Kurt Amend

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Kurt Amend (*2. Dezember1904 inBerlin; †26. Oktober1977) war ein deutscher Kriminalpolizist undSS-Führer. ZurNS-Zeit war er Cheffahnder imReichskriminalpolizeiamt und in derBundesrepublik Deutschland in gleicher Funktion beimBundeskriminalamt beschäftigt.

Inhaltsverzeichnis

Frühe Jahre

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Amend war der Sohn eines Optikers. Seine Schullaufbahn beendete er 1923 am Luisenstädter Realgymnasium in Berlin mit der Reifeprüfung und begann danach ein Chemiestudium in Berlin, das er nach zweijähriger Unterbrechung inHalle undBerlin fortführte. Nachdem er im Februar 1929 das Studium ohne Abschluss beendet hatte, meldete er sich für den Polizeidienst und bestand im April 1929 imPolizeipräsidium Berlin die Eignungsprüfung zum Kriminalkommissaranwärter. Danach war er bis 1932 arbeitslos und bestritt seinen Lebensunterhalt mit Gelegenheitsarbeiten. Anfang April 1932 trat Amend bei der Berliner Polizei seine Ausbildung zum Kriminalkommissar an und wurde nach erfolgreicher Prüfung Mitte März 1935 zum Kriminalkommissar befördert. Von September 1934 bis zum Kriegsende im Frühjahr 1945 war er durchgehend im Preußischen Landeskriminalpolizeiamt bzw. der 1937 daraus hervorgegangenen Zentralinstanz, dem Reichskriminalpolizeiamt (RKPA), tätig.[1]

Zeit des Nationalsozialismus

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Nach derMachtübergabe an die Nationalsozialisten trat er im Frühjahr 1933 derSA und zum 1. August 1935 trotzMitglieder-Aufnahmesperre derNSDAP bei (Mitgliedsnummer 3.672.449).[2][3] Im August 1937 wurde er Mitglied derSS (SS-Nummer 290.176)[3] und im Monat darauf folgte seine Aufnahme in denSD. Eingesetzt war er hier als Hilfskraft in der Zentralabteilung III 2. Im April 1943 wurde er zumSS-Sturmbannführer befördert, dem höchsten Rang, den er innerhalb der SS erreichte.[1] 1939 war er noch Mitglied imNSFK,NSRL,Reichskolonialbund,Volksbund für das Deutschtum im Ausland,RDB und derNSV.[4]

Amend war während desZweiten Weltkrieges vomMilitärdienst zurückgestellt. Er wurde Anfang Januar 1940 zum Kriminalrat und Anfang April 1944 zum Kriminaldirektor befördert. Als Hauptreferent in der Gruppe V C des RKPA war er ab August 1942 Stellvertreter des GruppenleitersRichard Schulze. Amend war Spezialist für Erkennungsdienst und Leiter des gesamten Fahndungswesens für dasDeutsche Reich und die besetzten Gebiete.[1] In seinen Zuständigkeitsbereich fielen die „Fahndungszentralen, die Schriftleitung des Kriminalpolizeiblatts, die Reichshandschriftensammlung, die Reichszentrale für das Erfassungswesen und das sogenannteHundewesen.“[5] Amend war somit u. a. verantwortlich für die Koordination von Fahndungen nach Personen, die unter Maßnahmen zurvorbeugenden Verbrechensbekämpfung fielen,Widerstandskämpfer waren oder zur Kriegsfahndung (untergetauchteZwangsarbeiter, flüchtige Kriegsgefangene,Deserteure) ausgeschrieben waren.[6] Amend galt als überaus befähigt und weltanschaulich gefestigt und wurde in einer Beurteilung von Ende Januar 1943 als einer der besten Beamten des RKPA bezeichnet. Ende Januar 1944 wurde er mit demKriegsverdienstkreuz I. Klasse ausgezeichnet.[7]

Nachkriegszeit

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Nach Kriegsende wurde Amend im Juni 1945 durch Soldaten derRoten Armee verhaftet und danach in denSpeziallagernFünfeichen und ab Herbst 1948 inBuchenwald interniert. Von Buchenwald wurde er im Januar 1950 in denbritischen Sektor Berlins entlassen.[8] Zunächst war er für anderthalb Jahre arbeitslos. Von Juli 1951 bis Ende Februar 1953 war er bei der Verwaltung der Zollfahndungsstelle inWest-Berlin beschäftigt.[9] Eine von ihm betriebene Wiedereinstellung in den kriminalpolizeilichen Dienst West-Berlins wurde 1952 abgelehnt.[10] Im März 1953 wurde im Rahmen derEntnazifizierung einSpruchkammerverfahren gegen ihn eingestellt.[7] Ab Anfang März 1953 war er beim Bundeskriminalamt tätig, wo er erneut die Fahndungsabteilung leitete. Noch 1953 wurde er zum Regierungs- und Kriminalrat ernannt und Ende Januar 1963, kurz vor seiner Pensionierung, zum Regierungs- und Kriminaldirektor.[9] Ende Dezember 1964 wurde er als Regierungskriminaldirektor in den Ruhestand verabschiedet.[7][11]

Ende der 1960er Jahre wurde gegen Amend im Zuge desSagan-Falls wegen des Verdachts aufBeihilfe zumMord an 50 alliierten Fliegeroffizieren ermittelt. Der Nachweis, dass er von den 77 wiederergriffenen Offizieren auf Anordnung 50 zur Exekution ausgewählt habe, wurde nicht erbracht. Amend gab als den verantwortlichen Verfasser der Liste den bereits im Frühjahr 1945 hingerichteten Chef des RKPAArthur Nebe an. Er selbst sei jedoch in die Fahndung involviert gewesen. Da bei Amend weder Heimtücke noch niedere Beweggründe erwiesen waren, stellte dasLandgericht Berlin das Verfahren mit Beschluss vom 17. März 1971 ein.[12][11]

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. abcDieter Schenk:Auf dem rechten Auge blind. Die braunen Wurzeln des BKA, Köln 2001, S. 222f.
  2. Bundesarchiv R 9361-I/34
  3. abDieter Schenk:Auf dem rechten Auge blind. Die braunen Wurzeln des BKA, Köln 2001, S. 342.
  4. Bundesarchiv R 9361-I/34
  5. Dieter Schenk:Auf dem rechten Auge blind. Die braunen Wurzeln des BKA, Köln 2001, S. 223f.
  6. Dieter Schenk:Auf dem rechten Auge blind. Die braunen Wurzeln des BKA, Köln 2001, S. 224.
  7. abcDieter Schenk:Auf dem rechten Auge blind. Die braunen Wurzeln des BKA, Köln 2001, S. 223.
  8. Michael Wildt:Generation des Unbedingten. Das Führungskorps des ReichssicherheitshauptamtesHamburger Edition, Hamburg 2003, S. 745.
  9. abImanuel Baumann, Herbert Reinke, Andrej Stephan, Patrick Wagner:Schatten der Vergangenheit. Das BKA und seine Gründungsgeneration in der frühen Bundesrepublik, Köln 2011, S. 33
  10. Ernst Klee:Das Personenlexikon zum Dritten Reich, Frankfurt am Main 2007, S. 15f.
  11. abDieter Schenk:Auf dem rechten Auge blind. Die braunen Wurzeln des BKA, Köln 2001, S. 225.
  12. Michael Wildt:Generation des Unbedingten. Das Führungskorps des Reichssicherheitshauptamtes Hamburger Edition, Hamburg 2003, S. 770.
Personendaten
NAMEAmend, Kurt
KURZBESCHREIBUNGdeutscher Kriminalpolizist und SS-Führer
GEBURTSDATUM2. Dezember 1904
GEBURTSORTBerlin
STERBEDATUM26. Oktober 1977
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