Klebsiella

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet vonKlebsiellen)
Zur Navigation springenZur Suche springen
Klebsiella

Klebsiella pneumoniae
(sekundärelektronenmikroskopische Aufnahme)

Systematik
Domäne:Bakterien (Bacteria)
Abteilung:Proteobacteria
Klasse:Gammaproteobacteria
Ordnung:Enterobacterales
Familie:Enterobacteriaceae
Gattung:Klebsiella
Wissenschaftlicher Name
Klebsiella
Trevisan 1885
(Approved Lists 1980)
emend.Drancourt et al. 2001

DieGattungKlebsiella umfasstgramnegativestäbchenförmige Bakterien derFamilie derEnterobacteriaceae. Benannt wurden sie nach dem ostpreußischen BakteriologenEdwin Klebs. Die Bakterien, mit Ausnahme vonKlebsiella aerogenes, haben keine aktive Bewegung und sind von einer Schleimkapsel (Glykokalyx) umgeben. Sie leben unteroxischen Bedingungen, also in Gegenwart vonSauerstoff, aerob, können aber auch ohne Sauerstoff leben, d. h., sie sindfakultativ anaerob. Typisch fürKlebsiella ist einBiofilm, der auf denKolonien entsteht.

Klebsiella-Arten leben imBoden, inGewässern und aufGetreide. Von denKlebsiella-Arten sindKlebsiella granulomatis als Erreger desGranuloma inguinale,Klebsiella pneumoniae undKlebsiella aerogenes als Bewohner desMagen-Darm-Traktes medizinisch relevant. Alle Arten sind unempfindlich (resistent) gegenPenicillin. Als Erreger von im Krankenhaus erworbenenInfektionskrankheiten (siehenosokomialen Infektionen) ist vor allemK. pneumoniae, nebenK. aerogenes von Bedeutung, vor allem wenn es sich ummultiresistenteBakterienstämme handelt.

Inhaltsverzeichnis

Stoffwechsel

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Die Angehörigen der GattungKlebsiella sindchemoorganotroph, d. h., sie bauen zur Energiegewinnung organische Stoffe ab. Sie sind fakultativanaerob: Wenn Sauerstoff vorhanden ist (oxisches Milieu), haben sie einenoxidativenEnergiestoffwechsel, sie oxidieren die organischen Stoffe zuKohlenstoffdioxid und Wasser; wenn kein Sauerstoff vorhanden ist, also unteranoxischen Bedingungen, nutzen sie die2,3-Butandiolgärung zur Energiegewinnung. Hierbei entstehen als Endprodukt vor allem in großen Mengen derAlkohol2,3-Butandiol und Kohlenstoffdioxid, daneben in geringen Mengen u. a. verschiedene Säuren.

Bei anderen Gattungen der FamilieEnterobacteriaceae wie z. B.Escherichia undSalmonella, ist dieGemischte Säuregärung der anaerobe Energiestoffwechselweg, wobei im Gegenteil zu der Butandiolgärung große Mengen von Säuren (Essigsäure,Milchsäure undBernsteinsäure) als Endprodukte entstehen, aber kein Butandiol. Dieses Merkmal wird zur Unterscheidung der Enterobacteriaceae-Gattungen genutzt. Dazu dient derVoges-Proskauer-Test, mit demAcetoin, ein Zwischenprodukt der 2,3-Butandiolgärung, nachgewiesen wird.Klebsiella reagiert hierbei also positiv.

Systematik und Taxonomie

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Aktuell (Stand 2019) werden in der Gattung folgende Arten undUnterarten (Subspezies) geführt,K. pneumoniae ist dieTypusart.[1]

Synonyme (Auswahl)

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

In diesem Abschnitt werden Bakterien aufgeführt, die früher der GattungKlebsiella angehörten, nun aber zu anderen Gattungen gestellt wurden oder die umgekehrt aus anderen Gattung inKlebsiella überführt wurden.

  • K. ozeanae (Abel 1893)Bergey et al. 1925: Jetzt als UnterartKlebsiella pneumoniae subsp.ozeanae geführt.
  • K. rhinoscleromatisTrevisan 1887: Nun ebenfalls als Unterart zuK. pneumoniae gestellt; Erreger der alsRhinosklerom bezeichneten Entzündung der Nasenschleimhaut.
  • Calymmatobacterium granulomatisAragão & Vianna 1913 (Approved Lists 1980): Jetzt alsK. granulomatis zu der Gattung gestellt. Andere Synonyme: „Encapsulatus inguinalisBergey 1923, „Donovania granulomatisAnderson et al. 1944.
  • Enterobacter aerogenesHormaeche & Edwards 1960 undKlebsiella mobilisBascomb et al. 1971: Beide Namen sindhomotypische Synonyme, da beide Arten den gleichen Typusstamm aufweisen. Nach aktuellerTaxonomie handelt es sich umKlebsiella aerogenes (Hormaeche & Edwards 1960)Tindall et al. 2017 comb. nov.,Enterobacter aerogenesHormaeche & Edwards 1960 ist dasBasonym, währendKlebsiella mobilisBascomb et al. 1971 als Synonym nicht mehr verwendet werden darf, da dasEpitheton unzulässig ist.[2]
  • Klebsiella aerogenes“ (Kruse)Taylor et al. 1956: Ist nicht identisch mitKlebsiella aerogenes (Hormaeche & Edwards 1960)Tindall et al. 2017 comb. nov., dieses Bakterium wurde demTaxonKlebsiella pneumoniae subsp.pneumoniae zugeordnet.[2]

Folgende Arten wurden zu der GattungRaoultella gestellt:[3]

  • Klebsiella terrigenaIzard et al. 1981
  • Klebsiella ornithinolyticaSakazaki et al. 1989
  • Klebsiella planticolaBagley et al. 1982 (SynonymK. trevisaniiFerragut et al. 1983)

Medizinische Bedeutung

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Klebsiellen können Lungenentzündung, Harnwegsinfektion, Bakteriämie, Sepsis, Bauchfellentzündung und intraabdominelle Abszesse verursachen. Nosokomiale Infektionen mit Klebsiella-Arten kommen vor. Für die antibiotische Behandlung von Klebsiellen-Erkrankungen ist die Unterscheidung von Wildtyp undESBL-positiven Stämmen von Bedeutung.[4]

Quellen

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Literatur

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Systematik und Synonyme nach:

Einzelnachweise

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
  1. Jean Euzéby, Aidan C. Parte: Genus Klebsiella. In: List of Prokaryotic names with Standing in Nomenclature (LPSN),Systematik der Bakterien. Abgerufen am 24. Mai 2018. 
  2. abB. J. Tindall, G. Sutton, G. M. Garrity:Enterobacter aerogenes Hormaeche and Edwards 1960 (Approved Lists 1980) and Klebsiella mobilis Bascomb et al. 1971 (Approved Lists 1980) share the same nomenclatural type (ATCC 13048) on the Approved Lists and are homotypic synonyms, with consequences for the name Klebsiella mobilis Bascomb et al. 1971 (Approved Lists 1980). In:International Journal of Systematic and Evolutionary Microbiology. Band 67, 2017, S. 502–504,doi:10.1099/ijsem.0.001572.
  3. Michel Drancourt, C. Bollet, Angelino Carta, P. Rousselier:Phylogenetic analyses of Klebsiella species delineate Klebsiella and Raoultella gen. nov., with description of Raoultella ornithinolytica comb. nov., Raoultella terrigena comb. nov. and Raoultella planticola comb. nov. In:International Journal of Systematic and Evolutionary Microbiology. Band 51, 2001, S. 925–932,ISSN 1466-5026.doi:10.1099/00207713-51-3-925.
  4. Marianne Abele-Horn:Antimikrobielle Therapie. Entscheidungshilfen zur Behandlung und Prophylaxe von Infektionskrankheiten. Unter Mitarbeit von Werner Heinz, Hartwig Klinker, Johann Schurz und August Stich, 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Peter Wiehl, Marburg 2009,ISBN 978-3-927219-14-4, S. 264 (Klebsiella spp.).
Abgerufen von „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Klebsiella&oldid=247103424
Kategorien: