
EineKunsthochschule oderKunstakademie bzw.Akademie der Künste, teilsKunstuniversität, ist eine künstlerische bzw. künstlerisch-wissenschaftlicheHochschule, an der Künstler-Professoren und Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen lehren und angehendeKünstler (im weitesten Sinne: Bildende Künstler, Musiker, Architekten, Regisseure, Schauspieler, Designer etc.) sowieKunstpädagogen undKunstwissenschaftler studieren.
NebenHochschulen für Bildende oder Freie Kunst fallen unter den BegriffMusikhochschulen,Hochschulen für Schauspielkunst,Filmhochschulen sowie Hochschulen spezieller Kunstsparten wieMedien oderTanz.Architektur undAngewandte Kunst (Kunstgewerbe, wieDesign/Gestaltung), wird sowohl an Kunsthochschulen wie an Technischen Hochschulen/Universitäten gelehrt, literarische und sprachliche Kunstformen (Literatur,Rhetorik) auch an normalen geisteswissenschaftlichen Hochschulen.


Die Anfänge der Kunstakademien liegen in Italien. Hier entstand 1563 mit derAccademia delle Arti del Disegno in Florenz, kurz Accademia genannt, die erste Akademie für Malerei in Europa. Sie stand unter der Schirmherrschaft des Herzogs der Toskana, Cosimo I. de’ Medici. Das Ausbildungsmodell der Akademie als fürstlich geförderter Kunstschule fand europaweite Nachahmung. Die Päpste richteten in Rom 1593 dieAccademia di San Luca ein, der französische König zog 1648 mit derAcadémie royale de peinture et de sculpture nach, deren Nachfolgeinstitution, dieAcadémie des Beaux-Arts, bis heute existiert.
Die erste Kunsthochschule bzw. Kunstakademie im Reich wurde mit derMaler-Akademie (heutigeAkademie der Bildenden Künste Nürnberg) 1662 vom Kupferstecher und VerlegerJacob von Sandrart inNürnberg gegründet. In den später im 17. und 18. Jahrhundert von fürstlichen Landesherren gegründeten Akademien solltenKünstler alsProfessoren dieStudenten ausbilden, damit der Erfolg der Schulen zumRuhm ihres Landes beitrug.In den meisten europäischen Residenzstädten entstanden Kunstakademien unter herrschaftlicher Protektion, so 1696 inBerlin (heute Europas größte Kunsthochschule), 1725 inWien, 1735 inStockholm und 1768 inLondon. Bedeutende deutsche Akademien gab es auch an den Fürstensitzen inDresden, Mannheim,Düsseldorf undMünchen.Im Gegensatz zu diesen Akademien war die 1710 entstandene Augsburger Kunstakademie eine städtische Gründung, die aber 1755 ein kaiserliches Privileg erhielt und durch ihre Kunstpublikationen große Ausstrahlung erreichte. Die schulmäßige Ausbildung und das starreklassizistische Regelwerk der Akademien lösten ab dem Ende des 18. Jahrhunderts Gegenbewegungen aus, die die künstlerische Freiheit gegen den Lehrbetrieb stellten. Künstlergruppen wie dieNazarener setzten sich von der offiziellen Kunstlehre ab und suchten neue Wege. Durch das gesamte 19. Jahrhundert zieht sich der Gegensatz der etablierten Malerei, wie sie an den Kunstakademien gelehrt wurde, zu den großen Individualisten und Erneuerern. In Frankreich beispielsweise stehenDelacroix,Courbet und dieImpressionisten für die Kunstentwicklung abseits der staatlichen Akademien. Allerdings bezeichneten sich damals auch private Kunstschulen alsAkademien (beispielsweise dieAcadémie Julian). Dort lernten vorwiegend diejenigen, die die Aufnahmevoraussetzungen der staatlichenÉcole des Beaux-Arts nicht erfüllten, darunterFrauen als Künstlerinnen. Mit der Liberalisierung des Lehrbetriebs im 20. Jahrhundert haben die Kunstakademien ihre Rolle als Hüter einer traditionellen Kunstauffassung weitgehend aufgegeben.
Im anglo-amerikanischen Ausland sind Kunsthochschulen meist als Fakultäten in den regulären Universitätsbetrieb integriert, inDänemark‚Frankreich oderItalien existieren die Kunsthochschulen parallel zum Hochschulwesen als eigenständige Einrichtungen, die den Kulturministerien, nicht den Wissenschaftsministerien unterstehen. Sie verleihen keineakademischen Grade, sondern eigene Diplome.Der ehemalige Sonderstatus von Kunstakademien im Verhältnis zu Universitäten war in einigen außereuropäischen Ländern übernommen worden. Viele Kunsthochschulen bieten heute begleitende Studien an, und Universitäten schaffen Studiengänge, die dem Studium an einer Kunsthochschule entsprechen. So gibt es etwa inBangkok,Thailand, das Kunststudium an der ehemals nach traditionellen Fakultäten organisiertenChulalongkorn University ebenso wie an einer zur Universität ausgebauten Kunsthochschule, derSilpakorn University.
In Deutschland sind die Kunsthochschulen in der Regel denUniversitäten gleichgestellt; viele von ihnen verfügen über dasPromotionsrecht im künstlerisch-wissenschaftlichen Bereich.[1] Kunsthochschulen im Geltungsbereich desHochschulrahmengesetzes dienen der Weiterentwicklung derKunst und derWissenschaft durch Lehre und Forschung, insbesondere in der Verwirklichungkünstlerischer Entwicklungsvorhaben.
Kunsthochschulen bilden den künstlerischen und wissenschaftlichen Nachwuchs aus. Aufnahmebedingung ist eine besondere künstlerische Eignung, die durch Einreichung von Arbeitsproben nachzuweisen ist und in einer Aufnahmeprüfung festgestellt wird. Zur pädagogischen Grundlage gehört meist die Annahme, dass Studierende zur eigenen schöpferischen Arbeit und künstlerischen Identität finden müssen, weil Kunst nicht lehrbar sei, wohl aber künstlerische Techniken, Methoden und Forschungsstrategien.
DieBerufung von Professoren erfolgt auf Vorschlag der Lehrenden durch die jeweils zuständigen Landesministerien. Bei der Berufung vonProfessoren und Professorinnen wird im Gegensatz zu Universitäten keinePromotion undHabilitation vorausgesetzt. Stattdessen muss ein überragendes künstlerisches Lebenswerk vorliegen, das sich in der Regel in der Anerkennung in Fachkreisen manifestiert.
Die Fachbereiche sind nach fachspezifischen Erfordernissen der Lehre entweder getrennt oderinterdisziplinär untereinander verknüpft. In bestimmten Fachbereichen kann der Studienplatz an Einzelunterricht, an eine kleine Gruppe oder eine bestimmte Klasse eines Professors gekoppelt sein, in anderen sind die Studenten in der Kombination des Lehrangebote für die eigene künstlerische Arbeit und in der Organisation ihres Studiums frei.
An Hochschulen für Bildende Kunst gibt es neben dem Studienangebot für freiberufliche Künstler auch Abschlüsse, die zu künstlerischer Tätigkeit inMedien,Design,Modedesign undBühnenbild befähigen sollen. An einigen werden zudem Studiengänge für Restauratoren und Kunstpädagogen angeboten.
Zugangsvoraussetzung ist der Nachweis einer besonderen künstlerischen Begabung im Rahmen eines Aufnahmeverfahrens undAbitur oderfachgebundener Hochschulreife. Bei nachweisbar überragender künstlerischer Befähigung kann auf die Hochschulreife verzichtet werden.
Das Studium an Kunsthochschulen in Deutschland führt zu unterschiedlichen Abschlüssen. Neben den üblichenDiplomgraden in persönlicher (z. B.Dipl.-Mus.-Päd. – Diplom-Musikpädagoge) oder häufig auch unpersönlicher (z. B.Dipl. Vis. Komm. – Diplom fürVisuelle Kommunikation) Form bzw.Bachelor- undMastergraden undDoktoraten existieren je nach inhaltlicher Ausrichtung Abschlussbezeichnungen wieGraduierter Künstler,Akademiebrief,Meisterschüler,Bühnenreife oderKonzertreife.
Die erste Kunsthochschule wurde 1692 als Privatakademie des HofkammermalersPeter Strudel gegründet (1725 alsk.k. Hofakademie der Maler, Bildhauer und Baukunst neubegründet, heutige Akademie der bildenden Künste). Die erste Musikhochschule beruht auf einer Gründung desWiener Musikvereins 1819 und wurde 1909 staatlich(k.k. Akademie für Musik und darstellende Kunst).
In Österreich führen alle bisherigen Kunsthochschulen die BezeichnungUniversität. Es gibt sechs staatliche Universitäten der Künste, drei mit Schwerpunkt im BereichMusik/darstellende Kunst und drei mit Schwerpunkt im Bereichbildende Kunst/Kunstgewerbe, wobei die Universität „Akademie der bildenden Künste Wien“ aus Traditionsgründen den Namen Akademie führt. Daneben gibt es einige künstlerische Privatuniversitäten und -hochschulen sowie dieKonservatorien als Privatschulen mitÖffentlichkeitsrecht für Musik mit Hochschulcharakter.
Als öffentliche Kunstuniversitäten bestehen:
Privathochschulen und -universitäten für Musik sind (2023):
Im weiteren Sinne ist die 2004 gegründeteNew Design University St. Pölten (ehem. Privatuniversität der Kreativwirtschaft) eine künstlerische Hochschule.
In derSchweiz sind die Kunsthochschulen den jeweiligenFachhochschulen zugeordnet.
DieÉcole nationale supérieure des beaux-arts de Paris hat den Status einerGrande école. In Frankreich sind parallel zur traditionellen Kunstakademie, derÉcole des Beaux-Arts, infolge der68er-Bewegung Fakultäten fürArts plastiques (bildende Künste) an den Universitäten entstanden. Der Begriff der Arts plastiques bezog sich auf denanthropologisch undsoziologisch erweiterten Kunstbegriff und richtete sich bewusst gegen den traditionellen Begriff derschönen Künste.