 2008,ISBN 978-3-940984-12-8, 2. Geologische Formationen, 3. Bodentypen, 10. Bodennutzung,S.30–38, 76–78, 260–264,.
↑abcdefghijklmnPatricia Levy, Michael Spilling:Liberia. In:Cultures of the World. Marshall Cavendish Benchmark, New York 2010,ISBN 978-0-7614-3414-6,S.140.
↑abcThomas Streissguth:Liberia in pictures. In:Visual geography series. Twenty-First Century Books, Minneapolis 2006,ISBN 0-8225-2465-1,S.80.
↑abcdefLiberia. In: Landeskundliche Informationsseite (LIS). Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 9. März 2010; abgerufen am 17. Oktober 2010.Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäßAnleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/liportal.inwent.org
↑abHeike Barnitzke u. a.:Länder Völker Kontinente. Das große Lexikon der Welt. Universo-Verlag, München 2008,ISBN 978-3-940984-12-8, Sierra Leone, Liberia, Burkina Fasso,S.224.
↑Africa. Climate. In: Website des ISRIC Soil Information System. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 18. Mai 2013; abgerufen am 28. Oktober 2010 (englisch).
↑Africa. Countries and Hydrologic Basins. In: (Primärquelle:) Food and Agriculture Organization of the United Nations (FAO). Abgerufen am 31. Oktober 2010 (englisch, französisch).
↑FAO-UNESCO (Hrsg.):Soil Map of the World 1974 Maßstab 1:5.000.000. Paris 1977.
↑Wolfgang Zech und Gerd Hintermaier-Erhard:Böden der Welt – Ein Bildatlas. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg Berlin 2002,ISBN 3-8274-1348-6, H: Immerfeuchte Subtropen (Ostseitengebiete);Kapitel=I:Immerfeuchte Tropen (Regenwaldgebiete),S.84–85; 90–95.
↑Liberian mongoose. In: Arkive – Images of Live on earth. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 13. Dezember 2013; abgerufen am 23. Oktober 2010.
↑Diana-guenon. In: Arkive – Images of Live on earth. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 11. August 2010; abgerufen am 23. Oktober 2010.
↑Red-colobus. In: Arkive – Images of Live on earth. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 23. Dezember 2010; abgerufen am 23. Oktober 2010.
↑Chimpanzee (Pan troglodytes). In: Arkive – Images of Live on earth. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 18. April 2013; abgerufen am 23. Oktober 2010.
↑Peter Göbel:Das Naturerbe der Menschheit. Landschaften und Naturschätze unter dem Schutz der UNESCO. Frederking und Thaler, München 2001,ISBN 3-89405-512-X, Nimbaberge,S.54–55.
↑abcEndergebnisse der Volkszählung von 2008NPHC 2008 Report Final. (PDF; 676 kB) In: Liberian Institut of Statistics and Geo-Information-Systems (LISGIS). Abgerufen am 11. Oktober 2010 (englisch).
↑Population, total. In: World Economic Outlook Database.Weltbank, 2023, abgerufen am 7. November 2024 (englisch).
↑Origins and Destinations of the World’s Migrants, 1990–2017. In:Pew Research Center’s Global Attitudes Project. 28. Februar 2018 (pewglobal.org [abgerufen am 30. September 2018]).
↑abThe World-Factbook – Liberia. In: The Central Intelligence Agency (CIA). Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 31. August 2020; abgerufen am 15. Oktober 2010.Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäßAnleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.cia.gov
↑Veronika Fuest:A job, a shop, and loving business: Lebensweisen gebildeter Frauen in Liberia. In:Göttinger Studien zur Ethnologie.Band1. Lit Verlag, Münster 1996,ISBN 3-8258-2644-9, Handel, Patronage und kulturelle Distanz: zur Beziehung zwischen Ameriko-Liberianern und kolonisierten Afrikanern,S.33–37.
↑abcdeLiberia. In: Webseite der OrganisationThe fund for peace (NGO). Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Februar 2011; abgerufen am 31. Oktober 2010.Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäßAnleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.fundforpeace.org
↑abcdefJoanne Maher (Hrsg.):Europa World Yearbook.Band2:Kazakhstan–Zimbabwe. Taylor & Francis Group, 2004,ISBN 1-85743-255-X,ISSN0071-2302, Liberia,S.2647–2648.
↑Frederick Starr:Liberia. Description, History, Problems. 1913, Leading events in liberian history,S.251–255.
↑Matthias Basedau:Liberia. In: Dieter Nohlen, Michael Krennerich, Bernhard Thibaut:Elections in Africa. A Data Handbook. Oxford University Press, New York 1999, S. 507–522, hier S. 509.
↑Robin Dunn-Marros et al:The Liberians: An Introduction to their History and Culture. In: Donald A. Ranard (Hrsg.):Culture Profile.Band19. Washington 2005,S.74.
↑Mart Martin:The Almanac of Women and Minorities in World Politics. Westview Press Boulder, Colorado, 2000, S. 230.
↑Caroline Daley, Melanie Nolan (Hrsg.):Suffrage and Beyond. International Feminist Perspectives. New York University Press, New York 1994, S. 350.
↑United Nations Development Programme:Human Development Report 2007/2008. New York, 2007,ISBN 978-0-230-54704-9, S. 346.
↑Christine Pintat:Women’s Representation in Parliaments and Political Parties in Europe and North America In: Christine Fauré (Hrsg.):Political and Historical Encyclopedia of Women: Routledge New York, London, 2003, S. 481–502, S. 489.
↑abJune Hannam, Mitzi Auchterlonie, Katherine Holden:International Encyclopedia of Women’s Suffrage. ABC-Clio, Santa Barbara, Denver, Oxford 2000,ISBN 1-57607-064-6, S. 10.
↑Helga Fleischhacker:Parteiensystem und Verfassung in Afrika: Strukturen – Funktionen – Typen. Wiesbaden VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2010, S. 77, Anmerkung 63.
↑Mart Martin:The Almanac of Women and Minorities in World Politics. Westview Press Boulder, Colorado, 2000, S. 231.
↑Emil Maria Claassen, Pascal Salin:The Impact of stabilization and structural adjustment policies on the rural sector. Rom 1991,ISBN 92-5102894-X, Liberias dual agricultural economy and the urgend need for currency reform,S.133–147 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑Robin Dunn-Marros et al:The Liberians: An Introduction to their History and Culture. In: Donald A. Ranard (Hrsg.):Culture Profile.Band19. Washington 2005,S.74.
↑Adekeye Adebajo:Building peace in West Africa. Liberia, Sierra Leone, and Guinea-Bissau. Lynne Rienner Publishers, Boulder 2002,ISBN 1-58826-077-1, S. 62.
↑Joanne Maher (Hrsg.):Europa World Yearbook.Band2:Kazakhstan–Zimbabwe. Europa Publications, 2004,ISBN 1-85743-255-X,ISSN0071-2302, Liberia, Statistical Survey,S.2642.
↑abcADAC (Hrsg.):Das ADAC Länderlexikon. ADAC-Verlag, München 2002,ISBN 3-89905-095-9, Liberia,S.362–363.
↑Marlies Uken:Schifffahrt: Italien erstattet den Reedern komplett die Lohnsteuer. In:Die Zeit. 1. Juli 2014,ISSN0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 2. Mai 2019]).
↑Joanne Maher (Hrsg.):Europa World Yearbook.Band2:Kazakhstan–Zimbabwe. Europa Publications, 2004,ISBN 1-85743-255-X,ISSN0071-2302, Liberia, Agriculture,S.2642.
↑Map Cassava production per county. (PDF; 2,7 MB) In: Liberia Institute of Statistics & Geo-Information Services (LISGIS). Abgerufen am 16. Oktober 2010 (englisch).
↑Albrecht, Birgit u. a.:Der Fischer Weltalmanach 2008. Hrsg.: Hanswilhelm Haefs. Fischer Taschenbuch, Frankfurt am Main 2007,ISBN 978-3-596-72008-8,S.831.
↑Jan M. Haakonsen:Artisomal Fisheries and Fihermen’s Migration in Liberia. In: Centre for maritime research (Hrsg.):MAST.Band5/2, 1992,ISSN0922-1476,S.75–87 (englisch,marecentre.nl [PDF;600kB]).
↑David L. Wiles:Coastal zone vulnerability and adaption to climate change. Hrsg.: Environmental protection agency of Liberia. Monrovia 2005,S.23 (unfccc.int [PDF;966kB] Volltext).
