Christoph Bernhard Levin Matthias Schücking (*6. September1814 inMeppen; † 31. August1883 inPyrmont) war eindeutscherSchriftsteller undJournalist.
Levin Schücking war der älteste Sohn desArenbergischen Amtmanns, Richters und ReligionshistorikersPaulus Modestus Schücking und von dessen Ehefrau, der DichterinKatharina Sibylla Schücking geb. Busch und stammt aus der westfälischen PatrizierfamilieSchücking. Für beide Eltern ist eine Abstammung von nicht-legitimierten Söhnen aus Adelsgeschlechtern wie denDroste zu Hülshoff im 16. Jahrhundert nachgewiesen.[1] Er verbrachte seine Kindheit und Jugend bis 1829 imMarstall des barockenJagdschlosses Clemenswerth inSögel, Emsland. Nach dem Umzug nachMünster im Jahr 1829 besuchte er das dortigeGymnasium Paulinum; nach einem weiteren Umzug nachOsnabrück 1831 das dortigeGymnasium Carolinum, an dem er 1833 sein Abitur ablegte.[2]
Schücking studierte inMünchen,Heidelberg undGöttingenRechtswissenschaften und kam nach abgeschlossenem Jurastudium 1837 zurück nachMünster, wo er im Kreis der sogenannten „Heckenschriftsteller-Gesellschaft“ mitElise Rüdiger,Annette von Droste-Hülshoff, Luise von Bornstedt,Wilhelm Junkmann undChristoph Bernhard Schlüter verkehrte. Er gab schon bald die juristische Laufbahn auf und wandte sich ganz der Literatur zu. Um ihn dabei zu fördern, stellte Annette von Droste zu Hülshoff ihm eigene Beiträge zur Verfügung, die er z. B. bei seiner Mitarbeit am WerkDas malerische und romantische Westphalen (1841) verwertete.
Ab 1838 arbeitete Schücking anKarl Gutzkows ZeitschriftTelegraph für Deutschland mit und wurde durch diesen entscheidend gefördert. Er veröffentlichte auch viele Beiträge inJohann Friedrich CottasMorgenblatt für gebildete Leser und in anderen belletristisch-kritischen Blättern.
1841 wurde er durch die Vermittlung seiner ‚mütterlichen‘ Freundin Annette von Droste-Hülshoff Bibliothekar bei deren Schwager, dem FreiherrnJoseph von Laßberg aufSchloss Meersburg am Bodensee. 1842/43 erhielt er eine Anstellung alsPrinzenerzieher beimFürsten Wrede inMondsee bei Salzburg, bevor er im Herbst 1843 als Redakteur derAllgemeinen Zeitung, der damals einflussreichsten Zeitung Deutschlands, nachAugsburg berufen wurde.
Am 7. Oktober 1843 heiratete er die SchriftstellerinLouise von Gall, mit der er sich lange zuvor nur aufgrund eines intensiven Briefwechsels verlobt hatte. Er zog 1845 von Augsburg nachKöln, wo er das Feuilleton derKölnischen Zeitung leitete, reiste 1846 im Auftrag der Zeitung nachParis und 1847 für längere Zeit nachRom. In Paris traf er mehrfach mitHeinrich Heine zusammen. Bis 1852 blieb er Feuilletonredakteur derKölnischen Zeitung.
Ende 1852 zog er sich auf sein Anwesen im westfälischenSassenberg zurück. 1855 starb hier seine Frau. Schücking arbeitete weiterhin für zahlreiche Zeitschriften und Tageszeitungen, verfasste Romane, Novellen, Reisebücher, kleine Feuilletons und Rezensionen, reiste 1862 zurWeltausstellung nach London, 1864 erneut nachItalien, 1867 zurWeltausstellung nach Paris und hielt sich immer wieder für längere Zeit in Münster auf.
Schücking starb im Alter von 68 Jahren anBauchspeicheldrüsenkrebs im Sanatorium seines Sohnes, des Geheimen SanitätsratsAdrian Schücking inBad Pyrmont. Sein Grabdenkmal befindet sich auf dem Friedhof an der Lortzingstraße in Bad Pyrmont.
Mit seiner Frau Louise, geb. von Gall, hatte Schücking fünf Kinder:
Theophanie (Rufname:Theo) Schücking war die erste Lebensgefährtin der Schweizer SchriftstellerinMeta von Salis. Aus der Ehe Lothar Carl Levin Schückings mit Luise Wilhelmine Amalie geb. Beitzke (1849–1920) gingen die SöhneLothar Engelbert Schücking (1873–1943),Walther Schücking (1875–1935) undLevin Ludwig Schücking (1878–1964) hervor.
Schücking hat ein vielseitiges und umfangreiches Werk hinterlassen, das fast alle literarische Gattungen einschließt, hinsichtlich der Bedeutung aber schwankt. Besonders als Erzähler und Kritiker spielte er mehrere Jahrzehnte lang eine große Rolle in der Literatur. Landschaftlicher Hintergrund vieler seiner Erzählwerke sindWestfalen und dasRheinland, was ihm die Bezeichnung eines „westfälischenWalter Scott“ eintrug. Seine unbändige Fabulierlust, seine Neigung zu romantischen Verwicklungen und spannenden, abenteuerlichen Geschichten machten ihn beim Lesepublikum zwischen 1850 und 1880 außerordentlich populär. Er pflegte in seine Erzählwerke aber auch anregende und geistreiche Gespräche einzuflechten und weltanschauliche Positionen sowie Zeitfragen kontrovers zu diskutieren. Neben Zeitromanen hat er zahlreiche historische Romane und Novellen, aber auch Reiseliteratur,biographische Werke, Dramen und Gedichte geschrieben.
Als Journalist hat er eine unüberschaubare Anzahl literaturkritischer, feuilletonistischer Arbeiten und Essays publiziert, die weitestgehend verschollen und bibliographisch bislang nicht erschlossen sind. So verfasste er auch für die von 1850 bis 1865 beimÖsterreichischen Lloyd in Triest erschienene MonatsreiheIllustrierte[s] Familienbuch regelmäßig Literaturkritiken.
Schückings journalistischer Beruf und seine herausragende Stellung als Autor führten ihn mit vielen prominenten Zeitgenossen des politischen und kulturellen Lebens zusammen. Aufschlussreich sind in diesem Zusammenhang seineLebenserinnerungen, die allerdings mit dem Jahr 1849 abbrechen und unvollendet blieben. Die Beziehungen zu seinem Förderer Karl Gutzkow, seinem FreundFerdinand Freiligrath und zu seiner langjährigen Weggefährtin Annette von Droste-Hülshoff sind für Schückings Entwicklung von großer Bedeutung gewesen. Mit den drei Autoren hat er ebenso zusammengearbeitet wie mit seiner Frau Louise von Gall. So veröffentlichte er gemeinsam mit Freiligrath 1841Das malerische und romantische Westphalen und schrieb zusammen mit Annette von Droste-Hülshoff die Novelle „Der Familienschild“, die 1841 imMorgenblatt für gebildete Leser erschien. Später gab er Droste-Hülshoffs Werke heraus, verfasste eine erste Biographie über sie und setzte sich stark für ihr literarisches Werk ein. Wenig schmeichelhaft ist das Bild, das er in dem RomanDie Ritterbürtigen (1846) in der Figur der intriganten Stiftsdame Allgunde Gräfin von Quernheim von ihr zeichnet. Diese bewusst karikierende Darstellung führte zum endgültigen Bruch mit der Freundin.
Schücking bewunderte den schottischen RomanschriftstellerWalter Scott und ließ sich von ihm ebenso beeinflussen wie von der Prosa desJungen Deutschland.
In einigen Städten und Gemeinden wurden nach Levin Schückings Tod Straßen nach ihm benannt, so u. a. eine Straße inDortmund, eine Allee inMünster und ein Weg inWickede (Ruhr). Auch inSassenberg und inWarendorf gibt es eine Schücking-Straße.
AmSchwarzen Bären in Göttingen befindet sich seit 1933 eineGöttinger Gedenktafel für ihn.[3]
1997 konnte aufgrund von Privatinitiativen inSögel ein Schücking-Museum eingerichtet werden, das u. a. Exponate aus dem Nachlass Levin Schückings zeigte und sich der Erforschung des Nachlasses und der Pflege des literarischen Erbes Schückings widmete. Das Museum präsentierte eine Dauerausstellung, die sich auch mit Louise von Gall, Alfred Schücking, Modestus Schücking, Catharina Busch und Annette von Droste-Hülshoff beschäftigte. Gleichzeitig wurde eine Schücking-Gesellschaft gegründet. 2003 musste das Museum jedoch geschlossen werden, da eine langfristige finanzielle Unterstützung des Museums durch die öffentliche Hand nicht erreicht werden konnte. Im Zuge der Museumsschließung löste sich auch die Schücking-Gesellschaft wieder auf.
Personendaten | |
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NAME | Schücking, Levin |
ALTERNATIVNAMEN | Schücking, Christoph Bernhard Levin Matthias |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Schriftsteller |
GEBURTSDATUM | 6. September 1814 |
GEBURTSORT | Meppen |
STERBEDATUM | 31. August 1883 |
STERBEORT | Pyrmont |