Lettische Sozialistische Sowjetrepublik
Lettische Sozialistische Sowjetrepublik | |||||
Latvijas Padomju Sociālistiskā Republika Латвийская Советская Социалистическая Республика | |||||
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Amtssprache | offiziell keine; de factoLettisch undRussisch | ||||
Hauptstadt | Riga | ||||
Fläche | 64.589 km² | ||||
Einwohnerzahl | 2.666.567 | ||||
Bevölkerungsdichte | 41,3 Einwohner pro km² | ||||
Nationalhymne | Hymne der Lettischen SSR | ||||
Zeitzone | UTC + 3 |
DieLettische Sozialistische Sowjetrepublik (AbkürzungLSSR oderLATSSR, lettisch:LPSR = Latvijas Padomju Sociālistiskā Republika, wörtlichLettische Sowjetische Sozialistische Republik) war eineUnionsrepublik derUnion der Sozialistischen Sowjetrepubliken. Sie bestand vom Einmarsch derRoten Armee 1940 bis zur Wiederherstellung der staatlichen Unabhängigkeit derRepublik Lettland 1990.
Geschichte
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Vorgeschichte
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]In der Zeit desLettischen Unabhängigkeitskriegs bzw. desRussischen Bürgerkriegs bestand von Dezember 1918 bis Januar 1920 eine ersteLettische Sozialistische Sowjetrepublik.
1940–1941: Erste sowjetische Besetzung
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Angesichts desHitler-Stalin-Pakts und der deutsch-sowjetischen Aufteilung Polens und dessen folgender Besetzung durch die beiden Länder, sah sich Lettland unter sowjetischem Druck gezwungen, im Oktober 1939 einen Beistandspakt mit der Sowjetunion abzuschließen und die Stationierung sowjetischer Truppen im Land zuzulassen. Nach derfranzösischen Niederlage 1940 marschierten am 17. Juni 1940 zusätzliche sowjetische Truppen ein, während im ganzen Land kommunistische Streiks und Unruhen ausbrachen. Die Regierung hatte dem Einmarsch zwar am 16. Juni zugestimmt, war danach jedoch zurückgetreten, PräsidentKārlis Ulmanis verhängte daraufhin am 18. Juni den Ausnahmezustand. Am 20. Juni 1940 ernannte Ulmanis den sozialdemokratischen ProfessorAugusts Kirhenšteins zum Ministerpräsidenten und Außenminister, der am 23. Juni eine Koalition mit den Kommunisten bildete und für 14./15. Juli 1940 Wahlen für das 1934 aufgelöste Parlament (Saeima) ansetzte. Als Ergebnis der von den Westmächten nicht als frei eingestuften Wahlen trat Präsident Ulmanis am 20. Juli 1940 zurück und übergab alle Amtsvollmachten an Kirhenšteins.
Die neue (von angeblich 97,8 % der Teilnehmer bei 94,8 % Wahlbeteiligung gewählte) Sowjetregierung proklamierte (gegen den Protest der Botschafter der Westmächte) am 21. Juli die Errichtung der Sowjetrepublik und bat um Beitritt zur UdSSR, der am 5. August 1940 erfolgte. Am 22. Juli 1940 wurde Ulmanis verhaftet und in die UdSSR deportiert, wo er 1942 in einem Gefängnis starb. Nach heutigem lettischem Standpunkt war dieser Anschluss alsAnnexion völkerrechtlich illegal. Den gleichen Standpunkt vertraten auch 13 spätereNATO-Mitgliedstaaten (außer denNiederlanden), die die Annexion der drei baltischen Staatende jure nicht anerkannten.[1]
1941–1944/1945: Deutsche Besetzung
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Während des Zweiten Weltkriegs war Lettland von 1941 bis 1944/45 bis zur schrittweisen Wiedereroberung durch die Rote Armee von deutschen Truppen besetzt und verwaltungstechnisch demReichskommissariat Ostland zugeordnet. Der ehemalige GeneralOskars Dankers bildete 1942 eine kollaborierende Marionettenverwaltung, während der Kommunist Arturs Sprogis lettische Partisaneneinheiten gegenLettische SS-Verbände führte. Noch im Februar 1945 bildetedie eingeschlossene deutsche Heeresgruppe Nord eine Marionettenrepublik Kurland, die am 9. Mai 1945 kapitulierte.
1944/1945–1990: Zweite sowjetische Besetzung
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Augusts Kirhenšteins kehrte aus dem Moskauer Exil zurück und stand der LSSR noch bis 1952/59 vor, die letzten antikommunistischenWaldbrüder wurden 1953/57 amnestiert bzw. vernichtet. Auf derKonferenz von Teheran 1943 regteRoosevelt ein Plebiszit in den baltischen Staaten an, ein Beschluss dazu wurde aber nicht gefasst. Die Zugehörigkeit Lettlands zur Sowjetunion wurde von den Alliierten bei den Vereinbarungen zur Nachkriegsordnung (Konferenzen von Teheran undJalta 1943 und 1945) und bei der Gründung derUNO nicht mehr in Frage gestellt.[2]
Unter sowjetischer Herrschaft verließen bis 1989 rund 16.000 Juden Lettland.[3]
1990/1991: Wiederherstellung der Unabhängigkeit
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Am 4. Mai 1990 verabschiedete der neugewählte Oberste Sowjet (bzw. Rat) der LSSR eine „Erklärung zur Wiederherstellung der Unabhängigkeit der Republik Lettland“, die – ebenso wie die Unabhängigkeitserklärungen Estlands und Litauens – vonMichail Gorbatschow umgehend per Dekret für ungültig bzw. verfassungswidrig erklärt wurde. Nach dem Scheitern des Putschversuchs vom 19. August 1991 verabschiedete der Oberste Rat der Republik Lettland am 21. August ein konstitutionelles Gesetz zum staatlichen Status der Republik Lettland. Als erster Staat erkannte Island am 22. August die Unabhängigkeit der Republik Lettland an; am 24. August unterzeichneteBoris Jelzin als Präsident der Russischen Föderativen Sowjetrepublik ein analoges Dekret. Erst danach, am 27. August 1991, erkannte auch die Bundesrepublik Deutschland gemeinsam mit anderen Staaten der EG die Souveränität Lettlands an und nahm die 1940 unterbrochenen diplomatischen Beziehungen wieder auf.[4]
Politische Führung
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Erste Sekretäre des ZK der Lettischen KP waren:
Zeitraum | Name |
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21.11.1940–25.11.1959 | Jānis Kalnbērziņš |
25.11.1959–15.04.1966 | Arvīds Pelše |
15.04.1966–14.04.1984 | Augusts Voss |
14.04.1984–04.04.1988 | Boriss Pugo |
04.10.1988–07.04.1990 | Jānis Vagris |
07.04.1990–24.08.1991 | Alfred Rubiks |
Siehe auch
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- V. Karaluns, N. Neilands, I. Ronis, A. Spreslis, E. Zagars:Lettland 1917–1940. Die Wahl, die zweimal getroffen wurde. 1917–1940. Dokumentarischer Bericht. APN-Verlag, Moskau 1987,OCLC246100107.
- Valters Nollendorfs:Lettland unter der Herrschaft der Sowjetunion und des nationalsozialistischen Deutschland. Latvijas Okupācijas muzeja biedrība, Riga 2017,ISBN 978-9934-8299-4-9 (online).
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Ethnic structure of Latvia. In:lettia.lv (englisch)
Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑Vgl.Stenographische Berichte.8. Deutscher Bundestag, Anlage 48 zur 184. Sitzung, 9. November 1979; S. 14541 (PDF; 3,2 MB; S. 14541 bzw. 61 von 98), abgerufen am 9. August 2016.
- ↑Die baltischen Nationen – Estland, Lettland, Litauen (=Nationalitäten- und Regionalprobleme in Osteuropa. Bd. 4). 2., erw. Aufl. Hrsg. vonBoris Meissner, Arbeitskreis für Nationalitäten- und Regionalprobleme in der Sowjetunion, Ostmittel- und Südosteuropa in Verbindung mit derDeutschen Gesellschaft für Osteuropakunde und derSüdosteuropa-Gesellschaft. Markus, Köln 1991,ISBN 3-87511-041-2, S. 278.
- ↑Lettisches Okkupationsmuseum (Hg.):Lettland unter sowjetischer und nationalsozialistischer Herrschaft 1940–1991. Latvijas Okupācijas muzeja biedrība, Riga 1998, S. 163.
- ↑Lettisches Okkupationsmuseum (Hg.):Lettland unter sowjetischer und nationalsozialistischer Herrschaft 1940–1991. Latvijas Okupācijas muzeja biedrība, Riga 1998, S. 184 f.