Karnuten
DieKarnuten (Carnutes, auchCarnuti oderCarnuten) waren eingallisches Volk zwischen Liger (Loire) und Sequana (Seine).
Die Hauptorte der Karnuten waren Autricum (Chartres) und Cenabum (ab dem 3. Jahrhundert n. Chr.Aurelianum, heuteOrléans). Sie waren westliche Nachbarn derSenonen. Im 1. Jahrhundert v. Chr. prägten die Karnuten auch Bronzemünzen, verbreitet war unter anderem das Adlermotiv. In dem Heer, das um 600 oder 400 v. Chr. unterBellovesus nach Italien zog, werden auch Karnuten genannt.[1]
ImGallischen Krieg gegenRom (bzw. den römischen FeldherrnGaius Iulius Caesar, der die Eroberung des freien Gallien betrieb) spielten sie eine nicht unwichtige Rolle. Im Jahr 54 v. Chr. ermordeten sie den von Caesar drei Jahre zuvor eingesetzten KönigTasgetius, ordneten sich dann aber kurzfristig wieder Rom unter.[2] Die Karnuten begannen 52 v. Chr. mit dem Überfall auf Cenabum, in dessen Verlauf mehrere römische Bürger umgebracht wurden, den Aufstand der Gallier unterVercingetorix gegen Caesar.[3] Im Laufe des Aufstands hatten die Karnuten zumEntsatz der Belagerten inAlesia angeblich 12.000 Mann zu stellen.[4] Im Jahr darauf zog Caesar gegen die Karnuten, die sich ihm kurz darauf unterwarfen. Den angeblichen Kriegshetzer (concitator belli), der den Titel oder NamenGutuater trug, ließ er totpeitschen und enthaupten.[5] Die Karnuten wurden in der Folgezeit romanisiert und erhielten von KaiserAugustus mehrere Vorrechte eingeräumt.
Nach Caesar war das Gebiet der Karnuten der „Mittelpunkt Galliens“. Alljährlich versammelten sich dort an einem heiligen OrtDruiden, um Streitigkeiten zu schlichten.[6] Diese Bemerkung Caesars diente später den Autoren derAsterix-Hefte als Anregung für den von ihnen erfundenen „Karnutenwald“.
Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Marcel Le Glay: Carnutes. In:Der Kleine Pauly (KlP). Band 1, Stuttgart 1964, Sp. 1060 (sehr knapper Überblick).
- Max Ihm: Carnutes. In:Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band III,2, Stuttgart 1899, Sp. 1605.
Anmerkungen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑Livius,ab urbe condita 5,34. Ob die bei Livius erscheinende Aufzählung gallischer Stämme historisch oder aus im 1. Jahrhundert v. Chr. (also zu Livius’ Zeiten) bekannten Namen gallischer Stämme zusammengesetzt ist, ist in der Forschung umstritten.
- ↑Caesar,de bello Gallico 5,25. Der Hintergrund dafür ist auch in der politischen Struktur zu suchen: Zu Caesars Zeiten war das Königtum bei den Galliern fast überall einer aristokratischen Herrschaft gewichen. Dort, wo es sich hielt, war der König zumeist machtlos oder von Roms Gnaden abhängig.
- ↑Caesar,de bello Gallico 7,3. Zum Aufstand sei allgemein auf die einschlägigen Caesar-Biografien verwiesen, beispielsweiseChristian Meier,Caesar, 5. Auflage, München 2002, S. 384ff.
- ↑Caesar,de bello Gallico 7,75.
- ↑Caesar,de bello Gallico 8,4f. und 8,31.
- ↑Caesar,de bello Gallico 6,13,10, vgl. auchBernhard Maier: Keltische Religion. In:Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 2. Auflage. Band 16, Walter de Gruyter, Berlin/New York 2000,ISBN 3-11-016782-4, S. 418.