Karsdorf
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 51° 17′ N,11° 39′ O51.28305555555611.65149Koordinaten:51° 17′ N,11° 39′ O | |
Bundesland: | Sachsen-Anhalt | |
Landkreis: | Burgenlandkreis | |
Verbandsgemeinde: | Unstruttal | |
Höhe: | 149 m ü. NHN | |
Fläche: | 19,88 km2 | |
Einwohner: | 1443 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 73 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 06638 | |
Vorwahl: | 034461 | |
Kfz-Kennzeichen: | BLK, HHM, NEB, NMB, WSF, ZZ | |
Gemeindeschlüssel: | 15 0 84 250 | |
Gemeindegliederung: | 3Ortsteile | |
Adresse der Verbandsverwaltung: | Markt 1 06632 Freyburg (Unstrut) | |
Website: | www.karsdorf.de | |
Bürgermeister: | Olaf Schumann (Die Linke) | |
Lage der Gemeinde Karsdorf im Burgenlandkreis | ||
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Karsdorf (bis 1936/37Carsdorf) ist eineGemeinde imBurgenlandkreis inSachsen-Anhalt. Sie gehört derVerbandsgemeinde Unstruttal an.
Geografie
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Karsdorf liegt zwischenNebra (Unstrut) undBurgscheidungen an derUnstrut. InSteigra zweigt in südwestliche Richtung eine Nebenstraße von derBundesstraße 180 ab, die nach Karsdorf führt. Ortsteile der Gemeinde sind Karsdorf,Wetzendorf undWennungen.
Geschichte
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Vorgeschichte
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Vorgeschichtlich wurde Karsdorf 2015 durch die Bestimmung der genetischen Herkunft von zwei Individuen bekannt. Das ältere, männliche Individuum „KAR6a“ wurde mit 5207–5070 cal.v.Chr. in diefrühneolithischeLinienbandkeramik datiert und derHaplogruppe H (mtDNA)1, sowie derHaplogruppe T (Y-DNA)1a zugeordnet.[2][3]


Das jüngere, weibliche Individuum „KAR22a“ wurde mit 2564–2475 cal. v. Chr. in die Zeit der spätneolithischenSchnurkeramik datiert und derHaplogruppe T (mtDNA)1a1 zugeordnet.[4][5]
In der späten Bronze- und frühen Eisenzeit (12. bis frühes 5. Jh. v.Chr.) war das rechte Unstrutufer im Ortsteil Wennungen Standort einer „Proto-Stadt“ mit mehreren tausend Einwohnern, die vom überregionalen Handel lebte (sieheWennungen).
Mittelalter und Neuzeit
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Der heiligeLaurentius als Schutzpatron der Karsdorfer Dorfkirche und der heiligeMartin von Tours für die Kirche des untergegangenen DorfesBünisdorf (auchPinsdorf) stehen für diesen frühen Ursprung.In einem zwischen 881 und 899 entstandenenVerzeichnis des Zehnten des Klosters Hersfeld wird Karsdorf als zehntpflichtiger OrtCoriledorpf imFriesenfeld erstmals urkundlich erwähnt.[6]
Das als fränkisches Gründung an der alten Franken-, Wein- oder Kupferstraße gegründete Karsdorf wird 1109 alsKarlestorph urkundlich erwähnt.Der Name „Karlestorph“ hat aber nichts mit demKarst zu tun, der im Siegel gezeigt wird, sondern ist vielmehr zu verstehen als „Dorf eines Karl“, den sichtlich bekannten fränkischen Namen.Das Siegel des Ortes bezieht sich dagegen eindeutig auf den dortigen Weinanbau, der schon unter denFranken verbreitet war und im 12. Jahrhundert erstmals urkundlich bezeugt ist.
Es entstand direkt an der Furt durch dieUnstrut, zu deren Schutz schon bald eine Burg auf der Hohen Gräte errichtet wurde, die sich zunächst im Besitz derGrafen von Mansfeld befand, dann an dieEdlen Herren von Querfurt überging und deren Erbe nach dem Aussterben in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts größtenteils an dieWettiner fiel. Die Forschung geht auch noch von einer zweiten Burgstelle aus.
Entscheidend für die Gründung des Ortes und seine weitere Entwicklung war die Lage an der Unstrut und der Unstrutfurt, die nur wenige Meter von der jetzigen Karsdorfer Brücke bestand. Diese Furt querte dieKupferstraße, also jene alte Verkehrsader, die eine Fortsetzung der Königsstraße war. Über sie gingen die großen Kupfertransporte vonMansfeld bisEisleben nachNürnberg und weiter in den Süden.
In Karsdorf hatte die Familie vonRockhausen, Herren aufKirchscheidungen von 1428 bis 1608 einen Edelhof inne.
Spätestens seit 1469 hatte HerzogWilhelm III. Karsdorf als Amtsdorf völlig in dasAmt Freyburg integriert. Der Ort war Sitz eines gesonderten Landgerichtstuhls mit besonderen Richtern und Schöffen. Hier wurde Gericht gehalten und Vertreter der dazugehörigen Dörfer vorgeladen.
1589 lebten 61 Hauswirte im Ort, darunter 20 Anspänner und 41Hintersättler. Nach dem verheerenden Brand von 1608, welchem 117 Wohnhäuser „samt der schönen, neuerbauten Kirche, Pfarre, Schule, Mühle, Brauhaus, Backhaus und Keltern“ zum Opfer fielen, gaben die von Rockhausen ihre dort liegenden Güter auf. Am 29. April 1823 verwüstete ein durch Mordbrenner angelegtes Feuer 16 Häuser des Dorfes und zahlreiches Vieh.
Durch wüst gewordene Dörfer der Umgebung wurde die Ortsflur von Karsdorf wesentlich vergrößert, dazu zählen Siegerstedt (881/899:Sigiristat, 1589:Seigerstett), Bünsdorf (Bunisdorp, 1589:Bunßdorf) und Wölbitz (Wülbiz, 1589:Welfitz).

Auch die Kirche ist im Kern noch spätgotisch, die heutige Gestalt erhielt sie aber nach dem Umbau 1701 und im 19. Jahrhundert. Die Barockkartusche oberhalb der Turmuhr hat das Baujahr 1701 inschriftlich festgehalten. Die Glocke im Turm stammt aus dem Jahre 1666 und wurde in der Werkstatt des Magdeburger GießersJakob Wenzel hergestellt. 1767 wurdeChristiane Schnabel, die MutterRobert Schumanns, in der Kirche getauft, eine Tafel an der Kirche erinnert daran.
1815 gelangte Karsdorf an denKreis Querfurt imRegierungsbezirk Merseburg der preußischenProvinz Sachsen. Zu DDR-Zeit gehörte der Ort demKreis Nebra an.
1927 wurde das Karsdorfer Zementwerk gegründet, in dem der örtlicheKalkstein und verschiedeneTonmineralen verarbeitet wurden. Während desZweiten Weltkrieges mussten zahlreiche Frauen und Männer aus den von Deutschland besetzten Ländern in der ZementfabrikZwangsarbeit verrichten, woran viele verstarben.
Der große Bedarf an Zement in der DDR und die umweltfeindliche Produktionstechnik führten zu einer Verschmutzung der Umgebung mit Zementstaub und Asche aus derBrennanlage. Mit der Übernahme des Werkes durch die LAFARGE 1990 wurde das Werk bis zum Jahr 2000 zu einem der modernsten und leistungsfähigsten Werke derLafarge-Gruppe.
Gedenkstätten
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Gedenkstein von 1970 vor derHans-Beimler-Schule in der Promenade zur Erinnerung an diepolnischenZwangsarbeiter, die während desZweiten Weltkrieges Opfer dieser Zwangsarbeit wurden
- Gedenktafel von 2012 an der St.-Laurentius-Kirche zur Erinnerung an Geburt und Taufe (28./30. Nov. 1767) der Mutter des Komponisten Robert Schumann, Johanna Christiana Schnabel. Gestiftet von der Robert-Schumann-Gesellschaft Zwickau.
Politik
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Bürgermeister
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Der ehrenamtliche Bürgermeister Olaf Schumann wurde erstmals am 26. April 1998 gewählt.
Gemeinderat
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Seit der Kommunalwahl am 25. Mai 2014 setzt sich der Stadtrat mit 12 Mitgliedern wie folgt zusammen:
Die Wahlbeteiligung lag bei 44,9 %.[7]
Wappen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Das Wappen wurde am 1. Juni 2010 durch den Landkreis genehmigt.
Blasonierung: „In Gold über mit zwei silbernen Wellenlinien belegtem blauem Wellenschildfuß zwei schräg gekreuzte, die Zinken nach außen kehrende zweizinkige schwarze Karste, beidseits begleitet von je einer blauen Weintraube mit grünen Blättern und schwarzen Ranken.“[8]
Das Wappen wurde vom KommunalheraldikerJörg Mantzsch gestaltet und am 17. Februar 2010 vom Gemeinderat beschlossen. Karsdorf führte im 19./20. Jahrhundert ein Bildsiegel, das im Oberwappen den heiligen Laurentius als den Schutzpatron der Dorfkirche und im Schild drei überkreuzte Karste zeigt.
Unter einem Karst ist in diesem Fall nicht eine geologische Formation von Karbonatgestein zu verstehen; der hier gemeinteKarst (auch Zwei-/Dreizahn) ist ein mit zwei (seltener auch drei) rechtwinklig abgebogenen, stabilen Zinken versehenes Werkzeug, das von der Hacke (Haue) abgeleitet ist.
Zwar wurde/wird diese Form der Hacke traditionell auch im Weinbau zur Erdlockerung benutzt, doch hat es keinen direkten Bezug zum Ortsnamen. Etymologisch hat der Name nichts mit dem Karst zu tun. Dennoch wurde das Werkzeug bereits früher im Siegel verwendet und bildet als Hauptsymbol des neuen Wappens ein sogenanntes „redendes Wappen“ (wie Magdeburg, Klötze, Elsterwerda usw.). Die über tausendjährige Tradition des Weinanbaus und die Lage aller Ortsteile an der Unstrut drücken sich durch Weintrauben und gewelltem Schildfuß aus.[9]
Die Farben der Gemeinde sind Blau - Gelb.
Flagge
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Die Flagge der Gemeinde Karsdorf ist blau - gelb (1:1) gestreift (Querform: Streifen waagerecht verlaufend, Längsform: Streifen senkrecht verlaufend) und mittig mit dem Gemeindewappen belegt.[8]
Wirtschaft und Infrastruktur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Verkehr
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Westlich des Gemeindegebiets verläuft dieBundesstraße 250, die vonEckartsberga undQuerfurt führt, östlich dieBundesstraße 180, die vonNaumburg ebenfalls nach Querfurt führt.
Karsdorf liegt an derUnstrutbahn, an die auch das Zementwerk angeschlossen ist. Der Bahnhof Karsdorf und der Haltepunkt Karsdorf Zementwerk werden stündlich von der Linie RB 77 Naumburg Ost–Wangen bedient.
DieNeubaustrecke Erfurt–Leipzig/Halle führt über die 2668 m langeUnstruttalbrücke nördlich am Ort vorbei.
Industrie
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Hauptarbeitgeber der Gemeinde ist das Zementwerk Karsdorf, das über die Opterra GmbH zurCement Roadstone Holding gehörte. Die Opterra GmbH wurde zum 1. Januar 2023 an dieThomas-Gruppe verkauft. Heute arbeiten ca. 200 Menschen im Zementwerk, das für den nationalen, aber auch internationalen Markt produziert.Die Zementindustrie, die 1928 in Karsdorf entstanden ist, ist heute noch prägend in diesem Ort. Diese Entwicklung wurde sehr stark durch die vielen natürlichen Vorkommen von Kalkstein, Ton und Sand beeinflusst. Die Rohstoffe werden imTagebau Karsdorf abgebaut und im Zementwerk weiterverarbeitet.
Tourismus
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
DerUnstrut-Radweg führt durch den Ort. Eine Kanu- und Fahrradstation bietet auch den Wasserwanderern die notwendige Infrastruktur.
Durch die Unstruttalbrücke, das nahegelegene Schloss inBurgscheidungen und dieHimmelsscheibe von Nebra fahren zunehmend Touristen durch den Ort.
Vereine
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- SG ZW Karsdorf
- Herren: Kreisliga Burgenlandkreis
- D-Jugend: Kreisliga Burgenlandkreis
- Skatverein „Der Dissau Trumpf“
- Dartverein „Wetzendorfer Bulls“
- Unstruttaler Tanzsportverein Karsdorf
- Karsdorfer Karnevalsverein e. V.
- Kinder- und Jugendhaus „Free-Time“ mit Mehrgenerationenhaus
Persönlichkeiten
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Gustav Schmidt (1894–1943), Offizier, zuletztGeneralleutnant im Zweiten Weltkrieg
- Paul Jaeger (1869–1963),Theologe, Mitglied derDeutschen Christen und Schriftsteller
- Johanna Christiana Schumann geb. Schnabel (* 28. November 1767 in Karsdorf; † 4. Februar 1836 in Zwickau), Mutter des KomponistenRobert Schumann, kam hier als Tochter des Feldschers im kursächsischen Karabinier-Regiment Abraham Gottlob Schnabel zur Welt und wurde am 30. November 1767 in der St.-Laurentius-Kirche getauft[10]
Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- W. Roßberg:Carsdorf im Mittelalter. In: Querfurter Jahrbuch 11 (1933), S. 42–45.
- Das Gebiet an der unteren Unstrut (=Werte unserer Heimat. Band 46). 1. Auflage. Akademie-Verlag, Berlin 1988, S. 127–133.
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt, Bevölkerung der Gemeinden – Stand: 31. Dezember 2023 (Fortschreibung auf Basis des Zensus 2022) (Hilfe dazu).
- ↑Our Far Forebears (Y-DNA haplogroups ) (Memento vom 12. September 2017 imInternet Archive)
- ↑Massive migration from the steppe is a source for Indo-European languages in Europe
- ↑Wolfgang Haak, Iosif Lazaridis u. a.:Massive migration from the steppe was a source for Indo-European languages in Europe. In:Nature. 522, 2015, S. 207,doi:10.1038/nature14317.
- ↑https://www.oagr.org.au/source/I0550/
- ↑Reg. Thur. Nr. 287
- ↑Statistisches Landesamt
- ↑abAmtsblatt des Landesverwaltungsamtes Sachsen-Anhalt Nr. 7/2010 Seite 121 (Memento vom 16. Januar 2016 imInternet Archive) (PDF; 290 kB)
- ↑Jörg Mantzsch:Das Wappen der Gemeinde Karsdorf, Dokumentation zum Genehmigungsverfahren, Hinterlegt beim Burgenlandkreis 2010 (Gutachten: Landeshauptarchiv Magdeburg)
- ↑Gerd Nauhaus, Robert Schumanns Mutter - eine Zeitzerin? Langwierige Spurensuche und endliche Aufklärung. In: Zeitz und seine Umgebung, Nr. 9 (1/2012), S. 3–5