In der Antike hieß der OrtLanuvium. Aber auch die FormLanivium erschien vor allem in derKaiserzeit in Inschriften. Die Herkunft des Namens ist unbekannt. 1358 wird der Ort erstmals seit der Antike mit dem NamenCivita Lanuvina wieder erwähnt. Später wurdeCivita Lavinia der offizielle Name, bis der Ort 1914 wieder inLanuvio umbenannt wurde.
Lanuvio liegt 34 km südöstlich vonRom und 37 km nordwestlich vonLatina. Der historische Ortskern von Lanuvio liegt auf einem Hügel derColli Lanuvini, den südlichen Ausläufern derAlbaner Berge, mit einem beherrschenden Blick über die Ebene bis hin zum Meer. Das Gemeindegebiet erstreckt sich über eine Höhe von64 m s.l.m. bis326 m s.l.m. und reicht bis in diePontinische Ebene. Lanuvio gehört zu den Gemeinden derCastelli Romani.
Die Gemeinde liegt in der Erdbebenzone 2 (mittel gefährdet).[2]
Statue der Juno Sospita Lanuvium, heute in der Sala Rotonda imMuseo Pio-Clementino (Vatikanische Museen)
Lanuvium soll der Legende nach vonDiomedes nach dessen Rückkehr vomTrojanischen Krieg gegründet worden sein.[3] Wahrscheinlicher erscheint aber eine Gründung als Kolonie des nahenAlba Longa.[4]
Das antike Lanuvium war ein Mitglied derLatinischen Liga und blieb bis zur Eroberung durch Rom338 v. Chr. unabhängig. Anfangs erhielt Lanuvium nicht das römische Bürgerrecht, später dann doch; noch in kaiserlicher Zeit trugen der oberste Magistrat und der Gemeinderat die TitelDiktator beziehungsweiseSenat.
Lanuvium war berühmt für seinen reichen und stark frequentierten Tempel derJuno Sospita, von dem sichOctavian31 v. Chr. Geld lieh, und für seine Besitzungen, die sich bis an die Küste erstreckten. Der Kult der Juno geht auf den archaischen Kult einer Ziegengöttin zurück. Lanuvium besaß weitere Tempel, dieAntoninus Pius, der ebenso wieCommodus in der Nähe geboren wurde, restaurieren ließ.[5]
Reste des alten Theaters und der Stadtmauern existieren noch in der modernen Stadt; nördlich der Stadtmauer gibt es ein Gebiet, das von einerPortikus inopus reticulatum umgeben ist, an deren Nordseite sich ein rechteckiges Gebäude inopus quadratum anschließt, das vielleicht mit dem Juno-Tempel verbunden war. Hier wurde bei nicht wissenschaftlich begleiteten Ausgrabungen, die der englische Botschafter in Italien, Lord Savile, vornehmen ließ, dekorative archaischeTerrakotta entdeckt. DieAkropolis der ursprünglichen Stadt lag vermutlich auf dem höchsten Punkt wenig nördlich des Tempels. Die Umgebung der Stadt, die jetzt aus Weingärten besteht, enthält Reste vieler römischerVillen, von denen eine traditionell Antoninus Pius zugerechnet wird.
Mit der Schließung des Tempels der Juno Sospita, der gut ein Jahrtausend das pulsierende Herz Lanuviums gewesen war, durch die Edikte des KaisersTheodosius I. 391, begann der Verfall der Stadt. Im Mittelalter wurde am Orte einBenediktinerkloster gegründet.Civita Lanuvina, wie die Siedlung nun hieß, wurde 1410 vonJohannes XXIII. (Gegenpapst) denColonna übergeben. 1564 kaufte Giuliano Cesarini den Ort für 105.000 Scudi den Colonna ab. 1870 kam Lanuvio als Teil desKirchenstaates zumKönigreich Italien.[6]
Während desZweiten Weltkriegs erlitt Lanuvio am 17. Februar 1944 durch einen Bombenangriff beim Vormarsch derAlliierten starke Zerstörungen.
Luigi Galieti (Lista Civica: Lanuvio Per La Democrazia) wurde im Mai 2012 zum Bürgermeister gewählt. Er gewann die Wahl mit 48,81 % der Stimmen gegen seinen Vorgänger Umberto Leoni vom Mitte-links-BündnisL’Unione, gegen den er noch 2007 knapp unterlegen war. Seine BürgerlisteGalieti Sindaco stellte damals 7 der 10 Gemeinderäte.[7] Am 11. Juni 2017 wurde Galieti wiedergewählt.
Die umfassende mittelalterliche Stadtmauer mit fünf Rundtürmen geht auf die Zeit nach 1347 zurück. Sie schließt Teile der antiken Mauer ein.
Auf dem Colle di San Lorenzo wurden 1914 die antikeArx, der Tempel der Juno Sospita und ein Theater aus römischer Zeit ausgegraben. Ein kleiner Teil der Portikus des Tempelareals wurde restauriert[10]. Moderne Ausgrabungen erbringen weitere Erkenntnis über die antike Ortsgeschichte. Im öffentlich zugänglichen Park der Villa Sforza Cesarini ist die Portikus aus der Zeit des Antoninus Pius zu sehen.[11]
Der Palazzo Colonna blieb nach dem Verkauf an Giuliano Cesarini 1564 unvollendet und zeigt deshalb ein steinansichtiges Aussehen.
Ihm gegenüber steht die Collegiata Santa Maria Maggiore mit barocker Außen- wie Innengestaltung mit dem Grabdenkmal von Prospero Colonna, Herzog des Marserlandes.
Im Rathaus ist das Stadtmuseum untergebracht. Es zeigt viele Fundstücke aus den modernen Ausgrabungen, darunter ein Depot von Terrakottafigurinen aus einer illegalen Grabung, das von der Finanzpolizei sichergestellt wurde.
Die kleine Kirche Santa Maria delle Grazie an der Via Delle Grazie südlich des Stadtzentrums, einst Teil eines Franziskanerkonventes, wurde im Jahre 1523 in Renaissanceformen errichtet und enthält ein Bild der namengebenden Maria mit Kind.
Merklich südlich der Altstadt befindet sich an der Via Astura die einbogige antike BrückePonte Loreto mit einem Stück der genannten Straße, die nachAntium führte.[12]