Höchster Berg ist derSäntis (2502 m ü. M.) imAlpstein, auf dem sich die Grenzen der drei Kantone Appenzell Innerrhoden, Appenzell Ausserrhoden und St. Gallen treffen. Aufgrund der Zersplitterung des Kantons in drei Gebiete existieren sechs solcher Grenztreffpunkte. Der Säntis ist der südlichste und westlichste von diesen.
Die Einwohner des Kantons werdenInnerrhoder bzw. mundartnahInnerrhöd(e)ler genannt. Sie gelten alskonservativ und sindrömisch-katholisch geprägt.[6][7][8]Per 31. Dezember 2023 betrug die Einwohnerzahl des Kantons Appenzell Innerrhoden 16'214.[9] DieBevölkerungsdichte liegt mit 96 Einwohnern pro Quadratkilometer weit unter demSchweizer Durchschnitt (217 Einwohner pro Quadratkilometer).
Der Ausländeranteil (gemeldete Einwohner ohneSchweizer Bürgerrecht) bezifferte sich am 31. Dezember 2023 auf 12,5 Prozent, während landesweit 27,0 Prozent Ausländer registriert waren.[10]
Per 30. Juni 2021 betrug dieArbeitslosenquote 0,8 Prozent gegenüber 2,8 Prozent auf eidgenössischer Ebene.[11]
Der Kanton Appenzell Innerrhoden ist einrömisch-katholisch geprägter Kanton. Sein Gebiet trennte sich 1597 im Rahmen derLandteilung vomevangelisch-reformiert gewordenen Landesteil des nachmaligen Kantons Appenzell Ausserrhoden ab.
Der Kanton AppenzellInnerrhoden, seit 1513 wie Ausserrhoden ein Glied der Eidgenossenschaft, bildete vor derGegenreformation zusammen mit dem Kanton Appenzell Ausserrhoden den Kanton Appenzell. Im Jahr 1597 teilte Appenzell sich friedlich in zweiHalbkantone (Landteilung), in dasreformierte Appenzell Ausserrhoden und daskatholisch gebliebene Appenzell Innerrhoden. Diese sind heute im SchweizerStänderat mit jeweils nur einem statt mit zwei Sitzen vertreten. Sonst sind die «Halbkantone» heute eigenständige Kantone, wie die anderen Kantone der Schweiz auch.
Nachdem derLandsgemeinde-Kanton Appenzell imMittelalter halbwegs demokratisch aufgebaut gewesen war, bildete sich seit dem 16. Jahrhundert wie in den anderen Kantonen in Innerrhoden zusehends eine elitäre Oberschicht aus, welche den Kanton selbstherrlich regierte, einzelne Familien beherrschten die Politik. Erst mit derHelvetik (vorübergehend und unter der Fremdherrschaft Frankreichs) und dann im 19. Jahrhundert bildeten sich wieder demokratischere Verhältnisse aus.[18]
Appenzell Innerrhoden war nach einemBundesgerichtsentscheid vom 27. November 1990 der letzte Schweizer Kanton, der das 1971 auf eidgenössischer Ebene beschlosseneFrauenstimmrecht gegen den Willen der (männlichen) Stimmbürger auch auf kantonaler Ebene einführen musste. Im April 1990 hatte sich die Landsgemeinde noch gegen die Einführung des Frauenstimmrechts ausgesprochen.[19]
Die gegenwärtigeVerfassung für den Eidgenössischen Stand Appenzell Innerrhoden datiert vom 24. Wintermonat [November] 1872.[20] Sie wurde seither mehrmals geändert, so Ende des 20. Jahrhunderts, als derGewaltenteilung grössere Nachachtung verschafft und die Gerichtsorganisation revidiert wurde. Die Landsgemeinde 2024 erliess eine neue Verfassung, doch ist diese noch nicht in Kraft.[21]
Vereidigung bei der Innerrhoder Landsgemeinde in Appenzell
Die jährlich – in der Regel am letzten Aprilsonntag – in Appenzell abgehalteneLandsgemeinde ist die Versammlung der stimm- und wahlberechtigten Einwohnerinnen und Einwohner des Kantons und damit dessen oberstes Organ. Als Stimmrechtsausweis können Männer neben der papierenen Stimmkarte auch das sogenannte «Seitengewehr» vorzeigen,[22] früher tatsächlich ein Gewehr, heute ein zumeist ererbterDegen, wahlweise auch einBajonett oderSäbel.[23] Die Abstimmung erfolgt per Handerheben.
Finanzbeschlüsse des Grossen Rates unterliegen der Abstimmung durch die Landsgemeinde zwingend, wenn sie einmalig wenigstens 1'000'000 Franken oder während mindestens fünf Jahren wiederkehrend wenigstens 200'000 Franken betragen. Fakultativ unterliegen Finanzbeschlüsse der Abstimmung durch die Landsgemeinde, wenn sie einmalig wenigstens 250'000 Franken oder während mindestens fünf Jahren wiederkehrend wenigstens 50'000 Franken betragen (Finanzreferendum). Die Löhne für das Staatspersonal sind dem Referendum entzogen.
Jeder einzelne stimm- und wahlberechtigte Einwohner hat das Recht, eineInitiative einzureichen, welche die Abänderung der Verfassung oder den Erlass, die Änderung oder die Aufhebung eines Gesetzes bezweckt. Solche Initiativen sind der Landsgemeinde zwingend zur Abstimmung zu unterbreiten.
An der Landsgemeinde werden die Mitglieder der Kantonsregierung und des Kantonsgerichts sowie der Vertreter des Kantons im Ständerat gewählt.
Kantonsparlament ist derGrosse Rat. Seine wichtigste Aufgabe ist die Vorberatung der Verfassungs- und Gesetzesvorlagen zuhanden der Landsgemeinde. Im Weiteren erlässt er Verordnungen und Reglemente zum Vollzug der Gesetzgebung des Kantons und überwacht den Geschäftsgang aller Behörden. Ausserdem prüft und genehmigt er die Jahresrechnung, legt das Budget und den Steuersatz fest und fällt die Entscheide über die Erteilung des Landrechtes (Bürgerrechts). Schliesslich verfügt er über das Begnadigungsrecht.
Die Einsitznahme der Standeskommission (Kantonsregierung) und die Leitung des Grossen Rates durch den Landammann wurde 1995 beseitigt.
Mit den Neuwahlen im Jahre 2015 trat eine Neuregelung in Kraft, nach der die Zahl der Grossratsmitglieder auf 50 festgelegt wurde. Jedem der sechs Bezirke stehen dabei mindestens vier Vertreter zu. Die restlichen 26 Mandate werden der Einwohnerzahl nach verteilt. Nach der zuvor geltenden Regelung wählte jeder Bezirk aus den in seinem Gebiet wohnhaften Stimmberechtigten auf 300 Einwohner je ein Mitglied, wobei eine Bruchzahl von mehr als 150 Bezirkseinwohnern einen Bezirk ebenfalls zu einem Vertreter berechtigte. Aus diesem Grund war die Zahl der Grossratsmitglieder bis 2015 variabel.
Die Amtsdauer des Grossen Rates beträgt vier Jahre. Die Wahlen finden in den meisten Bezirken an offenenBezirksgemeinden statt, inOberegg jedoch an der Urne.
Sitzverteilung pro Bezirk (2024): Appenzell: 18; Schwende-Rüte: 18; Schlatt-Haslen: 4; Gonten: 4; Oberegg: 6; Total: 50. Insgesamt sind 11 Frauen und 39 Männer im Grossen Rat.
Kantonsregierung ist dieStandeskommission, die alljährlich von der Landsgemeinde gewählt wird. Sie zählt sieben Mitglieder, die in ihrem Amt jeweils traditionelle Amtsbezeichnungen tragen und ihren Departementen vorstehen. Die Standeskommission kennt nur eine bedingte Selbstkonstituierung: Vier ihrer Mitglieder werden vom Stimmvolk direkt in das jeweilige Amt gewählt, die drei übrigen erhalten ihre Ämter von der Standeskommission zugewiesen. Regierender und stillstehenderLandammann wechseln sich in einem Turnus von zwei Jahren ab.
Seit 2025 istRoland Dähler (parteilos) als Nachfolger für den zurückgetretenen Roland Inauen (parteilos)regierender Landammann. Dähler war bereits mehrmals in diesem Amt. Erstmals wurde mitAngela Koller (Mitte) eine Frau zum stillstehenden Landammann gewählt. Ruedi Ulmann wurde durchHans Dörig ersetzt. Die übrigen Mitglieder der Standeskommission wurden in ihren Ämtern bestätigt.[24]
Wahl der Standeskommission bei der Landsgemeinde vom 27. April 2025[24]
Bis zur Verkleinerung der Standeskommission von neun auf sieben Mitglieder 1996 gab es überdies den für das Militärwesen zuständigenLandeszeugherrn[25] und den für das Sozialwesen zuständigenArmleutsäckelmeister.
Das die Verfassungsbestimmungen über die Gerichte konkretisierende gegenwärtige Gerichtsorganisationsgesetz datiert vom 25. April 2010.[26]
In jedem Bezirk besteht ein der ersten Gerichtsinstanz vorgeschaltetesVermittleramt. Erste Gerichtsinstanz sind die beiden von den Bezirken gewähltenBezirksgerichte für den Inneren und den Äusseren Landesteil. Zweite Gerichtsinstanz ist die Abteilung Zivil- und Strafgericht des von der Landsgemeinde gewähltenKantonsgerichts in Appenzell.
Für den gesamten Kanton bestehen überdies eine Schlichtungsstelle für miet- und nichtlandwirtschaftliche Pachtverhältnisse, eine Schlichtungsstelle für Gleichstellungsfragen und ein Jugendgericht. Erstere beide werden von der Standeskommission, das letztgenannte vom Grossen Rat gewählt.
DieVerwaltungsgerichtsbarkeit wird von der verwaltungsgerichtlichen Abteilung des Kantonsgerichts ausgeübt.
DasSpangericht, das «dingliche Streitsachen, sofern diese Flur und Weide, Quellen und Brunnen, Bach und Holz, Steg und Weg» betrafen, sowie dasKassationsgericht, das für Nichtigkeitsklagen und -beschwerden zuständig war, wurden 1998 aufgehoben.
Kanton Appenzell InnerrhodenBezirke (Orte) des Kantons Appenzell Innerrhoden
DieBezirke sind die lokalen Verwaltungseinheiten im Kanton Appenzell Innerrhoden. Sie entsprechen denpolitischen Gemeinden anderer Kantone und werden daher in Statistiken usw. häufig als Gemeinden bezeichnet. Die Bezirke entstanden 1872 aus den ehemaligenRhoden.
Nachfolgend aufgelistet sind alle fünf Bezirke per 1. Mai 2022:[27]
Da sich zwei, früher drei Bezirke (Appenzell,Schwende undRüte) dasDorf Appenzell aufteilen, wurde schon im 16. Jahrhundert für gemeindeübergreifende Aufgaben eigens eine Spezialgemeinde gegründet, dieFeuerschaugemeinde, welches das Dorf Appenzell mit seinen Aussenquartieren umfasst. Heute ist die Feuerschaugemeinde für die Baupolizei, die Feuerwehr sowie die Wasser- und Energieversorgung zuständig.
Die Bezeichnung für einen Bezirkspräsidenten istBezirkshauptmann, der Stellvertreter wirdStillstehender Bezirkshauptmann genannt. Die Hauptmänner haben ähnliche Funktionen wieGemeindepräsidenten anderer Kantone.
Die vom Grossen Rat geplante Strukturreform, wonach das Innere Land (der ganze Kanton Appenzell Innerrhoden bis auf Oberegg) zu einem einzigen Bezirk zusammengeschlossen werden sollte, wurde an der Landsgemeinde vom 29. April 2012 abgelehnt. Freiwillige Fusionen einzelner Bezirke bleiben möglich.[29]
Per 1. Mai 2022 fusionierten die Bezirke Schwende und Rüte zum neuen BezirkSchwende-Rüte.[30]
Der Kanton teilt sich in denInneren Landesteil (Bezirke Appenzell, Gonten, Schlatt-Haslen und Schwende-Rüte) und denÄusseren Landesteil (Bezirk Oberegg). Die beiden Landesteile sind die Träger desGemeindebürgerrechts. Sie bilden auch den Zuständigkeitsrayon für die Schlichtungsstellen und die Bezirksgerichte sowie beispielsweise für die Baubehörde, die Erbschaftsbehörde sowie die Notfallversorgung.
Appenzell Innerrhoden ist als ursprünglicherHalbkanton imStänderat nur mit einem Sitz vertreten. ImNationalrat, in dem die Sitze nach Einwohnerzahl zugeteilt werden, hat der Kanton derzeit Anspruch auf einen Sitz.
2022 betrug dasBruttoinlandsprodukt (BIP) 1,2 MilliardenSchweizer Franken (Platz 26 unter den 26 Kantonen).[31] Mit einem BIP pro Kopf von 75'526 Franken (2022) belegte der Kanton Platz 15 und damit einen mittleren Rang.[32] Die Arbeitslosenquote von 0,6 % (November 2024) lag jedoch deutlich unter dem landesweiten Durchschnitt von 2,6 % und war der niedrigste Wert unter allen Kantonen.[33]
Ausser der Landwirtschaft ist der Kanton durch ein vielfältiges Gewerbe gekennzeichnet, u. a.:
Goba AG (bis 2013Mineralquelle Gontenbad AG): Mineralwasser
Im Kanton Appenzell Innerrhoden verkehren achtPostautolinien. Diese versorgen den eigenen Kanton und teilweise auch noch dieKantone Appenzell Ausserrhoden undSt. Gallen. Der Halbkanton ist ausserdem durch dieAppenzeller Bahnen mit den Kantonen Appenzell Ausserrhoden mit Bahnlinien nach Gais-Teufen-St.Gallen und Urnäsch-Herisau-Gossau verbunden.
Aufgrund einer Vereinbarung der Vereinigung der Strassenverkehrsämter, des Bunds und des Autovermieter-Verbands lassenAutovermieter in der Schweiz ihre Fahrzeuge im Kanton Appenzell Innerrhoden und imKanton Waadt immatrikulieren, daher haben viele Mietautos einKontrollschild mit der Angabe «AI». Die Strassenverkehrsgebühren werden gemäss einer Übereinkunft nach einem festen Schlüssel auf die übrigen Kantone verteilt, die Bearbeitungsgebühren hingegen verbleiben im Kanton; so gingen 2016 rund 945'000 Franken ans Tiefbauamt des Kantons Appenzell Innerrhoden.[34]
↑Quelle: Statistik für die EUREGIO-Bodensee. In:Aufgelistet! Die zehn Landkreise der Bodenseeregion, … In:Südkurier vom 25. Februar 2011 und in: Ders. vom 2. Juli 2011.
↑1597 – Die Landteilung. Das Appenzellerland trennt sich in zwei Halbkantone. Kanton Appenzell Innerrhoden, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 20. Juni 2015; abgerufen am 20. Juni 2015.
↑Rudolf Hotzenköcherle:Die Sprachlandschaften der deutschen Schweiz. Sauerländer, Aarau, Frankfurt am Main, Salzburg 1984 (Reihe Sprachlandschaften der Schweiz 1),ISBN 3-7941-2623-8; hier:Der Nordosten. S. 91–124.
↑Stefan Sonderegger, Thomas Gadmer:Appenzeller Sprachbuch. Der Appenzeller Dialekt in seiner Vielfalt. Appenzell/Herisau 1999.
↑Joe Manser:Innerrhoder Dialekt. Mundartwörter und Redewendungen aus Appenzell Innerrhoden. Appenzell 2001,ISBN 3-9520024-9-6 (4., erweiterte Auflage, Appenzell 2008).
↑Seit der letzten Volkszählung im Jahr 2000 liegen keine genauen Zahlen zur Religionszugehörigkeit der Gesamtbevölkerung (jeden Alters) im Kanton Appenzell Innerrhoden mehr vor. Jedoch führt das Bundesamt für Statistik seit 2010 Stichprobenerhebungen zu den Religionsgemeinschaften im Kanton Appenzell Innerrhoden durch, bei welchen Personen ab einem Alter von 15 Jahren befragt werden. Es gilt zu beachten, dass die Resultate der Erhebungen einVertrauensintervall aufweisen. Siehe auchVolkszählung in der Schweiz#Strukturerhebung.