Klaus Steilmann

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springenZur Suche springen
Klaus Steilmann (2007)

Klaus Steilmann (*12. Juni1929 inNeustrelitz; †14. November2009 inBochum) war eindeutscher Textilunternehmer. Er gehörte zu den prägenden Personen derWirtschaft im Nachkriegsdeutschland.[1] Einer breiteren Öffentlichkeit war Steilmann auch als Präsident des FußballvereinsSG Wattenscheid 09 bekannt.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Herkunft, Ausbildung und frühe berufliche Laufbahn

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Steilmann wurde als Sohn eines Gutsverwalters inMecklenburg geboren. Nach dem Krieg holte er 1951 inBerlin sein Abitur nach. Nebenbei arbeitete er beiC&A und machte dort eine Lehre zum Einzelhandelskaufmann.[1] Von 1955 bis 1957 war Steilmann dann Stellvertreter des Mantelkonfektionärs Josef Meyer.

Unternehmensgründung und Ausbau zur Steilmann-Gruppe

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Mit einem Darlehen in Höhe von 40.000 Mark von C&A gründete er 1958 in Wattenscheid dieKlaus Steilmann GmbH & Co. KG und begann in einer Näherei mit 40 Mitarbeitern Damenmäntel und Kostüme zu produzieren. Das Unternehmen erzielte schon bald einen Umsatz von 7,2 Millionen DM. DieSteilmann-Gruppe entwickelte sich durch die Produktion preiswerter Mode in den folgenden Jahrzehnten zum größten Textilunternehmen Europas. Das Motto des Unternehmens war „Mode für Millionen, nicht für Millionäre“.[2] 1985 vertrieb sie ihr Sortiment u. a. an C&A, Peek & Cloppenburg, Karstadt, Kaufhof und Marks & Spencer, belieferte auch dieExquisit-Läden in derDeutschen Demokratischen Republik[3] und erzielte einen Umsatz von 1,1 Milliarden Mark.[1] Ab 1987 gab es auch eine Kooperation mitKarl Lagerfeld.[2]

Ab Anfang der 1990er Jahre geriet das Unternehmen jedoch durch dieGlobalisierung unter starken Konkurrenzdruck und in der Folge in wirtschaftliche Bedrängnis, weil Steilmann gegen die Ratschläge von Weggefährten, die ihn als bescheidenenPatriarchen alter Schule schilderten, aus Verbundenheit zur Belegschaft zu lange an der teureren Produktion in Deutschland festgehalten hatte.[4][5] 1993 ließ Steilmann auch in derUkraine und 1994 inVietnam produzieren und belieferte weiterhin u. a. C&A undPeek & Cloppenburg. Steilmann gab die Geschäftsführung 1999 an den ehemaligenHugo-Boss-Vorstandschef Joachim Vogt ab.[6] Im Jahr 2003 stieg die italienischeRadici-Gruppe in das Unternehmen ein. DieInsolvenz konnte jedoch im Oktober 2006 nur durch die vollständige Übernahme aller Steilmann-Anteile durch Radici abgewendet werden.

Weitere Mitgliedschaften und Engagements

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Von Steilmann stammen mehrere Abhandlungen über Unternehmensführung. 1989 wurde Steilmann Deutschlands ersterKonsul der Ukraine.[7] 1991 hatte Steilmann die Position des Präsidenten der European Largest Textile and Apparel Companies (ELTAC) inne.[8]

Er war zudem Stifter des Lehrstuhls für Umweltpolitik an der privatenUniversität Witten/Herdecke und seit 1992 Mitglied desClub of Rome.

1988 gehörte Steilmann dem Aufsichtsrat derEtienne Aigner AG an.[9] 1990 wurde er von derTreuhandanstalt zum Aufsichtsratschef derKunststoffe, Leder, Pelze AG (KLP) in Leipzig bestimmt.[3]

Steilmann war ein erklärter Gegner der Eingemeindung Wattenscheids 1975 nach Bochum und fuhr deshalb ein Auto mitEssener Kennzeichen.[2]

SG Wattenscheid und Sportförderung

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Als Präsident des FußballvereinsSG Wattenscheid 09 holte er 1974 den argentinischen StarCarlos Babington in die zweite Liga und führte den Klub schließlich 1990 in dieBundesliga. Außerdem rief er ein Sportinternat ins Leben, das heutigeKlaus-Steilmann-Haus,[2] ein Teil desOlympiastützpunkt Westfalen. Athleten derTV Wattenscheid 01 Leichtathletik wieMichael Möllenbeck,Marc Blume und andere konnten dank seiner Unterstützung auch international Medaillenränge erreichen.

Persönliches

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Zusammen mit seiner Ehefrau Ingrid hatte Steilmann drei Töchter:Britta Steilmann, Cornelia Steilmann undUte Steilmann.

Schriften

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
  • Systemtransformation aus Unternehmersicht. Praktische Schritte für einen marktwirtschaftlichen Neubeginn in Osteuropa. 1993
  • Vom Säulendenken zu vernetztem Denken. 1994
  • Wettbewerbskritik aus Unternehmersicht: Wirtschaft, Umwelt und Soziales erfolgreich vernetzen. 1995
  • Neue Philosophie der Gesellschaft. 3 Bände in Russisch, 1998/99
  • Regeln für Unternehmer. 1999

Auszeichnungen und Ehrungen

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Weitere Auszeichnungen und Ehrungen[15]:

DerOlympiastützpunkt Wattenscheid taufte 2001 sein Sportinternat direkt amLohrheidestadion in Wattenscheid auf den NamenKlaus-Steilmann-Haus. DasKlaus-Steilmann-Berufskolleg (ehemals Kaufmännische Schule 2) an der Westenfelder Straße inWattenscheid wurde ebenfalls nach ihm benannt.

Literatur

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Weblinks

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
Commons: Klaus Steilmann – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
  1. abcStefan Weber: Mode für Millionen, nicht für Millionäre. Abgerufen am 28. November 2020. 
  2. abcd600 Jahre Wattenscheid, gestern & heute, WAZ Beilage, März 2017
  3. abGabor Steingart:„Die wollen mich raus haben“. In:Der Spiegel.Nr. 9, 1991 (online). 
  4. Stefan Weber: Klaus Steilmann – Mode für Millionen, nicht für Millionäre. In: sueddeutsche.de. 17. Mai 2010, abgerufen am 30. Dezember 2016. 
  5. Brigitte Koch:Klaus Steilmann. In:Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16. November 2009, S. 16.
  6. Der neue Chef kommt von Boss: Ab 1. Oktober übernimmt Joachim Vogt den Bekleidungsriesen. Abgerufen am 28. November 2020. 
  7. Ralf Drews: Weltbürger aus Wattenscheid: Klaus Steilmann wird 80. 10. Juni 2009, abgerufen am 28. Dezember 2020 (deutsch). 
  8. abDBU - Deutscher Umweltpreis 1999 - Prof. Dr. E. h. Klaus Steilmann † | Stichwort: Umweltstandards in der Textilindustrie | Deutscher Umweltpreis. Abgerufen am 28. Dezember 2020. 
  9. UNTERNEHMEN: Chaos im Haus. In:Der Spiegel.Nr. 27, 1986 (online). 
  10. Walter Habel, Wer ist Wer?. Lübeck 1993.
  11. Liste der Ehrenringträgerinnen und Ehrenringträger der Stadt Bochum
  12. Barbara Dreifert: Kleine Uni große Wirkung. In: commUnicatio. Oktober 1993, abgerufen am 28. Juni 2023. 
  13. Verdienstordenträgerinnen und -träger seit 1986. Staatskanzlei des Landes Nordrhein-Westfalen, abgerufen am 28. Juni 2023. liste sortiert (Memento vom 31. März 2019 imInternet Archive)
  14. Pressemitteilung
  15. Todesanzeige in der Frankfurter Allgemeinen vom 18. November 2009.
Personendaten
NAMESteilmann, Klaus
KURZBESCHREIBUNGdeutscher Unternehmer und Fußballfunktionär
GEBURTSDATUM12. Juni 1929
GEBURTSORTNeustrelitz
STERBEDATUM14. November 2009
STERBEORTWattenscheid
Abgerufen von „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Klaus_Steilmann&oldid=253625480
Kategorien: