Knorr-Bremse AG
Knorr-Bremse Aktiengesellschaft | |
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Rechtsform | Aktiengesellschaft (AG) |
ISIN | DE000KBX1006 |
Gründung | 1905 inBerlin |
Sitz | München,Deutschland![]() |
Leitung | Marc Llistosella (CEO) Frank Markus Weber (CFO) Claudia Mayfeld Bernd Spiess Nicolas Lange[1] Reinhard Ploss (Aufsichtsratsvorsitzender) |
Mitarbeiterzahl | 32.549[2] |
Umsatz | 7,88 Mrd. Euro[2] |
Branche | Bahnverkehr undTransportwesen |
Website | www.knorr-bremse.com |
Stand: 31. Dezember 2024 |

DieKnorr-Bremse AG mit Sitz inMünchen ist dieDachgesellschaft des Knorr-Bremse-Konzerns. Das Unternehmen entwickelt und fertigtBremssysteme sowie weitere, zum großen Teil sicherheitsrelevante Subsysteme für Schienen- und Nutzfahrzeuge. Knorr-Bremse ist an über 100 Standorten in 30 Ländern vertreten. Mitte Oktober 2018 erfolgte derBörsengang an der Frankfurter Wertpapierbörse.
In der UnternehmensdivisionSysteme für Schienenfahrzeuge stattet Knorr-Bremse weltweit Schienenfahrzeuge des Personennah- und Personenfernverkehrs wie
U-Bahnen, Straßenbahnen, Monorails, Regional- und Hochgeschwindigkeitszüge sowie Güterzüge und Lokomotiven aus.
Die UnternehmensdivisionSysteme für Nutzfahrzeuge liefert Produkte und Systeme fürLkw, Omnibusse, Anhänger und Landmaschinen.[3]
Geschichte
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Gründung und Aufstieg in Berlin (1905–1920)
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Im Jahr 1905 gründete der IngenieurGeorg Knorr inBoxhagen-Rummelsburg (heute ein Teil vonBerlin-Friedrichshain bzw. Berlin-Lichtenberg) dieKnorr-Bremse GmbH, in die er einen bereits 1883 gegründeten Betrieb fürEisenbahn-Druckluftbremsen einbrachte. Geschäftliche Grundlage bildete die Einführung der von ihm entwickelten Druckluftbremse K1 bei den Personenzügen derPreußisch-Hessischen Staatseisenbahnverwaltung. Die Knorr-Bremse GmbH wurde 1911 unter Aufnahme derContinentale Bremsen-GmbH in dieKnorr-Bremse AG umgewandelt.
Fabrikgebäude
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Stammhaus und Anbauten
Die erste Fabrikation erfolgte in bereits vorhandenen Gebäuden in der Neuen Bahnhofstraße (die bis 1920 zu Lichtenberg gehörten), mit der Gründung derGroßgemeinde Berlin gelangte sie zum damaligenVerwaltungsbezirk Friedrichshain. Das Bauwerk wurde später alsalte Fabrik bezeichnet. In den Jahren 1913 bis 1916 wurde eine umfangreiche Erweiterung der Fabrikgebäude und der Neubau eines südlich anschließenden, repräsentativ ausgestatteten Verwaltungsgebäudes durch den ArchitektenAlfred Grenander ausgeführt, die Außenfassaden der bisherigen Fabrikgebäude wurden hieß dannneue Fabrik. Auf dem Hofgelände erfolgten Erweiterungsbauten (Querflügel und Parallelflügel) und ein eigenes Heizwerk wurde errichtet. Der gesamte Komplex Neue Bahnhofstraße 9–17 steht unterDenkmalschutz.[4] Über eine tunnelartige Verbindungsstraße wurde das in den Jahren 1922 bis 1927 errichteteHauptwerk auf dem Grundstück Hirschberger Straße / Schreiberhauer Straße (östlich der Eisenbahntrasse) angeschlossen, das Grenander mit turmartigen Bauteilen an drei Ecken akzentuierte. Der direkt an derRingbahn stehende westliche Turm ist deutlich höher als die anderen und mit großen Fenstern versehen. Die gesamte Anlage derKnorr-Bremse erstreckte sich nun über eine Fläche von 24.380 m². Der Bauteil mit dem Turmbau Hirschberger Straße 4 steht ebenfalls unter Denkmalschutz.[5] Er wird seit den 2000er Jahren durch dieDeutsche Rentenversicherung Bund genutzt, die ihn in einen Neubaukomplex einbettete.
