Lautenstimmung
AlsLautenstimmung wird dieStimmung einerLaute bezeichnet.
Bünde
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Bei einer sechssaitigen bzw. sechschörigen Laute mit den Saiten A d g h e’ a’ zeigt folgender Ausschnitt des Griffbretts mit Bünden den Tonvorrat an:
a’ | b’ | h’ | c’’ | cis’’ | d’’ |
e’ | f’ | fis’ | g’ | gis’ | a’ |
h | c’ | cis’ | d’ | dis’ | e’ |
g | as | a | b | h | c’ |
d | es | e | f | fis | g |
A | B | H | c | cis | d |
Für die Renaissancelaute sind auch G c f a d' g' und E A d fis h e' sowie weitere Transponierungen und Stimmungen denkbar.[1]
DieBünde historischer Lauten waren nicht wie an modernen Instrumenten fest im Holz verankerte Metallstäbe, sondern es waren – wie der Name sagt – um das Griffbrett herum gebundene Saiten-Stücke. Diese waren verschiebbar und konnten daher nach Bedarf justiert werden. Deswegen ist die Lautenstimmung prinzipiell etwas variabel. Dasselbe gilt fürGamben und andere Instrumente mit ähnlich gebautem Griffbrett.
Die Anordnung der Töne am Griffbrett zeigt, dass eine Stimmung der Laute mit reinen Quarten und den nach der pythagoreischen Stimmung angebrachten Bünden problematisch ist, weil sich an einigen Stellen unreine Oktaven ergeben. Im oben dargestellten Griffbrett sind zum Beispiel die Oktaven (dis’-es) und (gis’-as) um einpythagoreisches Komma verstimmt. Sind die Bünde nach der gleichmäßig temperierten Stimmung angebracht (nach Vincenzo Galilei, siehe unten) und die Saiten nach Quarten gestimmt, tritt das Problem auch auf, wenn auch in abgemildertem Maße. Eine Lautenstimmung mit reinen Quarten zwingt daher zu einem Spiel, das die problematischen Töne vermeidet. Dasselbe gilt für eine Lauten- oder Gambenstimmung, die sich an die in derRenaissance üblichemitteltönigen Klavierstimmung anpasst. Solche Stimmungen und Spielweisen sind prinzipiell möglich und wurden in der Renaissance beim Ensemblespiel auch praktiziert.
Schon bald wurde aber eine gleichmäßige zwölfstufige Temperatur der Laute angestrebt, in der das problematische Komma verschwindet und alle Intervalle Vielfache desHalbtons von der Größe der Zwölfteloktave sind. 1533 beschriebGiovanni Lanfranco diese Lautenstimmung und rühmte, dass man auf der Laute im Gegensatz zu den mitteltönigen Klavieren frei transponieren könne. Das zeigt, dass diese Stimmung damals schon verbreitet war. Der Lautenist und Renaissance-TheoretikerVincenzo Galilei – der Vater vonGalileo Galilei – verband diese Lautenstimmung 1581 mit dem Tonsystem desAristoxenos, der den Halbton als erster benutzte; zur Konstruktion der Stimmung an der Laute gebrauchte Vincenzo Galilei die gute Halbton-Näherung 18:17 (rund 99Cent). Kurz nach 1585 gabSimon Stevin die erste exakte Definition der Lautenstimmung durch Proportionen als Potenzen von. ÜberGioseffo Zarlino, der 1588 die gleichmäßige Lautenstimmung amMonochord konstruierte, lernte späterAndreas Werckmeister diese Stimmung kennen und übertrug sie auf Klaviere als eine möglichewohltemperierte Stimmung.
Auf allen Saiteninstrumenten mit Bünden und in Quarten oder Quinten gestimmten Saiten besteht eine analoge Situation. Daher tendiert die ganze Gruppe derLauteninstrumente (diverse Lauten,Gamben,Gitarren) zur gleichmäßig zwölfstufigen Skala. Das trifft auf moderne Instrumente mit fest eingebauten Metallbünden in der Regel zu und hat für historische Instrumente eine gewisse Wahrscheinlichkeit. Da es solche Instrumente auch schon im Mittelalter gab, ist die zwölfstufige Stimmung in der Praxis wohl deutlich älter als die Theorie.
Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Lanfranco, Giovanni:Le scintelle di musica, Brescia 1533
- Galileo, Vincenzo:Dialogo della musica antica e della moderna, Florenz 1581.
- Stevin, Simon:Van de Spiegheling der Singconst, ~1585
- Zarlino, Gioseffo:Sopplimenti musicali, Venedig 1588
- Gerhard Söhne:Regelmäßige Temperaturen auf der Laute. In:Gitarre & Laute 4, 1982, 1, S. 98–101.
Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑Reginald Smith Brindle:Meisterklasse, Teil 3. In:Gitarre & Laute Band 9, 1987, Nr. 3, S. 45–48, hier: S. 46.