Movatterモバイル変換


[0]ホーム

URL:


Zum Inhalt springen
WikipediaDie freie Enzyklopädie
Suche

Klaus-Dieter Baumgarten

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Klaus-Dieter Baumgarten (*1. März1931 inWerna; †17. Februar2008 inZeuthen) war ein deutscher Politiker derSozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) in derDeutschen Demokratischen Republik (DDR). DerGeneraloberst war von 1979 bis 1989 Stellvertreter desMinisters für Nationale Verteidigung und Chef derGrenztruppen der DDR. 1996 wurde er wegen elffachenTotschlags und fünffachen versuchten Totschlags, begangen anDDR-Flüchtlingen, zu einerFreiheitsstrafe von sechseinhalb Jahren verurteilt.

Leben

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Baumgarten, Sohn eines Gärtners, erlernte inEllrich ab 1945 den Beruf des Zimmermanns und arbeitete bis 1949 in diesem Beruf. 1946 trat er in dieFreie Deutsche Jugend (FDJ), zwei Jahre später in die SED ein. Am 7. Februar 1949 erfolgte seine Anstellung bei derDeutschen Volkspolizei (VP). Zunächst in verschiedenen Dienststellungen, besuchte er 1953/54 die Hochschule derKasernierten Volkspolizei und wurde zum Major ernannt. Bis 1959 leitete er die Abteilung Gefechtsausbildung im Kommando derDDR-Grenzpolizei. Danach absolvierte er eine sowjetische Militärakademie. 1963/64 war er 1. Stellvertreter des Kommandeurs der GrenzbrigadeKalbe (Milde). 1964/65 hatte er einen Lehrstuhl an derMilitärakademie der NVA inDresden inne. Von 1965 bis 1970 amtierte Baumgarten als 1. Stellvertreter des Chefs der Grenztruppen der DDR. 1970 bis 1972 studierte er an derGeneralstabsakademie derSowjetunion. Von 1973 bis 1978 war er Kommandeur desGrenzkommandos Süd und wurde 1974 zumGeneralmajor ernannt. 1978 wechselte er als Stabschef in das Kommando der Grenztruppen.

Grab von Klaus-Dieter Baumgarten, FriedhofEichwalde

Vom 1. August 1979 bis 31. Dezember 1989 war Baumgarten, als Nachfolger vonErich Peter, Stellvertreter des Ministers für Nationale Verteidigung und Chef der Grenztruppen der DDR. Am 25. September 1979 wurde er aus Anlass des 30. Jahrestags der DDR am 7. Oktober 1979 zumGeneralleutnant befördert.[1] Der SED-BezirksleitungErfurt gehörte er von 1974 bis 1979 an, ab 1981 war er Kandidat desZentralkomitees (ZK) der SED. Am 6. Oktober 1988 wurde er zum Generaloberst befördert.[2] Als Chef der Grenztruppen war Baumgarten verantwortlich für den Ausbau der DDR-Grenzanlagen an derinnerdeutschen Grenze mitSplitterminen undSelbstschussanlagen.[3] Im Februar 1990 wurde er in den Ruhestand versetzt (Nachfolger:Dieter Teichmann als Chef GT/Chef Grenzsicherung). 1990 wurde Baumgarten Mitglied derPartei des Demokratischen Sozialismus (PDS), 2001 trat er aus der Partei aus. Baumgarten erlag am 17. Februar 2008 in Zeuthen einem Krebsleiden.[4]

Verurteilung wegen Totschlags

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Nach derWende und friedlichen Revolution in der DDR ermittelte dieStaatsanwaltschaft des LandesBerlin gegen Baumgarten und andereGenerale der Grenztruppen, der Prozess begann am 27. Oktober 1995. Am 10. September 1996 wurde Klaus-Dieter Baumgarten wegen elffachenTotschlags und fünffachen versuchten Totschlags, begangen an DDR-Flüchtlingen, zu einerFreiheitsstrafe von sechseinhalb Jahren verurteilt. Fünf mitangeklagte Ex-Generale der DDR-Grenztruppen erhielten Strafen zwischen drei Jahren neun Monaten und drei Jahren drei Monaten.[5][6] Ab dem 12. November 1996 war er in U-Haft (Berlin-Moabit) wegen Fluchtgefahr. Später saß er in derJustizvollzugsanstalt Berlin-Plötzensee ein. 1997 verwarf derBundesgerichtshof die Revision Baumgartens. Die Existenz einesSchießbefehls, von Selbstschussanlagen und Minen wurde von Baumgarten in den Prozessen und in späteren Schriften geleugnet. DenBau der Mauer bezeichnete Baumgarten als Maßnahme, die getroffen wurde, „um der Bundesrepublik die Grenzen ihrer Macht zu zeigen“.[7] Baumgarten bezeichnete seine Inhaftierung alsRechtsbeugung undFreiheitsberaubung. Laut Richter Föhrig wurde Baumgarten „in seiner Hartleibigkeit und Uneinsichtigkeit […] von keinem mir einschlägig bekannten Angeklagten […] auch nur annähernd erreicht“.[8]

Begnadigung

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Seit 1997 war er Freigänger, im Dezember 1999 wurde er von Justizsenator und Regierendem BürgermeisterEberhard Diepgen nach der Verbüßung etwa der Hälfte der Haftzeit ohne Begründung, gegen den Widerstand der Staatsanwaltschaft, des Gnadenausschusses des Berliner Abgeordnetenhauses und des Tatgerichts unter Richter Friedrich-Karl Föhrig, begnadigt und am 15. März 2000 aus der Haft entlassen. Seit 1990 verfasste Baumgarten Beiträge für die TageszeitungNeues Deutschland. An PDS-Zeitungen verschickte er nach seiner InhaftierungBriefe aus dem Kerker.[8] Baumgarten sei bis zu seinem Tod völlig uneinsichtig gewesen, schriebDer Spiegel in einem Nachruf.[9] Das zeigen auch seine Erinnerungen von 2008. Der Historiker Hans-Ulrich Danner, der in seiner Dissertation die Autobiographien von 42 Funktionsträger von NSDAP und SED gegenüberstellte, ordnete Baumgarten entsprechend als „reinenApologeten“ in Bezug auf seine Memoiren ein.[10]

Schriften

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
  • Erinnerungen. Autobiographie des Chefs der Grenztruppen der DDR,edition ost, Berlin 2008,ISBN 978-3-360-01095-7
  • Hrsg. mit Peter Freitag:Die Grenzen der DDR. Geschichten, Fakten, Hintergründe, edition ost, Berlin 2004,ISBN 3-360-01057-4[11]
  • Die Staatsgrenze der Deutschen Demokratischen Republik ist stets zuverlässig geschützt – Zum 35. Jahrestag der Grenztruppen der DDR. In:Militärwesen, 25. Jg. (1981), Heft 11, S. 3ff.

Literatur

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Weblinks

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
  1. Zeittafel zur Militärgeschichte der Deutschen Demokratischen Republik 1949 bis 1988. 2., erweiterte und durchgesehene Auflage. Militärverlag der DDR, Berlin (DDR) 1989,ISBN 3-327-00720-9, S. 428.
  2. Zeittafel zur Militärgeschichte der Deutschen Demokratischen Republik 1949 bis 1988. 2., erweiterte und durchgesehene Auflage. Militärverlag der DDR, Berlin (DDR) 1989,ISBN 3-327-00720-9, S. 615.
  3. spiegel.de
  4. DDR: Früherer Chef der Grenztruppen ist tot. In: Politik – Mitteldeutsche Zeitung. Mitteldeutsche Zeitung, 31. August 2015, abgerufen am 1. Juli 2021. 
  5. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.10.2008, Nr. 240 / Seite 10: Schuldiger mit gutem Gewissen. In: FAZ.net. 14. Oktober 2008, abgerufen am 13. Oktober 2018. 
  6. Justiz: Die Ahndung der Todesschüsse. In: n-tv.de. 8. August 2001, abgerufen am 10. Februar 2024. 
  7. DDR-Grenztruppenchef weist jede Schuld von sich in Berliner Zeitung vom 14. August 1996
  8. abRoman Grafe:Deutsche Gerechtigkeit. Prozesse gegen DDR-Grenzschützen und ihre Befehlsgeber, S. 201, Siedler, München 2004,ISBN 3-88680-819-X
  9. GESTORBEN: Klaus-Dieter Baumgarten. In:Der Spiegel.Nr. 9, 2008 (online). 
  10. Hans-Ulrich Danner:Bewältigung des Scheiterns: Autobiographische Schriften früherer Parteifunktionäre von NSDAP und SED. 1. Auflage. De Gruyter Oldenbourg, Berlin/Boston 2024,ISBN 978-3-11-134010-4,S. 226 f. 
  11. Rezension
Personendaten
NAMEBaumgarten, Klaus-Dieter
KURZBESCHREIBUNGdeutscher Militär, Chef der Grenztruppen der DDR
GEBURTSDATUM1. März 1931
GEBURTSORTWerna beiEllrich
STERBEDATUM17. Februar 2008
STERBEORTZeuthen
Abgerufen von „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Klaus-Dieter_Baumgarten&oldid=258767829
Kategorien:

[8]ページ先頭

©2009-2025 Movatter.jp