Karpatenukraine

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet vonKarpatoukraine)
Zur Navigation springenZur Suche springen
Karpatenukraine-Übersichtskarte von 1938
Lage derOblast Transkarpatien in derUkraine
Wappen

DieKarpatenukraine (auchKarpato-Ukraine,ukrainischКарпатська УкраїнаKarpatska Ukrajina), modernerTranskarpatien (ЗакарпаттяZakarpatia), ist eine historische Region im äußersten Westen der heutigenUkraine, die anRumänien,Ungarn, dieSlowakei undPolen grenzt. Sie umfasst hauptsächlich das Gebiet um den ukrainischen Teil derKarpaten, die heutige VerwaltungseinheitOblast Transkarpatien(Zakarpatska Oblast). Die größten Städte sindUschhorod undMukatschewo.

Inhaltsverzeichnis

Andere Bezeichnungen

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Als andere Bezeichnung für die Region wird auchKarpatoruthenien verwendet; aus der Sicht der Ukraine heißt sieTranskarpatien, aus der Sicht MitteleuropasSubkarpatien (tschechisch undslowakischPodkarpatsko,ungarischKárpátalja,polnischZakarpacie oderPodkarpacie), als Teil derTschechoslowakei 1918 bis 1938Podkarpatská Rus (Karpatenrussland) und als Teil desKönigreichs UngarnNordöstlichesOberungarn (Észak-Keleti Felvidék). Die ungarische Bezeichnung –Kárpátalja (Subkarpatien, „Unterkarpaten“) – wird seit demErsten Wiener Schiedsspruch verwendet.

Bevölkerung

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Traditionell gehören die zirka 1,3 Millionen Bewohner verschiedenenVölkern, vor allem aber denRussinen (oft auch missverständlich alsRuthenen bezeichnet) undUkrainern an. Neben diesen Volksgruppen (Russinen geschätzt 400.000 und Ukrainer etwa 600.000) gibt es noch eine große Minderheit derUngarn (offiziell 151.000) im Süden im Flachland an der Grenze zuUngarn. Im Südosten an der Grenze zuRumänien leben etwa 40.000Rumänen. Die Zahl derJuden und derKarpatendeutschen ist während desZweiten Weltkrieges und danach deutlich zurückgegangen. Von fast 100.000 Juden wurden etwa 90 % imHolocaust ermordet. Nach 1945 wanderten vor allemRussen ein und bilden jetzt stellenweise ethnisch homogene Ortschaften.

1880 gab es laut einer Volkszählung auf dem Gebiet der Karpatenukraine folgende Bevölkerungsverteilung:

Als Teil der Tschechoslowakei hatte der nun alsKarpaten- oderKarpatorussland bezeichnete Teil bei einer Volkszählung 1930 folgende Einwohnerverteilung (von insgesamt 725.357 Einwohnern):[1]

  • Ruthenen = 450.925 (62,17 %)
  • Ungarn = 115.805 (15,96 %)
  • Juden = 95.008 (13,10 %)
  • Tschechen und Slowaken (im Rahmen desTschechoslowakismus zusammengefasst) = 34.511 (4,76 %)
  • Deutsche = 13.804 (1,9 %)
  • Rumänen = 12.777 (1,8 %)
  • Sonstige (Roma,Polen,Jugoslawen) = 2.527 (0,3 %)

Etwa 60 Jahre später, bei der Volkszählung 1989 in der noch bestehendenSowjetunion, gab es folgende Verteilung:

  • Ukrainer = 976.749 (78,4 %)
  • Ungarn = 155.711 (12,5 %)
  • Russen = 49.456 (4,0 %)
  • Rumänen = 29.485 (2,4 %)
  • andere (Roma,Slowaken,Deutsche) = 33.638 (2,7 %)

2001 ergab eine Volkszählung[2] in dem nun zur Ukraine gehörenden Land (Oblast Transkarpatien) folgende Ergebnisse:

  • Ukrainer = 1.010.100 (80,5 %)
  • Ungarn = 151.500 (12,1 %)
  • Rumänen = 32.100 (2,6 %)
  • Russen = 31.000 (2,5 %)
  • Roma = 14.000 (1,1 %)
  • Slowaken = 5.600 (0,5 %)
  • Deutsche = 3.500 (0,3 %)

Die Russinen bzw. Ruthenen, die in der Ukraine leben, werden heute – anders als vor 1945 – nicht als eigeneNationalität anerkannt, sondern lediglich als Volksgruppe innerhalb der Ukrainer. Nur etwa 1 % der Bevölkerung (10.100 Menschen) gaben deshalb bei der letzten Volkszählung ihre Nationalität mit „Russinisch“ an.

Geschichte

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
Hauptartikel:Geschichte der Karpatenukraine
Die Karpatenukraine (gelb) im Südwesten derWestukrainischen Volksrepublik
Die Tschechoslowakei 1928 mit der Karpatenukraine (im Osten)
Dieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mitBelegen (beispielsweiseEinzelnachweisen) ausgestattet. Angaben ohne ausreichenden Beleg könnten demnächst entfernt werden. Bitte hilf Wikipedia, indem du die Angaben recherchierst undgute Belege einfügst.

Im 9. Jahrhundert war das Gebiet Teil vonGroßmähren, vom 10. Jahrhundert bis 1920 gehörte das Gebiet zumKönigreich Ungarn, und damit (bis 1918) zurHabsburgermonarchie. Es lag dort in denKomitatenUng,Bereg,Ugocsa,Máramaros sowie in kleinen Teilen im KomitatSzatmár.

Nach dem Ende desErsten Weltkrieges kam das Gebiet durch denVertrag von Trianon zurTschechoslowakei. Als Karpatenrus (tschechischPodkarpatská Rus) bezeichnet, bildete es neben Böhmen, Mähren-Schlesien und der Slowakei ab 1928 eines der vier Gebiete in der administrativen Gliederung der Tschechoslowakei.

Im November 1938 erhielt der Landesteil eine Autonomie innerhalb der föderalisierten Tschechoslowakei, nachdem ein Teil mit demErsten Wiener Schiedsspruch zurück an Ungarn kam. Im März 1939 wurde das Gebiet von Ungarn vollständig besetzt und war bis 1944 Teil Ungarns (unter der Bezeichnung Kárpátalja), 1944–46 wieder formal Teil der Tschechoslowakei. 1946 wurde die Karpatenukraine vollständigan die Sowjetunion abgetreten und Teil derUkrainischen Sozialistischen Sowjetrepublik.[3]

Durch die Erklärung der Unabhängigkeit der Ukraine ist sie seit 1991 ein Teil dieses Staates.

Administrative Gliederung in der Zwischenkriegszeit

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Bis 30. Juni 1926 bestanden auf dem Gebiet, den Grenzen der alten ungarischen Komitate folgend, die Gespanschaften:

  • Župa užhorodská (etwa „Užhoroder Gespanschaft“, HauptstadtUžhorod, Gebiet bis zur slowakischen Grenze und Reste desKomitats Ung auf tschechoslowakischer Seite und kleine Teil des Komitat Bereg)
  • Župa mukačevská (etwa „Mukačevoer Gespanschaft“, HauptstadtMukačevo, fast ganzes Gebiet desKomitats Bereg auf tschechoslowakischer Seite)
  • Župa velkosevljušská (HauptstadtVelká Sevluš, Gebiet der KomitateMáramaros,Ugocsa undSathmar auf tschechoslowakischer Seite)

Durch die Verwaltungsreform 1927 (Gesetz 125/1927 Sb. bzw. 92/1928 Sb.) kam es ab 1928 zu einer Neueinteilung und innerhalb Karpatenrus bestand in Analogie zu denOkresy (Bezirke) in der Slowakei und Tschechien folgende Einteilung:

Siehe auch

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
Portal: Ukraine – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Ukraine
Wikimedia-Atlas: Karpatenukraine – geographische und historische Karten

Literatur

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
  • Paul Robert Magocsi:The Shaping of a National Identity. Subcarpathian Rus’, 1848–1948. Cambridge, Massachusetts / London, England 1978.
  • Christian Ganzer:Die Karpato-Ukraine 1938/39 – Spielball im internationalen Interessenkonflikt am Vorabend des Zweiten Weltkrieges. Hamburg 2001 (Die Ostreihe – Neue Folge. Heft 12).
  • Vincent Shandor:Carpatho-Ukraine in the Twientieth Century. A Political and Legal History. Harvard U.P. for the Ukrainian Research Institute, Harvard University, Cambridge, Mass. 1997.
  • Albert S. Kotowski:„Ukrainisches Piemont“? Die Karpatenukraine am Vorabend des Zweiten Weltkrieges. In: Jahrbücher für Geschichte Osteuropas 49 (2001), Heft 1, S. 67–95.
  • Georg Nelika:Die Deutschen der Transkarpatischen Ukraine In: Deutsche Gesellschaft für Volkskunde. Kommission für Deutsche undOsteuropäische Volkskunde (Hrsg.):Schriftenreihe der Kommission für Deutsche und Osteuropäische Volkskunde in der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde e. V. Band 84. Elwert 2002,ISBN 978-3-7708-1218-9.
  • Iwan Pop:Enzyklopedija Podkarpatskoj Rusi. Uschhorod 2001 (ukrainisch).
  • Paul R. Magocsi, Ivan Pop (Hrsg.):Encyclopedia of Rusyn history and culture. University of Toronto Press, 2002 / 2005,ISBN 0-8020-3566-3 (books.google.de eingeschränkte Vorschau).

Weblinks

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
Commons: Karpatenukraine – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
  1. Nikolaus G. Kozauer:Die Karpaten-Ukraine zwischen den beiden Weltkriegen, Esslingen am Neckar 1979, S. 136.
  2. ukrcensus.gov.ua:Anzahl und Zusammensetzung der Bevölkerung Transkarpatiens auf der Grundlage der Volkszählung 2001 (Memento vom 11. November 2009 imInternet Archive)
  3. Указ Президиума ВС СССР от 22.01.1946 об образовании Закарпатской области в составе Украинской ССР (russisch: Wikisource).

48.66666666666723.233333333333Koordinaten:48° 40′ 0″ N,23° 14′ 0″ O

Normdaten (Geografikum):VIAF:242167802707717770121
Abgerufen von „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Karpatenukraine&oldid=253809615
Kategorien:
Versteckte Kategorie: