Konya (osmanischقونیه, vonaltgriechischἸκόνιονIkónion (n. sg.),lateinischIconium) ist die Hauptstadt der gleichnamigen türkischenProvinz Konya, welche die flächenmäßig größte Provinz derTürkei ist. Konya ist die siebtgrößte Stadt des Landes. Seit der letztenGebietsreform ist die BüyükşehirBelediyesi (Großstadtgemeinde) Konya flächen- und einwohnermäßig identisch mit der Provinz.
Die Stadt liegt etwa 200 Kilometer südlich der HauptstadtAnkara in der Ebene von Konya (türkischKonya Ovası) auf etwa 1200 Metern Meereshöhe, fast im geographischen ZentrumAnatoliens. DieHochebene hat keinen Abfluss zum Meer, sondern nur lokale Flüsse, die inBinnenseen münden. Im Umkreis wird sie von einigen bis 2300 Meter hohen Bergen überragt, der nördlichen Fortsetzung desTaurusgebirges. Westlich liegt dieAltınapa-Talsperre.
Anteil der drei Hauptstadtbezirke an der „Kernstadt“vor der Gebietsreform
Kreis
1990
2000
2007
2008
2009
2010
2011
2012
Karatay
insgesamt
169.001
214.589
248.826
253.745
257.639
263.071
271.435
275.987
städtisch
142.678
183.677
229.995
231.909
235.958
242.495
251.272
256.455
ländlich
26.323
30.912
18.831
21.836
21.681
20.576
20.163
19.532
Meram
insgesamt
213.664
267.878
304.696
304.570
309.276
314.421
321.058
326.444
städtisch
182.444
231.386
282.523
289.143
292.422
298.169
305.331
311.312
ländlich
31.220
36.492
22.173
15.427
16.854
16.252
15.727
15.132
Selçuklu
insgesamt
202.154
348.329
466.233
472.436
487.899
508.102
529.514
552.110
städtisch
188.224
327.627
454.537
459.921
474.993
495.363
517.188
540.119
ländlich
13.930
20.702
11.696
12.515
12.906
12.739
12.326
11.991
„Kernstadt“
insgesamt
584.819
830.796
1.019.755
1.030.751
1.054.814
1.085.594
1.122.007
1.154.541
städtisch
513.346
742.690
967.055
980.973
1.003.373
1.036.027
1.073.791
1.107.886
ländlich
71.473
88.106
52.700
49.778
51.441
49.567
48.216
46.655
zum Vergleich Provinz
insgesamt
1.750.303
2.192.166
1.959.082
1.969.868
1.992.675
2.013.845
2.038.555
2.052.281
städtisch
963.128
1.294.817
1.938.926
1.947.267
1.970.163
1.991.824
2.016.951
2.031.235
ländlich
787.175
897.349
20.156
22.601
22.512
22.021
21.604
21.046
Bei der Gebietsreform 2013/2014 wurden die Dörfer und die einzelnen Mahalle der Belediye zu je einem Mahalle zusammengelegt und dem jeweiligen Landkreis/Stadtbezirk untergeordnet.
Anteil der drei Hauptstadtbezirke an der „Kernstadt“nach der Gebietsreform
Nachfolgende Tabelle gibt Auskunft über die Entwicklung der Einwohnerzahlen von Stadt (Şehir), Kreis (İlçe) und Provinz (İl) Konya. Die Zahlen wurden den als PDF-Dateien veröffentlichten Ergebnisse der Volkszählungen der angegebenen Jahre entnommen, abrufbar über die Bibliothek desTURKSTAT (TÜİK)[2]
Konya ist geprägt durchKontinentalklima mit kalten, schneereichen Wintern (Durchschnittstemperatur 0 °C bis 2 °C) und heißen, trockenen Sommern (Durchschnittstemperatur 20 °C bis 24 °C). Zwar fälltNiederschlag das ganze Jahr hindurch, doch ist eine ausgeprägte Trockenphase in den Sommermonaten feststellbar. NachWladimir Köppen lässt sich der Standort alssemiarides Steppenklimat beschreiben (BSk).
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Konya,Meram (1027 m)
Der antike Name der Stadt warIkonion – in römischer ZeitIconium – und ist seit dem 4. Jahrhundert v. Chr. nachgewiesen. Möglicherweise ist dieser Name mitIkkunawija zu verbinden, einer inhethitischen Quellen zwischen ca. 1500 und 1200 v. Chr. mehrfach bezeugten Stadt.[3]
Die Städte derrömischen TeilprovinzLycaonia gehörten in griechischer Zeit meist zuPhrygien. Bei Ausgrabungen im Zentrum der Stadt (Aladdin-Tepe) wurden Funde gemacht, die dem phrygischenKunsthandwerk ähneln. Das Gebiet wurde 25 n. Chr. zeitweise der römischen ProvinzGalatien zugerechnet bzw. dem östlich angrenzendenKappadokien oder den SüdregionenPisidien bzw.Pamphylien. Nachdem der römische KaiserClaudius (regierte 41–54 n. Chr.) hier Veteranen angesiedelt hatte, hieß die StadtColonia Claudia Iconium, wobei sich auf Münzen und einer Inschrift aus dieser Zeit auch die Kurzform Claudiconium findet.[4] Die Stadt gilt als Geburtsort derHeiligen Thekla und wird im Zusammenhang mitPaulus in der Bibel (Apg 14,1-5 EU) sowie (Apg 14,21 EU) erwähnt.
Im 11./12. Jahrhundert eroberten dieSeldschuken die Region und der Teilstamm derRum-Seldschuken gründete in Anatolien ein unabhängigesSultanat, dessen blühende Hauptstadt seitKılıç Arslan I. Ikonion war. Die Rum-Seldschuken brachten einen Aufschwung des Handels mit sich. RussischePelze,Cobalt,Seide,Baumwolle, Sklaven undPferde gegen Edelsteine, Gold und Silber; Getreide, Tuch und Waffen aus dem Westen gegen Gewürze, Zucker,Moschus undAloesaft aus Ägypten und Mesopotamien. Die Stadt erhielt eine Stadtmauer mit 108 Türmen, welche im Verlauf des 19. Jahrhunderts abgerissen wurde.
Nach dem Untergang der Rum-Seldschuken 1307 herrschten dieKaramaniden über Konya. 1442 schlugen die Osmanen unterMurad II. die Karamaniden und Konya blieb bis zum Ende desErsten Weltkrieges Teil desOsmanischen Reiches. Am 21. Dezember 1832 schlug hierIbrahim Pascha den osmanischenGroßwesir vernichtend. Damit wurde die Herrschaft seines Vaters, des Vizekönigs von ÄgyptenMuhammad Ali Pascha, über Syrien vorerst gesichert. Seit 1923 ist Konya Teil der Türkei.
In osmanischer Zeit war Konya ein bedeutendes religiöses Zentrum. Nach dem Verbot derSufiorden durchAtatürk entwickelte es sich daher zu einer Hochburg der islamisch-konservativen Opposition. Die Stimmenanteileislamischer Parteien sind stets unter den landesweit höchsten. In derrömisch-katholischen Kirche bildet es einTitularerzbistum.
Am 15. Juni 1987 wurde Konya durch die Entscheidung des Ministerrates in eine Großstadtgemeinde (Büyükşehir) umgewandelt. Mit dem Gesetz Nr. 3399 wurde der zentrale Landkreis (Ilce Merkez) aufgelöst und in drei annähernd gleich große Kreise aufgeteilt:Karatay im Westen,Meram im Süden sowieSelçuklu im Norden. 1990 wurde von letzterem noch ein kleiner Teil, der westlich gelegene KreisDerbent, abgetrennt.[5]
Der 2006 fertiggestellteSelçuklu Kulesi, der „Seldschukische Turm“, benannt nach seiner Lage im Stadtteil Selçuklu, ist mit 163 Metern das höchste Gebäude in Zentralanatolien und das elfthöchste Hochhaus in der Türkei. Er hat 42 Stockwerke, die beiden oberen Stockwerke drehen sich um die eigene Achse.[7]
Konya besitzt seit dem Jahr 2000 einen Flughafen, den rund 18 Kilometer nördlich gelegenenFlughafen Konya, der auch alsNATO-Basis militärisch genutzt wird.[8]
2011 wurde dieHochgeschwindigkeitsstrecke Ankara–Konya eröffnet. Die rund 300 Kilometer Entfernung werden seitdem in 90 Minuten zurückgelegt. Die Hochgeschwindigkeitsbahn nachIstanbul-Pendik benötigt viereinhalb Stunden.
Konya ist bis heute nicht an dastürkische Autobahnnetz angeschlossen. Entlang der D-715 Richtung Ankara befinden sich zahlreiche Firmen.[11]
Konya ist das Ziel von etwa zwei Millionen meist türkischer Touristen, die besonders das Mausoleum sehen wollen.[12] Rund 40 Kilometer südöstlich von Konya befindet sichÇatalhöyük, eine der ältesten Siedlungen der Menschheit. In der Umgebung befinden sichAk Manastir, dieantike StadtKilistra,Kara Höyük sowie der WasserfallHadim Selale.
Bibliothek und das Archiv der Selçuk-UniversitätMedizinische Fakultät der Selçuk-UniversitätSelçuklu Kulesi
Die Hacı-Veyiszade-Moschee gilt als besonders sehenswert. Zu den sehenswerten Museen gehört das Karatay-Museum, das Archäologiemuseum, das Ethnografische Museum und das Atatürk-Museum. Hinzu kommen die Sırçalı-Medrese, dieİnce-Minare-Medrese, der Kubudabad-Palast und derAladin-Hügel(Alahaddin Tepesi).
Einen hohen Bekanntheitsgrad genießen auch die heute noch in mehreren Gruppen organisierten tanzendenDerwische derMevlevis, die mittlerweile zu einer touristischen Attraktion geworden sind. Seit 1954 darf der Mevlevi-TanzSema anlässlich des Jahrestages von Dschalal ad-Din Rumis Tod am 17. Dezember wieder in einer Sporthalle vollzogen werden, nachdem am 2. September 1925 Atatürk, der Gründer der Türkischen Republik, solche religiösen Aktivitäten durch Beschluss derGroßen Nationalversammlung der Türkei hatte verbieten lassen.
Sille, ein ehemaliges Dorf 8 km nordwestlich vom Zentrum entfernt, ist mit seinen restaurierten Moscheen und Kirchen, Höhlenkirchen, Katakomben und traditionellen Häusern ein neuer Anlaufspunkt für Kultur- und Glaubensreisen in Konya.[14]
DieSelçuk Üniversitesi in Konya besteht aus 16 Fakultäten, einer Fremdsprachenhochschule, einem staatlichen Konservatorium, drei Gesundheithochschulen, 25 Berufshochschulen, vier Instituten, zwei Sporthochschulen und 13 Forschungs- und Entwicklungszentren. Mit mehr als 85.000 Studenten ist sie zahlenmäßig die größte Universität der Türkei.
↑Trevor R. Bryce;The Routledge Handbook of the Peoples and Places of Ancient Western Asia. The Near East from the Early Bronze Age to the Fall of the Persian Empire. Routledge, London u. a. 2009.ISBN 978-0-415-39485-7, S. 330 (s. v.Ikkuwaniya).
↑Stephen Mitchell:Iconium and Ninica: Two Double Communities in Roman Asia Minor. In:Historia. Band 28, Heft 4, 1979, S. 409–438, hier S. 411–415;Axel Filges:Münzbild und Gemeinschaft. Die Prägungen der römischen Kolonien in Kleinasien (=Frankfurter Archäologische Schriften. Band 29). Habelt, Bonn 2015,ISBN 3-7749-3947-0, S. 32 (dort die Inschrift fälschlich inaugusteische Zeit datiert).