Kloster Haghpat

DasKloster Haghpat (armenischՀաղպատավանքHaghpatawank) ist einKloster derArmenischen Apostolischen Kirche inHaghpat in der ProvinzLori im Norden vonArmenien. Das im 10. Jahrhundert gegründete Kloster blieb, abgesehen von kleineren Renovierungen im 11. und 12. Jahrhundert, weitgehend im Originalzustand erhalten. Es gilt als ein herausragendes Beispiel für diemittelalterliche armenischeArchitektur.[1]
Im Jahr 2000 nahm dieUNESCO das Kloster gemeinsam mit dem vier Kilometer westlich befindlichenKloster Sanahin (das seit 1996 zum Weltkulturerbe zählt) in die Liste desUNESCO-Weltkulturerbes auf.[2] Obwohl beide als selbstständige Klöster gegründet wurden, werden sie als Geschwisterklöster mit sich ergänzenden Ensembles betrachtet.[3]
Lage
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Wie die anderen Klöster im Norden Armeniens (im Gegensatz zu den in den trockenen südlichen Gebieten gelegenen Klöstern) liegt es nicht an einem abgeschiedenen Ort, sondern wurde bewusst in der Nähe eines bestehenden Dorfes erbaut. Um die Weltabgeschiedenheit dennoch zu symbolisieren, errichteten die Erbauer das Kloster an leicht erhöhter Position als wehrhafte Anlage im Zentrum eineskesselförmigen Tals, das oft wolkenverhüllt ist. Vom Kloster aus lässt sich das Tal des FlussesDebed überblicken. Auf der anderen Seite des Flusstals ragt ein etwa 2500 Meter hoher Gipfel auf.[1]
Baubeschreibung
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Das Kloster ist von einem Mauerring mit Rundtürmen umgeben. In das Innere führen zwei Tore. Das eigentliche Kloster besteht aus acht Gebäuden. DieSurb Nschan-Kirche (Heiligkreuz-Kirche) ist eine gewölbte, einschiffige Kirche, die von außen rechteckig wirkt, im Inneren aber kreuzförmig ist. Ihre zentrale Kuppel ruht auf vier an den Seitenwänden aufgestellten Säulen. Sie gilt damit als typisches Beispiel der armenischen Architektur des 10. Jahrhunderts. Die Ausstattung wurde zu großen Teilen von armenischen Feudalherrengestiftet. DasFresko in derApsis gab der armenische Fürst Khutulukhaga in Auftrag. Es zeigt Christus alsPantokrator (Weltenherrscher). Eine Abbildung von Fürst Khutulukhaga ist im südlichen Querschiff zu sehen. Auf demFlachrelief im Ostgiebel sind die Söhne des Kirchengründerin, die Prinzen Smbal und Kurike gemeinsam mit ihrer Mutter, Königin Chosrowanusch, dargestellt.[1]
Die besonders große Vorhalle von Haghpat ist ein für mittelalterliche Kirchen Armeniens typischerGawit. Seine Architektur zeigt deutliche Anleihen an die Tradition der armenischen Holzbauten: Das Dach ruht auf vier zentralen Säulen und ist durch Bögen in neun Teile gegliedert. Licht kann durch eine Öffnung im Zentrum des Daches, demYerdik, in das Gebäude fallen. Auf dem Boden finden sich mehrere Grabplatten von Mitgliedern der Dynastie der Kiwrikean (Kyurikian, Kiurikian).[1]
Der 1245 errichtete oktogonale Glockenturm steht an der höchsten Stelle des Klosters. Seine durch Rosetten gemilderte strenge Geometrie der Fenster wird als „Menschengestalt“ und als Kreuz, das in vielfältiger Form die Baukunst Armeniens schmückt, gedeutet.[4] In jeder der drei Etagen befinden sich Nischen und Apsiden mit einem oder mehreren Altären.[1]
Die Bibliothek ist ein kompaktes quadratisches Gebäude, das in den Jahren 1258 bis 1268 direkt an die Kirche angebaut wurde. Sie weist Sanahin als „einen gewichtigen Ort des armenischen Geistesleben aus“ und gilt als „Kleinod der Baukunst“.[5]
DasKapitelhaus ist ebenfalls durch eine gewölbte Arkade mit der Kirche verbunden. Erbaut im gleichen Stil wie der Gawit, ist es das Werk des Klostervorstehers Hamazasp. Außerhalb der Klostermauern bauten die Mönche im Jahr 1268 in einem Dorf weiter unten am Berg die Heilige Zion-Kapelle.[1]
DerChatschkar (Kreuzstein)Allerlöser mit der Darstellung der Kreuzesabnahme und der Himmelfahrt Christi im oberen Querriegel wurde 1273 errichtet.[3] Über das Gelände verteilt finden sich weitere Kreuzsteine mit kunstvollen Gravuren undBischofs-Grabstätten.
