Kutschi

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springenZur Suche springen
Dieser Artikel beschreibt ein in Afghanistan und Pakistan beheimatetes Nomadenvolk. Zum umgangssprachlich ebenso genannten Verkehrsknotenpunkt in Berlin-Reinickendorf sieheKurt-Schumacher-Platz, für Informationen zum gleichnamigen Dorf in der Nordukraine sieheKutschi (Ukraine).
Kuchis beim Durchwandern desPandschschir-Tals in Afghanistan

Kutschi (englischKuchi oderKochi; vonpersisch کوچ kotsch, ‚Wanderung‘; auchKutschgār) sind überwiegend denPaschtunen angehörende Nomaden, die im Nordosten und SüdenAfghanistans und inPakistan leben. Im Westen und Norden Afghanistans wird anstelle vonKutschi der BegriffMaldar („Herdenbesitzer“) für alle mit Tieren umherziehenden Bevölkerungsgruppen verwendet.[1] In Pakistan ist die BezeichnungPowindah verbreitet.

In Afghanistan zählen die Mitglieder der nicht eine Ethnie bildenden, sondern einerKaste ähnelnden gesellschaftlichen Gruppe meist zu denGhilzai- und zu denDurrani-Paschtunen, manche gehören anderen Volksgruppen, etwa denBelutschen an. Die Zahl der Kutschi wird auf rund drei Millionen geschätzt, von denen etwa 60 Prozent eine nomadische Lebensweise praktizieren.[2]

Kutschi werden von denUnited Nations Assistance Mission in Afghanistan als eine der größten gefährdeten Gruppen des Landes bezeichnet. Der Paschtune Haschmat Ghani Ahmadzai ist ihr ethnischer Führer.[3]

In die afghanischeVerfassung wurden in Artikel 14 und 44 Bestimmungen aufgenommen, die dazu beitragen sollen, die Situation der Kutschi zu verbessern. Dies schließt Bestimmungen zur Unterbringung, zur Bildung und zu ihrer politischen Vertretung ein.[4]

Nach der Jahrtausendwende beanspruchten Kutschi wiederholt Land im Hazadschat und griffen die daraufhin flüchtende Bevölkerung derHazara mehrfach an, wobei auchPanzerfäuste zum Einsatz kamen.[5]

Der Namekutschi, mit dem heute in Afghanistan generell Nomaden bezeichnet werden, leitet sich vom persischen Wortkotsch („Migration“) ab, das auf dasturkische Verbköç- mit der ursprünglichen Bedeutung „reisen, abreisen, aufbrechen“ zurückgeht.[6]

Literatur

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
  • Richard Tapper:Who Are the Kuchi? Nomad Self-Identities in Afghanistan. In:The Journal of the Royal Anthropological Institute, Bd. 14, Nr. 1, März 2008, S. 97–116.

Weblinks

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
Commons: Kutschi – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
  1. Richard Tapper, S. 100.
  2. Ethnic Identity in Afghanistan. Programm for Culture and Conflict Studies, U.S. Navy.
  3. Paul Garwood:Poverty, violence put Afghanistan’s fabled Kuchi nomads on a road to nowhere. rawa.org, 14. Mai 2006.
  4. Richard Tapper, S. 97.
  5. Joachim Hoelzgen:Nomaden in Afghanistan: Kampf mit Panzerfäusten um das Gras. Spiegel Online, 19. April 2008.
  6. Jürgen Paul:Nomaden in persischen Quellen. In: Stefan Leder,Bernhard Streck (Hrsg.):Nomadismus aus der Perspektive der Begrifflichkeit. Beiträge der 1. Tagung am 11. Juli 2001 (=Mitteilungen des SFB „Differenz und Integration“ 1. Orientalwissenschaftliche Hefte 3) Halle 2002, S. 41–56, hier S. 52
Abgerufen von „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Kutschi&oldid=240758643
Kategorien: