La Rotonda

La Rotonda ist eineVilla beiVicenza inNorditalien. Der eigentliche Name istVilla Almerico Capra Valmarana (oder kurzVilla Capra), bekannt ist sie jedoch unter dem Namen La Rotonda oderVilla Rotonda.[1] Entworfen wurde sie von dem italienischenRenaissance-ArchitektenAndrea Palladio. Die Villa wurde etwa 1567–1571 geplant und erbaut. Bauherr war Bischof Paolo Almerico, ein hoher BeamterPius IV.[2] Sie wurde 1994 zusammen mit derAltstadt von Vicenza und weiteren Palladio-Villen in dieUNESCO-Liste desWeltkulturerbes aufgenommen.[3]
Lage und Umgebung
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Die Villa liegt auf einer Anhöhe am südöstlichen Stadtrand von Vicenza. Von hier aus hat man in alle vier Richtungen einen wunderbaren Blick über die venetische Landschaft.
„Die Lage gehört zu den anmutigsten und erfreulichsten, die man finden kann. Das Haus liegt auf einem leicht zu besteigenden Hügel, der auf der einen Seite vomBacchiglione, einem schiffbaren Fluß, begrenzt wird, und auf der anderen Seite von weiteren lieblichen Hügeln umgeben ist, die wie ein großes Theater wirken […]“
„Heute besuchte ich das eine halbe Stunde von der Stadt auf einer angenehmen Höhe liegende Prachthaus, die Rotonda genannt. Es ist ein viereckiges Gebäude, das einen runden, von oben erleuchteten Saal in sich schließt. Von allen vier Seiten steigt man auf breiten Treppen hinan und gelangt jedesmal in eine Vorhalle, die von sechs korinthischen Säulen gebildet wird. Vielleicht hat die Baukunst ihren Luxus niemals höher getrieben. Der Raum, den die Treppen und Vorhallen einnehmen, ist viel größer als der des Hauses selbst; denn jede einzelne Seite würde als Ansicht eines Tempels befriedigen. Inwendig kann man es wohnbar, aber nicht wöhnlich nennen. Der Saal ist von der schönsten Proportion, die Zimmer auch; aber zu den Bedürfnissen eines Sommeraufenthalts einer vornehmen Familie würden sie kaum hinreichen. Dafür sieht man es auch in der ganzen Gegend von allen Seiten sich auf das herrlichste darstellen. Die Mannigfaltigkeit ist groß, in der sich seine Hauptmasse zugleich mit den vorspringenden Säulen vor dem Auge der Umherwandelnden bewegt, und die Absicht des Besitzers ist vollkommen erreicht, der ein großesFideikommißgut und zugleich ein sinnliches Denkmal seines Vermögens hinterlassen wollte. Und wie nun das Gebäude von allen Punkten der Gegend in seiner Herrlichkeit gesehen wird, so ist die Aussicht von daher gleichfalls die angenehmste. Man sieht den Bachiglione fließen, Schiffe von Verona herab gegen die Brenta führend; dabei überschaut man die weiten Besitzungen, welche Marchese Capra unzertrennt bei seiner Familie erhalten wollte.“
Die Diagonalen und Ecken der Villa sind nach den Himmelsrichtungen ausgerichtet, wobei die Ecke links des Eingangs nach Norden weist.
Funktion
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In der Renaissance entdeckte man die Schönheit der Landschaft wieder und das „einfache Leben“ auf dem Land als Ergänzung zum Stadtleben. Die Villa war nicht als landwirtschaftliches Nutzgebäude oder reines Wohngebäude gedacht. Sie war ein Ort der Zerstreuung, der Erholung und der Erbauung, besonders in den Sommermonaten. Die Wirtschaftsräume (Weinkeller, Küche etc.) befanden sich alle im Untergeschoss, dasPiano nobile blieb frei für die Nutzung als „Freizeithaus“. Man kann davon ausgehen, dass hier Feste und kulturelle Veranstaltungen aller Art abgehalten wurden. Viel wichtiger als der praktische Nutzen des Hauses war aber wohl die Schaffung eines idealen Gebäudes, dessen Ästhetik den antiken Vorbildern gleichzukommen suchte.
1591 erwarb die Familie Capra die Villa und 1911 die Familie Valmarana, die sie 1986 der Öffentlichkeit zugänglich machte. Heute ist die Villa Rotonda ein Museum. Die Aufnahmen vonJoseph Loseys Verfilmung vonMozarts OperDon Giovanni entstanden zum großen Teil in der Villa und ihrer Umgebung.
Architektur
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Palladio hatte sich eingehend mit der antikenrömischen Architektur beschäftigt. Seine Skizzen des Romulus- und Vestatempels, aber auch dasPantheon waren sicherlich starke Leitbilder bei seinem Entwurf. DieRotunde mit aufgesetzterKuppel als Zentralraum weist auf die Orientierung an römischen Rundtempeln hin. Der Grundriss baut auf den Grundformen Quadrat und Kreis auf und hat die Form einesGriechischen Kreuzes. Vor dem Gebäudekubus ist auf allen vier Seiten die gleiche, offene Fassade gestellt: ein klassischerPortikus aus sechs ionischen Säulen, von einem Dreiecksgiebel gekrönt. Breite Freitreppen führen vom Park hinauf in dasPiano nobile. Von dort aus gelangt man in dieSala centrale, den zentralen Kuppelsaal. Dessen pompöse Ausstattung mit Stuck und Fresken aus den 1590er Jahren entspricht wenig den Intentionen Palladios.
Die Villa gliedert sich in drei Geschosse: das Untergeschoss mit den Wirtschaftsräumen, dasPiano nobile mit den repräsentativen Räumen und darüber einHalbgeschoss, in dem die alltäglichen Wohnräume lagen, das wohl auf Wunsch des Auftraggebers dem Entwurf hinzugefügt und erst unterVincenzo Scamozzi beendet wurde.
„Da man von jeder Seite wunderschöne Ausblicke genießt, worunter einige die nahe Umgebung erfassen, andere wiederum weiter reichen und wieder andere erst am Horizont enden, so hat man an allen vier Seiten Loggien errichtet, unter denen, wie auch unter dem Hauptsaal, die Räume für den Gebrauch und die Bequemlichkeit des Gesindes liegen. Der Hauptsaal liegt in der Mitte, ist rund und erhält sein Licht von oben. Die Kammern sind Halbgeschosse. Über den großen Räumen, deren Gewölbe so hoch wie nach der ersten Art der Einwölbungen sind und die um den Hauptsaal herumliegen, findet sich ein Umgang von fünfzehneinhalb Fuß Breite. An den äußeren Enden der Postamente, die die Treppen der Loggien stützen, sind Marmorstatuen von der Hand des Bildhauers Lorenzo Vicento aufgestellt.“
Die Statuen der Treppenaufgänge stammen von Lorenzo Rubini (vor 1570), die Statuen auf denPortikus und Dächern von Giambattista Albanese (1599–1606). In einer Gartennische befindet sich die Skulpturengruppe Orazio MarinalisHerakles mit der Ziege Amaltheia in Anspielung auf den NamenCapra (deutsch: Ziege) des Auftraggebers.
Bezugnahmen in der weiteren Architekturgeschichte
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- VillaRocca Pisana inLonigo (Italien), vonScamozzi, 1576
- Mereworth Castle bei Mereworth (England, Grafschaft Kent), vonColen Campbell, ab 1723
- Chiswick House inLondon (England), vonRichard Boyle, 1720–30
- LandgutMonticello beiCharlottesville (USA, Virginia), vonThomas Jefferson, ab 1768
- Rotonde de la Villette inParis (Frankreich), vonClaude-Nicolas Ledoux, 1786–88
- Grabkapelle auf dem Württemberg in Stuttgart (Deutschland), vonGiovanni Salucci, 1820–24
- Jagdschloss Platte beiWiesbaden (Deutschland), vonFriedrich Ludwig Schrumpf, 1823–1826
- Villa Rosa inDresden (Deutschland), vonGottfried Semper, 1839
- Galerie der Gegenwart inHamburg (Deutschland), vonOswald Mathias Ungers, 1993–97
- Beit Falasteen "Haus von Palästina" inNablus vonMunib al-Masri (2000)[5]
Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- James S. Ackerman:The villa. Form and Ideology of Country Houses. Thames and Hudson, London 1995,ISBN 0-500-27744-3.
- Reinhard Bentmann,Michael Müller:Die Villa als Herrschaftsarchitektur. Eine kunst- und sozialgeschichtliche Analyse. Europäische Verlags-Anstalt, Hamburg 1992,ISBN 3-434-50009-X.
- Johann Wolfgang von Goethe:Italienische Reise.Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1786,ISBN 3-423-12402-4, 9, 21. September, abends (projekt-gutenberg.org).
- Kornelia Imesch:Magnificenza als architektonische Kategorie. Individuelle Selbstdarstellung versus ästhetische Verwirklichung von Gemeinschaft in den Villen Palladios und Scamozzis. Athena, Oberhausen 2003,ISBN 3-89896-153-2 (Zugleich: Zürich, Univ., Habil.-Schr., 2002).
- Kurt Jauslin:Ein Haus für Canonicus Almerigo. Palladios Villa Rotonda als Rekonstruktion des Ästhetischen. Projektverlag, Dortmund 1995,ISBN 3-928861-30-1.
- Wolfram Prinz:Schloss Chambord und die Villa Rotonda in Vicenza. Studien zur Ikonologie (= Frankfurter Forschungen zur Kunst.Band 7). Mann, Berlin 1980,ISBN 3-7861-1219-3.
- Camillo Semenzato:Die Rotonda. 2. Ausgabe. Gino Rossato Editore, Novale 2007,ISBN 978-88-8130-101-0.
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Museum Villa „La Rotonda“
- Eintrag bei greatbuildings.com
- Fotos vom Innenraum
- Eintrag auf der Website des Welterbezentrums der UNESCO (englisch undfranzösisch).
Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑Villa Capra La Rotonda / Andrea Palladio. In: ArchEyes. 22. Mai 2020, abgerufen am 12. September 2020.
- ↑Manfred Wundram (Hrsg.):Reclams Kunstführer Italien. Band 2:Oberitalien Ost (=Reclams Universal-Bibliothek. 10001/16). Bearbeitet vonErich Egg,Erich Hubala u. a. Reclam, Stuttgart 1965, S. 1129.
- ↑City of Vicenza and the Palladian Villas of the Veneto. In: whc.unesco.org. UNESCO, abgerufen am 8. Juli 2024 (englisch).
- ↑abÜbertragung vonAndreas Beyer und Ulrich Schütte aus Andrea Palladio:Die vier Bücher zur Architektur. Nach der Ausgabe Venedig 1570 aus dem Italienischen übertragen und herausgegeben. 3., überarbeitete Auflage. Verlag für Architektur Artemis, Zürich u. a. 1988,ISBN 3-7608-8116-5, S. 132.
- ↑Visiting a Palace in the West Bank, BBC News, 14. Mai 2007
45.53146388888911.559961111111Koordinaten:45° 31′ 53,3″ N,11° 33′ 35,9″ O