Leo Gans

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Leo Gans, ca. 1910

Leo Gans (*4. August1843 inFrankfurt am Main; †14. September1935 ebenda; vollständiger Name:Leo Ludwig Gans-Landau) war ein deutscherChemiker undUnternehmer. Für seine Verdienste alsMäzen und Förderer von Wissenschaft und Kultur wurde er zumEhrensenator derUniversität Frankfurt ernannt und 1928 mit derEhrenbürgerwürde seiner Vaterstadt ausgezeichnet.Nach derMachtübernahme desNS-Regimes 1933 wurde der 90-jährige Gans wegen seiner jüdischen Abstammung gezwungen, alle Ämter und Ehrenämter niederzulegen.

Inhaltsverzeichnis

Lebenslauf

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Leo Gans entstammte einer der ältesten deutschen jüdischen Familien mit festem Familiennamen, die seit 1350 erwähnt wird. Sein VaterLudwig Aaron Gans, Sohn des Philipp Ahron Gans und der Fanny Gans geb. Hanau, entstammte der über 150 Jahre in Celle ansässigen jüdischen Händlerfamilie, übersiedelte nach Frankfurt und heiratete Rosette geb. Goldschmidt (1805–1868). Leo war eines von sechs gemeinsamen Kindern. Seine Brüder waren Adolf Gans undFriedrich Ludwig von Gans, seine Schwestern Henriette Heidelbach, Pauline Weinberg und Marianne Löwengard.

1917 kaufte Leo Gans in Miesbach in Bayern Gut und Schloss Wallenburg

Am 15. März 1876 heiratete er Luise geb. Sander (1854–1927), mit der er drei Kinder hatte. Ihre einzige Tochter Hedwig (1877–1947) heirateteKartz von Kameke (1877–1942) und zog zunächst auf dessen Güter in Pommern. Ihr erster Sohn Robert wurde 1879 geboren und starb im gleichen Jahr. Ihr zweiter Sohn Richard (1880–1943) studierte erst Chemie und wurde dannJurist. Eine unternehmerische Nachfolge gab es in diesem Familienzweig nicht. Seinen Wohnsitz hatte Gans immer in Frankfurt, im Haus Barckhaustraße 14. Dieses Haus ließ er sich von seinem Neffen, dem ArchitektenAlfred Löwengard, erbauen. 1917 kaufte Leo das inMiesbach in Oberbayern gelegene Gut mit demSchloss Wallenburg, das sich heute noch im Besitz der Nachkommen befindet. Leo Ganskonvertierte um die Jahrhundertwende zumProtestantismus.

Er hörteChemie beiRudolf Christian Boettger, seit 1835 Lehrer amPhysikalischen Verein, und studierte amPolytechnikum Karlsruhe, an derRuprecht-Karls-Universität Heidelberg, an derLudwig-Maximilians-Universität München und an derUniversität Marburg. Zu seinen akademischen Lehrern gehörten u. a.Emil Erlenmeyer,Robert Bunsen undHermann von Helmholtz.

Nach einer Zeit inParis, wo er den Begründer derTeerfarbenchemieAugust Wilhelm von Hofmann kennenlernte, gründete er 1868 mit August Leonhardt ein Farbstofflabor in Frankfurt am Main. 1870 baute er inFechenheim, damals ein kleines Dorf amMain zwischen Frankfurt undHanau, eine neue Fabrik zur Produktion vonFuchsin und anderen Farbstoffen. Das neue Unternehmenfirmierte zunächst alsFrankfurter Anilinfarbenfabrik von Gans und Leonhardt, später alsFrankfurter Anilinfarbenfabrik Gans & Co. Ab 1879 baute er es, später mit Unterstützung seiner NeffenArthur undCarl Weinberg, durch intensive Forschung zu einem führenden Unternehmen für Textilfarben aus. Um 1900 war das 1894 inLeopold Cassella & Co. umbenannte Unternehmen zum weltgrößten Hersteller von synthetischenFarbstoffen geworden.

1904 beteiligten sich dieFarbwerke Hoechst vorm. Meister Lucius & Brüning an dem Unternehmen Cassella, das 1925 in derI.G. Farbenindustrie AG aufging. Von 1926 bis 1935 war Gans Mitglied imAufsichtsrat der I.G. Farben.[1]

Seine erfolgreiche unternehmerische Tätigkeit brachte ihm ein beträchtliches Vermögen ein, das er als Mäzen für zahlreiche wissenschaftliche und soziale Zwecke in seinerVaterstadt einsetzte. U. a. war Gans Vorsitzender desStädelschen Museumsvereins, desPhysikalischen Vereins und desFrankfurter Vereins für Luftfahrt, der die ersteInternationale Luftschiffahrt-Ausstellung Frankfurt 1909 organisierte. 1913 erhielt derAsteroid Nr. 728 den NamenLeonisis, nach Leo Gans und der ägyptischen GöttinIsis, dem Symbol des Physikalischen Vereins.

Bronzeplastik 1890 von Constantin Meunier, Der Hafenarbeiter, Stifter Leo Gans
Bronzeplastik 1890 von Constantin Meunier, Der Saemann, Stifter Leo Gans

AlsKunst im öffentlichen Raum befinden sich in Frankfurt zwei von Leo Gans gestiftete Figuren des belgischen BildhauersConstantin Meunier. Es sind die FigurDer Sämann aus dem Jahre 1890, die 1906 von der Stadt Frankfurt am Main angekauft wurde und seit 1915 imGünthersburgpark steht, sowieDer Hafenarbeiter, ebenfalls aus dem Jahre 1890, an der FrankfurterFriedensbrücke.

Gans war einer von über 80 Stiftern der Universität Frankfurt. Dieser Stifter spendeten über 14 Millionen Goldmark. Leo Gans spendete 1912 eine MillionGoldmark und 1920 75.000 Goldmark.[2]Die Universität Frankfurt verlieh ihm 1923 dieEhrendoktorwürde. Er führte denEhrentitelGeheimerKommerzienrat und den akademischen GradDr. phil. Zu seinen Ehrendoktorwürden zähltenDr. med. h. c. undDr. rer. nat. h. c. 1928 wurde er als erster gebürtiger FrankfurterEhrenbürger der Stadt Frankfurt am Main. 1932 unterstützte er mit einer großzügigen Spende an dasFreie Deutsche Hochstift die Erhaltung desGoethe-Hauses.

Grab von Leo Gans und seiner Frau

Er starb am 14. September 1935 in Frankfurt. Sein Grab befindet sich auf demHauptfriedhof. InFechenheim erinnert die Leo-Gans-Straße an ihn.[3]

Literatur

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Weblinks

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Commons: Leo Gans – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Geschäftsberichte der I.G. Farben,hier online verfügbar. Leo Gans erscheint letztmals im Bericht zum Geschäftsjahr 1934 in der Liste der Aufsichtsratsmitglieder, die sich auf den Zeitpunkt der Berichterstattung (1935) bezieht.
  2. Die Frankfurter Universitätsstiftung in und nach der NS-Zeit: Negation jüdischer Stiftertradition
  3. frankfurt.de:Karte
Personendaten
NAMEGans, Leo
ALTERNATIVNAMENGans-Landau, Leo Ludwig (vollständiger Name)
KURZBESCHREIBUNGdeutscher Chemiker und Unternehmer, Ehrenbürger der Stadt Frankfurt am Main
GEBURTSDATUM4. August 1843
GEBURTSORTFrankfurt am Main
STERBEDATUM14. September 1935
STERBEORTFrankfurt am Main
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