Kleine und mittlere Unternehmen (kurzKMU), inBelgien undÖsterreichKlein- und Mittelbetriebe (KMB), ist die Sammelbezeichnung fürUnternehmen, die definierte Grenzen hinsichtlichBeschäftigtenzahl,Umsatzerlös oderBilanzsumme nicht überschreiten.Die Einordnung erfolgt in der Regel unabhängig von der gewähltenRechtsform oder derGesellschafterstruktur. Unternehmen, die diese Grenzen überschreiten, werdenGroßunternehmen genannt.International ist dieenglische Bezeichnungsmall and medium-sized enterprises (SME oderSMEs) gebräuchlich, seltener auchsmall and medium-sized businesses (SMB oderSMBs). ImBörsenjargon ist mit Bezug auf die Höhe der Börsenkapitalisierung bei mittleren Unternehmen vonMid Caps, bei Kleinunternehmen vonSmall Caps die Rede; beide sind anWertpapierbörsen imBörsensegment derNebenwerte gelistet.
Gemäß derEU-Empfehlung 2003/361/EG derEuropäischen Union setzt sich die Größenklasse der Kleinstunternehmen sowie der kleinen und mittleren Unternehmen aus Unternehmen zusammen, die weniger als 250Mitarbeiter beschäftigen und entweder einenJahresumsatz von höchstens 50 Mio.Euro erzielen oder eine Bilanzsumme von höchstens 43 Mio. Euro ausweisen.[1]
| Typ | Anzahl Beschäftigte | Umsatzerlös in Mio.€ | Bilanzsumme in Mio. € | ||
|---|---|---|---|---|---|
| Kleinstunternehmen | < 10 | sowie entweder | ≤ 2 | oder | ≤ 2 |
| Kleine Unternehmen | < 50 | sowie entweder | ≤ 10 | oder | ≤ 10 |
| Mittlere Unternehmen | < 250 | sowie entweder | ≤ 50 | oder | ≤ 43 |
Für eine weitere Unterscheidung zwischen KMU und Großunternehmen existiert eine zusätzliche Empfehlung derEU-Kommission, wonach neben den bisherigen quantitativen nun auch qualitative Merkmale wie die Eigentums- und Entscheidungsverhältnisse mit einbezogen werden.[2] Eigenständigkeit wird durch die EU-Kommission definiert als: das Unternehmen ist weder Partner eines anderen Unternehmens noch mit einem anderen Unternehmen verbunden (weniger als 25 % Anteile als Anteilseigner oder Anteilgeber).[3]
DasIfM Bonn zieht die folgenden Größenmerkmale zur Definition von kleinen und mittleren Unternehmen heran:[4]
| Typ | Beschäftigte | Umsatzerlös in Mio. € | |
|---|---|---|---|
| Kleinstunternehmen | ≤ 9 | und | ≤ 2 |
| Kleine Unternehmen | ≤ 49 | und | ≤ 10 |
| Mittlere Unternehmen | ≤ 499 | und | ≤ 50 |
| KMU zusammen | ≤ 499 | und | ≤ 50 |
Das deutscheHandelsgesetzbuch (HGB) unterscheidet nach§ 267 HGB kleineKapitalgesellschaften, mittelgroße Kapitalgesellschaften und große Kapitalgesellschaften. Zudem wird im§ 267a HGB die Kleinstkapitalgesellschaft definiert, die sich von der kleinen Kapitalgesellschaft nochmals unterscheidet. Demnach gilt eine Kapitalgesellschaft als „Kleine Kapitalgesellschaft“, sofern sie mindestens zwei der drei nachstehenden Merkmale an den Abschlussstichtagen von zwei aufeinanderfolgendenGeschäftsjahren nicht überschreitet:
„Mittelgroße Kapitalgesellschaften“ sind solche, die an den Abschlussstichtagen von zwei aufeinanderfolgenden Geschäftsjahren mindestens zwei der drei oben genannten Merkmale überschreiten und jeweils mindestens zwei der drei nachstehenden Merkmale nicht überschreiten:
„Kleinstkapitalgesellschaften“ sind solche, die an den Abschlussstichtagen von zwei aufeinanderfolgenden Geschäftsjahren mindestens zwei der drei nachstehenden Merkmale nicht überschreiten:
Dabei werden die zu ihrerBerufsausbildung beschäftigten Arbeitnehmer nicht berücksichtigt.
Eine Kapitalgesellschaft gilt als „Große Kapitalgesellschaft“, sofern sie mindestens zwei der drei letztgenannten Merkmale überschreitet oder wenn sie einenorganisierten Markt durch von ihr ausgegebeneWertpapiere in Anspruch nimmt oder die Zulassung zum Handel an einem organisierten Markt beantragt worden ist.
| Typ | Beschäftigte | Umsatzerlös (Mio. €) | Bilanzsumme (Mio. €) | ||
|---|---|---|---|---|---|
| Kleinstkapitalgesellschaft | < 10 | oder | < 0,9 | oder | < 0,45 |
| Kleine Kapitalgesellschaft | < 50 | oder | < 12,0 | oder | < 6,0 |
| Mittelgroße Kapitalgesellschaft | ≤ 250 | oder | ≤ 40,0 | oder | ≤ 20,0 |
| Große Kapitalgesellschaft | > 250 | oder | > 40,0 | oder | > 20,00 |
Zwei der drei möglichen Kriterien müssen erfüllt werden.
DieStatistik Austria unterscheidet für dieÖNACE 2003/2008 folgendeBeschäftigtengrößenklassen innerhalb der KMBs:
| Beschäftigte |
|---|
| 0–4 |
| 5–19 |
| 20–99 |
| 100–199 |
| 200 u. mehr |
Zu beachten ist hierbei, dassBeschäftigungsverhältnisse, und nichtBeschäftigte, erhoben sind. Gegliedert werden die KMB wie auch die Großbetriebe inEin- undMehrarbeitsstättenbetriebe:[5]
Dabei ist die erste Form für KMB die weitaus vorherrschende.
Trotz des zahlenmäßigen Überwiegens der Klein- und Mittelunternehmen in der Gesamtwirtschaft lag ihre Bedeutung in derBetriebswirtschaftslehre meist hinter denjenigen von Großunternehmen undKonzernen zurück, namentlich in Bezug aufManagement-,Marketing-,Marktforschungs- undPersonalfragen. „Was in Großorganisationen vor sich geht, schien interessanter und analytischen Prozessen leichter zugänglich zu sein als die wenig formalisierte Welt der Klein- und Mittelbetriebe.“[6] Seit den 1980er Jahren finden betriebswirtschaftliche Probleme der KMU jedoch zunehmend wissenschaftliches Interesse, im deutschsprachigen Raum vor allem in den 1948 vonAlfred Gutersohn gegründeten ForschergesprächenRencontres de St. Gall imSchweizerischen Institut für Klein- und Mittelunternehmen an derUniversität St. Gallen (vormalsSchweizerisches Institut für gewerbliche Wirtschaft an der Handelshochschule St. Gallen) und am Deutschen Institut für kleine und mittlere Unternehmen,Berlin. Speziell von Seiten derHandelsbetriebslehre wurde das Instrumentarium desHandelsmarketings der Situation von KMU im Handel angepasst.[7][8]
Als typische Eigenschaften der KMU gelten beispielsweise die Knappheit an finanziellen, materiellen und personellen Ressourcen sowie die Beteiligungsverhältnisse. KMU sind oft dominiert von einem einzelnen Inhaber oder einer Inhaberfamilie. Die Verbindung von Eigentum und Leitung bedeutet niedrigere Hierarchie- und Kontrollkosten und ist ein erheblicher Wettbewerbsvorteil gegenüber Großunternehmen. Eigentümer handeln außerdem oft weniger risikoaffin als angestellte Manager.[9] Auch wird dasPrincipal-Agent-Problem bei Verschmelzung von Eigentum und Leitung vermieden.
Alle Forschungsergebnisse zeigen, dassIndustrieunternehmen mit 50 bis 500 Beschäftigten einen wesentlich kleineren Anteil vom Umsatz (nur reichlich 2 %) als größere Industrieunternehmen (fast 7 %) inForschung und Entwicklung investieren. Sie haben einen geringeren Anteil an denPatentanmeldungen und -registrierungen und schaffen weniger Produkt- und Verfahrensinnovationen als Großunternehmen. Übereinstimmend zeigt sich außer im Dienstleistungsbereich in allen Statistiken und Berichten ein positiver Zusammenhang zwischen der Innovationstätigkeit und der Unternehmensgröße. Als Ursachen werden u. a. fehlendesRisikokapital und geringeEigenkapitaldecke, wenig ausgeprägte Strategieorientierung und mangelndeInnovationskompetenz der KMU angesehen. Dennoch haben sie auch Vorteile im Innovationsgeschehen. Dazu gehören ein geringerer Formalisierungsgrad der Kommunikation und ein hoher Qualifikationsstand, strukturelle Flexibilität und flacheHierarchien. Diese Vorteile kommen dort zum Tragen, wo es auf spezialisiertes, marktnahes Wissen ankommt. Innovationstätigkeiten von KMU finden oftmals in den laufenden, operativen Prozessen statt und werden von aus unterschiedlichen Funktionsbereichen stammendenTechnikern,Ingenieuren,Meistern und anderen qualifizierten Mitarbeitern in erster Linie im Sinne einer Weiterentwicklung betrieben.[10]
Dievolkswirtschaftliche Bedeutung der kleinen und mittleren Unternehmen variiert international erheblich. Insbesondere lag der Anteil von Unternehmen mit bis zu 9 Beschäftigten an allen Unternehmen inSüdkorea 2008 bei etwa 50 %, inDeutschland bei knapp über 80 % und inGriechenland bei weit über 95 %. Der Typ der Unternehmen mit 10 bis 19 Beschäftigten machte in Südkorea etwa 25 % aller Unternehmen aus, in fast allenEU-Ländern (außerSlowakei und Deutschland) lag er unter 10 %.[11]
Für dieUSA zeigteDavid L. Birch 1979 erstmals auf, dass die Zahl der durch kleine und mittlere Unternehmen neu geschaffenen Arbeitsplätze die der in Großunternehmen neu entstandenen bei weitem übertraf.[12]
KMU sind die sozial und wirtschaftlich vorherrschende Unternehmensgröße in derEuropäischen Union (EU). Sie stellen hier zirka 99 % aller Unternehmen und bieten zirka 65 Millionen Menschen einenArbeitsplatz. Auf EU-Ebene werden sie unter anderem von Vereinigungen wie derUEAPME (Union Européenne de l’Artisanat et des Petites et Moyennes Entreprises) und der CEA-PME vertreten.
Wegen ihrer beschäftigungspolitischen Bedeutung und ihres häufig begrenzten Zugangs zu frischemKapital und zu Forschungs- und Entwicklungskapazitäten werden die KMU vom Staat und der EU besonders gefördert. Die mangelhafte Versorgung mit Kapital ist eines der entscheidenden Hemmnisse für die Entwicklung von KMU. Die Regelungen durchBasel II setzen die KMU zusätzlich unter Druck, insbesondere in Richtung auf eine Erhöhung ihresEigenkapitals.
Die kleinen und mittleren Unternehmen umfassen in der Bundesrepublik Deutschland
Umfangreiches Datenmaterial findet sich auf der Internetseite desInstituts für Mittelstandsforschung (IfM), Bonn.
Beispielhaft belegt eine Studie aus dem Jahr 2000, dass knapp 81 % aller Umsätze der deutschen Musik- undSpielwarenindustrie sowie 70 % der Umsätze derDruck-,Holz-,Stahl- undLeichtmetallbauindustrie in KMU generiert werden.[14]
DieÖsterreichische Wirtschaft ist traditionell kleinbetrieblich strukturiert. Von den gesamt 327.993 Unternehmen (Stand 2014)[15] hatten:
Somit sind 99,6 % aller Betriebe in Österreich Klein- oder Mittelbetriebe. In diesen arbeiteten zwei Drittel der etwa 2,84 Mio. Beschäftigten. Sie erwirtschafteten 65 % der Umsatzerlöse (gesamt 2007: 709 Mrd. €), und 61 % derBruttowertschöpfung (gesamt 185 Mrd. €) – bei ähnlichen Betriebs-/Arbeitnehmerverhältnissen wie in Deutschland also den im Vergleich doppelten Anteil an der Wirtschaftskraft.
90 % der Unternehmen (Stand 2004) bestanden aus nur einer einzigen Arbeitsstätte, in diesen arbeiteten 50 % aller Beschäftigten – im Vergleich: nur 1 % der Unternehmen hatten mehr als 4 Arbeitsstätten, Gesamtbeschäftigtenanteil: 27,1 %. Von den Arbeitsstätten hatten 90 % weniger als 20 Arbeitnehmer, 70 % weniger als 5 Arbeitnehmer, im Vergleich zu 0,4 % – absolut 1.610 – der Arbeitsstätten mit mehr als 200 Arbeitnehmern. Das zeigt, dass auch in den Großbetrieben die Arbeitsstätten selbst KMB-artig strukturiert sind. In den Arbeitsstätten unter 20 betrug der Arbeitnehmeranteil aber nur 35,9 %, während in den 0,4 % Arbeitsstätten > 200 über ein Viertel aller Arbeitnehmer beschäftigt war. Hier zeigt sich, dass sich das unternehmerische und investitive Potential Österreichs in den Klein- und Mittelbetrieben äußert: Die Zuwächse 1999–2004 bei den KMB lagen je nach Bundesland zwischen 20 % und 30 %, mit Zuwächsen an Beschäftigten und Wirtschaftskraft in derselben Größenordnung, während die der Großbetriebe österreichweit um etwa 30 % abnahmen. AmArbeitsmarkt haben die Großbetriebe aber einen bedeutenden Anteil.[17] Die Daten für den Zeitraum seit 2004 dürften vergleichbar sein.
InPolen sind 99,9 % aller Unternehmen klein oder mittelgroß. Ihr Anteil an der Bruttowertschöpfung beträgt 70 %, ihr Anteil am Exportvolumen hingegen nur 40 %.[18]
In derSchweiz verteilten sich bei der Betriebszählung 2018 die total 592.695 marktwirtschaftlichen Unternehmungen aller dreiWirtschaftssektoren wie folgt auf die einzelnen Größenklassen:[19]
Zahlreiche Länder desGlobalen Südens weisen eine noch höhere Quote von Unternehmen mit andauernd weniger als 10 Mitarbeitern (Indien: 97 %,Indonesien: 96 %,Mexiko: 91 %) und Einzelunternehmern (Durchschnitt allerEntwicklungsländer: 55 %,Subsahara-Afrika: 77 %) auf.Entwicklungsökonomen sehen den geringenOrganisationsgrad und den damit einhergehenden Verzicht aufArbeitsteilung zum Teil als wesentlichen Hinderungsgrund für die jeweilige volkswirtschaftliche Entwicklung und dasWirtschaftswachstum an.[20]
Sämtliche für KMU relevantearbeitsrechtliche Vorschriften orientieren sich an der Anzahl der Beschäftigten. Die Methode zur Ermittlung der Beschäftigtenzahl (z. B. Einbeziehen und Gewichten vonTeilzeitbeschäftigten) ist uneinheitlich bzw. abhängig vom jeweils betrachteten Gesetz.[21]
Weltweit werden kleine und mittelgroße Unternehmen durch Maßnahmen derWirtschaftsförderung, beispielsweise Gewährung von Krediten staatlicher Entwicklungsbanken, unterstützt, um einerseits ihre Nachteile im Wettbewerb auszugleichen und andererseits ihre Vorzüge für die Volkswirtschaft zu fördern. Das deutscheArbeitsförderungsrecht sieht eine individuelleArbeitsmarktberatung für KMU vor.
An derUniversität Leipzig gibt es einen Master-Studiengang zur Ausbildung von Wirtschaftsförderern für kleine und mittelgroße Unternehmen insbesondere inEntwicklungsländern (Small Enterprise Promotion and Training Programmesept).[22] DerLehrstuhl für Marketing derTechnischen Universität Dresden betreibt das mit Bundesmitteln geförderte WebportaliXpatriate für KMU zur Auslandsvorbereitung ihrer Mitarbeiter (Expatriates).[23]
Zeitschriften: