DieLandschaftsfotografie setzt sich mit der Abbildung der belebten und unbelebtenUmwelt des Menschen auseinander. Sie steht in einem engen Zusammenhang mit derNaturfotografie, derUmweltfotografie, derReisefotografie, derArchitekturfotografie, aber auch derStilllebenfotografie, wenn sich die Betrachtungsräume beispielsweise den gestalteten Parks und Gärten annähern.
Ihre Pioniere, im 19. JahrhundertHermann Krone, im 20. JahrhundertAnsel Adams, suchten die vom Menschen nicht beeinträchtigte Natur zum Mittelpunkt ihrer Arbeit zu machen. Ihr Ziel war die möglichst „naturgetreue“ Abbildung, oft als Abbild einer unberührten, archaischen Natur.
Gute Landschaftsbilder vermitteln den Geist und die Atmosphäre eines Ortes, lassen den Betrachter tief in die Szenerie eintauchen, fast so als wäre er selbst vor Ort.
Zumeist wurden große Bildformate inFachkameras genutzt. Seit dieser Phase hat sich die Landschaftsfotografie in viele Richtungen entwickelt. Einflussreich war dasNew Topographic Movement in den 1970er Jahren. Die menschliche Intervention in die Landschaft wurde als bestimmendes Element aufgegriffen. Beispielsweise zeigtMargherita Spiluttini großformatige Abbildungen der vom Menschen in die Umwelt gesetzten Steinbrüche und der vom Verkehr und der Wasserkraftnutzung überformten Alpen.
FotografMichael Light sagte zu dieser Entwicklung:
“I love idyllic places and the kind of suspension of history they offer. But noble beauty is not enough these days. One must complicate the picture, because there’s now nowhere to ‘escape’ to on the planet in pursuit of a hermetic pastoralism or a redemptive wilderness sublime. Earth is now a human park.”
„Ich liebe idyllische Orte und den Eindruck von Geschichtslosigkeit, den sie bieten. Aber edle Schönheit reicht heute nicht. Man muss das Bild komplizierter machen, denn man kann auf diesem Planeten nirgendwohin ‚entkommen‘ auf der Suche nach der selbst genügsamenSchäferidylle oder der erlösenden Wildnis. Die Erde ist heute ein menschgemachter Park.“
Über den menschlichen Eingriff oder die Dokumentation von aktuellen Ereignissen lässt sich auch ein Bezug zurReportagefotografie herstellten. Vom Krieg geschundene Welten, aber auch Umweltkatastrophen bieten weiten Raum für die fotografische Arbeit.
Während sich Spiluttini und viele andere Vertreter der Landschaftsfotografie der „exakten“ Abbildung widmen, verfremden manchezeitgenössische Fotografen wie der FinneMiklos Gaál reale Szenen mit den extremenUnschärfen, die durch die Verstellungen vonFachkameras möglich sind, zu surrealen Szenen, die an dieMakroaufnahmen von Modelleisenbahnen erinnern. Darin könnte ein Aufgreifen der Ideen des beginnenden 20. Jahrhunderts gesehen werden, mit denen sich die Fotografie vom Zwang der exakten Abbildung befreite. Heutzutage setzt sich die Landschaftsfotografie sowohl mit der belebten, als auch unbelebten menschlichen Umwelt auseinander. Während sie damals wie heute in einem hohen Maße von natürlich vorhandenem Licht lebt, kommt es für den Fotografen oft auf den richtigen Augenblick an.
Abgesehen von bewussten gestalterischen Unschärfen versucht man in der Landschaftsfotografie, Aufnahmen mit großerSchärfentiefe und Detailzeichnung herzustellen. Landschaftsfotografen haben meist genug Zeit, um einStativ aufzubauen und damit die optimalePerspektive undAusschnitt zu suchen. Für optimales Licht wird oft die Zeit um den Sonnenauf- und Untergang oder zumindest Lichtsituationen am Morgen oder Nachmittag genutzt, weil das Licht nicht so hart wie während der Mittagszeit scheint.Belichtungsreihen treten hier an die Stelle vonSerienbildern. Zur Abbildung der Dimensionen einer Landschaft werden oft auch Panoramen aufgenommen. Ein Beispiel istDavid HockneysGrand Canyon. Wetter und Jahreszeit haben auch große Bedeutung für die Wirkung. Beispiele sind eine außergewöhnliche Licht- oder Wolkenstimmung, kurz vor oder nach einem Gewitter oder eine jahreszeittypische Wirkung.
Zur Erzielung optimaler Bildschärfe bei Landschaftsaufnahmen gelten folgende Parameter:
FolgendeFilter finden in der Landschaftsfotografie häufig Anwendung:
Selten, bis gar nicht kommen hingegenEffektfilter, wie Sternenfilter, Black-Mist, oder Prismen zum Einsatz, da deren Einfluss auf die Bildwiedergabe bzw. Qualität von den meisten Landschaftsfotografen als negativ bewertet wird.
Zunehmend finden allerdings in der Post-Production KI-Basierte "Filter" Einzug, beispielsweise um den Himmel nachträglich auszutauschen, oder die Lichtstimmung der Aufnahme grundlegend zu verändern.[4] Bei Puristen der Landschaftsfotografie sind diese Techniken allerdings höchst umstritten.
Die Landschaftsfotografie ist die Fortsetzung derLandschaftsmalerei mit anderen technischen Hilfsmitteln. Seit ihrem Anbeginn setzt sich die Landschaftsfotografie mit dem Abbild der Natur und der menschlichen Umwelt auseinander. Zusammen mit der klassischen Portraitfotografie zählt sie zu einem der ersten und wesentlichen Genres der professionellen Fotografie. Die Landschaftsfotografie spielte auch eine besondere Rolle im Zusammenhang mit dem Expeditionswesen des 19. und 20. Jahrhunderts bis in die heutige Zeit, wenn es darum geht, weitgehend unbekannte oder abgelegene Landschaftsmotive festzuhalten.
Hermann Krone gilt als einer der Pioniere. Bereits in den 1850er Jahren fotografierte er in der Sächsischen und Böhmischen Schweiz Landschaften. Zusammen mit seinem Sohn Johannes Krone nahm er im Jahr 1874 als Fotograf an einer deutschen Expedition auf dieAucklandinseln teil, die der Beobachtung desVenustransits vom 9. Dezember 1874 diente. Über diese Expedition verfasste er einen unter dem TitelVater und Sohn auf Weltreise erschienenen Bericht.[5]
Ein US-amerikanischer Pionier der Landschaftsfotografie war der ExpeditionsfotografTimothy H. O’Sullivan, der bereits 1873 erste Ikonen des Genres imCanyon de Chelly fotografiert hatte.[6] Weitere Arbeiten waren Aufnahmen in den Rocky Montains und dem amerikanischen Westen im Auftrag des US-Kriegsministeriums und von Eisenbahngesellschaften, sowie Expeditionen z. B. nach Panama.
Im Frühjahr 1941 erhielt Ansel Adams ein Schreiben des damaligenUS-Innenministers Harold L. Ickes mit der Bitte, dieNationalparks in den Vereinigten Staaten zu fotografieren. Er reiste dazu in denCarlsbad-Caverns-Nationalpark, um mit den Fotografien für das US-Innenministerium zu beginnen. Während der Reise entstanden Aufnahmen von den Felssiedlungen derAnasazi imMesa-Verde-Nationalpark oder von denAdobe-Pueblos derAcoma, außerdem empfand Adams auf seine Weise die historischen Fotografien von Timothy H. O’Sullivan nach, die dieser bereits 1873 imCanyon de Chelly angefertigt hatte. Im Sommer 1942 setzte der Fotograf seine ausgedehnte Fotoexkursion für die Regierung durch diverseNationalparks fort: Er fotografierte dieGeysire desYellowstone-Nationalparks und machte unter anderem Station imRocky-Mountain-Nationalpark imGlacier-Nationalpark und schließlich imMount McKinley National Park (heuteDenali-Nationalpark). Kriegsbedingt wurde das Projekt des Ministeriums allerdings eingestellt.[7] Diese Aufnahmen wurden in späteren Ausstellungen zu Ikonen der Umweltfotografie, weil sie den US-Amerikanern in den Städten zeigten, wie die Nationalparks im menschenleeren Westen der USA aussahen.
DieNational Geographic Society stellte im 20. Jahrhundert die Landschaftsfotografie in den Mittelpunkt ihrer verlegerischen Arbeit, getreu dem Motto: „… die geographischen Kenntnisse zu mehren und zu verbreiten“.