Johannis wuchs im „kleinbürgerlichen Milieu“[3] seiner siebenbürgisch-sächsischen Familie auf. Sein Vater Gustav Heinz war Techniker und seine Mutter Susanne Krankenschwester.[3] Laut Johannis belegen Aufzeichnungen aus der Zeit um 1500 inHeltau, dass die Familie vor 850 Jahren inSiebenbürgen im Gebiet um Hermannstadt einwanderte.[4] Er bezeichnet sich selbst als „ethnischen Deutschen und rumänischen Staatsbürger“.[5]
Er ist seit 1989 mitCarmen Johannis verheiratet, die Englisch am Nationalkollegium „Gheorghe Lazăr“ in Hermannstadt unterrichtet. Das Ehepaar hat keine Kinder.[7] Nach derrumänischen Revolution 1989 wanderten seine Eltern und seine Schwester Krista nachBayern aus und leben seither im RaumWürzburg.[3]
Im Jahr 2000 beschloss das DFDR, einen eigenen Kandidaten für die Bürgermeisterwahlen in Hermannstadt aufzustellen, und nominierte Klaus Johannis. Obwohl die deutschsprachige Bevölkerung in Hermannstadt nur noch eine Minderheit von weniger als zwei Prozent ausmachte, wurde Johannis mit 69 Prozent der Stimmen gewählt und damit der seit langem erste deutschstämmige Bürgermeister einer rumänischen Großstadt. Im Stadtrat arbeitete Johannis in der ersten Legislaturperiode mit einer von der Sozialdemokratischen Partei (PSD) getragenen Mehrheit zusammen.
2004 wurde Johannis mit 88,7 Prozent der Stimmen wiedergewählt. Johannis konnte gute Kontakte zu ausländischen Investoren aus dem deutschsprachigen Raum und zu EU-Behörden knüpfen und erreichte, dass Hermannstadt 2007 (zusammen mitLuxemburg)Europäische Kulturhauptstadt wurde. Große Projekte, die in seiner Amtszeit bisher realisiert wurden, waren die Altstadtsanierung, die Erneuerung der gesamten städtischen Infrastruktur (Straßen, Wasser- und Stromversorgung, Abwasserentsorgung) sowie der Ausbau desFlughafens nach westeuropäischen Standards (2007 fertiggestellt).In den Jahren 2008 und 2012 wurde Johannis als Bürgermeister von Hermannstadt wiedergewählt. Er erhielt 2008 über 80 Prozent der Stimmen, 2012 knapp 78 Prozent der Stimmen.
Kandidat für das Amt des rumänischen Ministerpräsidenten 2009
Nach der Abwahl des rumänischen PremierministersEmil Boc am 13. Oktober 2009 durch einMisstrauensvotum wurde Johannis von mehreren Parteien (der Nationalliberalen Partei, derDemokratischen Union der Ungarn in Rumänien (UDMR) und anderen nationalen Minderheitenparteien) als dessen Nachfolger vorgeschlagen.[8] Am 14. Oktober 2009 erklärte sich Johannis offiziell zur Kandidatur bereit. Am 15. Oktober nominierte StaatspräsidentTraian Băsescu den WirtschaftsfachmannLucian Croitoru als neuen Premierminister.[9] Die parlamentarische Mehrheit hielt an Johannis fest. Der Parteiführer der Nationalliberalen Partei und Kandidat bei denPräsidentschaftswahlen in Rumänien 2009,Crin Antonescu, erklärte daraufhin, auch er wolle Johannis zum Premierminister berufen, falls er die Wahl gewinne.[10] Nach dem Wahlsieg Băsescus beauftragte dieser Emil Boc mit der Regierungsbildung; dieser bildete im Dezember 2009 dasKabinett Boc II. Am 6. Februar 2012, nach Beginn derStaatskrise in Rumänien, trat dieses Kabinett zurück.
Am 23. Februar 2013 wurde Johannis zum Ersten Stellvertretenden Vorsitzenden der damals mit den Sozialdemokraten mitregierenden Nationalliberalen Partei (PNL) gewählt. Anfang Februar 2014 schlug ihn die PNL für das Amt des Innenministers und Vizepremiers vor, was der Premier Victor Ponta am 7. Februar 2014 ablehnte. Nach zwei Wochen Streit in der Regierungskoalition zerbrach diese am 25. Februar 2014 durch den Abzug der liberalen Minister aus der Regierung.[11]
Nach derEuropawahl in Rumänien von 2014 führte Johannis zunächst interimistisch die PNL,[12] bis er beim außerordentlichen Parteikongress am 28. Juni 2014 zum Vorsitzenden gewählt wurde.[13]
Johannis undVasile Blaga, der Vorsitzende derDemokratisch-Liberalen Partei (PD-L), sprachen sich für eine schnelle Fusion ihrer beiden Parteien sowie für den gemeinsamen Beitritt ihrer Abgeordneten zur christdemokratischenEVP-Fraktion im Europäischen Parlament aus.
Johannis wurde am 11. August 2014 von der Christlich-Liberalen Allianz (ACL), einem Wahlbündnis von PNL und PDL, als Kandidat für die Präsidentschaftswahlen von 2014 nominiert.[14] Er war einer von insgesamt 14 Kandidaten für das Amt.[15]
Im Wahlkampf hatte Johannis versprochen, dieKorruption in Rumänien zu bekämpfen und die Unabhängigkeit der Justiz zu verbessern,[16] damit die Rechtsstaatlichkeit in Rumänien zu stärken und für eine Stabilisierung der Sicherheitslage zu sorgen.[17] Des Weiteren warb er mit Reformen in den Bereichen Wirtschaft, Gesundheit und Bildung.[18]Die großen, der PSD seines Kontrahenten Victor Ponta nahestehenden Fernsehsender kritisierten unter anderem seine Kinderlosigkeit oder zeichneten ihn als nicht-rumänischen Provinzpolitiker.[15] Letzteres wurde ihm von anderer Seite aber auch zugutegehalten, gelten die Deutschstämmigen in Rumänien doch als „effektive Verwalter“.[15] Weiter wurde ihm vorgeworfen, Kinder an Organhändler verkauft zu haben, auf betrügerische Weise Immobilien erworben und öffentliche Gelder veruntreut zu haben sowie „ein ausländischer Agent und Separatist“ zu sein, der „das Land zerreißen“ wolle.[19] Auch seine Zugehörigkeit zurevangelisch-lutherischen Kirche war ein Thema. Im Wahlkampf forderten Teile derrumänisch-orthodoxen Kirche die Wähler dazu auf, einen „guten orthodoxen Rumänen“ zu wählen.[20]
Johannis gewann die Präsidentschaftswahl im zweiten Wahlgang am 16. November 2014 mit 54,5 zu 45,5 Prozent der Stimmen, nachdem er im ersten Wahlgang am 2. November noch mit 30 zu 40 Prozent hinter Ministerpräsident Victor Ponta gelegen hatte.[21][22] Die Amtsübernahme fand am 21. Dezember 2014 statt.
Im Dezember 2014 wurde Johannis kritisiert, weil er Octav Bjoza (* 1938), den Vorsitzenden derAsociația foștilor deținuți politici din România (Vereinigung der ehemaligen politischen Gefangenen in Rumänien), mit dem OrdenStern von Rumänien ausgezeichnet hatte. Bjoza hatte wiederholt Sympathien für die faschistischeEiserne Garde beziehungsweiseLegionärsbewegung der 1930er und 1940er Jahre bekundet[23] und sich folgendermaßen über die vomCentrul pentru Monitorizarea şi Combaterea Antisemitismului (Zentrum für die Überwachung und Bekämpfung des Antisemitismus) vorgebrachten Vorwürfe geäußert: „Es ist empörend! Ich war, bin und werde nie Antisemit sein. Im Zuchthaus wurde mir gelehrt, die Menschen nicht unter dem Aspekt der Ethnie, Religion oder politischen Einstellung zu betrachten. Ich war dort lediglich antikommunistischer Kämpfer, ich machte keinen Unterschied darin, wer Legionär,Bauernparteianhänger,Cuza-Anhänger oder überhaupt keiner politischen Richtung angehörte.“[24][25]
Im März 2016 folgte Johannis der Empfehlung des „Ehrenkomitees der Ordensträger“ und erkannteLászló Tőkés, der Symbolfigur der Rumänischen Revolution 1989, die höchste Auszeichnung Rumäniens, den Stern von Rumänien, ab. Der PolitologeVladimir Tismăneanu von derUniversity of Maryland nannte Johannis’ Entscheidung eine „Revanche derSecuritate“ und einen „Höhepunkt der seit Jahren andauernden ungeheuerlichen Hetzkampagne gegen Tőkés“.[26]
Am 18. Januar 2017 nahm Johannis an einer Kabinettssitzung teil, um die Verabschiedung von zwei Dekreten zu verhindern. Die ab dem 4. Januar 2017 amtierende neue Regierung von MinisterpräsidentSorin Grindeanu beschloss diese gleichwohl: Strafgefangene, die zu weniger als fünf Jahren Haft verurteilt wurden, sollen aus dem Gefängnis entlassen werden. Amtsmissbrauch soll straflos bleiben, wenn der Schaden unter 200.000 Lei (50.000 Euro) liegt. Damit sollte nach Meinung von Kritikern der Vorsitzende der mitregierenden Sozialisten (PSD),Liviu Dragnea, geschützt werden. Er stand wegen mutmaßlichen Amtsmissbrauchs mit einem Schaden von 100.000Lei vor Gericht. Die Dekrete sollten am Parlament und am Staatspräsidenten vorbei in Kraft treten. Am 22. Januar 2017 nahm Johannis in Bukarest an einer Demonstration gegen die Änderung des Antikorruptionsgesetzes teil und hielt eine Rede.[27] Dragnea warf Johannis vor, einen „Staatsstreich“ zu planen; er habe an einer „nicht genehmigten“ Demonstration teilgenommen. Rumäniens regierungskritische Medien nahmen an, Dragnea plane ein Amtsenthebungsverfahren gegen Johannis.[27] Sie bezeichneten die Koalition der Regierungsparteien unter Führung der PSD als „Allianz der Straftäter“; Dragnea wurde im April 2016 wegenWahlbetrugs zu einer zweijährigen Gefängnisstrafe auf Bewährung verurteilt.[28]
Johannis nahm Ende März 2017 in Rom an den Feiern zum 60. Jahrestag der Unterzeichnung derRömischen Verträge 1957 teil. Hier war er Mitunterzeichner der Deklaration von Rom zur Zukunft derEuropäischen Union.[29]
Johannis setzte sich bei derPräsidentschaftswahl am 24. November 2019 in einer Stichwahl bei einer Wahlbeteiligung von 54,86 Prozent mit 66,09 Prozent der Stimmen gegen seine PSD-Herausforderin Viorica Dăncilă durch, die 33,91 Prozent der Stimmen erhielt.[30] Seine zweite Amtszeit begann am 21. Dezember 2019.
Seiner Aussage im Mai 2020 zufolge planten Teile der Opposition zusammen mit derungarischen Minderheit des Landes eineSezession Siebenbürgens anUngarn. Dies löste einen politischen Skandal in Rumänien aus.[31]
Bei derPräsidentschaftswahl 2024 kandidierte Johannis nicht mehr.[34] Nachdem diese Wahl aufgrund eines angeblichen „aggressiven russischenhybriden Angriffs“ zugunsten Georgescus, der tatsächlich ein fehlgelaufener Manipulationsversuch dernationalliberalenPartidul Național Liberal (PNL) zugunstenNicolae Ciucăs als Gegenkandidat Georgescus war,[35] vomVerfassungsgerichtshof annulliert worden war, wurde Johannis vor allem aus dem rechten Lager kritisiert, weil er kommissarisch weiter im Präsidentenamt verblieb.[36] Dazu hatte ihn jedoch das Verfassungsgericht unter Verweis auf Artikel 83 derVerfassung Rumäniens aufgefordert, da demnach der Staatspräsident bis zur Vereidigung seines Nachfolgers weiter amtieren muss.[37] Im Januar 2025 stellten drei rechte Oppositionsfraktionen (POT,AUR undS.O.S.), die über etwa 35 Prozent der Sitze im Parlament verfügten, einen Antrag auf Amtsenthebung von Johannis. Der Antrag wurde am 3. Februar 2025 bereits aufgrund von Formfehlern von der Parlamentsleitung abgelehnt. Jedoch zeigte sich, dass auch die OppositionsparteiUSR und möglicherweise noch weitere Oppositionsabgeordnete bereit waren, einen Amtsenthebungsantrag zu unterstützen.[38] Am 12. Februar 2025 trat er schließlich freiwillig zurück und übergab die Amtsgeschäfte an den liberalen SenatspräsidentenIlie Bolojan als Interimspräsident. Die Wiederholung der Wahl wurde für Mai 2025 angesetzt.[39][40]
↑Sven Lemkemeyer:Ärzte in Rumänien beschreiben Corona-Lage als „apokalyptisch“. In:Der Tagesspiegel Online. 21. Oktober 2021,ISSN1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 24. Oktober 2021]).
↑Michael Martens:Die Tiktok-Masche. Rumäniens Präsidentenwahl wurde nach heftigen Manipulationen annulliert. Inzwischen wird immer deutlicher, wie der Betrug ablief. Und ein Urheber ist eine große Überraschung. In:Frankfurter Allgemeine Zeitung.Nr.101, 2. Mai 2025,S.15 (faz.net (Memento vom 1. Mai 2025 im Webarchivarchive.today)).