Leutesdorf
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 50° 27′ N,7° 23′ O50.4513888888897.388611111111175Koordinaten:50° 27′ N,7° 23′ O | |
Bundesland: | Rheinland-Pfalz | |
Landkreis: | Neuwied | |
Verbandsgemeinde: | Bad Hönningen | |
Höhe: | 75 m ü. NHN | |
Fläche: | 10,88 km2 | |
Einwohner: | 1775 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 163 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 56599 | |
Vorwahl: | 02631 | |
Kfz-Kennzeichen: | NR | |
Gemeindeschlüssel: | 07 1 38 038 | |
LOCODE: | DE 83F | |
Adresse der Verbandsverwaltung: | Marktstraße 1 53557 Bad Hönningen | |
Website: | www.leutesdorf-rhein.de | |
Ortsbürgermeister: | Markus Konitzer (CDU) | |
Lage der Ortsgemeinde Leutesdorf im Landkreis Neuwied | ||
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Leutesdorf ist eineOrtsgemeinde imLandkreis Neuwied inRheinland-Pfalz. Sie gehört derVerbandsgemeinde Bad Hönningen an.
Geographie
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Leutesdorf liegt unmittelbar nordwestlich desNeuwieder Beckens am rechten Ufer desMittelrheins gegenüber der StadtAndernach an den Hängen desRheinischen Schiefergebirges. Die Ortschaft erstreckt sich auf einem höchstens etwa 500 m breiten Abschnitt und verjüngt sich gemeinsam mit dem Rheintal nach Süden hin. Das Gemeindegebiet gehört zumNaturpark Rhein-Westerwald. Der im Rheintal gelegene Westen wirdnaturräumlich zurAndernacher Pforte gezählt und der gesamte Norden zumRhein-Wied-Rücken. Dort erreicht es mit373 m ü. NHN nahe der nördlichen Grenze seinen höchsten Punkt. Zu Leutesdorf gehören dieWohnplätze Haus Haselberg, Hubertusburg, Jakobshof, Kloster Johannesburg, Marienburg und Windhausen.[2] DieMarienburg und das Kloster Johannesburg liegen jedoch innerhalb des Ortes.
Regelmäßig werden Teile des Orts bei Hochwasser überschwemmt. Davon ist das Unterdorf besonders stark betroffen. Zeitweise steht das Wasser dann in der ersten Etage der direkt am Rhein gelegenen Häuser. Leutesdorf ist das älteste und größte Weindorf am unterenMittelrhein. Bereits im 6. Jahrhundert wurde hier an den Hängen des RheinsWein angebaut. Bekannt ist Leutesdorf auch wegen seinesBrombeerweines.
Geschichte
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Ortsgeschichte
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- 588 erster Nachweis für Weinbau in Leutesdorf:Venantius Fortunatus erwähnt die Rebhänge von Leutesdorf in seinem ReisegedichtDe navigio suo (Über seine Schiffsreise) über seineMoselfahrt vonMetz nachAndernach mit demFrankenkönigChildebert II.[3]
- am 1. Juli 868 wurde Leutesdorf erstmals urkundlich unter dem Namen „Liuduuinesthorp“ erwähnt, nämlich als KönigLudwig der Deutsche den Fronhof in Leutesdorf an dieFürstabteiHerford inWestfalen schenkte.[4]
- Vom 13. Jahrhundert bis zum Ende der männlichen Erbfolge um 1460 starker Einfluss derVögte von Leutesdorf.
- 1419 kam Leutesdorf nach dem Aussterben der Hammersteiner Burggrafen an daskurtrierischeAmt Hammerstein.
- 1543 kam der Fronhof in Besitz desKlostersMarienstatt.
- 1597 wurde Leutesdorf Mitglied derLinzer Union.
- 1618 wurde dieZenn (der Zehnthof) durch den kurtrierischenSchultheiß Kuno Schmitz erbaut. Er diente u. a. denTriererKurfürsten als Wohnsitz bei ihren Jagdaufenthalten.
- ImDreißigjährigen Krieg erhielt Leutesdorf eineZollstätte; das 1638 erbaute Zolltor besteht noch heute und dient als Wohnhaus.
- 1646/47 Bau derWallfahrtskirche zum Heiligen Kreuz (auf Initiative von Johannes Rieden). In der Krypta gibt es eineNachbildung des Heiligen Grabes.
- 1750 Bau derMarienburg amRheinufer durch den kurtrierischen Hofrat Ernst Anton Sohler.
- 1803 gelangte Leutesdorf in den Besitz des Fürsten vonNassau-Usingen und gehörte von 1806 an zumHerzogtum Nassau.
- 1810 wurde der Fronhof privates Weingut.
- Ab 1815 gehörte Leutesdorf zur preußischenRheinprovinz.
Der Ortsname wandelte sich im Laufe der Jahrhunderte von „Liuduuinesthorp“ und „Liudwinesthorp“ (Volksfreunddorf) 868 über „Ludesdorp“ (1333) zu „Leudesdorf“ (1665). Seit Ende des 19. Jahrhunderts heißt der Ort Leutesdorf. Die Bevölkerung ist überwiegend katholisch (1993: 80 %).
Einwohnerentwicklung
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Die Entwicklung der Einwohnerzahl von Leutesdorf, die Werte von 1871 bis 1987 beruhen auf Volkszählungen:[5]
Jahr | Einwohner |
---|---|
1815 | 1.200 |
1835 | 1.390 |
1871 | 1.598 |
1905 | 1.800 |
1939 | 2.042 |
1950 | 2.432 |
1961 | 2.396 |
Jahr | Einwohner |
---|---|
1970 | 2.311 |
1987 | 2.047 |
1997 | 2.005 |
2005 | 1.904 |
2011 | 1.860 |
2017 | 1.739 |
2023 | 1.775[1] |
Politik
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Gemeinderat
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]DerGemeinderat in Leutesdorf besteht aus 16 Ratsmitgliedern, die bei derKommunalwahl am 9. Juni 2024 in einerpersonalisierten Verhältniswahl gewählt wurden, und demehrenamtlichenOrtsbürgermeister als Vorsitzendem.
Die Sitzverteilung im Gemeinderat:
Wahl | SPD | CDU | Gesamt |
---|---|---|---|
2024 | 5 | 11 | 16 Sitze[6] |
2019 | 7 | 9 | 16 Sitze[7] |
2014 | 6 | 10 | 16 Sitze |
2009 | 6 | 10 | 16 Sitze |
2004 | 4 | 12 | 16 Sitze |
Bürgermeister
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Markus Konitzer (CDU) wurde am 8. Juli 2024 Ortsbürgermeister von Leutesdorf.[8] Bei derDirektwahl am 9. Juni 2024 hatte er sich mit einem Stimmenanteil von 68,8 % gegen seinen Vorgänger durchgesetzt.[9]
Konitzers Vorgänger Heinz-Willi Heisterkamp (SPD) hatte das Amt am 19. August 2019 von Volker Berg (CDU) übernommen, der nach zehn Jahren im Amt nicht erneut kandidiert hatte.[10]
Wappen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]![]() | Blasonierung: „In Gold auf gewölbtem grünem Boden der silbern nimbierte hl. Laurentius mit blauem Ober- und Untergewand, mit der Rechten einen aufrecht stehenden schwarzen Rost, in der Linken ein rotes Buch haltend.“ |
Wappenbegründung: Der hl.Laurentius ist der Schutzpatron der Pfarrkirche von Leutesdorf. Die Darstellung des hl. Laurentius zeigt schon das LeutesdorferSchöffensiegel von 1476. Seit wann das Wappen rechtsgültig ist, ist nicht bekannt. |
Kultur und Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Unter dem NamenWeinkul-Tour wurde 2003 in Leutesdorf ein 3,2 km langer Wanderweg mit 33 Thementafeln zum Thema Wein eingerichtet, der aus einem Weinlehrpfad aus dem Jahr 1989 hervorging.
Museum
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Seit dem 15. Mai 2011 befindet sich ein kleines Dorfmuseum in einer zum Gemeindezentrum umgebauten ehemaligen Schnapsbrennerei in der Nähe des Rheins. Es bietet einen guten Einblick in die Geschichte des Weinanbaus und zeigt viele Gerätschaften und Dokumente aus vergangener Zeit und auch Einblicke in die Arbeiten der heute noch bestehenden 14 Nachbarschaften.
Nachbarschaften
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]In Leutesdorf gibt es 14 Nachbarschaften, wie sie auch in vielen Orten am Mittelrhein zu finden sind. Die Ursprünge reichen bis in das Mittelalter. Namentlich genannte Nachbarschaften sind durch ihre Nachbarschaftsbücher aus der Zeit nach demDreißigjährigen Krieg bekannt. In Leutesdorf sind diese Bücher meist jüngeren Datums, es sind aber Vorgängerbücher vermerkt, die verbrannt oder unbrauchbar geworden sind. Die Nachbarschaften benannten sich nach Straßen, Kirchen, Heiligenhäuschen oder in neuerer Zeit nach Gemarkungen. In den Büchern werden Geburten, Todesfälle, Katastrophen oder andere Vorkommnisse im Dorf festgehalten.
Nach dem Bau der Eisenbahnstrecke um 1870 kam es zu Neugründungen von Nachbarschaften oberhalb der Bahnlinie. Die letzte Neugründung ist die Nachbarschaft „Hochkreuz“ 1991.
Die Aufgaben der Nachbarschaften sind in den Satzungen festgehalten. Dazu gehörten früher unter anderem die Hilfe bei Katastrophen, Geburt, Sterbefällen, das Waschen der Toten, Anfertigen des Totenhemdes, Gestellung von Sargträgern. Manche Nachbarschaften hatten auch eigene Kleidervorschriften.
Der Vorstand einer Nachbarschaft ist der „Amtmann“, ihm zur Seite stehen Beisitzer, Schriftführer und Kassenwart.
Klosterhöfe und Klöster
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Der ältesteKlosterhof ist einFronhof, dessen Ursprünge lückenlos bis in das 9. Jahrhundert nachgewiesen sind.
- Der Fronhof war bis in das 16. Jahrhundert Verwaltungszentrum für 30 Hofstellen am Rhein und imWesterwald, die überwiegend den für dasStift Herford auch aus liturgischen Gründen wichtigen Wein herstellten.
- Heute stehen auf dem Grundstück das mit seinerBarockfassade dem Rhein zugewandte im Kernromanische Haupthaus das alte Kelter- und das Vogtshaus, derendendrochronologische Datierung vorerst bis ins 15. Jahrhundert zurückgeht. Unter dem Mauerputz an der Rheinseite liegen dreiBiforienfenster; das ehemalige Erdgeschoss mit vier Eingangstoren wurde in derMarienstätter Zeit zum Kellergeschoss und nachdem im 18. Jh. mehrere Hochwasser eine Renovierung notwendig machten, mit Bauschutt vom Abbruch des Dachgeschosses verfüllt und in der Sockelzone verstärkt. In allen Häusern und im Hof finden seit der Restaurierung 1980 verschiedene Veranstaltungen mit internationalen Kunstausstellungen, Konzerten, Vorträgen, Tanztheater und Performances statt. Da sich ein Weihwasserbecken in Würfelkapitellform im Hof bei Kanalarbeiten fand, sollte die Nutzung als frühmittelalterliche Eigenkirche „duas casas dominicatas cum ecclesias“, wie es in der SchenkungsurkundeLudwigs des Deutschen an die Fürstabtei Herford heißt, weiter untersucht werden. Im mitgenannten „Aruemberge in angeresgowe gelegen“ hat sich die Kirche erhalten, trotz Besitzerwechsel an Kurtrier. Eine Schatzsage zum Fronhof ist aufgezeichnet.
- Die Zinn (Zenn oder Zehnthof) wurde Anfang desDreißigjährigen Krieges vomkurtrierischen Schultheiß Kuno Schmitz erbaut. Nach einer wechselvollen Geschichte wurde der Gebäudekomplex 2013 bis 2015 zurJugendherberge Kloster Leutesdorf umgebaut.[11]

- Weitere klösterliche Einrichtungen sind das Christkönigshaus – Mutterhaus der Johannesmissionare und die Johannesburg – Mutterhaus der Johannesschwestern. Das Christkönigshaus steht neben der Heilig-Kreuz-Kirche und die Johannesburg in der Bungert-Allee.
- Der Nonnenhof, erstmals erwähnt 1138, gehörte zurAbtei Sankt Thomas in Andernach. Heute ist er renoviert und befindet sich in Privatbesitz.
Zolltor
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Das Zolltor wurde 1547 erbaut. 1690 wurde es vom kurtrierischen HofbaumeisterJohann Christoph Sebastiani im Barockstil umgestaltet.
Der Leutesdorfer Zoll wird erstmals am 24. Januar 1309 erwähnt. KaiserHeinrich VII. überließ demAachener Geldverleiher Bartholomäus den Leutesdorfer Zoll zur Begleichung seiner Schulden. Im April 1309 kaufte er ihn wieder zurück. Nach dem Tod Heinrichs 1313 wird vereinbart, dass derKölnerErzbischof jährlich 200 PfundTuronenser Königsgroschen als Entschädigung für den von ihm angerichteten Schaden am Leutesdorfer Zoll zu entrichten hat.
Von da an finden sich 300 Jahre lang keine geschichtlichen Eintragungen mehr über den Leutesdorfer Zoll. Im Jahr 1616 wird in Hammerstein ein neuer Zoll errichtet, der wird aber wegen des Dreißigjährigen Krieges nach Leutesdorf verlegt. Erstmals 1638 tauchen in Taufbüchern wieder Leutesdorfer Zöllner auf. Ende 1688 war der Zoll nicht mehr besetzt. 1690 lässt der Kurfürst das Zollgebäude instand setzen, was mehrere Rechnungen belegen.
Dass die Zöllner sehr wohlhabend gewesen sein müssen, beweisen die vier herrschaftlichen Häuser, die sich an das Zolltor nordwärts anschließen. Sie tragen in Mauerankern die Zahlen 1687, 1770 und 1780. Die Zöllner, Beseher und Nachgänger erbauten sie auf eigene Rechnung und sie gingen bei ihrem Tod auf die Nachfolger über. 1805 wurde der Leutesdorfer Zoll aufgehoben.
Heute, nach einer aufwändigen Renovierung, ist das Zolltor bewohnt. Bei den Renovierungsarbeiten wurde im Keller eine gusseiserne Ofenplatte mit dem Wappen des KurfürstenJohann Hugo von Orsbeck gefunden. Auf der Südseite sindHochwassermarken aus verschiedenen Jahrhunderten. Neben dem Schlussstein ist eine kleine Statue des Dorfheiligen Sankt Laurentius.
Weitere Bauwerke
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Zu den Sehenswürdigkeiten von Leutesdorf zählt die gesamte Rheinfront. Geht man von Süden kommend durch die August-Bungert-Allee, die von alten Platanen gesäumt wird, kommt man an dem mit ionischen Stilelementen verzierten Bungert-Haus vorbei. Gleich daneben ist die Johannesburg. Sie ist das Mutterhaus des Ordens derJohannesschwestern von Maria Königin. Daran anschließend ist das Hotel Leyscher Hof mit seiner wunderschönen Rheinterrasse. Geht man jetzt weiter durch das Zolltor von 1638, gelangt man in die Rheinstraße, wo alte Fachwerkhäuser und ehemalige Klosterhöfe stehen. Bekannt ist die Rheinfront aus der FernsehserieMS Franziska.
Die am Ortsende Richtung Hammerstein stehendeWallfahrtskirche Heiligkreuz mit der Nachbildung des Heiligen Grabes und der nahe liegendenÖlbergkapelle mit dem Grab vonJohannes Haw ist ebenfalls sehenswert.
Die Ursprünge der in der Ortsmitte gelegenen katholischenPfarrkirche St. Laurentius gehen auf eineromanische Kirche zurück, der Turm ist noch aus dieser Zeit. Die heutige Kirche wurde um 1730 im Wesentlichen von dem kurtrierischen HofbaumeisterPaul Kurz erbaut. Bemerkenswert ist dieStumm-Orgel von 1735. Neben der Kirche befindet sich der Friedhof.
Heiligenhäuschen und Kreuze
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Im Ort gibt es noch mehrereHeiligenhäuschen und Kreuze, wie das Siechenkreuz am Rhein oder das Hochkreuz am Ortsende am Fuß der Weinberge und das Lingässer Kreuz in der Bungert-Allee. An verschiedenen Häusern sind kleine Reliefs in die Hauswand eingelassen, die Stationen des „Sieben Kniefall Weges“ waren.
Mordkreuz am Olterbach
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Am Olterbach, unweit der Gemarkungsgrenze zu Hammerstein, ließ der Leutesdorfer Daniel Mohr 1715 ein steinernes Kreuz zum Gedenken an seine dort ermordete Ehefrau Gertrud errichten. Das Kreuz steht unmittelbar am rechten Fahrbahnrand der B 42 in Richtung Hammerstein. Es ist in der Literatur unterMohrsches Mordkreuz beschrieben. Auf dem Sockel trägt es die Inschrift:
„ANNO 1715 DEN•17•OCKTOBERIST•DANIELL•MOHR•BORGER•AVS•LEVDESTORFF•S•H•F•GERDREVDT•ALL HIER•DOT GESCHLAGEN•WORDEN•VON•NICKLAS KOTzET VON•NELEN•HAVSEN•D•S•G•G.“
(Erläuterung der Abkürzungen: SHF = seine Hausfrau oder seines Haus’ Frau, DSGG = der Seele Gnade Gott.)
Natur und Wandern
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Durch die Gemarkung Leutesdorf führen derRheinsteig, derLimeswanderweg und derRhein-Radweg. Oberhalb der Weinberge liegt das seit 1935 ausgewiesene NaturschutzgebietLangenbergskopf mit seltenen mediterranen Pflanzen. Von dort gelangt man zur „Edmundshütte“, die im Sommer an Sonn- und Feiertagen bewirtschaftet wird. Noch weiter oberhalb befinden sich Streuobstwiesen mit einem Apfel-Lehrpfad.Auf der Höhe ist auch eine Brombeerplantage, die zu der Gastwirtschaft „Brombeerschenke“ gehört. In ihr kann man alles genießen, was aus Brombeeren gemacht werden kann: von Waffeln mit heißen Brombeeren bis zu Brombeerwein und Likör. Etwas Besonderes ist der Ausblick über das gesamte Neuwieder Becken.
Regelmäßige Veranstaltungen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Beim jährlichenWinzerfest und dem Winzerzug ist Leutesdorf zu einem Anziehungspunkt nicht nur für Weinliebhaber geworden und füllt die kleinen Gassen,Straußwirtschaften und den Rummel an derRhein-Promenade drei Tage lang mit Leben. Die Straußwirtschaften sind teilweise auch schon in den frühen Sommermonaten geöffnet.
- Karnevalsumzug, Konzerte im HotelLeyscher Hof.
- St. Laurentius Kirmes, organisiert vom Kath. Junggesellen Verein 1857 e. V.
- Theateraufführungen der Theatergruppe Leutesdorf.
- Schützenfest.
- Alljährlich findet am Ostermontag derEmmausgang statt.
- Am Muttertag wird in den Weinbergen von Leutesdorf ein „Kulinarisches Weinerlebnis“ ausgerichtet. Dort bieten die heimischen Winzer und Gastronomen Speis und Trank an.
Wirtschaft und Infrastruktur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Den größten Anteil an der heimischen Wirtschaft haben die Winzer. Leutesdorfer Wein ist bekannt für seine Qualität und wird immer wieder ausgezeichnet. Für den täglichen Bedarf stehen eine Metzgerei und eine Tankstelle zur Verfügung.
Im Dorf befindet sich eine Zahnarztpraxis. Mehrere Handwerksbetriebe und Dienstleister, ein Campingplatz sowie eine Maschinenbaufirma runden das Angebot ab. Auf dem Gelände neben dem Zehnthof entstand eine moderne Jugendherberge mit 160 Betten. Die Eröffnung war im Juni 2015.
Weinbau
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Die in Leutesdorf imWeinanbaugebiet Mittelrhein ansässigen 17 Winzerbetriebe bearbeiten die drei HauptlagenRosenberg,Gartenlay undForstberg. Dort sind rund eine Million Rebstöcke angepflanzt. Hauptsorte der ausgezeichneten und von Weinführern empfohlenen Gewächse ist derRiesling. Daneben werdenKerner,Spätburgunder,Dornfelder,Müller-Thurgau, in gehobener Qualität auchRivaner genannt,Grauburgunder,Blauer Portugieser,Gewürztraminer und auch etwasChardonnay angebaut. Im Jahr 1927 gab es in Leutesdorf 75 einzelne Weinberglagen auf 130 ha, mit 1,3 Millionen Weinstöcken. Im Juni 1944 und 1972 wurden Teile der Weinberge durch heftige Unwetter und einen Bergrutsch verwüstet. Dieser reichte über die Hauptstraße hinweg bis auf die Bahngleise.
Im Rahmen derFlurbereinigung in den 1970er Jahren wurden 2.378 Einzelparzellen zusammengelegt, neue Wirtschaftswege und 10,5 Kilometer neue Stützmauern gebaut. Die Weinberge sind alleSteillagen mit 30–70 % Steigung. Der Boden ist ein Tonschieferverwitterungsboden, der nach Süden hin einen immer höher werdenden Bimsanteil hat. Durch die Ausrichtung der Anbauflächen nach Süd bis Südwest erhalten sie viel Sonneneinstrahlung, was natürlich die Qualität der Weine beeinflusst. Ebenso spielt die Nähe des Rheins eine große Rolle wegen der Luftfeuchtigkeit, die von ihm ausgeht.
Früher besaß dasKlosterMaria Laach mehrere Weinberge in Leutesdorf, die vonAndernacher Winzern bestellt wurden. Heute gibt es nur noch einen symbolischen Weinberg mit einem Rebstock. Für einzelne Winzerbetriebe lässt sich ein durchgehender Familienbesitz bis 1640 nachweisen.
Die Weinkönigin von Leutesdorf ist zugleich Weinkönigin von Andernach. Für die amtierende Weinkönigin wird jedes Jahr ein Baum gepflanzt.
Bergbau
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Im 19. Jahrhundert wurde in Leutesdorf auch Bergbau betrieben. Im Bachmühltal, an der nördlichen Ortsgrenze, erstreckte sich das BergwerksfeldSchieferbergwerk Leutesdorf. Es reichte vonFahr (Neuwied) bis Leutesdorf und landeinwärts bis nachAltwied. Dort wurde Schiefer für Hausbedachungen abgebaut. In einem Stollen im Bachmühltal, alsBergwerksfeld Leo benannt, stieß man auch auf eine Kupferader, allerdings gibt es keine Belege, ob diese tatsächlich abgebaut wurde. Oberhalb der Leutesdorfer Kirche wurde im Tagebau Kupfererz abgebaut. 1857 wird in einer Zeitung dieGrube Lena in der Nähe von Leutesdorf genannt, in der geringe Mengen Brauneisenstein gewonnen wurden.
Am südlichen Ortsende befand sich seit 1530 ein Steinbruch, in dem Schiefer abgebaut wurde. Vermutlich ist dieser Steinbruch, der bis 1886 betrieben wurde, von dem Andernacher Patrizier Ludwig Hillesheim angelegt worden. Er transportierte den Schiefer mit Schiffen nach Andernach.
Verkehr
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Durch den gesamten Ort führen die vielbefahreneBundesstraße 42 und dierechtsrheinische Eisenbahntrasse, die überwiegend von Güter- und Nahverkehrszügen benutzt wird. Durch das Zusammentreffen von Eisenbahn, Straßenverkehr und Schifffahrt als Hauptverkehrsadern auf engstem Raum leidet Leutesdorf unter einer hohen Lärmbelastung. Der HaltepunktLeutesdorf (Rhein) derDeutschen Bahn wird von derRhein-Erft-Bahn (RB 27) im Stundentakt bedient.
Linie | Verlauf | Takt |
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RB 27 | Rhein-Erft-Bahn: Mönchengladbach Hbf –Rheydt Hbf –Rheydt-Odenkirchen –Hochneukirch –Jüchen –Grevenbroich –Rommerskirchen –Stommeln –Pulheim –Köln-Ehrenfeld –Köln Hbf –Köln Messe/Deutz –Köln/Bonn Flughafen –Troisdorf –Friedrich-Wilhelms-Hütte –Menden (Rheinl) –Bonn-Beuel –Bonn-Oberkassel –Niederdollendorf –Königswinter –Rhöndorf –Bad Honnef (Rhein) –Unkel –Erpel (Rhein) –Linz (Rhein) –Leubsdorf (Rhein) –Bad Hönningen –Rheinbrohl –Leutesdorf (Rhein) –Neuwied –Engers –Vallendar –Koblenz-Ehrenbreitstein –Koblenz Hbf Stand: Fahrplanwechsel Dezember 2023 | 60 min |
Leutesdorf hat außerdem drei Haltestellen der Buslinie Koblenz – Neuwied – Linz.
Bis 1985 bestand zwischen Leutesdorf und Andernach eine Fährverbindung mit einer Personen- und Autofähre. Das erste Fährrecht wurde am 5. Mai 1682 an den Leutesdorfer Fährmann Mattheiß Nalbach übertragen. Von 1865 bis 1915 fuhr eineGierfähre, anschließend bis 1985 eine Motorfähre. Die Fährverbindung ist mit der Eröffnung des Erlebniszentrums zumGeysir in Andernach im Mai 2009 als Personenfähre reaktiviert worden, als Fährschiff dient das reguläre Schiff vom Besucherzentrum zum Geysir auf demNamedyer Werth.[12] Die Fähre verkehrt nicht täglich von Andernach nach Leutesdorf.
Öffentliche Einrichtungen und Vereine
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Grundschule
- Kindergarten
- Heiltherapeutisches Zentrum für Mehrfachbehinderte
- Die ARGE Kulturlandschaft: Sie ist eine Einrichtung Leutesdorfer Bürger, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Kulturlandschaft in und um Leutesdorf zu pflegen. So haben die Mitglieder, fast alle sind Rentner und Pensionäre, alte, verwilderte Wiesen freigeschnitten und den Apfellehrpfad auf den Höhen Leutesdorfs angelegt. Neben Zuschüssen aus Landesmitteln wird die Arbeit der Rentner durch den Verkauf von Brennholz finanziert, das bei Pflegearbeiten anfällt.
- Generalkurie derMissionare vom Hl. Johannes dem Täufer und derJohannesschwestern von Maria Königin
Persönlichkeiten, die im Ort gewirkt haben
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- August Bungert, Dichter und Komponist (* 14. März 1845 inMülheim an der Ruhr; † 26. Oktober 1915 in Leutesdorf)
- Johannes Haw, Begründer des Johannesbundes (* 26. Mai 1871 inSchweich; † 28. Oktober 1949 in Leutesdorf)
- Guta von Freydorf-Stephanow, Bildhauerin und Malerin, (* 23. Januar 1911 inWaldshut; † 31. Dezember 1998 inKarlsruhe)
- Josef Stingl, ehemaliger Präsident der Bundesanstalt für Arbeit († 19. März 2004 in Leutesdorf)
- Marthavon Laffert, Kunstmalerin (* 4. Juli 1883 inLennep; † 11. Juni 1966 in Leutesdorf) lebte von 1918 bis 1966 in Leutesdorf
- Ursula Goldau, Künstlerin (* 1950 in Leutesdorf), lernte zunächst bei Martha von Laffert, dann bei Guta von Freydorf-Stephanow, lebt und arbeitet heute inOffenbach am Main
- Paul B. Steffen, römisch-katholischer Theologe, Missionswissenschaftler und Professor für Pastoraltheologie, (* 1954 in Leutesdorf)
Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Gemeinde Leutesdorf (Hrsg.):1125 Jahre Leutesdorf.ISBN 3-7794-1288-8.
- Peter Brommer:Die Ämter Kurtriers. Edition des sog. Feuerbuchs von 1563. Hrsg.:Gesellschaft für mittelrheinische Kirchengeschichte (= Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte.Band 106). Mainz 2003,S. 58 ff.
- Rebecca Mellone:Mord und Memoria. (Regionalgeschichte [PDF;178 kB]).
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Ortsgemeinde Leutesdorf
- Geschichtliche Informationen zu Leutesdorf bei regionalgeschichte.net
- Literatur überLeutesdorf in derRheinland-Pfälzischen Landesbibliographie
Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑abStatistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Bevölkerungsstand 31. Dezember 2023, Landkreise, Gemeinden, Verbandsgemeinden; Fortschreibung des Zensus 2011 (Hilfe dazu).
- ↑Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz (Hrsg.):Amtliches Verzeichnis der Gemeinden und Gemeindeteile. Stand: Februar 2022.S. 46 (PDF; 3,3 MB).
- ↑Venantius Fortunatus, Carmen X 9 (ed.Friedrich Leo,MGH Auctores Antiquissimi 4.1, Berlin 1881,S. 242–244.), hier Verse 63–67 (ed. Leo S. 243). Deutsche Übersetzung und reichhaltiger Kommentar beiPaul Dräger:Zwei Moselfahrten des Venantius Fortunatus (carmina 6,8 und 10,9). In: Kurtrierisches Jahrbuch, Band 39, Trier 1999, S. 67–88, hier besonders S. 81 und 83–87.
- ↑Regesta imperii, Urkunde Ludwigs des Deutschen von 868; auf:Regesta Imperii.digital (Memento vom 27. September 2015 imInternet Archive) (9. August 2013).
- ↑Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz: Mein Dorf, meine Stadt. Abgerufen am 19. September 2022.
- ↑Leutesdorf, Gemeinderatswahl 09.06.2024. In: Kommunalwahlergebnisse Leutesdorf. Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz, abgerufen am 16. Oktober 2024.
- ↑Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Kommunalwahl 2019, Stadt- und Gemeinderatswahlen. Abgerufen am 19. September 2022.
- ↑Konstituierende Sitzung des Gemeinderats Leutesdorf. In: Mitteilungsblatt für den Bereich der Verbandsgemeinde Bad Hönningen 30/2024. Linus Wittich Medien GmbH, Höhr-Grenzhausen, abgerufen am 16. Oktober 2024.
- ↑Leutesdorf, Ortsbürgermeisterwahl (Gemeinde) 09.06.2024. In: Kommunalwahlergebnisse Leutesdorf. Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz, abgerufen am 16. Oktober 2024.
- ↑Verbandsgemeindeverwaltung Bad Hönningen: Niederschrift über die konstituierende Sitzung des Gemeinderates der Ortsgemeinde Leutesdorf. (PDF) 19. August 2019, abgerufen am 20. Februar 2020.
- ↑JH Leutesdorf auf diejugendherbergen.de, abgerufen am 15. Februar 2023.
- ↑Fähre zwischen Andernach und Leutesdorf