Diversifizierter Konzern (1920–1985)
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Zwischen 1918 und 1945
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Nach demErsten Weltkrieg wurde mit der Einführung derKunze-Knorr-Bremse auch der Güterzugverkehr vom Hand- auf den durchgehenden Druckluftbremsbetrieb umgestellt. 1923 führte Knorr-Bremse erstmalsDruckluftbremsen für Nutzfahrzeuge ein. Nach derWeltwirtschaftskrise setzte Knorr-Bremse dieHik-Bremse im europäischen Schienenverkehr ein und trieb die Umstellung der deutschen Nutzfahrzeugindustrie auf Druckluftbremsen voran. Ende der 1930er-Jahre waren 90 Prozent aller deutschen Lastkraftwagen von 7 bis 16 Tonnen mit Knorr-Bremsgeräten ausgerüstet.
Die Knorr-Bremse AG entwickelte sich zwischen den Weltkriegen unter der Leitung von Johannes Philipp Vielmetter zum größten Bremsenbauunternehmen Europas. Durch Angliederung weiterer Unternehmen entstand eindiversifizierter Konzern mit rund 20.000 Beschäftigten.Ab 1920 war die 1917/1918 entstandene (alte)Bayerische Motorenwerke AG (BMW) inMünchen ein Tochterunternehmen der Knorr-Bremse AG und fertigte unter dem neuen NamenSüddeutsche Bremsen-AG Bremsanlagen für die Bayerische Eisenbahn-Verwaltung. (Auf ihrem Betriebsgelände befindet sich heute der Stammsitz der Knorr-Bremse AG.) Die für die Knorr-Bremse AG wenig interessante Motorenabteilung wurde 1922 einschließlich des alten Firmennamens an den GroßinvestorCamillo Castiglioni verkauft, der beides zurBayerischen Flugzeugwerke AG (BFW), derneuenBMW, mitnahm. Ab 1921 beteiligte sich die Knorr-Bremse AG an der BerlinerWerkzeugmaschinenfabrikCarl Hasse & Wrede GmbH. Das NachfolgeunternehmenHasse & Wrede GmbH ist als Teil des Knorr-Bremse-Konzerns ein führender Hersteller vonDrehschwingungsdämpfern für Dieselmotoren. Der Standort inBerlin-Marzahn wurde beibehalten. Im Februar 2017 hatte der Knorr-Konzern angekündigt, diesen letzten deutschen Standort des TochterunternehmensHasse & Wrede schließen zu wollen, da „der Markt sich verändert habe, eine Produktion in Marzahn sei wirtschaftlich nicht sinnvoll“. Nach Protesten der von Arbeitslosigkeit betroffenen 109 Arbeiter und Angestellten und nach Verhandlungen zwischen der Konzernleitung und dem Betriebsrat wurde im Dezember 2017 verkündet, dass der Standort an derGeorg-Knorr-Straße erhalten bleiben soll.[6] 2020 gewann das Büro von David Chipperfield den Wettbewerb zur Bebauung des Geländes.[7]
1926 wurde die Aktienmehrheit an derMotoren-Werke Mannheim AG (MWM) erworben, die aus derAbteilung stationärer Motorenbau der FirmaBenz & Cie. des AutomobilpioniersCarl Benz hervorgegangen war. Mit dem Verkauf an dieKlöckner-Humboldt-Deutz AG (KHD), heuteDeutz AG, im Jahr 1985 trennte sich die Knorr-Bremse AG wieder von der Motorensparte. Die nach langjähriger Kooperation 1938 eingegliedertenEisen- und Stahlwerke Walter Peyinghaus in Egge beiWetter-Volmarstein an der Ruhr stellten 1997 den Betrieb ein.
ImZweiten Weltkrieg setzte das Unternehmen ab 1943Zwangsarbeiter aus mehreren Lagern in Berlin-Lichtenberg ein, die sich u. a. in der Möllendorffstraße 70, am Roederplatz, in der Roederstraße 11–13 und 85–91, Bornitzstraße 1 und Hohenschönhauser Straße 11 befanden. Dasbetriebseigene Hauptlager bestand aus 22 Baracken für insgesamt 1080 Personen. Es hatte eine Halle mit Krankenräumen, Wasch- und Duschgelegenheiten sowie zwei Schuppen. Bei einem Luftangriff am 22. November 1943 kamen während der Arbeit in der Knorr-Bremse sechs Holländer ums Leben. Mehr als 1200 Zwangsarbeiter wurden im Dienste der Knorr-Bremse AG eingesetzt.[8]
Nach dem Zweiten Weltkrieg – Knorr-Bremse wird eine SAG
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges fiel die Firma in denSowjetischen Sektor, die Knorr-Erben wurden enteignet. Auf Befehl dessowjetischen Stadtkommandanten, GeneralmajorAlexander Kotikow, wird der Betriebsstandort Neue Bahnhofstraße (zuRummelsburg gehörend) an dieSowjetische Aktiengesellschaft für Transportmaschinenbau übergeben.[9] Die am Ort wieder produzierten Bremsen dienten zunächst ausschließlichReparationszwecken.
Neue Nutzer für die Berliner Gebäude bis 1989
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Der Standort in der Hirschberger Straße (zu Berlin-Lichtenberg gehörend) wurde 1954 in denVEB Berliner Bremsenwerk umgewandelt, der bald in derDDR zu einem gefragten Eisenbahn-Bremssystem-Hersteller wurde. Nachdem in der SAG die Produktion eingestellt worden war, bezog ein neu gegründeter Betrieb (VEB Messelektronik Berlin) den Komplex derNeuen Fabrik in der Neuen Bahnhofstraße. Dort blieb er bis zu seiner Abwicklung nach der politischenWende.
Nutzung der alten und der neuen Fabrik seit 1990
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Ab 1990 wurde das Gebäude freigeräumt und neue Mieter zogen ein. Im Jahr 1993 bekam die neugegründeteBerufsakademie Berlin hier ihren Sitz.[10] 2003 erfolgte deren Integration in die damalige Fachhochschule für Wirtschaft (FHW), die 2009 in derHochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) aufging. Im Jahr 2012 waren die Mieter neben der HWR drei Schulungsträger derBerliner Agenturen für Arbeit, zwei Berufsfachschulen und dieOstdeutsche Eisenbahngesellschaft (ODEG). Trotzdem standen 60 Prozent der 25.000 Quadratmeter großen Nutzfläche leer.[11] Am 17. August 2012 erwarb dieBerggruen Holdings in der Zwangsversteigerung für 15 Mio.Euro das Objekt, dessen Eigentümer schon in den 1990er Jahren in die Insolvenz gegangen waren. Der Kaufpreis betrug zwei Drittel desVerkehrswertes. Es sollten 12 Mio. Euro in die Gebäudemodernisierung investiert werden.[12] Kurz nach dem Erwerb erfolgte die Kündigung der bisherigen Mieter zum 31. März 2013 und es wurde bekannt, dass mit dem Online-HandelsunternehmenZalando ein Mieter für die gesamte Fläche gefunden worden war.[11] Seit April 2013 arbeiten mehrere hundert Mitarbeiter aus dem Fashion-Bereich Zalandos in dem Gebäude.[13]
Umzug der Knorr-Bremse nach Westdeutschland
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]DieSüddeutsche Bremsen-AG in München setzte die Produktion in Westdeutschland fort. Entwicklung und Vertrieb von Bremssystemen übernahm die 1946 gegründete und später nach München verlegteKnorr-Bremse GmbH. DieKnorr-Bremse AG wurde 1960 in eine Kommanditgesellschaft (KG) umgewandelt.
Der Wiederaufbau im Westen mündete 1955 in die international erfolgreiche Einführung der Knorr-Bremse mit Einheitswirkung (KE) für Schienenfahrzeuge. Der Bereich Nutzfahrzeugbremsen verlor dagegen nach dem Zweiten Weltkrieg an Boden. Auch das in den 1960er-Jahren etablierte Geschäftsfeld Industrie-Pneumatik stagnierte, und derDieselmotorenbau begann Ende der 1970er-Jahre hohe Verluste zu schreiben.
Konzentration und Expansion seit 1985
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]1985 leitete ein Eigentümerwechsel die Konzentration des angeschlagenen Konzerns auf die Produktbereiche Bremssysteme für Schienen- und Nutzfahrzeuge ein. Die Knorr-Bremse GmbH und die Süddeutsche Bremsen-AG wurden 1985 auf die neu gegründete Knorr-Bremse AG fusioniert. Die Knorr-Bremse KG wurde liquidiert. Veräußert oder eingestellt wurden derDieselmotoren- undWerkzeugmaschinenbau (beide 1985), die Industrie-Pneumatik (1993) und derStahlguss (1997).
In Berlin gründete sich 1990 aus demBerliner Bremsenwerk und der Münchner Knorr-Bremse AG das GemeinschaftsunternehmenBerliner Bremsenwerk – Knorr-Bremsen AG. Im Jahr 1993 wurden die Berliner Produktionsstandorte in der Neuen Bahnhofstraße und in der Hirschberger Straße aufgegeben und das Unternehmen bezog die Gebäude der früheren Berliner Werkzeugmaschinenfabrik (BWF Marzahn) in der heutigen Georg-Knorr-Straße 4 inBerlin-Marzahn, die Produktion in Berlin wurde jedoch schrittweise heruntergefahren.
In München erfolgte 1993 dieDivisionalisierung des Konzerns. Die GeschäftsfelderSysteme für Schienen- und Nutzfahrzeuge werden seither von getrennten Gesellschaften wahrgenommen. Der Konzentration auf die Kernbereiche folgte eine starke Expansion in beiden Segmenten. Durch die Übernahme bedeutender Hersteller vor allem in denUSA und den Aufbau eines globalen Produktionsverbunds wuchs Knorr-Bremse zum weltweit führenden Anbieter von Bremssystemen sowohl für Schienenfahrzeuge als auch für Nutzfahrzeuge. Der Konzernumsatz stieg zwischen 1987 und 2005 kontinuierlich von 311 Mio. EUR auf 2,7 Mrd. EUR.
Wichtige Schritte der Expansion (S =Schienenfahrzeuge, N =Nutzfahrzeuge, T = Technik allgemein) waren:
- 1990/92 T: Übernahme der Eisenbahnbremsensparte vonOerlikon-Bührle, Zürich (Schweiz)
- 1990/91 N/S: Übernahme desVEB Berliner Bremsenwerk, Berlin (Nachfolgeunternehmen von Knorr-Bremse in der DDR)
- 1991 T: Übernahme derNew York Air Brake,Watertown (New York, USA)
- 1993 T: Beteiligung an derAlliedSignal Truck Brake Systems Company (MarkeBendix),Elyria (Ohio), USA
- 1993 N/S: Gründung der Knorr-Bremse Systeme für Nutzfahrzeuge GmbH und der Knorr-Bremse Systeme für Schienenfahrzeuge GmbH, beide München
- 1999 N: Übernahme des Nutzfahrzeugbremsen-Bereichs derRobert Bosch GmbH
- 2000 T: Übernahme vonWestinghouse Brake and Signal Company,Chippenham (Großbritannien) undSydney (Australien)
- 2001 S: Übernahme von 90 % der Aktien des österreichischen UnternehmensIFE[14]
- 2002 N: Vollständige Übernahme der Bendix Commercial Vehicle Systems, Elyria (Ohio, USA)
- 2007 N: Unterzeichnung des Joint Ventures mitKAMAZ inNabereschnyje Tschelny (Russland)
- 2008 T: Übernahme der Anchor Brake Shoe Company LLC (USA)
- 2009 S: Übernahme der Firmen Officine de Zan S.r.l. (Italien), EMC Traction S.r.l. (Italien) und Sydac Pty. Ltd. (Australien)
- 2010 S: Übernahme der Sigma Coachair Group (Australien)
- 2012 T: Übernahme der HEINE Resistors GmbH (Dresden)
- 2014 S: Übernahme der FirmenSelectron Systems AG (Schweiz),ranstechnik GmbH & Co. KG (Bayern) undPCS Power Converter Solutions GmbH (Berlin)
- 2016 T: Übernahme dertedrive Steering Systems GmbH mit Sitz inWülfrath (Standort wurde Ende 2020 geschlossen[15])
- 2016 S: Übernahme vonVossloh Kiepe (Düsseldorf)
- 2022 T: Erwerb von 13 % am chinesischen E-Motor-ZuliefererShanghai Bobang Automotive Technology (Hersteller von elektrischen Mikromotoren für Fensterheber, Vakuumpumpen, Drosselklappen, Schiebedächer, Servolenkungen usw. und von Energieintegrationstestplattformen)[16]
- 2024 T: Erwerb vonAlstom Signaling Nordamerika (Bahnsignaltechnik)[17]
Konzernstruktur und Eigentümer
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Überblick
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Die Steuerung des Knorr-Bremse Konzerns erfolgt über die drei Regionen Europa, Amerika sowie Asien/Australien. Das operative Geschäft ist spartenmäßig gegliedert. Die Knorr-Bremse AG hält 100 Prozent des Kapitals der Knorr-Bremse Systeme für Schienenfahrzeuge GmbH und 100 Prozent des Kapitals der Knorr-Bremse Systeme für Nutzfahrzeuge GmbH.
Knorr-Bremse ist seit der Gründung im Jahr 1905 ein eigentümergeführtes Unternehmen. Die 1985 neu gegründete Knorr-Bremse AG ging am 12. Oktober 2018 mit einem Volumen von 3,9 Milliarden Euro an die Börse. Das Gesellschaftskapital befand sich bis dahin im Besitz der Familie des AufsichtsratsvorsitzendenHeinz Hermann Thiele, der den Konzern 1985 übernommen und bis 2007 als Vorstandsvorsitzender geleitet hat. Bis zu 30 Prozent der Aktien wurden ab dem 1. Oktober 2018 Investoren zur Zeichnung angeboten.[18] Da die angebotenen Aktien ausschließlich aus dem Besitz der Familie Thiele stammten, floss der Erlös des Börsengangs nicht in das Unternehmen, sondern vollständig an die Familie.[19]
Standorte in Deutschland
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Der Firmenhauptsitz des Knorr-Bremse Konzerns sowie die Zentrale der beiden Unternehmensdivisionen Systeme für Schienenfahrzeuge und Systeme für Nutzfahrzeuge befinden sich in München. Weitere Unternehmensstandorte in Deutschland sindBerlin-Marzahn (Knorr-Bremse Systeme für Schienenfahrzeuge sowie Hasse & Wrede),Schwieberdingen (Systeme für Nutzfahrzeuge),Aldersbach (Systeme für Nutzfahrzeuge),Dresden (Heine Resistors) und Wedel (Knorr-Bremse Evac). Der StandortWülfrath wurde Ende des Jahres 2020 geschlossen.[15]
Das aktuelle zentrale Verwaltungsgebäude der Knorr Bremse AG in derMoosacher Straße in München (Stand in den 2020er Jahren) steht unterDenkmalschutz.[20] Es wurde 1917/18 imneuklassizistischen Stil von den ArchitektenEduard Herbert undOtho Orlando Kurz errichtet.
Standorte in Österreich
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Im Jahr 1988 wurde das 1918 gegründete ElektroindustrieunternehmenJ. Zelisko inMödling in Niederösterreich übernommen und wird unter diesem Namen weitergeführt. Zugleich wurde am selben Standort auch das TochterunternehmenKnorr-Bremse GmbH gegründet, das die Unternehmenszentrale für die Werke inKematen in Niederösterreich sowie in den Niederlanden, Polen, Rumänien und Tschechien darstellt. Insgesamt beschäftigte diese Gruppe im Jahr 2011 etwa 1200 Mitarbeiter, davon 850 in Mödling.[21] Die Hauptkompetenz liegt bei der Entwicklung vonMagnetschienenbremsen,Wirbelstrombremsen sowie bei weiteren Systemen für Gleisfahrzeuge. Auch der Vertrieb für Zentral- und Osteuropa wird von Mödling aus durchgeführt.
Standorte in Dänemark
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Im Jahr 2020 beschlossen dieDanske Statsbaner (DSB) als politische Entscheidung, dass zukünftige vonAlstom beschaffte Züge vom Hersteller und nicht von den DSB gewartet werden müssen. Seine Komponenten- und Ersatzteilwerkstätten wurden von der Knorr-Bremse Group zum 1. September 2022 übernommen. Sie wird fortan Ersatzteile für die neuen Züge der DSB liefern und aufarbeiten. Die dänische Niederlassung wurde inKnorr-Bremse Rail Systems Denmark A/S umbenannt, gleichzeitig traf das Management eine Vereinbarung über die langfristige Übernahme der Komponentenwartung und dr Lieferung von Ersatzteilen für den Großteil der aktuellen Zugflotte von DSB bis zur Ausmusterung alter Triebzüge. Mit dem Verkauf sicherten sich die DSB einen Lieferanten von Ersatzteilen für die bestehende Zugflotte, beispielsweise die TriebzügeMF,MG undER.
Mit der Übernahme gingen rund 400 Mitarbeiter zuKnorr-Bremse Rail Systems Denmark A/S über. Der Kaufpreis betrug knapp über 370 Mio.DKK (50 Millionen Euro).
Folgende Werkstätten werden von der Vereinbarung umfasst:
- KomponentenwerkstattAarhus,
- Umbau- und Unfallbeseitigung Aarhus,
- KomponentenwerkstattTaastrup,
- ElektrotechnikKopenhagen,
- VerwaltungsfunktionenHøje Taastrup.[22]
Wichtige Geschäftsfelder und Markennamen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]UnternehmensdivisionSysteme für Schienenfahrzeuge – Ausstattung von Schienenfahrzeugen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten][23] Neben Bremssystemen als Kernprodukt stellt das Unternehmen intelligente Einstiegssysteme, Klimaanlagen, Energieversorgungssysteme, Steuerungskomponenten und Scheibenwischer, Bahnsteigtüren, Reibmaterial sowie Fahrerassistenzsysteme her. Auch Signal- und Leittechnik zählt zum Produktportfolio der Division. Zudem bietet Knorr-Bremse Fahrsimulatoren und E-Learning-Systeme zur Ausbildung des Zugpersonals an. Unter der MarkeRailServices bietet Knorr-Bremse Systeme für Schienenfahrzeuge im Nachmarktgeschäft, Ersatzteile und Serviceleistungen für die Wartung, Überholung und Modernisierung für Produkte, Komponenten und Systeme für Schienenfahrzeuge an.
Konkrete Produktbeispiele:
- Bremssysteme fürSchienenfahrzeuge (Knorr-Bremse, New York Air Brake, Westinghouse Brakes)[23]
- Türsysteme für Schienenfahrzeuge (IFE Innovation for Entrance Systems)[23]
- Klimasysteme für Schienenfahrzeuge (Merak)[23]
- Steuerungskomponenten für Schienenfahrzeuge (Microelettrica)[23]
- Bahnsteigtürsysteme (englischWestinghouse platform screen doors)[23]
- Bahnsignaltechnik (Zelisko, KB Signaling)[23]
UnternehmensdivisionSysteme für Nutzfahrzeuge – Ausstattung von Nutzfahrzeugen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Im BereichChassis-Systeme ist Knorr-Bremse sowohl bei der elektronischen Steuerung und bei Fahrerassistenzsystemen als auch bei der Luftaufbereitung tätig.[3] Weitere Produktfelder sind Lenksysteme, Systeme am Antriebsstrang sowie Drehschwingungsdämpfer für Dieselmotoren.[24]
Konkrete Produktbeispiele:
- Bremssysteme fürNutzfahrzeuge (Knorr-Bremse, Bendix)[3]
- Drehschwingungsdämpfer für Dieselmotoren (Hasse & Wrede)[3]
Produkthistorie – Einführung wichtiger Produkte für Schienenfahrzeuge und Nutzfahrzeuge
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Schienenfahrzeuge
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- 1903: K1Druckluftbremse für Personenzüge
- 1918:Kunze-Knorr-Bremse (Kk-Bremse) für Personen- (Kkp) und Güterzüge (Kkg)
- 1931: Hildebrand-Knorr-Bremse (Hik) für Personen- und Güterzüge
- 1955: Knorr-Bremse mit Steuerventil der Einheitsbauart, später nur noch Knorr-Bremse mit Einheitswirkung genannt, (KE) für Personen- und Güterzüge
- 1965: Erste Scheibenbremse für Züge
- 1980: Erste elektronische Bremssteuerung für Schienenfahrzeuge im Nahverkehr
- 1981: Erste Bremssysteme für Hochgeschwindigkeitszüge
- 1985:Druckluftbremsventil DB 60 für schwere amerikanische Güterzüge
- 1985: Erster Einsatz von Schraubenkompressoren für Schienenfahrzeuge
- 1998: Elektropneumatisches Steuerventil EP-60 für lange Güterzüge
- 2002: Modulares Bremssystem für Lokomotiven
- 2004: ÖlfreierKompressor für Schienenfahrzeuge
- 2005: Mechatronische Bremssteuerung EP2002 für U-Bahnen
- 2018: Modulare Bremssteuerung CCB-3 für Lokomotiven
- 2019: LEADER® Autopilot™ Zugautomatisierungssystem
- 2022: Erster Prototyp der Digitalen Automatischen Kupplung (DAK)
Nutzfahrzeuge
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- 1923: Druckluftbremse für Nutzfahrzeuge
- 1969: Erste Scheibenbremse für Nutzfahrzeuge
- 1972:ABS für Nutzfahrzeuge
- 1992: Pneumatisch betätigteScheibenbremse für Nutzfahrzeuge
- 1993: Elektronisches Bremssystem (EBS) für Nutzfahrzeuge
- 2002: Bendix Driver Control Module für Nutzfahrzeuge
- 2004: Elektronische Luftaufbereitung EAC
- nach 2004: System-Kompressor mit Kupplung
- 2010: Elektrisch betriebener Schraubenkompressor
- 2015: Wingman Fusion® als erstes Advanced Driver Assistance System (ADAS) für Nutzfahrzeuge
Auszeichnungen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Für die Entwicklung desFahrerassistenzsystems LEADER ist die Knorr-Bremse Aktiengesellschaft im Jahr 2014/2015 mit dem Innovationspreis vomPrivatbahn-Magazin ausgezeichnet worden.Für den erfolgreichen Börsengang erhielt das Unternehmen 2018 denEquity Capital Markets Award sowie denCorporate Finance Award.
Gesellschaftliche Verantwortung
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Das Unternehmen unterstützt soziale sowie karitative Einrichtungen in der Nähe von Standorten weltweit. Darüber hinaus fördert das Unternehmen den Verein Knorr-Bremse Global Care e. V. (gegründet 2005) mit einem jährlichen Budget von 1,5 Millionen Euro. Mit der Vereinsgründung wurden die weltweiten sozialen Aktivitäten des Unternehmens institutionalisiert.[25]
Arbeitnehmerrechte
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Der Teil des Konzerns inDeutschland trat 2006 aus dem Arbeitgeberverband aus und ist seitdem nicht mehr tarifgebunden.
Bereits in derZwischenkriegszeit wurden die Arbeitsbedingungen bei Knorr öffentlich diskutiert. Dafür sorgte auch das in Berlin verbreiteteLied von der Knorr-Bremse von 1926.[26] Der KünstlerOlaf Ruhl paraphrasierte 2019 das Unternehmen aufgrund der Beschäftigung von Zwangsarbeitern während der NS-Zeit als „Knochen-Bremse“.[27]
Sonstiges
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- DasLMG (leichtes MaschinenGewehr) Knorr-Bremse 1935/36 wurde in den 1920er Jahren entwickelt und in geringen Stückzahlen nach Finnland verkauft.
- In Berlin erhielt eine vorher namenlose Straße, in welcher sich die Hauptstadtfiliale eingerichtet hat, im Jahr 1999 den NamenGeorg-Knorr-Straße, später übernahm auch ein kleiner Kreisverkehrsplatz, um den die Straße herumführt, den Namen Georg-Knorr-Platz.
Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Rudolf Hundhausen:Knorr-Bremse AG Berlin-Lichtenberg. In:Die deutsche Industrie (1888–1913). Berlin 1913 S. X82–X83.
- Franz Ludwig Neher:Fünfzig Jahre Knorr-Bremse. Knorr-Bremse AG, Berlin / München 1955.
- Manfred Barthel:Kraft und Sicherheit – 75 Jahre Knorr-Bremse. Econ, Düsseldorf / Wien 1980,ISBN 3-430-11167-6.
- Helmut Engel (Hrsg.):Standort Berlin-Ostkreuz. Historische Knorr-Bremse. Industriekomplex im Wandel. Jovis, Berlin 2000,ISBN 3-931321-22-3.
- Helmut Engel (Hrsg.):Standort Berlin-Marzahn. Historische Knorr-Bremse. Industriekomplex im Wandel. Jovis, Berlin 2001,ISBN 3-931321-44-4.
- Manfred Pohl:Sicherheit auf Schiene und Straße. Die Geschichte der Knorr-Bremse AG. Piper, München 2005,ISBN 3-492-04747-5.
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Website des Knorr-Bremse-Konzerns
- Frühe Dokumente und Zeitungsartikel zur Knorr-Bremse AG in denHistorischen Pressearchiven derZBW
Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑Website mit Angaben zum Knorr-Bremse-Management, abgerufen am 28. Februar 2024.
- ↑abKnorr-Bremse zeigt Stärke und steigert Profitabilität und Cashflow kräftig. In: knorr-bremse.com. 20. Februar 2025, abgerufen am 20. Februar 2025.
- ↑abcdSysteme für Nutzfahrzeuge, abgerufen am 27. Januar 2025.
- ↑Knorr-Bremse, Alte Fabrik
- ↑Knorr-Bremse, Hirschberger Str.
- ↑Jochen Knoblach:Knorr-Bremse stoppt Verlagerung. In:Berliner Zeitung. 15. Dezember 2017, S. 12.
- ↑David Chipperfield plant Sozialbauten in Marzahn. In:Berliner Zeitung. 10. März 2020.
- ↑Zwangsarbeiterlager im Bezirk Lichtenberg 1939 bis 1945. (PDF; 45 kB).
- ↑Berlin-Kalender 1997 (19. August)Luisenstädtischer Bildungsverein, 1997,ISBN 3-89542-089-1. S. 156.
- ↑Torsten Harmsen:Die Berufsakademie Berlin wehrt sich gegen ihre gedankenlose Zerstörung. In:Berliner Zeitung. 10. April 2002.
- ↑abIsabell Jürgens:Berggruen kündigt allen Mietern bei Knorr-Bremse. In:Berliner Morgenpost. 18. September 2012.
- ↑Pressemitteilung: Berggruen kauft ‚Speicher‘ und ehemaligen Knorr-Bremse-Betriebsstandort in Berlin-Friedrichshain. (PDF; 219 kB). vonNicolas Berggruen Holdings GmbH. 17. August 2012.
- ↑Uwe Aulich:Neuer Standort - Zalando zieht an den Alex. In:Berliner Zeitung. 17. Mai 2013.
- ↑Das Unternehmen IFE (original), abgerufen am 27. Dezember 2010.
- ↑abValeska von Dolega: Wirtschaft in Wülfrath: Weitere Nutzung des Knorr-Bremse-Geländes bislang ungeklärt. In: RP Online. 7. Februar 2021, abgerufen am 23. Mai 2022.
- ↑https://www.knorr-bremse.com/de/medien/pressemitteilungen/knorr-bremse-investiert-in-chinesischen-e-motor-spezialisten-bobang-und-staerkt-die-partnerschaft.json
- ↑Knorr-Bremse schließt kauf von Alstom Signaling Nordamerika erfolgreich ab, abgerufen am 21. Januar 2025.
- ↑Größter Börsengang des Jahres: Knorr-Bremse mit bis zu 14 Milliarden Euro bewertet. In:FAZ.NET.ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 29. September 2018]).
- ↑n-tv Nachrichten: Aktienpreis für Knorr-Bremse steht. Abgerufen am 18. August 2019.
- ↑Eintrag in der Bayerischen Denkmalliste (Memento vom 3. September 2014 imInternet Archive)
- ↑noe ORF at red: Schiene statt Straße: Industrie will Bahnausbau. 17. Mai 2024, abgerufen am 18. Mai 2024.
- ↑Nu overtager tyske Knorr-Bremse Group DSB’s komponent- og reservedelsværksteder. In: www.dsb.dk. DSB Kommunikation & Branding, 1. September 2022, abgerufen am 6. September 2022 (dänisch).
- ↑abcdefgSysteme für Schienenfahrzeuge, abgerufen am 27. Januar 2025.
- ↑Knorr-Bremse AG - Mobilität sicher zu machen – der tägliche Auftrag von Knorr-Bremse. In: www.knorr-bremse.de. Abgerufen am 6. April 2016.
- ↑Knorr-Bremse Global Care. Knorr-Bremse-AG, abgerufen am 21. Februar 2017.
- ↑Günter Hayn: Knorr Knorr Knorr... In: Das Blättchen. 27. Februar 2017, abgerufen am 24. Februar 2021 (deutsch).
- ↑Renate Mehner: Nie wieder. Pogromgedenken in Lichtenberg. In: Paul-Gerhardt-Gemeinde Berlin-Lichtenberg. 9. November 2019, abgerufen am 24. Februar 2021.
48.187411.5489Koordinaten:48° 11′ 15″ N,11° 32′ 56″ O