Kurt Josef Waldheim (*21. Dezember1918 inWördern,Niederösterreich; †14. Juni2007 inWien) war einösterreichischerDiplomat und parteiloserPolitiker. Von 1968 bis 1970 war er Österreichs Außenminister, von 1972 bis 1981Generalsekretär der Vereinten Nationen und von 1986 bis 1992Bundespräsident Österreichs. Im Wahlkampf zur Bundespräsidentenwahl 1986 wurde er verdächtigt, als Offizier der Wehrmacht an Kriegsverbrechen im Balkan beteiligt und Angehöriger einer SA-Reiterstandarte gewesen zu sein. Er gewann die Präsidentenwahl, geriet aber in internationale Isolation. In Österreich löste die „Waldheimaffäre“ eine breite Diskussion über die Mitschuld der Österreicher an den Verbrechen derNS-Zeit aus.
Kurt Waldheim wurde als Sohn eines Lehrers und Schulinspektors[1] inWördern in der Nähe von Wien geboren. Sein Vater hieß Wenzel Waclawik und stammte ausSt. Andrä. Seine Mutter Josefine geb. Petrasch stammte aus Wördern. Die Familie ließ den Nachnamen mit Kurts Geburt 1918 zuWaldheim ändern.[2] Er besuchte dasStiftsgymnasium Klosterneuburg. Während dieser Zeit war er 1933 an der Gründung der katholischen österreichischenMittelschulverbindungComagenaTulln imMittelschüler-Kartell-Verband (MKV) alsGründungsfuchs beteiligt. Von 1937 bis 1938 war er externer Hörer an derWiener Konsularakademie. Er gehörte der ca. 40 Personen umfassenden Reitergruppe der Konsularakademie an, diese wurde am 18. November 1938 in dieSA-Reiterstandarte 5/90 umgewandelt. Waldheim sagte, dies sei als Folge der Machtübernahme automatisch erfolgt. Die Internationale Historikerkommission war der Meinung, dass die im „Gesetz über die Überleitung und Eingliederung von Vereinen, Organisationen und Verbänden“ vom 14. Mai 1938[3] vorgegebene automatische „Überführung und Eingliederung in andere Organisationen“ (§1) aufgrund der geringen Anzahl unwahrscheinlich und daher vermutlich von der Reitergruppe selbst beantragt wurde.[4][5] Nach seiner Graduierung 1939 an der Konsularakademie begann er das Studium derRechtswissenschaft an der Universität Wien. Die Mitgliedschaft im Studentenbund ermöglichte ihm, sein Studium auch während des Krieges fortsetzen und abschließen zu können. Die Mitgliedschaft imNS-Studentenbund (NSDStB) und in der „SA-Reiterstandarte 5/90“ wurden bei seiner Erfassung als Wehrpflichtiger in dieWehrstammkarte eingetragen. Dies konnte Waldheim nicht mehr leugnen, sagte aber, diese Mitgliedschaften nicht selbst beantragt zu haben.[6]
Am 23. August 1939 wurde Waldheim wieder eingezogen und durchlief zunächst einen Offizierslehrgang an derKavallerie- und Panzertruppenschule Krampnitz beiPotsdam. Nach demÜberfall auf Polen war er für zwei Jahre in der Aufklärungs-Abteilung 45 der vorwiegend aus Österreichern rekrutierten45. Infanterie-Division und wurde dortZugführer. Er nahm amWestfeldzug (Mai und Juni 1940) sowie bis Frühjahr 1941 an der Besetzung Frankreichs teil. Ab Juni 1941 nahm er amDeutsch-Sowjetischen Krieg teil und wurde beiOrjol am Bein schwer verwundet. Hier erhielt er dasEiserne Kreuz II. Klasse und dieOstmedaille. Bis zum 6. März 1942 wurde er nahe Wien gesund gepflegt und dann wieder für dienstfähig erklärt. Am 14. März 1942 wurde er zum Oberkommando der12. Armee auf dem Balkan versetzt.
Ab dem 22. März 1942 gehörte er in dieser Armee zur KampfgruppeBader und diente als Dolmetscher für die italienische 5. Gebirgsdivision (Pusteria) in derenHauptquartier inPljevlja,Montenegro. Diese kämpfte damals gemeinsam mit der deutschen 12. Armee gegen jugoslawischePartisanen und war an der Seite derUstascha bei der Errichtung desVasallenstaates derAchsenmächte namens „Unabhängiges Kroatien“ (NDH). Am 28. Mai 1942 wurde die Kampfgruppe Bader aufgelöst. Waldheim wurde daraufhin zur Kampfgruppe Westbosnien versetzt und war ab Juni im Hauptquartier inBanja Luka stationiert. In dieser Zeit führte diese Kampfgruppe einen Vergeltungsfeldzug gegen Partisanen. Nach dessen Abschluss, am 22. Juli 1942, erhielt Waldheim vom Ustascha-Regime Kroatiens denOrden der Krone König Zvonimirs in Silber mit Eichenlaub „für tapferes Kämpfen unter feindlichem Feuer“ verliehen.[7]
Zum 28. August 1942 wurde die Kampfgruppe Westbosnien aufgelöst. Waldheim wurde Mitglied im Generalstab der 12. Armee inArsakli beiSaloniki in Nordgriechenland unterGeneraloberstAlexander Löhr. Während eines Studienurlaubs vom 19. November 1942 bis 31. März 1943 wurde er im Dezember 1942 zumOberleutnant befördert.[8] Von April bis Juli 1943 war erVerbindungsoffizier deritalienischen 9. Armee beiTirana in Albanien. Vom 19. Juli bis 4. Oktober 1943 war er erster Offizier („O1“) des Generalstabs für „Spezialaufgaben“ bei Athen. Dorthin hatte der Stab sein Hauptquartier seit Ende Juli 1943 verlegt. Von Oktober 1943 bis April 1945 war Waldheim dritterOrdonnanzoffizier („O3“) in der Abteilung für Feindaufklärung (Ic/AO) des Oberkommandos der 12. Armee, die nunHeeresgruppe E hieß. Am 1. Jänner 1944 erhielt er dasKriegsverdienstkreuz II. Klasse mit Schwertern, am 20. April 1945 die I. Klasse mit Schwertern. In dieser Zeit nahm Waldheim an Stabsbesprechungen teil, erstellte dafürFeindlageberichte und Berichte über Verhöre von Kriegsgefangenen. Außerdem hatte er Kenntnisse vonKriegsverbrechen undDeportationen inKonzentrations- undVernichtungslagern.Befehlsgewalt besaß er nicht.[9]
Ende April 1945 zog der Generalstab der Heeresgruppe E nachZagreb um. Zu seinem Aufenthaltsort zumKriegsende am 8. Mai 1945 machte Waldheim verschiedene Angaben: Er will beiTriest oder beiVillach in Südösterreich gewesen sein. Am 9. Mai 1945 wurde er aus der Wehrmacht entlassen.[12]
Von Triest aus kehrte Waldheim am Ende des Krieges nach Kärnten zurück. Kurz nach seiner Rückkehr trat er in den diplomatischen Dienst Österreichs ein. In den Jahren von 1945 bis 1947 nahm er an den Verhandlungen um den österreichischen Staatsvertrag in Paris, London und Moskau teil, dessen Inkraftsetzung dann am 15. Mai 1955 erfolgte.
In seinem Entnazifizierungsverfahren, das er 1946 durchlief, gab Waldheim an, er habe sich bei der SA-Reiterstandarte „nur rein sportlich“ betätigt.[13] Waldheim wurde 1947 Sekretär vonAußenministerKarl Gruber. Dem Außenminister war zu dieser Zeit bekannt, dass Waldheim während der NS-Zeit Angehöriger der SA-Reiterstandarte war (Kommentar des Spitzendiplomaten und peniblen TagebuchschreibersHeinrich Wildner: „Gruber will ihn retten“).[14]
Ab 1948 war er als Botschaftssekretär inParis tätig und leitete nach seiner Rückkehr als Legationsrat die Personalabteilung des österreichischen Außenministeriums. Mit der Aufnahme Österreichs in die UNO im Jahre 1955 nahm er als Mitglied der österreichischen Delegation an den Generalversammlungen teil. Von 1956 bis 1960 war er Botschafter Österreichs in Kanada. Nachdem er schon von 1955 bis 1956 ständiger Beobachter bei derUNO gewesen war, vertrat er Österreich dort von 1964 bis 1968 und von 1970 bis 1971 alsBotschafter.[15] In der Zwischenzeit von 1960 bis 1962 leitete er im Außenministerium in Wien die West-Abteilung und anschließend bis 1964 die politische Abteilung. Im Mai 1965 wurde er nachFranz Matsch (junior) zum zweiten Vorsitzenden desWeltraumausschusses „Outer Space Committee“ (OSC) der UN gewählt.
Im Jänner 1968 berief ihn der amtierende österreichische BundeskanzlerJosef Klaus als Außenminister in seine Regierung. In dieser Position setzte er sich mit der schwierigen Problematik zur Südtirol-Frage und den Regelungen der Wirtschaftsbeziehungen Österreichs im gemeinsamen europäischen Markt auseinander. Mit Italien gelang es ihm, ein solides Vertrauensverhältnis zur Regelung der strittigen Fragen aufzubauen. In diesem Zusammenhang war er 1972 an der Durchsetzung desSüdtirol-Pakets beteiligt, das der deutschsprachigen Bevölkerung in der italienischen ProvinzSüdtirol Autonomierechte gewährte. BeimEinmarsch der Warschauer-Pakt-Staaten in die ČSSR in der Nacht vom 20. auf den 21. August 1968 gab Waldheim die Weisung, dieBotschaft in Prag zu schließen und keine Flüchtlinge aufzunehmen. Der damalige Botschafter, der spätere BundespräsidentRudolf Kirchschläger, ignorierte dies jedoch und erteilte Visa an alle Ausreisewilligen.
Da die Parlamentswahlen 1970 in Österreich durch die SPÖ gewonnen wurde, schied Kurt Waldheim aus der Position des Außenministers aus. Bereits 1971 kandidierte er selbst bei derBundespräsidentenwahl. Er unterlag aber bei den Wahlen im April 1971 gegen den AmtsinhaberFranz Jonas mit 47,2 % der Stimmen. Im gleichen Jahr erschien sein erstes BuchDer österreichische Weg. Aus der Isolation in die Neutralität im Molden Verlag in Wien.
Im Oktober 1970 wurde Waldheim erneut zum ständigen Vertreter Österreichs bei der UNO in New York berufen. In dieser Zeit kehrte er auch in den Vorsitz des Weltraumausschusses zurück. Am 21. Dezember 1971, an seinem 53. Geburtstag, beschloss der UN-Sicherheitsrat ihn zum Nachfolger des amtierenden UN-GeneralsekretärSithu U Thant zu wählen. Seine Wahl erfolgte am darauffolgenden Tag. Er übte dieses Amt zwei fünfjährige Amtsperioden lang, von 1972 bis 1981, aus. Am 1. Jänner 1972 trat er das Amt des UNO-Generalsekretärs an. Hier verfolgte er eine „stille, präventive Diplomatie“[16] und überaus rege Reisetätigkeit. Diese führte ihn unter anderem nach Südafrika, um dort Gespräche über die schwierige Lage von Namibia zu führen. Im Juni 1972 unternahm er Vermittlungsbemühungen um die kritische Zypernfrage und im Juli sprach er sich gegen die Bombardierung von Nordvietnam durch die USA aus. Dadurch verärgerte Kurt Waldheim die USA. Gleichermaßen zog er sich den Zorn Israels und der USA zu, als erJassir Arafats Auftritt vor der UN-Vollversammlung im November 1974 verteidigte.[17] Es folgten in seiner Amtszeit die UN-Resolutionen 332 (21. April 1973: Verurteilung militärischer AggressionenIsraels gegen denLibanon), 452 (20. Juli 1979: Verurteilung der israelischen Siedlungspolitik in besetzten Gebieten) undUN-Resolution 3379 (1975). Letztere verurteilte denZionismus alsRassismus, wurde aber 1991 wieder zurückgenommen.
Im Februar 1973 nahm Kurt Waldheim demonstrativ an der internationalen Sicherheitskonferenz für Vietnam teil. Im Juli des gleichen Jahres sprach er vor der Konferenz für europäische Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE). In seine Amtszeit fiel auch 1973 derJom-Kippur-Krieg, der nach dem Zurückdrängen der syrischen und ägyptischen Angriffe durch israelische Streitkräfte mit einem von denUSA ausgehandelten Waffenstillstand beendet wurde. Bis heute wird scharfe Kritik am Verhalten Waldheims und des UN-Sicherheitsrates während des Krieges geübt.[18] Dieser hatte, vor allem wegen der ablehnenden Haltung derSowjetunion gegenüber einem sofortigen Waffenstillstand, den Angriff Syriens und Ägyptens zunächst nicht verurteilt und erst nach Umschwung des Krieges zugunsten von Israel gefordert, „sofort das Feuer einzustellen“.
Als 1977 die beiden RaumsondenVoyager 1 undVoyager 2 ins All starteten, war an Bord die DatenplatteVoyager Golden Record installiert. Diese enthält neben Musik, Bild- und Audioinformationen auch eine eingesprochene Grußbotschaft[19] von Kurt Waldheim als UN-Generalsekretär.[20] Seine zweite PublikationDer schwierigste Job der Welt[21] erschien 1978. Hier fasste er seine im Amt des UN-Generalsekretärs gesammelten Erfahrungen und politischen Statements zusammen.
Seine Bewerbung für eine dritte Amtszeit wurde im Dezember 1981 durch ein Veto derVolksrepublik China zu Fall gebracht.[17] Nach seiner Tätigkeit an der Spitze der Vereinten Nationen nahm Waldheim eine Gastprofessur für Internationale Beziehungen an derGeorgetown University inWashington, D.C. an. Der „Aktionsrat ehemaliger Staats- und Regierungschefs für internationale Zusammenarbeit“ berief ihn 1983 zu seinem ersten Vorsitzenden.
1985 wurde Waldheim als Kandidat derÖVP zumBundespräsidenten nominiert. Etwa zeitgleich veröffentlichte er ein drittes Buch über seine Zeit als UN-Generalsekretär mit dem TitelIm Glaspalast der Weltpolitik; dieses enthält auch ein autobiografisches Kapitel über seine Zeit vor 1945, aber keine Angaben über seine Tätigkeiten in der deutschen Wehrmacht von 1942 bis 1945.Bezüglich dieser Lebensphase stellten daraufhin verschiedene Journalisten Recherchen an. Acht Wochen vor dem Wahltermin am 4. Mai 1986 machten das NachrichtenmagazinProfil, dieNew York Times und derJüdische Weltkongress (WJC) ab März 1986 bekannt, dass Kurt Waldheim in den 1930er Jahren als SA- und NSDStB-Mitglied geführt und später in der Kriegszeit zeitweise unterGeneral Friedrich Stahl und dann imGeneralstab Löhrs tätig gewesen war, deren Armeeeinheiten schwereKriegsverbrechen verübt hatten. Der Verdacht, Waldheim könne daran mitgewirkt haben, beschäftigte österreichische und internationale Medien sehr intensiv. Sie fanden und veröffentlichten immer mehr Details über die Kriegszeit Waldheims und vermischten diese zum Teil mit falschen, halbwahren und/oder spekulativen Behauptungen. Waldheim bestritt anfangs seine SA- und NSDStB-Mitgliedschaft, jegliche Kenntnis von Judendeportationen und jede Beteiligung an Gefangenenverhören. Seine Anhänger und die ÖVP sprachen von einer vom WJC geführten „Schmutzkübelkampagne“ und setzten auf einen Solidarisierungseffekt der Österreicher. Damit konnte er dieStichwahl am 8. Juni 1986 für sich entscheiden.[22]
Nach seinem Amtsantritt am 8. Juli 1986 ebbte aber die internationale Diskussion über seine NS-Vergangenheit nicht ab. Mehr noch belastete sie zunehmend die internationalen Beziehungen Österreichs. So blieben beispielsweise mehrere Botschafter dem Termin seiner Amtseinführung fern. Im April 1987 setzten die USA Kurt Waldheim auf ihre „Watchlist“ für unerwünschte Personen, was de facto einer Reisesperre[23] für ihn als Bundespräsidenten gleichkam. Deshalb wurde er ab diesem Zeitpunkt auch von keinem westlichen Staat mehr eingeladen und erhielt nur wenige Staatsbesuche, meist aus demOstblock, sowie Einladungen von einigen arabischen und islamischen Staaten.Seine eigenen Auslandsbesuche, etwa einePapstaudienz (Juli 1987), ein Besuch derNahostregion (November 1987) und ein Besuch beiSaddam Hussein 1990 anlässlich der erfolgreichen Befreiung von 97 als Geiseln festgehaltenen Österreichern und Schweizern,[24] waren von heftigen Protesten begleitet.[25] Das Verhältnis Österreichs zuIsrael blieb bis 1992 belastet.[26]
Österreichs Regierung setzte im Juni 1987 eine internationale Historikerkommission ein, die bis Februar 1988 „kein persönliches schuldhaftes Verhalten“ und „keine Beteiligung an Kriegsverbrechen“ Waldheims feststellte, aber seine genauen Kenntnisse davon. Er habe das Begehen einiger Verbrechen etwa durch seine „Feindlageberichte“ erleichtert. Ferner habe er versucht, „seine militärische Vergangenheit in Vergessenheit geraten zu lassen, und, sobald das nicht mehr möglich war, zu verharmlosen.“[9] Waldheim lehnte einen Rücktritt ab und erklärte am 11. März 1988 anlässlich des 50. Jahrestag des „Anschlusses“ die Mitschuld vieler Österreicher an NS-Verbrechen.Am 5. Juni 1988 sprach ihn ein internationales Fernsehtribunal unter dem Vorsitz des Richters SirFrederick Lawton vom Vorwurf der Beteiligung an Kriegsverbrechen frei. Er selbst zog am 1. Juli des gleichen Jahres seine Klage gegen den Vorsitzenden des Jüdischen Weltkongresses (WJC)Edgar M. Bronfman, der ihn als „Teil der Nazi-Tötungsmaschinerie“ bezeichnet hatte, zurück. Doch Kurt Waldheim blieb bis zum Ende seiner Amtszeit 1992 isoliert, ein einsamer Mann in der Wiener Hofburg – wie ihn einzelne Journalisten charakterisierten. Auch innenpolitisch erreichte er recht wenig und verzichtete dann 1991 auf eine erneute Kandidatur. Die Waldheim-Affäre bewirkte in Österreich eine verstärkte Auseinandersetzung mit derNS-Zeit. In den folgenden 20 Jahren wurden einer Reihe vonNS-Opfern Entschädigungsansprüche zuerkannt.
Kurt Waldheim starb 88-jährig am 14. Juni 2007 in Wien aufgrund einesHerz-Kreislauf-Versagens.[27]Kurz vor seinem Tod gestand er nochmals Fehler im Umgang mit Vorwürfen während der Waldheim-Affäre ein und bat seine Kritiker um eineVersöhnung.[28] Am 23. Juni hielt BundespräsidentHeinz Fischer im Rahmen eines für den Verstorbenen von KardinalChristoph Schönborn zelebriertenRequiems im WienerStephansdom eine Trauerrede.[29]
„Kurt Waldheim hat es verdient, dass man sein Lebenswerk in seiner Gesamtheit würdigt und dass man außer Streit stellt, was nicht bestritten werden kann. Daher bleibe ich auch heute – und gerade heute – bei der Feststellung, die ich schon vor 15 Jahren, im Juli 1992 als Präsident des Nationalrates in der Bundesversammlung aus Anlass der Verabschiedung von Kurt Waldheim aus der Funktion des Bundespräsidenten getroffen habe. Nämlich der Feststellung, dass dem Menschen und dem Bundespräsidenten Kurt Waldheim Unrecht geschehen ist, wenn ihm Handlungen, bis hin zu Kriegsverbrechen angelastet wurden, die er nicht begangen hat. […] Kurt Waldheim wurde zu einer Projektionsfläche für schlechtes Gewissen im Zusammenhang mit unserem Umgang mit der NS-Zeit und mit Versäumnissen in der Nachkriegsgeschichte.“
–Bundespräsident Heinz Fischer:Trauerrede für Kurt Waldheim, 23. Juni 2007[30]
Waldheim wurde in der Präsidentengruft auf demWiener Zentralfriedhof beigesetzt. Auf persönlichen Wunsch des Verstorbenen wurden keine ausländischen Staatsgäste eingeladen. Der ranghöchste ausländische Staatsgast bei den Trauerfeierlichkeiten war der liechtensteinische FürstHans Adam II.
Elisabeth Waldheim
Kurt Waldheims Witwe Elisabeth starb im 95. Lebensjahr am 28. Februar 2017 und wurde am 9. März 2017 in der Präsidentengruft auf demWiener Zentralfriedhof beigesetzt. Altbundespräsident Heinz Fischer würdigte die Verstorbene als eine „tapfere Frau“, „die mehr als sechs Jahrzehnte lang auch in schwierigen Zeiten in unverbrüchlicher Verbundenheit an der Seite ihres Ehemannes gestanden ist“. Sie habe ihre Aufgaben in vorbildlicher Weise erfüllt.[31]
James Daniel Ryan:The United Nations Under Kurt Waldheim, 1972–1981. Scarecrow Press, Lanham u. a. 2001,ISBN 0-8108-3701-3.
Karl Gruber, Ralph Scheide, Ferdinand Trauttmansdorff:Kurt Waldheims Kriegsjahre – eine Dokumentation. Carl Gerold’s Sohn, Wien 1987,ISBN 3-900812-00-4.
Andreas Khol, Theodor Faulhaber, Günther Ofner:Die Kampagne. Kurt Waldheim – Opfer oder Täter. Hintergründe und Szenen eines Falles von Medienjustiz. F. A. Herbig, München / Berlin 1987,ISBN 3-7766-1470-6.
↑Michael John:Skizzen zur Problematik der kulturellen und nacionalen Identität in Österreich 1848–1934. In: Michael John, Oto Luthar (Hrsg.):Un-Verständnis der Kulturen. Multikulturalismus in Mitteleuropa in historischer Perspektive (Wissenschaftliche Bibliothek Österreich-Slowenien, Band 2). Verlag Hermagoras, Klagenfurt/Ljubljana/Wien 1997,ISBN 3-85013-510-1, S. 55–86, hier: S. 80.
↑James L. Collins Jr., Hans Rudolf Kurz, Jean Vanwelkenhuyzen, Gerald Fleming, Hagen Fleischer, Jehuda L. Wallach, Manfred Messerschmidt: The Waldheim Report, Copenhagen 1993, Seite 33f.
↑Karl Gruber, Ralph Scheide, Ferdinand Trauttmansdorff (Hrsg.):Kurt Waldheim’s wartime years. A documentation. Gerold, Wien 1987,ISBN 3-900812-00-4, S. 34.
↑abJames L. Collins Jr., Hans Rudolf Kurz, Jean Vanwelkenhuyzen, Gerald Fleming, Hagen Fleischer, Jehuda L. Wallach, Manfred Messerschmidt:Bericht der internationalen Historikerkommission, Schlussbetrachtung (Memento vom 7. August 2007 imInternet Archive), 8. Februar 1988. Auch abgedruckt in:Michael Gehler:Die Affäre Waldheim: Eine Fallstudie zum Umgang mit der NS-Vergangenheit in den späten achtziger Jahren. In:Rolf Steininger, Michael Gehler (Hrsg.):Österreich im 20. Jahrhundert. Ein Studienbuch in zwei Bänden. Vom Zweiten Weltkrieg bis zur Gegenwart. Böhlau, Wien 1997, S. 395–410.
↑Tagebucheintragung von Wildner vom 1. Februar 1947, zitiert in: Florian Gasser:Das unbequeme Tagebuch, in: WochenzeitungDie Zeit, Hamburg, Nr. 8, 14. Februar 2013, Österreich-Ausgabe, S. 15.
↑Sagan (Hrsg.): Murmurs of Earth. The Voyager Interstellar Record, New York 1978, S. 27
↑das Buch wurde ebenfalls im Molden Verlag Wien verlegt
↑zum Verlauf 1985/86: Ruth Wodak u. a.:Die „Kampagne“ und die Kampagne mit der „Kampagne“ – Die „Waldheim-Affäre“. In: Ruth Wodak, Johanna Pelikan,Peter Nowak, Helmut Gruber, Rudolf DeCilla, Richard Mitten (Hrsg.):„Wir sind alle unschuldige Täter!“ Diskurshistorische Studien zum Nachkriegsantisemitismus. Frankfurt am Main 1990, S. 59–120;demokratiezentrum.org (Memento desOriginals vom 10. Januar 2014 imInternet Archive; PDF) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäßAnleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.demokratiezentrum.org
↑Otto M. Maschke:Verständnissuche – Österreich in der Sicht der Niederlande. In: Oliver Rathkolb und andere:Mit anderen Augen gesehen. Internationale Perzeptionen Österreichs 1955–1990. Österreichische Nationalgeschichte nach 1945. Wien 2002, S. 383.
↑So kritisierteLou Reed im LiedGood Evening Mr Waldheim (AlbumNew York, 1989) den Empfang durch Papst Johannes Paul II.
↑Otto Pleinert:Israels Blick auf Österreich. In: Oliver Rathkolb und andere:Mit anderen Augen gesehen. Internationale Perzeptionen Österreichs 1955–1990. Österreichische Nationalgeschichte nach 1945. Böhlau, Wien 2002,ISBN 3-205-99105-2, S. 786–796.