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Bücher war der Sohn des Bürstenmachermeisters Friedrich Bücher, der in Kirberg eine kleinindustrielle Fertigung und Landwirtschaft betrieb, und dessen Frau Christiane. Karl Bücher besuchte von 1863 bis 1866 dasGymnasium in Hadamar. An den Universitäten Bonn und Göttingen studierte erAlte Geschichte undPhilologie. Nach der Promotion, die er 1870 ablegte, bestand er 1872 die Staatsprüfung und arbeitete im Probejahr als Lehrer in Dortmund. Von 1873 bis 1878 war er Lehrer an derWöhlerschule inFrankfurt am Main, deren Trägerin diePolytechnische Gesellschaft war. Während dieser Zeit betrieb er über seine Lehrertätigkeit hinaus nationalökonomische Studien.
1878 nahm Bücher ein Angebot des Herausgebers derFrankfurter Zeitung,Leopold Sonnemann, an und wurde dort Redakteur des sozial- und wirtschaftspolitischenRessorts. Aus einem immer stärker zu Tage tretenden Interesse für die sozial- und wirtschaftspolitischen Fragen am Beginn der ÄraBismarck fasste er eineHabilitation ins Auge. 1881 erhielt er an derLudwig-Maximilians-Universität München dieVenia legendi für Nationalökonomie und Statistik. Nach Ordinariaten an den UniversitätenDorpat undBasel und an der Technischen HochschuleKarlsruhe folgte er 1892 einemRuf nach Leipzig, er lehrte dort bis 1917.
1903 veröffentlichte Karl Bücher die Denkschrift „Der deutsche Buchhandel und die Wissenschaft“, die einen Höhepunkt im nach ihm benanntenBücher-Streit darstellte. Darin kritisierte er dieBuchpreisbindung, weil sie eine Kartellbildung begünstige und Druckerzeugnisse verteuere.
Büchers nationalökonomisches Werk ist charakteristisch für die Erkenntnisperspektive der „jüngeren Historischen Schule“ in der Nationalökonomie. Diese hatte zum Ziel, den zeitgenössischen Problemen durch die Rekonstruktion ihrer historischen Wurzeln auf die Spur zu kommen. Dafür steht auch Büchers „Wirtschaftsstufentheorie“, die er in dem Werk darstellte, mit dem er als Nationalökonom Ansehen und Berühmtheit erlangte, seiner zweiteiligen Aufsatzsammlung „Die Entstehung der Volkswirtschaft“ (1893, 1918).
Nach seinerEmeritierung widmete Bücher sich dem Feld, das ihn zeit seines Lebens – praktisch in seinen Jahren als Journalist derFrankfurter Zeitung, theoretisch in seiner nationalökonomischen Lehre – begleitet hat: derZeitungswissenschaft. 1916 errichtete er an derUniversität Leipzig das ersteInstitut für Zeitungskunde in Deutschland. Das Ziel des Institutes war, den angehenden Journalisten eine akademisch fundierte und ebenso berufsvorbereitende wie zeitungsfachliche Ausbildung zu ermöglichen, um damit das Niveau der Presse zu heben. Andererseits wollte er für die Presse eine Stätte der ernsten wissenschaftlichen Forschung schaffen. 1926 gipfelten seine Bemühungen für das Fach in der Einrichtung der ersten ordentlichen Professur für Zeitungskunde, auf dieErich Everth berufen wurde.
Er wurde imKolumbarium auf demSüdfriedhof Leipzig (Nische II/25) beigesetzt. Die Urne wurde Anfang der 1990er Jahre gestohlen.
Der Außenpolitiker und IndustrielleHermann Bücher war sein Neffe.
2018 richtete dieUniversität Leipzig im Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaften an der Fakultät für Sozialwissenschaften und Philosophie die „Karl-Bücher-Gastprofessur für die Zukunft des Journalismus“ ein. Die ersten Inhaber warenConstantin Blaß undJulia Bönisch.[2]
Der deutsche Buchhandel und die Wissenschaft, Teubner, Leipzig 1903
Ordnungen und Urkunden zur Geschichte des Buchgewerbes. Leipzig 1903.
„Die Anonymität in der Presse“. In:Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft 72. Band, 1916, S. 289–327Digitalisat
„Eine Schicksalsstunde der akademischen Nationalökonomie“ In:Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft 73. Band, 1917/18, S. 255–293Digitalisat
„Die wirtschaftliche Reklame“. In:Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft 73. Band, 1917/18, S. 461–483Digitalisat
Die deutsche Tagespresse und die Kritik. Tübingen 1917.[3]
„Das Intelligenzwesen“. In:Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft, 75. Band 1920/21, S. 326–345Digitalisat
„Zur Frage der Pressereform“. In:Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft 76. Band, Heft 3, 1921, S. 296–331Digitalisat
„Zur Geschichte des Zeitungs-Abonnements“. In:Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft, 78. Band 1924, S. 3–18Digitalisat
„Der Vertrieb der Zeitungen“. In:Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft, 78. Band 1924, S. 221–258Digitalisat
„Buchbesprechungen“. In:Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft, 78. Band 1924, S. Digitalisat
Die Frauenfrage im Mittelalter. 2., verbesserte Auflage, Tübingen 1910.Digitalisat
DieKultur der Gegenwart : Das Zeitungswesen. Hrsg. Paul Hinneberg, B. G. Teubner, Leipzig und Berlin 1906, S. 481–517Digitalisat, 2. Auflage 1912: S. 512–555, auch alsGesammelte Aufsätze zur Zeitungskunde (1926, siehe unten)Digitalisat
Die Berufe der Stadt Frankfurt am Main im Mittelalter, (= Abhandlungen der Philologisch-Historischen Klasse der Königlich-Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften. Band 30, 3). Teubner, Leipzig 1914.Digitalisat
Gemeinsam mit Benno Schmidt:Frankfurter Amts- und Zunfturkunden bis zum Jahre 1612. 2 Bände (= Veröffentlichungen der Frankfurter Historischen Kommission Band 6, 1–2). Frankfurt am Main 1914–1915.
Gesammelte Aufsätze zur Zeitungskunde. Verlag der H. Laupp’schen Buchhandlung, Tübingen 1926Digitalisat darin: „Die Grundlagen des Zeitungswesens“ (1906/12), „Zur Geschichte des Zeitungsabonnements“ (Vortrag, Sächsische Akademie der Wissenschaften 1923, auch inZfdgStw 1924), „Das Intelligenzwesen“ (1920, auch inZfdgStw 1920/21), „Die Anonymität in den Zeitungen“ (1916/17, auch inZfdgStw 1916), „Buchbesprechungen“ (1924, auch inZfdgStw 1924), „Der Zeitungs-Vertrieb“ (1924, auch inZfdgStw 1924), „Die Reklame“ (1917, auch inZfdgStw 1917/18), „Der Krieg und die Presse“ (Vortrag, Universität Leipzig 1915), „Die deutsche Tagespresse und die Kritik“ (1915/17), „Zur Frage der Preßreform“ (, auch inZfdgStw 1924)
Arbeitsteilung und soziale Klassenbildung, Vittorio Klostermann, Frankfurt am Main 1946
Wolfgang Drechsler mit Rainer Kattel:Karl Bücher inDorpat. In:Trames 1:4 (1997), S. 322–368 (kürzere Version auch im Backhaus-Band).
Thomas Düe:Fortschritt undWerturteilsfreiheit. Entwicklungstheorien in der historischen Nationalökonomie des Kaiserreichs. Dissertation, Universität Bielefeld 2001 (Volltext).
Erich Everth:In memoriam Karl Büchers. In:Zeitungswissenschaft, Jg. 6 (1931), Nr. 1, 15. Januar 1931, S. 2–8.
Sebastian Göschel:Schließlich sind wir alle Büchers Schüler.Der Leipziger Nationalökonom Karl Bücher. In:Leipziger Blätter 57, Herbst 2010, S. 64 f.
Arnulf Kutsch:Schriftenverzeichnis Karl Bücher. Leipziger Universitäts-Verlag, Leipzig 2000,ISBN 3-934565-59-X (Bibliographie).
Alexander Pinwinkler:Historische Bevölkerungsforschungen. Deutschland und Österreich im 20. Jahrhundert. Wallstein Verlag, Göttingen 2014, hier bes. 135–146.
Sylvia Straetz:Das Institut für Zeitungskunde in Leipzig bis 1945. In:Rüdiger vom Bruch undOtto B. Roegele (Hrsg.):Von der Zeitungskunde zur Publizistik. Haag und Herchen, Frankfurt am Main 1986,ISBN 3-89228-039-8, S. 75–103 (mit zahlreichen Hinweisen auf die Rolle Büchers).
Jürgen Wilke:Von der Zeitungskunde zur Integrationswissenschaft. Wurzeln und Dimensionen im Rückblick auf hundert Jahre Fachgeschichte der Publizistik-, Medien- und Kommunikationswissenschaft in Deutschland. In:Medien & Kommunikationswissenschaft, Jg. 64 (2016), Heft 1, S. 74–92, (behandelt stark auch die Rolle Büchers in der Frühzeit der Zeitungswissenschaft).
Thomas Irmer/Juliana Raupp:„Tummelplatz der Unkultur“ – Karl Bücher und die Presse im Ersten Weltkrieg. In: Markus Beiler, Benjamin Bigl (Hrsg.):100 Jahre Kommunikationswissenschaft in Deutschland. Von einem Spezialfach zur Integrationsdisziplin. UVK, Konstanz 2017 (Schriftenreihe der Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft; 44),ISBN 978-3-86764-720-5, S. 49–62.
↑Gastprofessoren, Fakultät für Sozialwissenschaften und Philosophie, Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaft, Universität Leipzig, abgerufen am 15. Januar 2020
↑Vgl. hierzuWesen und Aufgabe der Presse, in: Kölnische Volkszeitung Nr. 631, 14. August 1917, S. 1, undPaul Schumann: Die deutsche Tagespresse und die Kritik wider Karl Bücher. Dresden 1917.