↑Stefan von Gnielinski:Der traditionelle Fischfang in Westafrika: Liberia, Elfenbeinküste, Sierra Leone. Weltforum-Verlag, München 1976,ISBN 3-8039-0138-3,S.VII, 196.
↑Mineral Property Map of Liberia. (PDF) Liberian Ministry of Lands, Mines and Energy, Februar 2011, abgerufen am 15. Februar 2011 (englisch, Geologische Übersichtskarte, Konzessionsgebiete und Bodenschätze).
↑Liberia – Money. In: Nation Encyclopedia Onlineportal. Abgerufen am 17. Oktober 2010 (englisch).
↑Liberia – Geld. In: ReiseportalAfrika-Reisen. Abgerufen am 17. Oktober 2010.
↑Joanne Maher (Hrsg.):Europa World Yearbook.Band2:Kazakhstan–Zimbabwe. Europa Publications, 2004,ISBN 1-85743-255-X,ISSN0071-2302, Liberia, Weights and Measures,S.2647.
↑Brussels Airlines. In: Brussels Airlines Informationsportal. Abgerufen am 17. Oktober 2010.
↑The EU Air Safety List. (PDF; 51 kB) In: EUROPEAN COMMISSION – Informationsportal zum Luftverkehr. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 25. Februar 2017; abgerufen am 26. Juli 2017.
↑abcAltafrikanische Heilkunst. Europäische Reiseberichte des 16. bis 19. Jahrhunderts. In: Heinrich Loth (Hrsg.):Reclams Universal-Bibliothek.Band1062. Philipp Reclam jun. Leipzig, 1986,DNB870090801,S.248.
↑abJudith Miller, Philip Keith, Jim Haas:Tribal Art. Dorling Kindersley, London 2006,ISBN 1-4053-1289-0, Liberia und Elfenbeinküste,S.26–33.
↑Georges Ngal:Das Afrika-Lexikon. Hrsg.: Jacob E. Mabe. Peter-Hammer-Verlag, Wuppertal 2001,ISBN 3-87294-885-7, Oralliteratur,S.474–475.
↑Liberian Author: Wilton Sankawulo, Sr. In: Webseite der Familie zum Gedenken an Wilton Sankawulo. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 15. Juli 2011; abgerufen am 23. Oktober 2010.
↑Melvin Beaunorus Tolson:Libretto for the Republik of Liberia. In:Gedichtband. (Reprint). Collier-Macmillian, London 1970,S.80.
↑Oyeniyi Okunoye:Das Afrika-Lexikon. Hrsg.: Jacob E. Mabe. Peter-Hammer-Verlag, Wuppertal 2001,ISBN 3-87294-885-7, Literaturen in afrikanischen Sprachen: Westafrika,S.355–357.
↑Liberian village (1947). In: Internetportal der Getty Images, Inc. Abgerufen am 4. November 2010 (Histor. Bildmaterial des HULTON-Archives).
↑abAnnemarie Fiedermutz-Laun:Das Afrika-Lexikon. Hrsg.: Jacob E. Mabe. Peter-Hammer-Verlag, Wuppertal 2001,ISBN 3-87294-885-7, Architektur,S.55–60.
↑Max Belcher, Svend E. Holsoe, Bernard L. Herman:A land and life remembered: Americo–Liberians folk architecture. (Bildband). Univ. of Georgia Press, Atlanta 1988,S.XII, 176.
↑Dreck Spurlock Wilson:African American architects (1865–1945). Biographical Dictionary. Routledge, New York 2004,ISBN 0-415-92959-8, Henry Clifford Boles; Francis E. Griffin,S.XII, 176.
↑Food in Liberia. In: “Food in every Country” Online-Portal. Abgerufen am 18. Oktober 2010.
↑Kerstin Bauer:Das Afrika-Lexikon. Hrsg.: Jacob E. Mabe. Peter-Hammer-Verlag, Wuppertal 2001,ISBN 3-87294-885-7, Kleidung,S.296–297.
↑(> Liberia) Athletes’ biographies section. In: Internetportal der IAAF. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 9. Februar 2008; abgerufen am 5. November 2010 (Datenbank der besten Leichtathleten).