Geschichte
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Königin Chosrowanusch gründete die Klöster Haghpat und Sanahin im 10. Jahrhundert (967 oder 976).[4] Die Anlage in Haghpat erhielt den Namen Klosters Surb Nschan (Kloster des Heiligen Zeichens oder Heiligen Kreuzes). Ihr Bau begann 966-67 unter derBagratidendynastie. DieSurb Nschan-Kirche (Heiligkreuz-Kirche) ist der älteste Teil der Anlage. Mit ihrem Bau wurde um 976 begonnen. Unter der Leitung des armenischen ArchitektenTrdat wurde der ursprüngliche Bau vergrößert und 991 fertiggestellt. Während der Herrschaft der armenischen Dynastie der Kiwrikean (Kyurikyan, Kiurikian), die von 996 bis 1118 das Königreich Lori im Nordosten des heutigen Armenien regierten, wurde Haghpatavank zum Hauskloster der Herrscherfamilie und zu einem geistigen Zentrum des Reichs. In dieser Zeit wurden die St.-Gregor-Kirche (1005-25) und die Kapelle der Jungfrau Maria errichtet.[1]
Im 11. und 12. Jahrhundert begann der Niedergang des Klosters. Verantwortlich waren äußere Umstände: DasByzantinische Reich eroberte 1045 die armenische HauptstadtAni und der letzte armenische König dankte ab. Bis zum Ende des Jahrhunderts eroberten die türkischenSeldschuken große Teile Armeniens, wodurch das Kloster unterislamische Herrschaft geriet. Um 1150 beschädigte ein Erdbeben das Kloster schwer. Die Renovierungsarbeiten begannen erst 50 Jahre später. Trotzdem blieb der spirituelle Einfluss des Klosters auch in dieser Zeit groß. Kurz nach der Renovierung wurde um 1210 an Stelle einesMausoleums die besonders große Vorhalle von Haghpat errichtet. Sie wurde für Beerdigungen, Zusammenkünfte und für Unterrichtszwecke genutzt.[6] Zu dieser Zeit lebten wohl mehrere Hundert Mönche in Haghpatavank. Sie speisten gemeinsam im Speisesaal. Über ein Dormitorium verfügte das Kloster hingegen nicht, da die Mönche in den Dörfern des Tales lebten. In dieser Zeit entstand das Haghpat-Evangeliar, das für seine Darstellung weltlicher Personen in religiösen Szenen bekannt ist.[1]
Im 13. Jahrhundert konnte dieKajan-Festung die Eroberung des Gebiets nicht verhindern. Als die mongolischeGoldene Horde Ende des 13. Jahrhunderts in Armenien eindrang, wurde Haghpatavank erneut verwüstet. Das klösterliche Leben kam dennoch nicht zum Erliegen. Mehrfach hatten die Mönche die Schutzmauern des Klosters verstärkt, die zwischen dem 14. und dem 17. Jahrhundert zwar öfter schwer beschädigt wurden, die volle Einnahme des Bauwerks aber verhinderten. In den Jahren 1651 und 1677 ließ die Armenische Apostolische Kirche den Komplex wiederherstellen. In den Jahren 1940, 1960 und 1980 gab es von Seiten derArmenische Sozialistische Sowjetrepublik Pläne für eine umfassende Restaurierung des Gebäudeensembles, das am 7. Dezember 1988 durch ein Erdbeben beschädigt wurde.[1] Diese Pläne konnten jedoch erst nach der erneuten Unabhängigkeit Armeniens (1991) umgesetzt werden.[1]
- Detail imGawit
- Kuppel im Hamazasp-Gebäude
Film
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Rudij Bergmann:Klöster Haghpat und Sanahin – Zwei ungleiche Geschwister. SWR, 2010
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Eintrag auf der Website des Welterbezentrums der UNESCO (englisch undfranzösisch).
Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑abcdefghijElisabeth Baudourian: The monastery of Haghpat. In: UNESCO Courier S. 42–44. UNESCO Publishing, 1. Mai 1998, abgerufen am 1. November 2017 (englisch).
- ↑UNESCO World Heritage Centre: Monasteries of Haghpat and Sanahin. Abgerufen am 25. August 2017 (englisch).
- ↑abHaghpat - Klöster Haghpat und Sanahin (Armenien) | Startseite | Schätze der Welt. In:swr.online. (swr.de [abgerufen am 1. November 2017]).
- ↑abHaghpat - Klöster Haghpat und Sanahin (Armenien) | Startseite | Schätze der Welt. In:swr.online. (swr.de [abgerufen am 1. November 2017]).
- ↑Haghpat: Kloster Haghpat und Sanahin, Armenien, Folge 328 | Startseite | Schätze der Welt. Abgerufen am 1. November 2017.
- ↑Haghpat. In: Armenian Studies Program. California State University, Fresno, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 28. August 2016; abgerufen am 28. August 2016 (englisch). Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäßAnleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/fresnostate.edu
41.09388944.711944Koordinaten:41° 5′ 38″ N,44° 42′ 43″ O